Batterien Made in Europe: Strategien für eine nachhaltige Supply Chain
Eine europäische Lieferkette für die Batterieproduktion stärken und die Abhängigkeit von importierten Rohstoffen verringern: Dieses Ziel verfolgen Industrie und Wissenschaft gleichermaßen. Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um eine kreislauforientierte europäische Lieferkette für Batterierohstoffe zu etablieren? Welche Auswirkungen bringt das Lieferkettengesetz der EU mit sich? Diesen und weiteren Fragen gingen Prof. Dr. Antonia Graf, Juniorprofessorin für Global Environmental Governance an der Universität Münster, und Markus Hackmann, Managing Director der P3 Group, in der MEET Akademie Online am 13. Juni 2024 nach.
Innovationen als Katalysator für lokale Lieferketten
In ihrem Vortrag „Chancen und Herausforderungen im Lieferkettengesetz – Was heißt hier nachhaltig?“ legte Prof. Dr. Antonia Graf die verschiedenen Blickwinkel von Politik, Wirtschafts- und Interessensverbänden sowie NGOs auf die Richtlinie dar. Die Juniorprofessorin verdeutlichte, dass die Vorgaben zwar eine Fortführung des eingeschlagenen Weges in Richtung einer wirtschaftlich effizienten, sozial gerechten und ökologisch tragfähigen Nachhaltigkeit seien, aber nur dann durchschlagende Kraft haben können, wenn sie auch mit Sanktionen verbunden seien. „Solange nicht klar ist, wie die nationalen Umsetzungen der Richtlinie erfolgen, lässt sich nur schwer vorhersagen, ob die gesetzten Ziele damit erreicht werden können“, so das Fazit der Politikwissenschaftlerin.
Das EU-Lieferkettengesetz und internationale Maßnahmen mit ähnlichem Ziel, betrachtet aus der Sicht der Industrie, standen im Mittelpunkt des zweiten Vortrags von Markus Hackmann, Managing Director der P3 Group GmbH. Aus seiner Sicht steckt ein deutlich größeres Potenzial zur Stärkung lokaler Produktionsketten in staatlichen Subventionsprogrammen, wie sein Vergleich zum US-amerikanischen IRA (Inflation Reduction Act) und ähnlichen Maßnahmen in China, Japan und Indien zeigte. Versuche mit großzügigen Förderungen, lokale Lieferketten zu stärken und Unternehmen anzusiedeln, seien dort sehr erfolgreich umgesetzt worden. Hackmann geht davon aus, dass diese Programme auch nachhaltig über das Ende der Förderungen Wirkung zeigen, da sich die Firmen bereits angesiedelt haben und Lieferketten etabliert worden sind. „In Europa muss die Politik Innovationen fördern, die lokal vorhandene Rohstoffe wie etwa Natrium oder Eisen effizient nutzt“, forderte Hackmann. Er verwies auf die immensen Fortschritte in Forschung und Entwicklung, die es in naher Zukunft ermöglichen, Natrium-Ionen-Batterien und Lithium-Eisen-Mangan-Phosphat-Zellen auch mit zufriedenstellender Reichweite in Elektroautos zu nutzen. Eine lokale Produktion mit solchen Rohstoffen hätte außerdem den Vorteil, dass die Gewinnung der Materialien umweltverträglicher sei als etwa die für Lithium-Ionen-Batterien.
Nächste MEET Akademie Online im Herbst 2024
Im Herbst 2024 findet die 22. MEET Akademie Online statt. Das Thema wird noch bekannt gegeben. Ausgerichtet wird die kostenfreie MEET Akademie vom MEET Batterieforschungszentrum der Universität Münster.