Verhandlungen von Europa als (Meister-)Erzählung im englischen Gegenwartsroman
[German only]
Von der postmodernen Satire eines Julian Barnes bis zur Science Fiction eines Adam Roberts – Europa erscheint in der zeitgenössischen Literatur des atlantischen Archipels nicht nur als Raum und Schauplatz von Erzählungen, sondern wird gleichermaßen als Bereicherung und Bedrohung für die englische Identität gehandelt. Dieses Dissertationsprojekt widmet sich den verschiedenen Rollen, die Europa in englischen Romanen der 90er Jahren spielt, und ihrer Relevanz als Gegenpart zu England als einem nationalen Konstrukt. Dabei rücken die unterschiedlichen Darstellungen Europas in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in den Blickpunkt: Ist die englische Skepsis gegenüber Europa eine postmoderne Skepsis gegenüber einer (Meister-)Erzählung zu Europa? Welche (weiteren) kulturellen bzw. gesellschaftlichen Funktionen erfüllen solche Europa-Konstruktionen? Der an Zeit und Raum kontextuell angepasste Einsatz bestimmter Erzähl-Muster verweist auf die Instrumentalisierung heterogener Europa-Konzepte bei der Konstruktion der eigenen englischen Identität. Liegt das Verhältnis dieser kulturellen Prozesse zu aktuellen Debatten offen, lässt sich auch beschreiben, wie literarische Texte bei der Verhandlung Europas die ideologischen Schranken des politischen Diskurses umgehen.