Figure M. Eine umgekehrte Geschichte der Postmoderne
„Geschlossene Narrative sind immer verdächtig.“ M.
W. hat ein Problem: Er weiß nicht weiter. Und das ist W. nicht gewohnt, denn bislang war auf sein Wissen immer Verlass. Er grübelt. Und grübelt und grübelt und grübelt. Was soll W. wie Wissen sonst tun? „Wenn W. für Wissen steht“, überlegt er, „ist dann nicht M. das umgekehrte Wissen?!“ Also sucht W. M. auf. Die wiederum hat andere Probleme: „Umgekehrtes Wissen?“, fragt sie sich, „Was soll das sein?“ Bedeutet Umkehrung nicht, dass es ein Original gibt, auf das man – trotz Umkehrung – bezogen bleibt? „Weißt du, was ich mache mit Erwartungen?“, fragt sie deshalb den verdutzten W. „Ich enttäusche sie. Alle.“
Von der Grashalm rauchenden Cyborg über das doppelzüngige Orakel bis hin zur Geister- und Gedankenbeschwörerin mit Pfeife experimentiert M. mit vielfältigen Wissensfiguren. Mühelos wechselt sie dabei zwischen Traum, Magie und Selbstratgebern. Wird M. am Ende statt umgekehrtes Wissen vielleicht Expertin für Umkehrungen sein?
Als Figur funktioniert M. wie das ,Gottesteilchen‘ in der Physik: Sie ist einfach praktisch, wenn sich die Dinge gerade mal nicht so fügen. Damit ist mit ihrer titelgebenden Heldin auch die Bewegung der Arbeit selbst umrissen: Zwar beeindruckt Geisteswissenschaft mit ihrer Diskursdisziplin und Kanonkenntnis, jedoch tut sie gerne so, als würde sich Realität irgendwo da draußen ereignen.
Die vorliegende Dissertation versteht sich hier als eine wissenschaftspolitische Intervention. Zum ersten Mal im deutschsprachigen Raum bricht sie mit künstlerisch-spielerischen Mitteln erstarrte akademische Konventionen auf und lädt ein zum Austausch zwischen den Disziplinen.
Fach: Neuere Deutsche Literatur
Betreuer*innen: Prof. Dr. Moritz Baßler, Univ.-Prof. Diedrich Diederichsen, Prof. Dr. Ursula Frohne