Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2024/25

Informationen zur Anmeldung

Die Anmeldephase zum Sommersemester zu den Pro-, Haupt- und Masterseminaren sowie den Übungen findet elektronisch statt. Die Teilnahme wird durch ein auf Wahlgängen beruhendes Verteilverfahren geregelt. Es gibt nur einen Wahlgang am Ende des Wintersemesters. Der genaue Anmeldezeitraum ist auf der Seite des Historischen Seminars angegeben.

Hochschulwechsler melden sich bitte bei Dr. Eva Baumkamp oder Dr. Thomas Tippach für die Seminarplatzvergabe bzgl. Hauptseminaren/Masterseminaren.

Weitere Hinweise zum Anmeldeverfahren oder den Lehrveranstaltungen entnehmen Sie bitte der Seite des Historischen Seminars oder dem Vorlesungsverzeichnis im HIS-LSF.


Hauptseminar: Die Zarin Katharina II. in Selbst- und Fremdzeugnissen

Prof. Dr. Ricarda Vulpius

Mo. 16-18 Uhr

Wenig Herrscher Russlands haben sich solche Mühe mit der positiven Außendarstellung ihrer Politik gegeben wie Zarin Katharina II (1729-1796, reg. ab 1762). Und selten klafften ideeller Anspruch und Wirklichkeit so auseinander: aufgeklärte Monarchin, die ihr Land zur freien Entfaltung führen und das allgemeine Wohl der Bevölkerung mehren wollte, auf der einen Seite, und die Kriege führende und imperiale Expansion vorantreibende Kaiserin, die vor allem die Leibeigenschaft in großem Ausmaß verschärfte, auf der anderen Seite. Wie passte das zusammen? Wie sah sich die Zarin und ihre Politik selbst? Wie wollte sie sich verstanden wissen? Welche Rolle spielte für sie ihr Geschlecht? Und wie wurde sie von ihren Zeitgenossen wahrgenommen?

Im Hauptseminar werden wir mit der Methode des Forschenden Lernens Selbst- und Fremdzeugnisse analysieren, zeitgenössische Maßstäbe zur Beurteilung der 34 Jahre herrschenden Zarin kennenlernen und uns auf diese Weise einen Eindruck von der Vielschichtigkeit einer der bedeutendsten Herrscherinnen des Zarenreiches verschaffen. Russischsprachkenntnisse sind keine Voraussetzung, zugleich aber hocherwünscht.

Studienleistung: Regelmäßige Teilnahme (max. 2x Fehlen), wöchentliche Lektüre, eigenständiges Forschen, Präsentation (ggf. digital hochgeladen), schriftliches peer-Feedback. Prüfungsleistung: Hausarbeit

Literatur: Jan Kusber: Katharina die Große. Legitimation durch Reform und Expansion. Stuttgart 2022.


Masterseminar: Transimperiale Biographien in den Ostseeprovinzen des 18. Jahrhunderts

Prof. Dr. Ricarda Vulpius

Mi. 10-12 Uhr

Der Sieg Zar Peters I. im Nordischen Krieg (1701-1721) über Schweden, den damals mächtigsten Staat Nordeuropas, und die Annexion der Ostseeprovinzen bedeuteten eine dramatische Verschiebung des europäischen Kräfteverhältnisses zu Gunsten des Zarenreiches. Wie verhielt sich dazu die vorrangig deutschsprachige Elite Livlands, Estlands und Kurlands? Wem galten ihre Loyalitäten?

Das Masterseminar wird sich mit den vielfältigen transimperialen Biographien wichtiger Akteure der Zeit befassen und mit Hilfe des Forschenden Lernens Lebensentwürfe zwischen Schweden, dem Alten Reich, Polen, Sachsen, Kurland und dem Zarenreich nachzeichnen, Handlungsspielräume ausloten und Anpassungsstrategien herausarbeiten. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf der Frage liegen, inwiefern die Zeit noch von der Möglichkeit multipler Loyalitäten geprägt war.

Studienleistung: Regelmäßige Teilnahme (max. 2x Fehlen), umfangreiche wöchentliche Lektüre, selbständige Recherche im Sinne des Forschenden Lernens; Präsentation und Gestaltung einer Seminarsitzung; Prüfungsleistung: Master of Arts Hausarbeit (20-25 S.), Master of Education (15-20 S.).

Literatur: Klaus Meyer (Hg.): Deutsche, Deutschbalten und Russen. Studien zu ihren gegenseitigen Bildern und Beziehungen. Lüneburg 1997; Regina Stuber: Multiple Loyalitäten und Transterritorialität. Aufstieg und Fall des Diplomaten Johann Christoph von Urbich (1653-1715). Göttingen 2024.


Übung: Russisch-ukrainische Beziehungen 17.-21. Jahrhundert

Prof. Dr. Ricarda Vulpius

Di. 14-16 Uhr

Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine begräbt auf lange Zeit die seit 1991 erstmalig aufgekommene Hoffnung auf eine friedliche Koexistenz beider Nationen. Die Übung wird der engen Verflechtung der Geschichte beider Länder ebenso nachgehen wie die bis heute bedeutendsten „Erinnerungsorte“ russisch-ukrainischer Beziehungen im kollektiven Gedächtnis von Russen und Ukrainern seit dem 17. Jahrhundert herausarbeiten. Anhand des russisch-ukrainischen Verhältnisses lässt sich zeigen, wie stark Beziehungsgeschichte zwischen Integration und Akzeptanz auf der einen und gegenseitiger Abgrenzung und Feindseligkeit auf der anderen Seite hin- und herwechseln kann. Welche Faktoren führten auf beiden Seiten zur Dominanz der jeweils einen, welche zur der der anderen Haltung? Nicht zuletzt geht es um die Vermittlung von Kompetenzen, um den aktuellen Krieg und die in ihm dominierenden Geschichtsbilder verstehen und analysieren zu können.

Studienleistung: Regelmäßige Teilnahme (max. 2x Fehlen), wöchentliche Lektüre, Kurzreferate, wöchentliches schriftliches peer-feedback; Prüfungsleistung: In Abhängigkeit von der Studienordnung (ggf. Essay).

Literatur:Andreas Kappeler: Ungleiche Brüder. Russen und Ukrainer vom Mittelalter bis zur Gegenwart. München 2023 (erweiterte Neuausgabe); Andreas Kappeler: Russland und die Ukraine: Verflochtene Biographien und Geschichten. Wien 2012.


Übung (Theorie & Methode): Nations- und Nationalismustheorien

Prof. Dr. Ricarda Vulpius

Di. 16-18 Uhr

Nationen und Nationalismus gehören nicht nur nach wie vor zu den prägendsten politischen Triebkräften. Sie scheinen in einigen Ländern der Welt fast wieder so stark die Köpfe der Menschen zu beherrschen wie vor einem Jahrhundert. Diese Übung verfolgt drei Ziele: Zum einen wird ein Überblick über die wichtigsten Nationalismus-Forscher und ihre Theorien vermittelt. Zum zweiten werden die bedeutendsten methodischen Ansätze und Fragestellungen der jüngeren und jüngsten Forschung zur Nations- und Nationalismusforschung erarbeitet. Und zum dritten ist es ein übergreifendes Anliegen der Übung, für die historische und gesellschaftspolitische Standpunktgebundenheit des Nationsbegriffes zu sensibilisieren.

Literatur: Sukumar Periwal (Hg.): Notions of Nationalism. Budapest 2022.


Forschungskolloquium zur Osteuropäischen Geschichte

Prof. Dr. Ricarda Vulpius

Mo. 18-20 Uhr, Raum F3

Das Kolloquium richtet sich primär an fortgeschrittene Studierende, Doktoranden und Postdocs der Osteuropäischen Geschichte, ist aber auch Interessierten aus der allgemeinen Geschichte zugänglich und natürlich auch Studierenden, die bereits in frühen Semestern ein großes Interesse an Osteuropa verspüren. Es dient zum einen der vertieften Auseinandersetzung mit Masterarbeiten und Dissertationen, die in der Abteilung für Osteuropäische Geschichte entstehen. Zum anderen eröffnet das Kolloquium die Möglichkeit, sich mit Forschungsprojekten von Osteuropahistorikern anderer Universitäten vertraut zu machen und sich an aktuellen Forschungsdebatten zu beteiligen.


Proseminar: Einführung in das Studium der neueren Geschichte: Deutsch-sowjetische Erinnerungsgeschichte: Diktatur, Krieg, Transformation

Dr. Vitalij Fastovskij

Mo. 10-14 Uhr

Die europäische Erinnerung ist hart umkämpft. Die Demontage sowjetischer Kriegsdenkmäler, die Einmischung der polnischen Justiz in die Arbeit professioneller Historiker oder die russländische Gesetzgebung im Bereich der Geschichtspolitik polarisieren bis heute. Und auch der Überfall auf die Ukraine kann als eine Eskalation der memory wars gedeutet werden, nutzt doch das Putin-Regime Geschichte und Erinnerung als Waffe im Kampf gegen die Ukraine und den Westen.

Das Proseminar gibt einen Überblick über wichtige Stationen der gemeinsamen Geschichte im 20. Jahrhundert, von der Oktoberrevolution bis zum Abzug sowjetischer Truppen aus dem wiedervereinten Deutschland, und zeigt, dass die deutsch-sowjetische Beziehungsgeschichte eine gesamteuropäische ist.

Literatur zur Einführung: Nora, Pierre: Zwischen Geschichte und Gedächtnis. Berlin 1990.


Übung: Die Geschichte Westpreußens in 10 Objekten – Praxisübung „Forschendes Lernen“

Martin Koschny

Blockseminar: 7.10. (10-12 Uhr), 14.10 (10-12 Uhr), weitere Termine werden in der Eröffnungssitzung abgestimmt

In der Sammlung des Westpreußischen Landesmuseums (WLM) befinden sich zahlreiche alltägliche Gebrauchsgegenstände, die als Ausdruck privater und kollektiver Erinnerungskulturen Geschichten erzählen. Der Forschungsansatz der „Objektbiografien” untersucht u.a. den Transformationsprozess, den alltägliche Gebrauchsgegenstände bei ihrer „Musealisierung” durchlaufen. So tragen beispielsweise die mit den Themen der Zwangsmigration verbundenen musealen Objekte eine Vielzahl privater Erinnerungsmuster in sich, in denen sich individuelle Überzeugungen und mitunter auch konfliktbehaftete politische Haltungen widerspiegeln. Um die Objekte in angemessener Weise im musealen Rahmen präsentieren zu können, ist die Erstellung wissenschaftlicher Objektbiografien zur Darstellung dieser privaten Erinnerungsmuster Aufgabe sammlungsbezogener Forschung.

Das Seminar vermittelt praktische und theoretische Grundlagen materieller Erinnerungskultur am Beispiel musealer Sammlungsgegenstände. Die Studierenden erstellen eigene Objektgrafien, welche den geschichtspolitischen Kontext der Objekte mit den individuellen Motivationen und biografischen Hintergründen der erinnernden diversen Akteursgruppe verbindet. Die Konzipierung und Realisierung einer kleinen Sonderausstellung der im Seminar bearbeiteten Objekte soll am Ende des Semesters verwirklicht werden und im Landesmuseum der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Die ersten beiden Sitzungen (7.10. & 14.10., 10-12 Uhr) werden in den Räumlichkeiten des Historischen Seminars stattfinden, alle weiteren Sitzungen im Seminarraum des Westpreußischen Landesmuseums (als Blocktermine, Koordinierung in der Eröffnungssitzung).


Übung: Russisch für Historiker: Literatur und Macht im Russland des 19. Jahrhundert

Thomas Busch

Mo. 18-20 Uhr

Die Übung beschäftigt sich mit der Rolle von Schriftstellern und Publizisten im 19. Jahrhundert, soweit sie sich mit den politischen und sozialen Verhältnissen auseinandergesetzt haben, sei es durch offene Stellungnahmen, etwa in dem berühmten Briefwechsel Gogol/Belinskij, oder durch mehr oder weniger verdeckte Anspielungen in literarischen Werken, wie etwa in den „Aufzeichnungen eines Jägers“ von Iwan Turgenjew, den Ausführungen Fjodor Dostojewskis in seinem „Tagebuch eines Schriftstellers“ oder in dem Roman „Die Dämonen“, Nikolaj Tschernyschewski in dem Roman „Was tun?“, etc. Angesichts der Tatsache, dass es im Russland des 19. Jahrhunderts keine freie Presse gab, die Möglichkeit politischer Partizipation nur einer kleinen Elite erlaubt war, blieb es den wenigen unabhängigen Intellektuellen überlassen, wie weit sie sich in die politische Arena wagten und dafür mit entsprechende Konsequenzen zu rechnen hatten. Ein Zustand, der in Russland, von kurzen Intermezzi abgesehen, mehr oder weniger bis heute andauert.

In der Übung werden russische Quellen und Darstellungen auszugsweise gelesen und übersetzt, soweit Teilnehmer über Russischkenntnisse verfügen. Soweit diese Teilnehmer in der Übung funktionale Sprachkenntnisse gem. Stu­dienord­nung nachweisen wollen, sind Grundkenntnisse des Russischen (nicht nur des Alphabets) erforderlich. Allen anderen Teilnehmern ohne entsprechende Sprachkenntnisse steht unabhängig davon die Möglichkeit eines allgemeinen Leistungsnachweises offen. Es wird von allen Teilnehmern eine gewisse Bereitschaft erwartet, sich mit den literarischen Texten - wenigstens in längeren Passagen - lesend bekannt zu machen.

Literatur: Hildermeier, M.: Geschichte Russlands. Vom Mittelalter bis zur Oktoberrevolution, München 2013, dort der fünfte und sechste Teil; Lauer, R.: Geschichte der Russischen Literatur. Von 1700 bis zur Gegenwart, München 2009, dort bes. das dritte Kapitel; Schramm, G.: Von Puschkin bis Gorki. Dichterische Wahrnehmungen einer Gesellschaft im Wandel, Freiburg/Br. 2008; Winkler, M.: Vom Nutzen und Nachteil literarischer Quellen für Historiker, in: Digitales Handbuch zur Geschichte und Kultur Russlands und Osteuropas Nr. 21 (2009) (http://epub.ub.uni-muenchen.de/11117/3/Winkler_Literarische_Quellen.pdf).