Künstler oder Journalist? - Zur Figur und Funktion des Schriftstellers im norwegischen Nationaldiskurs
Um 1890 entstehen in Norwegen auffällig viele literarische Texte, in denen das Schreiben selbst und der Literat in seiner Rolle als Künstler thematisiert werden. Auch setzen sich Literaten um 1890 explizit als Künstler in Szene und stilisieren damit sich selbst und ihr Leben zum Kunstwerk. Das Projekt fragt danach, warum speziell in der Literatur Norwegens, welches bis ins 20. Jahrhundert hinein von Schweden politisch reglementiert ist, die propagierten Künstlerkonzeptionen eine solche Brisanz haben. Hierzu wird die These vertreten, dass die um 1890 entworfenen Künstlerkonzepte eine Dichotomie von Künstler und Kollektiv aufbauen und somit eine künstlerische Sphäre erschaffen, in der vollkommen andere Gesetzmäßigkeiten und Werte (wie beispielsweise die Zweckfreiheit der künstlerischen Produktion) vorherrschen als in der übrigen Gesellschaft. Damit werden die Künstlerkonzeptionen und die den Künstler umgebende künstlerische Welt auf komplexe und abstrakte Weise gerade durch ihre radikale Autonomie zum Katalysator für die nationalen Autonomiebestrebungen der Gesellschaft des reglementierten Norwegen und werden auch als solche im Unabhängigkeitskampf gesellschaftlich funktionalisiert.
Fach: Nordische Philologie
Betreuer/innen: Jun.-Prof. Dr. Sophie Wennerscheid