Konzepte von Glück und Wohlergehen und ihre Rolle
in der Bioethik
Geht es in der Medizin hauptsächlich um die Beförderung von Gesundheit oder soll sie – wie etwa bei Schönheitsoperationen – darüber hinaus auch zur Vermehrung von Glück und Wohlergehen beitragen? Lassen sich Kriterien für Glück bzw. ein gutes Leben überhaupt universal definieren oder kann dies nur (kultur-)relativ erfolgen?
Ausgehend von solchen Fragen wird sich die Kolleg-Forschergruppe in einem Workshop mit Konzepten von Glück und Wohlergehen und ihrer Rolle in der Bioethik befassen. Die Veranstaltung erstreckt sich über zwei Termine (am 12. Oktober und am 4. Dezember 2012) und findet in Raum GE 1.32 (Geiststraße 24–26) statt. Bei Interesse an einer Teilnahme wenden Sie sich bitte an dasSekretariat der Kolleg-Forschergruppe.
Glück und Wohlergehen
Nachdem sich die philosophische Ethik seit der Aufklärung von der klassischen Frage nach Glück und Wohlergehen bzw. dem guten Leben abgewandt hatte, rückt diese seit einiger Zeit zunehmend zurück ins Zentrum philosophischer Überlegungen – sowohl im Bereich der Grundlagenforschung als auch in verschiedenen Diskussionen im Feld der angewandten Ethik.
Zentrale Diskussionspunkte im Bereich der Ethik sind hierbei etwa folgende Fragen: Die Beförderung welcher Güter kann Grundlagen für ein gutes Leben gewährleisten? Sind die Kriterien für Glück bzw. ein gutes Leben als universal oder (kultur-)relativ aufzufassen? Können subjektivistische oder objektivistische Glückstheorien adäquatere Kriterien beibringen? Des Weiteren wird das Verhältnis von Glück und Wohlergehen zu anderen Konzepten wie beispielsweise Authentizität oder Gesundheit oder auch zu philosophischen Gerechtigkeitstheorien beleuchtet. Auch ein fruchtbarer Austausch zwischen empirischer Glücksforschung, etwa der positiven Psychologie, und philosophischer Beschäftigung mit Theorien von Wohlergehen wird neuerdings angestrebt.
Speziell im Bereich der Bio- und Medizinethik lässt sich der Begriff der Lebensqualität als Kriterium für eine (vermeintliche) Operationalisierbarkeit individuellen Wohlergehens und damit Erleichterung medizinischer Entscheidungen ausmachen. Ein besonderes Problem besteht in diesem Zusammenhang bezüglich der Frage nach den Zielen und Zuständigkeiten der Medizin. Geht es in erster Linie um die Beförderung von Gesundheit oder soll die Medizin darüber hinaus das Glück und Wohlergehen vermehren?
Der Workshop wird ein weites Themenspektrum abdecken, insofern sich die Vorträge sowohl mit Fragen zu theoretischen Grundlagen philosophischer Positionen des guten Lebens befassen, als auch mit aktuellen kontroversen Anwendungsfeldern der Bioethik sowie dem Verhältnis von Philosophie und empirischer Glücksforschung.
Programm
Freitag, 12. Oktober 2012 | |
9:30 | Begrüßung |
9:45–10:45 | Einige subjektive Theorien des Guten Annette Dufner |
11:15–12:15 | Die Kohärenz der Mill’schen Werttheorie Thomas Schramme |
Mittagspause | |
13:30–14:30 | Quality of What? Problems with Operationalizing Quality of Life in Organ Allocation Barbara Stroop |
15:00–16:00 | Subjektive und objektive Aspekte der Frage nach einem guten Leben Michael Kühler |
Dienstag, 4. Dezember 2012 | |
9:30 | Begrüßung |
9:45–10:45 | Eine objektive Theorie des guten Lebens Peter Schaber |
11:15–12:15 | Just Well-Being – Wie viel Well-Being verträgt eine Theorie der Gerechtigkeit? Sebastian Laukötter |
Mittagspause | |
13:30–14:30 | Authentisches Glück? Ein schillernder Begriff in Theorien des guten Lebens Birgit Beck |
15:00–16:00 | Empirische Antworten auf philosophische Fragen? Zum Verhältnis von philosophischer Ethik und empirischer Glücksforschung Kurt Bayertz |