Herzlich willkommen

beim Seminar für
Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit
der Universität Münster

 

Ianus

 

 


Zentrale Disziplin für die europäische Kulturentwicklung

Die Kultur des europäischen Mittelalters war in grundlegenden Zügen eine lateinische Kultur. Der Lateinischen Philologie des Mittelalters und der Neuzeit fällt daher die Funktion der zentralen und verbindenden Disziplin für alle am Mittelalter und der Frühen Neuzeit interessierten Fächer zu: die Alt- und Neuphilologien bis hin zur By­zan­ti­nis­tik, Geschichte, Historische Hilfswissenschaften, Theologie, Kunst- und Mu­sik­ge­schich­te, Wissenschafts- und Technikgeschichte u. a. Daß ihre zentrale Stel­lung bisher zu wenig bewußt ist, hat seinen Grund darin, daß sie erst spät, mit der allmählichen Überwindung nationaler Mittelalterbilder um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, erstmals als eigenes Fach eingerichtet wurde. Sie hat (wenngleich auf äußerst schma­ler personaler Basis) im Zuge der Institutionalisierung der Mediävistik nach dem 2. Weltkrieg größeres Gewicht erhalten und sich seit einigen Jahren auch international organisiert und konsolidiert. Ihr Gegenstand ist die gesamte lateinische Schrift­über­lie­fe­rung vom Ausgang der Antike bis in die Neuzeit, soweit diese als Literatur begriffen, d. h. mit literaturwissenschaftlichen Fragestellungen und Methoden erschlossen wird.

Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit in Münster

In dem seit Jahrzehnten und durch vier Sonderforschungsbereiche sowie zwei Gra­du­ier­ten­kol­legs ausgebildeten mediävistischen Forschungsschwerpunkt in Münster wird die Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit zum zentralen Haupt- und Verbindungsfach, das, noch flankiert von der Klassischen Latinistik, so gründlich und vielseitig studiert werden kann wie sonst kaum irgendwo. Nicht nur das breite Spek­trum der mediävistischen Nachbarfächer in der Lehre, auch die Vortrags- und Se­mi­nar­ver­an­stal­tun­gen der genannten Institutionen gewährleisten ergänzend zum normalen Lehrprogramm eine gründliche und vielseitige Ausbildung, die auch einer gewissen Borniertheit einer älteren Prägung dieses Fachs entgegensteuert.

Studienverlauf – Schwerpunkte der Lehre – Studienziele

Das Studium bezieht sich auf die lateinische Sprache vom Ende der Spätantike bis zur Frühen Neuzeit sowie auf die Literatur dieser Epochen in ihrem historisch-kulturellen Rahmen.

Im Grundstudium sollen die Studierenden ihre Studienvoraussetzungen (z. B. Sprach­kennt­nis­se) vervollständigen, mit den Grundbegriffen, Methoden und Hilfs­mit­teln des Fachs vertraut werden und einerseits überblicksweise, andererseits exemplarisch und gründlich wichtige Epochen, Autoren und Probleme des lateinischen Mittelalters und der Frühen Neuzeit kennenlernen. Das Hauptstudium dient dem Ausbau, der Ver­tie­fung und der systematischen Ergänzung des Wissens. Im Aufbaustudium widmen sich die Studierenden einem bestimmten Forschungsproblem, erproben und erweitern weit­gehend selbständig ihre fachspezifischen Fähigkeiten. Exkursionen in allen Phasen des Studiums in die Zentren der Archivierung der europäisch-lateinischen Kultur und ihrer noch vorhandenen topographischen Repräsentation (Trier, Rom, Paris, München, Wien, Brüssel, Oxford, London usf.) eröffnen zusätzlich den authentischen Umgang mit den Überlieferungsbeständen des Fachs.

Schwerpunkte der Lehre in Münster sind neben den gewöhnlichen Gegenständen des Fachs Fragen der Literaturtheorie (Poetik, Gattungsproblematik, Metrik), Rhetorik, Her­me­neu­tik (Allegorie, Emblematik), Mystik, Enzyklopädik, Text-Bild-Relationen, die hochmittelalterliche Evolution der Schriftlichkeit, das Theater in Mittelalter und Früher Neuzeit, das Epochenverständnis.

Studienziele für Hauptfach-Mittellateiner mit Magisterexamen und Promotion sind Berufe in den universitären und Forschungsinstitutionen des Faches im In- und Aus­land, ferner in Bibliotheken, Archiven, Museen und im weiteren Kulturbetrieb. Neben­fach­studenten erreichen eine Verbreiterung ihrer mediävistischen Kompetenz und eine Abrundung des Studiums anderer sprach-, literatur- und kulturwissenschaftlicher Fächer.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit – Internationale Kontakte

Enge Verbindungen bestehen zwischen dem Seminar für Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit und anderen mediävistisch ausgerichteten Fächern oder Teildisziplinen (s. oben), insbesondere auch über den Exzellenzcluster "Religion und Politik". Angebahnt ist auch eine stärkere Kooperation mit der Klassischen Philologie. Das Institut für Frühmittelalterforschung erstellt jedes Se­me­ster ein fächerübergreifendes Verzeichnis der mediävistischen Lehrveranstaltungen sämtlicher Fachbereiche in Müster.

Entwickelt wird ein Programm als Angebot zur regelmäßigen Fortbildung für Latein un­ter­rich­ten­de Gymnasiallehrer, das den neuen Richtlinien des Fachs zur Vermittlung histo­ri­scher Kontinuitäten der Antike durch Mittelalter und Frühe Neuzeit Rechnung tragen soll.

Im Bereich der Forschung gibt es zahlreiche Kontakte zu europäischen und au­ßer­eu­ro­pä­i­schen Universitäten sowie Kooperationen, an denen z. T. fortgeschrittene Stu­die­ren­de aus Münster beteiligt waren: Belgien (Louvain-la-Neuve), England (Oxford, London, York), Frankreich (Nancy, Paris), Irland (Dublin, Galway), Italien (Palermo, Florenz, Trient, Messina), Niederlande (Groningen, Utrecht), Österreich (Wien, Krems), Schweiz (Fribourg, Zürich), USA (New York, Notre Dame, Princeton), Kanada (Toronto), Tschechien (Brünn), Rumänien (Bukarest), Ungarn (Budapest).

Perspektiven

Die Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit, die sich international zu einer von der Altphilologie, der Philosophie oder der Geschichte stärker emanzipierten eigenen Disziplin wandelt, befindet sich in der Lehre in Münster in einer Phase des Ausbaus; eine intensive studienbegleitende Betreuung aller Studierenden des Fachs ist gewährleistet. Das Institut verfügt über eine gute Bibliothek, die in Münster zudem aufs beste ergänzt wird durch weitere einschlägige Sammlungen (UB, Früh­mit­tel­al­ter­in­sti­tut, Sonderforschungsbereich 496, Institut für Klassische Philologie, Prie­ster­se­mi­nar und weitere Institute mit mediävistischen Abteilungen); ferner sind für an der Forschung beteiligte Studierende auch die umfangreichen Mikrofilm- und Dia­sam­mlun­gen zugänglich.