Angelika Lohwasser

Wadi Abu Dom Investigations

Die Oase von el Rum liegt im unteren Wadi Abu Dom in der Bayuda-Wüste im Sudan, ca. 330 km nordwestlich von Khartum. Hier befinden sich mindestens vier bedeutende antike Gebäudekomplexe, die nach ersten Voruntersuchungen aus der Spätantike stammen, mehrere Nekropolen vor allem des 1. Jahrtausends vor und des ersten Jahrtausend nach Christus, sowie verschiedene Siedlungsplätze unterschiedlicher Epochen. Die Oasenlandwirtschaft wurde und wird ermöglicht durch eine Kette von Brunnen.
Eine Tagesetappe vom Nil entfernt gelegen, ist sie zumindest in geographischer Hinsicht Teil des Hinterlandes der Region von Napata, religiösem Zentrum und bedeutender Metropole des Reiches von Kusch, dem Land der „Schwarzen Pharaonen“ (ca. 750 v.Chr. – 350 n.Chr.). Trotz dieser topographischen Nähe zeigt die Oase von el Rum eine starke kulturelle Eigenständigkeit und nur wenig Bezüge zu Napata.
Im Rahmen des abgeschlossenen Projektes „Wadi Abu Dom Itinerary“ der Universität Münster wurde in den Jahren 2009 bis 2016 ein systematischer Survey der gesamten Region des Wadi Abu Dom, darunter auch der Oase el Rum und Umgebung, durchgeführt. Die Ergebnisse dieses Surveys sprechen für die Existenz eines eigenständigen kulturellen Komplexes in den Gunsträumen und Oasen der Bayuda. Dieser beruht in Teilen auf Oasenwirtschaft, überwiegend jedoch auf pastoraler Ökonomie und einer engen Verzahnung von sesshaften und mobilen Lebens- und Wirtschaftskonzepten. Trotz der geographischen Nähe von el Rum zur Region Napata spricht bislang viel dafür, dass auch die dortige Bevölkerung lange eher in diesen eigenständigen, durch die Bedingungen der Wüste geprägten kulturellen „Bayuda-Komplex“ eingebunden war.
Die vier großen Gebäude sind überwiegend aus Stein, teilweise auch aus Lehmziegeln errichtet. Sie alle weisen langgetreckte Raumfluchten auf (teilweise in mehreren Reihen), sowie Gänge und Höfe. Im Projekt „el Rum Oasis“ steht die archäologische Erforschung dieser Gebäude im Vordergrund. Dabei geht es um die Untersuchung der Bau- und Nutzungsgeschichte, vor allem jedoch um die Klärung ihrer nach wie vor unklaren Funktion.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die nähere Erforschung der Brunnen, aus denen die Oase bis heute bewässert wird. Oberflächenuntersuchungen zeigten, dass diese mindestens aus dem Mittelalter stammen. Die Frage nach der Wasserwirtschaft während der Zeit der spätantiken Großbauten ist jedoch bislang völlig unklar und wird in diesem Projekt sowohl durch archäologische als auch durch hydro-geologische Methoden erforscht.

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