Gestaltung, Funktion und Bedeutung antiker Treppenanlagen
Das Projekt „Gestaltung, Funktion und Bedeutung antiker Treppenanlagen. Multiperspektivische Analyse einer transkulturellen Konstante“ stellt erstmals die antiken Treppenanlagen in das Zentrum eines internationalen Fachsymposiums (20.–22.10.2021), zu dem etablierte Expert*innen und Nachwuchswissenschaftler*innen verschiedener archäologischer, philologischer und architekturhistorischer Disziplinen geladen werden. Ziel ist die Annäherung an eine kulturimmanente wie transkulturelle Perspektive auf die Treppe, welche das derzeitige, von nebeneinanderstehenden Einzelstudien geprägte Stadium überwindet.
Hierfür ist es essenziell, zum einen die Treppenanlagen nicht nur in ihrer architektonischen Beschaffenheit zu betrachten, sondern innerhalb der verschiedenen Quellen zu kontextualisieren und in Hinblick auf Symbolik und Nutzung – beispielsweise bei Festen und Ritualen – zu untersuchen. Das Studium des bauhistorischen Befundes muss zum anderen mit der Analyse von relevantem Bild- und Textmaterial kombiniert werden. Die jeweiligen Quellen zur Gestaltung, Funktion und Bedeutung von Treppen geben durch diese erweiterte Betrachtung und die neue Verknüpfung miteinander Aufschluss darüber, welche Rolle jene für die Menschen in den jeweiligen Kulturen spielten. Hierbei soll auch die Frage beantwortet werden, ob das Konzept der Treppe und die damit verbundenen Begriffe den modernen Vorstellungen entsprechen oder ob in anderen Kategorien gedacht wurde. So soll beispielsweise untersucht werden, ob und wie in den betreffenden Sprachen zwischen Treppen, Rampen und Leitern unterschieden wurde. Auf der Metaebene soll ermittelt werden, ob Form, Verwendungszusammenhang und Symbolik der Treppe von Kultur zu Kultur unterschiedlich ausfielen oder ob übergreifende Deutungsmuster existierten.
Durch die beschriebene Methode, welche die Grenzen der Disziplinen zu überwinden sucht, können die antiken Treppenanlagen als äußerst vielschichtiger, in der Forschung jedoch weitgehend marginalisierter Gegenstand erstmals tiefgreifend und umfassend behandelt werden. Über dies hinausgehend sollen das Symposium und die aus ihm resultierenden Erkenntnisse dazu anregen, den kulturimmanenten Blick auf Architektur zunehmend in den Fokus der altertumswissenschaftlichen Forschung zu rücken.
Das von der VolkswagenStiftung geförderte Symposium wird vom Institut für Ägyptologie und Koptologie der WWU Münster in Zusammenarbeit mit dem Friedrich-Mielke-Institut für Scalalogie der OTH Regensburg veranstaltet. Es geht auf die Initiative zweier Nachwuchswissenschaftlerinnen (Dr. Alexa Rickert und Sophie Schlosser M.A.) zurück.