Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2023/24
Arno Holl, M.A.
Proseminar: Amerika in aller Munde: Neue Pflanzen verändern die "Alte Welt"
Introductory Seminar: America in everybody's mouth: New plants transform the `Old World`
Mittwoch 10-14 Uhr, ab 18.10.23
Ein wichtiger Auslöser für den europäischen Imperialismus war die Suche nach Gewürzen. Kolumbus kam zwar nicht in die Heimat des schwarzen Pfeffers, Indien, stieß aber stattdessen auf eine gerade auch kulinarisch neue Welt: Die Indigenen Amerikas hatte Pflanzen kultiviert, die sich durch den Kolonialismus über die gesamte Welt verbreiteten. Einige davon wurden an bestimmten Orten so stark integriert, dass sie heute mit Nationalgefühlen verbunden sind und kaum jemand weiß, dass sie vor gar nicht so langer Zeit erst eingeführt wurden. Deutschland ohne Kartoffeln? Italien ohne Tomaten? Ungarn ohne Paprika? Thailand ohne Chili? Auch ein Kino ohne Popcorn, ein Kiosk ohne Tabak oder Autos ohne Gummireifen sind schwer vorstellbar. Das Proseminar befasst sich mit Texten zur Herkunft dieser Pflanzen, deren Gebrauch in Amerika, ihrer Ausbreitung auf andere Kontinente und ihrer Bedeutung im neuen Kontext. Wichtige Punkte hierbei sind Perspektiven auf Nationalismus, Konsumkultur und die Bedeutung des interkulturellen Austauschs.
Literaturvorschläge: Miedaner, T. (2014). Kulturpflanzen: Botanik-Geschichte-Perspektiven. Springer Verlag: Berlin Heidelberg. Ranta, R., & Ichijo, A. (2022). Food, national identity and nationalism: From everyday to global politics. Springer Nature: Cham. Zeuske, Michael. (2016). „Sklaven und Tabak in der atlantischen Weltgeschichte“. Historische Zeitschrift, vol. 303, no. 2, pp. 315-348.
Prof. Dr. Sarah Albiez-Wieck
Hauptseminar: Münster (post)kolonial – Mittwochs 12-14 Uhr, ab 18.10.23
Advanced Seminar: Münster (post)colonial
Die Aufarbeitung kolonialer Stadtgeschichte(n) gewinnt immer mehr an Popularität in vielen Städten Deutschlands. In diesem Seminar wollen wir uns dem kolonialen Erbe Münsters widmen. Nachdem wir uns einführend theoretisch mit (Post)Kolonialismus und Dekolonialisierung auseinandersetzen, werden wir gemeinsam während der Seminarzeit Archive und Sammlungen in Münster besuchen. Ziel ist es, sich mit einem Thema oder einem Objekt genauer auseinanderzusetzen und dieses für eine geplante Ausstellung im Stadtmuseum Münster aufzuarbeiten.
Lektüreempfehlungen: Bischoff, Sebastian (Hg.) (2021): Koloniale Welten in Westfalen. Verlag Ferdinand Schöningh. Paderborn, Deutschland: Brill, Ferdinand Schöningh (Studien und Quellen zur westfälischen Geschichte, Band 89).
Erdmann, Philipp (2019): Vom verklärten Sehnsuchtsort zur unbequemen Erinnerung. Koloniale Spuren in Erinnerungsdiskursen der Stadt Münster. In: Katrin Minner (Hg.): Themenschwerpunkt: Public History in der Regional- und Landesgeschichte. Münster: Aschendorff Verlag (Westfälische Forschungen, 69 (2019)), S. 241–266.
Hensel, Silke; Rommé, Barbara (Hg.) (2018): Aus Westfalen in die Südsee. Katholische Mission in den deutschen Kolonien. Dietrich-Reimer-Verlag. Berlin: Reimer.
Prof. Dr. Sarah Albiez-Wieck
Vorlesung: Kolonialismus und Othering in der iberischen Welt – Mittwochs 16-18 Uhr, ab 18.10.23
Lecture: Colonialism and Othering in the Iberian World
Die Vorlesung vermittelt anhand ausgewählter Beispiele einen Überblick über die Kolonien Portugals und Spaniens vom 15. bis zum 20. Jahrhundert. Dabei liegt der Fokus auf der Organisation sozialer Differenz und der Konstruktion von Fremdheit. Immer wieder wird dabei die Frage nach der Entstehung des modernen Rassismus gestellt. Dabei wird eine Linie gezeichnet von der sogenannten „Reinheit des Blutes“ (Limpieza de Sangre) bis hin zum sogenannten „wissenschaftlichen“ Rassismus, der im Zuge der Aufklärung die vermeintliche Andersartigkeit biologisierte, taxonomisiert und pseudowissenschaftlich begründete. Immer wieder wird auch die bildliche Darstellung von Othering thematisiert.
Literaturempfehlungen: Bethencourt, Francisco (2021): Managing Diversity in the Portuguese Empire. In: E-Journal of Portuguese History 19 (2), S. 1–23. DOI: 10.26300/PX7M-4439.
Cooper, Frederick (Hg.) (2005): Colonialism in Question: University of California Press.
Hering Torres, Max-Sebastián; Martínez, María-Elena; Nirenberg, David (Hg.) (2012): Race and Blood in the Iberian World. Münster: Lit Verlag (Racism Analysis Series B, Yearbook, 3).
Subrahmanyam, Sanjay (2019): Empires Between Islam and Christianity, 1500-1800. Albany: State University of New York Press (SUNY Series in Hindu Studies). Online verfügbar unter https://ebookcentral.proquest.com/lib/gbv/detail.action?docID=5627251.
Prof. Dr. Sarah Albiez-Wieck
Übung: Spanisch für Historiker. América Latina colonial – Donnerstags 10-12 Uhr, ab 19.10.23
Practice Seminar: Spanish for Historians. Colonial Latin America
Wichtig: Sie sollten bereits über gute Spanischkenntnisse verfügen, wenn Sie an der Übung teilnehmen!! Ziel der Übung ist es, uns mit spanischsprachigen Quellen der Kolonialzeit auseinanderzusetzen und Strategien der Erschließung, Übersetzung und Kontextualisierung der Quellen einzuüben. Auch kleinere Übungen in Paläografie können auf Wunsch mit einbezogen werden. Wir werden uns vorrangig mit sozialhistorischen Themen wie Ungleichheit, unfreie Arbeit und soziale Kategorisierungen auseinandersetzen, es wird jedoch hinsichtlich der Themenwahl eine gewisse Flexibilität geben, um Themenwünsche der Studierenden mit einzubinden.
Literaturempfehlungen: Bethell, Leslie (Hg.) (2000): Historia de America Latina. América Latina colonial: Poblacion, sociedad y cultura. Barcelona: Critica (Historia de América Latina, 4).
Eckert, Georg; Beigel, Thorsten (2019): Historisch Arbeiten. Handreichung zum Geschichtsstudium. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht (UTB Geschichte, Studienratgeber, 5039).
Restall, Matthew; Lane, Kris (2018): Latin America in Colonial Times. Second Edition. Cambridge: Cambridge University Press.
Rivera Serna, Raúl (1994): Principios de Archivología y Paleografía. Lima, Peru: Universidad Nacional Mayor de San Marcos.
Prof. Dr. Sarah Albiez-Wieck
Übung: Bilder des Anderen in Lateinamerika und auf den Philippinen – Donnerstag 14-16 Uhr, ab 19.10.23
Practice Seminar: Picturing the Other in Latin America and the Philippines
Sicher kennen Sie alle die stereotypischen Darstellung eines schlafenden Mexikaners mit Sombrero neben einem Kaktus in US-amerikanischen Filmen oder Comics. Stereotype und Klischees spielen seit Jahrhunderten eine Rolle in dem Bild, dass man sich im Rest der Welt von Lateinamerika macht; während die Philippinen, die erst unter spanischer und dann unter US-Herrschaft standen, im europäischen Imaginarium deutlich weniger präsent sind. Schon kurz nach der Eroberung durch die Spanier und Portugiesen zirkulierten in Europa Bilder von kannibalischen Wilden, aztekischen Tänzern und nackten indigenen Frauen. Die Übung stellt solche bildlichen Darstellungen des “Anderen” vor und hinterfragt deren Entstehung und Rezeption. Der iberische und US-amerikanische Kolonialismus wird in diesem Zusammenhang eine große Rolle spielen, aber auch deren Kontinuität nach den Unabhängigkeiten.
Literaturempfehlungen: Brocks, Christine (2012): Bildquellen der Neuzeit. Stuttgart: UTB (3716).
Conrad, Deborah (2006): “Reproducing Nations: Types and Customs in Asia and Latin America, ca. 1800–1860.” An Interview with Natalia Majluf. In: Review: Literature and Arts of the Americas 39 (1), S. 77–83. DOI: 10.1080/08905760600696569.
Edwards, Elizabeth (2012): Fotografie: die Konstruktion des Bildes vom Anderen. In: Pascal Blanchard, Nicolas Bancel, Gilles Boëtsch, Éric Deroo, Sandrine Lemaire und Susanne Buchner-Sabathy (Hg.): MenschenZoos. Schaufenster der Unmenschlichkeit. Völkerschauen in Deutschland, Österreich, Schweiz, UK, Frankreich, Spanien, Italien, Japan, USA. Mai 2012. Hamburg: Les éditions du Crieur Public (Collection le débat), S. 254–262.
Hight, Eleanor M.; Sampson, Gary D. (Hg.) (2002): Colonialist Photography. Imag(in)ing Race and Place. London: Routledge.
Poole, Deborah (2021): Vision, Race, and Modernity. A Visual Economy of the Andean Image World. Princeton, NJ: Princeton University Press (Princeton Studies in Culture/Power/History, 13).
Rice, Mark (2014): Dean Worcester's fantasy islands. Photography, film, and the colonial Philippines. Ann Arbor, Michigan: The University of Michigan Press.
Thomas-Olalde, Oscar; Velho, Astride (2012): Othering and its Effects. Exploring the Concept. In: Heike Niedrig und Christian Ydesen (Hg.): Writing Postcolonial Histories of Intercultural Education. Frankfurt: Lang Peter Verlag, S. 27–50.
Prof. Dr. Sarah Albiez-Wieck u. a.
Forschungskolloquium,
Mi, 18-20 Uhr
LEHRVERANSTALTUNGEN IM SOMMERSEMESTER 2023
Dr. Helge Wendt
Hauptseminar: Kuba global: Menschen und Rohstoffe im 19. Jahrhundert
Mi, 14-16 Uhr
Beginn: 5.4.2023
Kommentar: Als größte Karibikinsel gehörte Kuba bis 1898 noch zum spanischen Kolonialreich. Dennoch war Kuba viel mehr als nur ein Überrest des bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts viel gewaltigeren Kolonialreichs: Es war die Perle der Karibik und besaß eine hohe wirtschaftliche und geopolitische Strahlkraft. Neben der Zuckerproduktion, war es der Kupferbergbau, der zur wirtschaftlichen Prosperität Kubas beitrug und die Insel global verknüpfte. Die spezielle Wirtschaftsweise und die koloniale Tradition führten in Kuba dazu, dass das Sklaverei-System bis zum Ende der spanischen Herrschaft fortbestand. Auch der Sklavenhandel und die hunderttausenden aus Afrika herstammenden versklavten Menschen stellen einen Aspekt der globalen Verknüpfungen Kubas dar. Schließlich war Kuba seit Alexander von Humboldt ein Ort der Wissenschaften, wo auswertige und inländische Forscher Untersuchungen anstellten.
Das Hauptseminar möchte eine konzentrierte Beschäftigung mit der Insel Kuba ermöglichen. Durch Quellen- und Forschungslektüre, durch gemeinsame Diskussionen, Präsentationen und schriftliche Arbeiten, soll beispielhaft ein Thema der außereuropäischen Geschichte in Teilbereichen der Wirtschafts-, Sozial-, Umwelt- und Wissenschaftsgeschichte erarbeitet werden. Es werden hauptsächlich Texte auf Englisch gelesen werden. Daneben bilden einige deutschsprachige Texte die Grundlage für das Seminar.
Literatur: Ottmar Ette, Alexander von Humboldt Und Die Globalisierung. Das Mobile Des Wissens (Frankfurt am Main: Insel Verlag, 2009); Chris Evans and Olivia Saunders, “A World of Copper: Globalizing the Industrial Revolution, 1830–70,” Journal of Global History 10, no. 1 (2015): 3–26; Reinaldo Funes Monzote, From Rainforest to Cane Field in Cuba: An Environmental History since 1492 (Chapel Hill: University of North Carolina Press, 2008); Michael Zeuske, Kleine Geschichte Kubas (München: C.H. Beck, 2016).
Dr. Helge Wendt
Proseminar: Iberische Welt(en) im 16. Jahrhundert: Natur, Wirtschaft, Politik, Religion
Do, 8-10 u. 10-12 Uhr
Beginn: 6.4.2023
Kommentar: Durch die portugiesischen und spanischen Kolonialexpansionen entstanden über das 16. Jahrhundert hinweg neue Kommunikationsräume, womit Biodiversität, Wirtschaft, Politik und Religion global Veränderungen unterlagen. Der Columbian Exchange, die Entstehung von Übersee-Imperien, Transatlantikhandel und globale Rohstoffflüsse, Missionierung und Begegnungen mit dem (religiös) Anderen zeichneten die neue „iberische Welt” aus.
Das Proseminar möchte anhand des Beispiels der frühen iberischen Kolonialgeschichte einführen in das Geschichtsstudium. Dabei werden verbunden mit den thematischen Schwerpunkten, verschiedene Fragen der Geschichtswissenschaft behandelt. Zum Beispiel wollen wir die Frage nach dem Platz der Umweltgeschichte in historischen Arbeiten zum globalen 16. Jahrhundert erörtern. Ein anderes Thema ist, wie speziell lateinamerikanische Perspektiven auf die Geschichtswissenschaft auch unsere Form, Geschichte zu verstehen, verändern kann.
Gemeinsam werden geschichtswissenschaftliche Texte gelesen und diskutiert. Außerdem dienen Quellentexte dazu, verschiedene Interpretationsmöglichkeiten auszuprobieren. Die Texte werden entweder auf Deutsch oder auf Englisch vorliegen. Deswegen ist die Lektüre von Englisch eine Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar. Das Proseminar möchte anhand der globalen Veränderungsdynamiken im 16. Jahrhundert Grundlagen des historischen Arbeitens in der außereuropäischen Geschichte vermitteln. Dazu gehören unter anderem die Literaturrecherche, das Bibliografieren, die mündliche Präsentation und das Üben von verschiedenen schriftlichen Textformen
Literatur: Peter John Bakewell, Silver Mining and Society in Colonial Mexico 1546–1700 (Cambridge: Cambridge University Press, 1971); Jorge Cañizares-Esguerra, How to Write the History of the New World. Histories. Epistemologies, and Identities in the Eighteenth-Century Atlantic World (Stanford: Stanford University Press, 2004); Alfred W. Crosby, The Columbian Exchange: Biological and Cultural Consequences of 1492 (Santa Barbara, CA: Greenwood Publishing Group, 1972); John H. Elliott, Empires of the Atlantic World: Britain and Spain in America, 1492 - 1830 (New Haven: Yale University Press, 2006); Horst Pietschmann, Staat und staatliche Entwicklung am Beginn der spanischen Kolonisation Amerikas (Münster: Aschendorff, 1980).
Dr. Helge Wendt
Übung: Gewalt und Macht in der Mexikanischen Revolution in Werken der „ausländischen" Geschichtsschreibung
Do, 16-18 Uhr
Beginn: 6.4.2023
Kommentar: Diese Übung widmet sich schwerpunktmäßig vier Werken zur Geschichte der Mexikanischen Revolution.
Im Laufe des Semesters sollen vier Themenbereiche der Sozial- und Politikgeschichte herausgearbeitet werden: a) Militärische Macht und Militärische Gewalt seit der Unabhängigkeit bis zum Ende der Revolution; b) Sozial bestimmter Machtanspruch und sozial bezogene Gewalt in Aufständen; c) Politische Macht und Gegenmacht im Porfiriato; d) Geschlechterfragen in der Mexikanischen Revolution als Teil von Machtgegensätzen.
Die Übung wird die Arbeiten von Friedrich Katz, Jocelyn Olcott, Hans Werner Tobler und Michael J. Gonzales, The Mexican Revolution auf diese Themenbereiche untersuchen. Gemeinsam sollen die historischen Grundlagen herausgearbeitet werden, sowie jeweils Lücken und Interpretationsleistungen der AutorInnen identifiziert werden.
Die Übung richtet sich an Studierende, die über das Semester hinweg ein gesamtes Werk einer/s AutorIn erarbeiten wollen und bereit sind, dieses in seinen historiografischen Kontext zu stellen. Wöchentlich soll zu den unterschiedlichen Themenbereichen ein Textauszug vorgestellt werden und in eine furchtbare Diskussion mit den anderen Werken gebracht werden.
Literatur: Michael J. Gonzales. The Mexican Revolution, 1910–1940 (Albuquerque: University of New Mexico Press, 2002); Friedrich Katz. Riot, Rebellion, and Revolution. Rural Social Conflict in Mexico (Princeton: Princeton University Press 1988/2014); Jocelyn Olcott. Revolutionary Women in Postrevolutionary Mexico (Durham. Duke University Press 2005); Hans Werner Tobler. Die mexikanische Revolution. Gesellschaftlicher Wandel und politischer Umbruch (1876–1940) (Frankfurt am Main: Suhrkamp 1984).
Dr. Helge Wendt u. a.
Kolloquium zur Geschichte der Neuzeit
Mi, 18-20 Uhr
LEHRVERANSTALTUNGEN IM WINTERSEMESTER 2022/23
PD Dr. Sarah Albiez-Wieck
Hauptseminar: Von Völkerschauen und Volkstypen. Ein kritischer Blick auf das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert
Mi, 12-14 Uhr, Raum: F 043
PD Dr. Sarah Albiez-Wieck
Übung: Die Eroberung Amerikas in Text und Bild
Mi, 16-18 Uhr, Raum: F104
PD Dr. Sarah Albiez-Wieck
Proseminar: Migration in Lateinamerika – 15.-21. Jahrhundert
Do, 10-14 Uhr, Raum: ULB 1 (Anbau)
PD Dr. Sarah Albiez-Wieck u. a.
Kolloquium Neuere und Neueste Geschichte
Mi, 18- 20 Uhr, Raum: F2
LEHRVERANSTALTUNGEN IM SOMMERSEMESTER 2021
Dr. Frederik Schulze
Übung 084269: Feminismus und Frauenbewegung im globalen 20. Jahrhundert
Do 10-12 Uhr (Anmeldung per e-Mail und im Learnweb)
Dr. Frederik Schulze
Übung 084270: Der Black Atlantic: die Herausbildung einer panafrikanischen Identität im 20. Jahrhundert
Do, 14-16 Uhr (Anmeldung per e-Mail und im Learnweb)
LEHRVERANSTALTUNGEN IM WINTERSEMESTER 2020/21
PD Dr. Hinnerk Onken
Hauptseminar: Visual history in globaler Perspektive
Fr, 14 - 16 Uhr
Beginn: 06.11.2020
Kommentar:
In dem Seminar beschäftigen wir uns mit visuellen Medien in und aus verschiedenen Weltregionen, u.a. aus Lateinamerika, Nordamerika, Afrika oder Ozeanien. Dazu gehören neben Gemälden und Zeichnungen, Bildpostkarten und Filmen v.a. Fotografien. Insbesondere werden solche Fotografien untersucht werden, die in wissenschaftlichen Arbeiten, Reiseberichten und Zeitschriften veröffentlicht wurden. Neben der Geschichte der Fotografie und anderer visueller Medien sollen auch die Vorstellungen, welche die abgebildeten Motive z.B. den Betrachtern in Deutschland von den verschiedenen Weltregionen vermittelten, herausgearbeitet werden. Dabei werden wir Unterschiede und Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten versuchen. Zeitlich soll der Schwerpunkt auf der zweiten Hälfte des 19. und der ersten des 20. Jahrhunderts liegen.
Literatur:
Jäger, Jens: Fotografie und Geschichte (Historische Einführungen, Bd. 7), Frankfurt/M. 2009; ders.: "Fotografiegeschichte(n)." Ein Forschungsstand?, in: Archiv für Sozialgeschichte 48 (2008), S. 511-537; Onken, Hinnerk: Ambivalente Bilder: Fotos und Bildpostkarten aus Südamerika im Deutschen Reich, ca. 1880-1930, Bielefeld 2019
PD Dr. Hinnerk Onken
Proseminar: Einführung in das Studium der neueren Geschichte: Guerillas in Lateinamerika im 19. und 20. Jahrhundert
Fr, 10-14 Uhr
Beginn: 06.11.2020
Kommentar:
Lateinamerika erscheint oft als ein Kontinent der Gewalt. Neben staatlichen Akteuren wie Militär und Polizei wenden aber auch nichtstaatliche Akteure Gewalt an. Mitunter wird und wurde dies – wie etwa im Fall der kolumbianischen Paras – vom Staat gebilligt. Häufig jedoch ist oder war die Gewalt nichtstaatlicher Akteure gegen den Staat bzw. staatliche Institutionen oder Repräsentanten gerichtet. Im Rahmen des Proseminars wollen wir uns mit verschiedenen Fallbeispielen aus unterschiedlichen Ländern beschäftigen und der Frage nachgehen, welche Akteure unter welchen Umständen und mit welchen Zielen Gewalt einsetz(t)en. Zeitlich wird der Schwerpunkt auf dem 19. und 20. Jahrhundert liegen.
Ziel dieses Seminars ist es, in das geschichtswissenschaftliche Arbeiten einzuführen und mit grundlegenden Fragestellungen, Themenfeldern, Arbeitsweisen und Quellen der neuzeitlichen Geschichte vertraut zu machen.
Literatur:
Michael Riekenberg: Staatsferne Gewalt. Eine Geschichte Lateinamerikas (1500-1930) (= Mikropolitik der Gewalt; Bd. 11), Frankfurt/M 2014; Kruijt, Dirk: Guerrillas. War and Peace in Central America, London 2008; Schuster, Sven: 50 Jahre FARC – Geschichtsbild und Selbstverständnis der ältesten Guerilla Lateinamerikas, in: Sozial.Geschichte Online 15, 2015, S. 62-80, http://www.stiftung-sozialgeschichte.de
PD Dr. Hinnerk Onken
Vorlesung: Kriege und Bürgerkriege in Lateinamerika im 19. und 20. Jahrhundert
Mo, 14-16 Uhr
Beginn: 02.11.2020
Kommentar:
Lateinamerika erscheint oft als ein Kontinent der Gewalt. Eine Ursache für die ausufernde Gewalt sind die zahlreichen Bürgerkriege, die viele lateinamerikanische Staaten nach der Phase der Unabhängigkeiten in den 1810er und 1820er Jahren, erschütterten. Doch auch wenn die Bürgerkriege meist im Fokus stehen (wie zuletzt etwa im Fall Kolumbiens angesichts des Friedensabkommens zwischen der Regierung und den FARC) – neben internen bewaffneten Konflikten gab es auch zahlreiche zwischenstaatliche Kriege, darunter den Tripelallianzkrieg zwischen Argentinien, Brasilien und Uruguay auf der einen und Paraguay auf der anderen Seite, einen der verheerendsten Kriege des 19. Jahrhunderts mit etwa einer Million Toten. Das Ausmaß der kriegerischen Auseinandersetzungen und die daraus resultierende politische Instabilität mag zudem das Beispiel Perus im 19. Jahrhundert verdeutlichen: Nach dem Unabhängigkeitskrieg (1820-1824) kam es zu einer Invasion Boliviens (1828), Kriegen mit Großkolumbien (1828-30), Chile (1837-39), Bolivien (1841-42), Ecuador (1858-60) und Spanien (1866), zum Salpeterkrieg (im Bündnis mit Bolivien gegen Chile, 1879-83) sowie 1834, 1835-36, 1843-44, 1854, 1856-58, 1884-85 und 1894-95 zu sieben Bürgerkriegen. Auch im 20. Jahrhundert kam es zu internationalen Kriegen. Während der Falklandkrieg einer größeren Öffentlichkeit noch ein Begriff sein mag, gilt das vermutlich weniger für den Chaco-, den Leticia- oder den Cenepakrieg. Die Vorlesung will einen Überblick über Kriege und Bürgerkriege geben, Akteure und Ursachen sollen beleuchtet werden.
Literatur:
Earle, Rebecca (Hrsg.): Rumours of Wars: Civil Conflict in Nineteenth-century Latin America, London 2000; Birle, Peter: Zwischenstaatliche Konflikte in Südamerika vom 19. Jahrhundert bis heute. Ursachen, Lösungsansätze, Perspektiven, in: Lothar Mark/Erich G. Fritz (Hrsg.): Lateinamerika im Aufbruch. Eine kritische Analyse. Oberhausen 2009, S. 123-136
PD Dr. Hinnerk Onken (zus. mit Prof. Dr. Heinemann und Dr. Lorke)
Forschungskolloquium Neuzeit: Zeitgeschichte als Geschlechtergeschichte
Mi, 18-20 Uhr
Beginn: 04.11.2020
Kommentar:
Die bundesrepublikanische Zeitgeschichte hat – ganz anders als beispielsweise die anglo-amerikanische Forschung – die Ungleichheitskategorie „Geschlecht” lange Zeit eher stiefmütterlich behandelt. Doch angesichts der Blindstellen herkömmlicher Liberalisierungs- und Pluralisierungsnarrative stellen sich Fragen nach der Bedeutung von Sex und Gender, Weiblichkeits- und Männlichkeitskonzepten, Familienwerten und Geschlechternormen mit neuer Dringlichkeit. Wir wollen KollegInnen aus Deutschland, Europa und den USA einladen, mit uns ihre aktuellen Forschungen zu diskutieren und die Potentiale des Themas für weitere Forschungen auszuloten. Die Veranstaltung findet als Zoom-Seminar statt. Daher werden wir jeweils einen kurzen Text der eingeladenen Gäste zur Vorbereitung der Diskussion lesen! Diese Lektürebereitschaft ist Voraussetzung zur Teilnahme. Anmeldungen bitte per mail an alexia.ibrahim@uni-muenster.de, welche eine Liste der TeilnehmerInnen erstellt und an die VeranstalterInnen weiterleitet. Die Links zu den Zoom-Konferenzen erhalten Sie dann über die VeranstalterInnen.
Dr. Frederik Schulze
Übung: Techniken des Wissens. Quellen zu Forschungsreisen nach Lateinamerika im 19. Jahrhundert
Mi 16-18 Uhr (Georgskommende 14 - G1)
Die erste Sitzung am 4. November findet per Zoom statt. Wir besprechen dann das weitere Vorgehen. Die Zugangsdaten können per E-Mail angefordert oder im HIS SFL bzw. im Learnweb eingesehen werden.
Kommentar:
Die Übung soll anhand der Lektüre von Reiseberichten europäischer Forscher des 19. Jhs. herausarbeiten, welche Techniken, Erkenntnisinteressen, Vorstellungswelten und Wissensbestände konstitutiv für Forschungsreisenden und ihre Berichte waren. Anhand von Quellen von Alexander von Humboldt, Carl Fr. Ph. von Martius und vielen anderen werden Themen wie othering, Rassismus, Wissenschaft, Wissensproduktion, Nationenbildung und Selbstdarstellung besprochen. Die Sensibilisierung für Probleme des interkulturellen Kontakts steht dabei im Mittelpunkt. Neben der Lektüre deutscher und englischer Quellen geht es in der Übung auch um das Einstudieren von Lesetechniken und Quellenkritik. Ein Ausblick auf die aktuelle Debatte um das Humboldt-Forum rundet die Übung ab.
Dr. Frederik Schulze
Übung 082305: Der Material Turn in der Geschichtswissenschaft
Do 10-12 Uhr (F229)
Die erste Sitzung am 5. November findet per Zoom statt. Wir besprechen dann das weitere Vorgehen. Die Zugangsdaten können per E-Mail angefordert oder im HIS SFL bzw. im Learnweb eingesehen werden.
Kommentar:
So nachhaltig der linguistic turn die Geschichtswissenschaft verändert und Ansätze wie die Diskursanalyse und die Dekonstruktion fest in unserem Fach verankert hat, so umstritten war diese Wende hin zur Sprache und Linguistik. Nachdem in einem ersten Schritt Bilder und Praktiken wieder in den Blickpunkt gerückt sind, beginnt in den letzten Jahren die Erkenntnis zu reifen, dass auch wieder stärker die materielle Dimension von Geschichte untersucht werden muss. Die Übung führt in die zentralen Theorietexte über Materialität ein, macht mit Ansätzen wie den Material Culture Studies oder der Akteur-Netzwerk-Theorie bekannt, vollzieht die materielle Wende in der Geschichtswissenschaft nach und diskutiert aktuelle Forschungsbeiträge, die materielle Geschichte erzählen.
LEHRVERANSTALTUNGEN IM SOMMERSEMESTER 2020
PD Dr. Hinnerk Onken
Haupstseminar: „Reise durch einen einsamen Kontinent“ – Lateinamerika in deutschen Reiseberichten
Mi. 12 - 14 Uhr
Raum: F 040 (Fürstenberghaus)
Beginn: 08.04.2020
Kommentar: Dieses Seminar beschäftigt sich mit einer besonderen Quellengattung: Reiseberichten. In der historischen Forschung ist der Nutzen von Reiseberichten umstritten, sagten diese doch viel mehr über die Reisenden, ihre Einstellungen, Erfahrungen, Erwartungen und ihre eigene Kultur aus und nur wenig oder sogar nichts über die bereiste Gegend und die dort lebenden Menschen. Unabhängig davon, dass eine solche radikale Ablehnung von Reiseberichten als historische Quellen weit über das Ziel hinausschießt, speisten sie in jedem Fall die Vorstellung der Leserinnen und Leser von der geschilderten Region. Und Reiseberichte waren äußerst populär, denn sie dienten als Projektionsfläche, weckten und befriedigten gleichzeitig Fernweh, Träume und Fantasien. Trotz dieses Raums, den Reiseberichte der Fantasie des Lesers boten, und trotz ihres mitunter recht hohen Anteils an Fiktion, galten sie nicht nur als unterhaltende Abenteuerlektüre, sondern auch als belehrend. Tatsächlich wurden viele, besonders im 19. Jahrhundert sogar die meisten Reiseberichte von Forschern verfasst. Neben Reiseberichten des 19. und 20. Jahrhunderts werden auch frühe Reiseberichte des 16. Jahrhunderts behandelt. Der Kurs ist deutschsprachigen Berichten gewidmet, die Reisen nach Südamerika schildern.
Ziel des Seminares ist ein vertiefter Einblick der Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer in ein spannendes und vielfältiges Genre. Darüber hinaus sollen Tücken und Chancen im geschichtswissenschaftlichen Umgang mit dieser Quellengattung aufgezeigt werden.
Literatur: Bernecker, Walther L. und Krömer, Gertrut (Hg.): Die Wiederentdeckung Lateinamerikas: Die Erfahrung des Subkontinents in Reiseberichten des 19. Jahrhunderts (Lateinamerika-Studien, Bd. 38), Frankfurt a.M.: Vervuert, 1997 (darin bes. Ette, Ottmar: Est-ce que l'on sait oú l'on va? Dimensionen, Orte und Bewegungsmuster des Reiseberichts, S. 29-78); Pratt, Mary Louise: Imperial Eyes: Travel Writing and Transculturation, London / New York: Routledge, 1992
PD Dr. Hinnerk Onken
Seminar: Politische Kultur und Gewalt – Gewaltkultur? Gewalt „von unten“ in Lateinamerika im 20. Jahrhundert
Mi. 16 - 18 Uhr
Raum: BB 401 (Bispinghof 2)
Beginn: 08.04.2020
Kommentar: Dieses Seminar beschäftigt sich mit dem in Lateinamerika weitverbreiteten, in vielen Regionen sogar alltäglichen Phänomen der unkontrollierten Gewalt „von unten“, aus der Bevölkerung heraus. Die Untersuchung staatlicher Gewalt steht nicht bzw. nicht in erster Linie auf der Agenda. Angesichts einer scheinbaren Omnipräsenz von Gewalt in vielen Regionen und Gesellschaften Lateinamerikas gibt es Erklärungsansätze, die Lateinamerikanern eine besondere Affinität zur Gewalt unterstellen bzw. die eine endemische Gewaltkultur in bestimmten lateinamerikanischen Staaten unterstellen. Dies gilt insbesondere für Kolumbien. Aber auch für Peru und in jüngerer Zeit für Bolivien mit seinen gesellschaftlichen und politischen Veränderungen der letzten Jahre gibt es entsprechende Behauptungen, es handele sich um Gesellschaften mit einer besonderen „Gewaltkultur“. Solche Pauschalierungen sind jedoch nicht nur nicht zielführend, sie sind schlicht unzulässig. Im Seminar soll stattdessen nach den sozialen und politischen Ursachen von Gewalt geforscht werden.
Es soll aber keineswegs in Abrede gestellt werden, dass die zum Teil seit Jahrzehnten andauernde Gewalt in vielen Gesellschaften Lateinamerikas tiefe Spuren hinterlassen hat und sich Gewalt als kulturelles Phänomen in gewisser Weise verselbstständigt hat. Das gilt etwa für den Fall Kolumbiens, wo der seit den 1940er Jahren herrschende Bürgerkrieg mit entfesselter Gewalt, fürchterlichen Gewaltexzessen und Gräueltaten, das gesellschaftliche Leben schon mehr als einer Generation bestimmt.
Ziel des Seminars ist ein vertiefter Einblick der Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer in den schwierigen Gegenstand der Gewaltforschung. Neben den genannten und weiteren Beispielen von lateinamerikanischen Ländern, die von extremer Gewalt geplagt sind oder waren, werden auch verschiedene theoretische Erklärungsansätze behandelt werden.
Literatur: Riekenberg, Michael: Staatsferne Gewalt: Eine Geschichte Lateinamerikas (1500-1930), Frankfurt a.M.: Campus, 2014; Tilly, Charles: Großdimensionale Gewalt als konfliktive Politik, in: Internationales Handbuch der Gewaltforschung, hg. v. Wilhelm Heitmayer und John Hagan, Opladen: Westdeutscher Verlag, 2002, S. 547-569
PD Dr. Hinnerk Onken
Proseminar: Deutschland und Lateinamerika / Deutsche in Lateinamerika
Do. 10 - 14 Uhr
Raum: F 072 (Fürstenberghaus)
Beginn: 09.04.2020
Kommentar: Das Thema des Proseminars sind die vielfältigen Beziehungen zwischen Deutschland bzw. deutschen Staaten und Lateinamerika. Neben politischen und wirtschaftlichen Beziehungen und Begegnungen wird in erster Linie die Geschichte deutscher Auswanderer, Wissenschaftler und Unternehmer in Lateinamerika behandelt werden. Zeitlich wird der Schwerpunkt auf dem 19. und 20. Jahrhundert liegen, doch auch die Kolonialzeit wird in den Blick genommen. Ziel dieses Seminars ist es, in das geschichtswissenschaftliche Arbeiten einzuführen und mit grundlegenden Fragestellungen, Themenfeldern, Arbeitsweisen und Quellen der neuzeitlichen Geschichte vertraut zu machen.
Literatur: Penny, H. Glenn: Latin American Connections: Recent Work on German Interactions with Latin America, in: Central European History 46:2, 2013, S. 362-394
Dr. Frederik Schulze
Übung: Rassismus und Nationalismus in Lateinamerika (19./20 Jh.)
Di. 12 - 14 Uhr
Raum: F 042 (Fürstenberghaus)
Durch die europäische Eroberung, die Verschleppung von afrikanischen Sklaven in der Kolonialzeit und die europäische und asiatische Einwanderung im 19. und 20. Jh. haben sich in Lateinamerika multiethnische Gesellschaften etabliert, in denen es früh zu Kulturkontakt und -vermischung kam. Auch auf dem Gebiet der Nationalstaatswerdung war Lateinamerika ein Vorreiter, gründeten sich dort doch Nationen bereits Anfang des 19. Jhs. Die Übung soll anhand von Primärquellen der Frage nachgehen, wie race und Nation in Lateinamerika seit der Unabhängigkeit bis heute gedacht wurden. Korrespondierten nationalistische und rassistische Diskurse mit denen andernorts oder ging Lateinamerika einen ideengeschichtlich eigenen Weg, der seine besonderen Gesellschaften reflektierte? Neben der Lektüre deutscher und englischer Quellenübersetzungen geht es in der Übung auch um das Einstudieren von Lesetechniken, Quellenbehandlung und nicht zuletzt der Frage, was uns das Beispiel Lateinamerika für die aktuellen politischen Debatten lehrt, die von ansteigendem Nationalismus und Rassismus geprägt sind.
Einführende Literatur: Christian Jansen/Henning Borggräfe: Nation, Nationalität, Nationalismus, Frankfurt/Main 2007.
Dr. Frederik Schulze
Übung: Wissen ist Macht? Von der Diskursanalyse über die Wissenschaftsgeschichte und die Science and Technology Studies zur Wissensgeschichte
Di. 16 - 18 Uhr
Raum: F 229 (Fürstenberghaus)
Die Übung soll anhand ausgewählter theoretischer Texte in die Felder der Wissenschafts- und Wissensgeschichte einführen. Nachdem zunächst ein kurzer Einstieg in den Poststrukturalismus mit seinen Ansätzen wie Diskursanalyse und Dekonstruktion gegeben wird, behandelt die Lehrveranstaltung dann im Detail, wie solche Grundannahmen zur Etablierung einer epistemologisch interessierten Wissenschaftsgeschichte (und im angelsächsischen Bereich der Science and Technology Studies) geführt haben. Abschließend soll die aktuelle Wende hin zu einer umfassenden Wissensgeschichte nachvollzogen werden, die auch im deutschen Sprachraum mehr und mehr an Boden gewinnt.
Einführende Literatur: Susanne Bauer u.a. (Hrsg.): Science and Technology Studies. Klassische Positionen und aktuelle Perspektiven, Berlin: Suhrkamp 2017.
Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2019/20
Prof. Dr. Silke Hensel
Vorlesung: Kolonialismus und Imperialismus, 15.-20. Jh.: Die Unterwerfung der Welt durch Europa?
Do. 12-14 Uhr
Raum: F5 (Fürstenberghaus)
Beginn: 10.10.2019
Kommentar: In globalhistorischer Perspektive ist ein Kennzeichen der Epoche vom 16.-20. Jahrhundert die koloniale bzw. imperiale Expansion europäischer Mächte. Mit dieser Expansion und der Etablierung formaler oder informeller Herrschaftsverhältnisse nahmen die verschiedenen europäischen Mächte Einfluss im politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Leben vieler Gesellschaften in Afrika, Amerika und Asien. Sie mussten sich aber immer auch auf die Gesellschaften einstellen, auf die sie trafen, und dies bedeutet auch, dass ihre Macht nie vollkommen war. So hing die konkrete Ausformung kolonialer Herrschaft nicht nur von der jeweiligen europäischen Kolonialmacht und den sich über die Jahrhunderte wandelnden Bedingungen ab, sie war vielmehr in einem großen Maße von den autochthonen Strukturen geprägt. Die Vorlesung wird in dem angestrebten Überblick über die „europäische Expansion“ in diesem Sinne die Kolonisierten ebenso wie die Kolonialherren als Akteure in den Blick nehmen.
Literatur: Ch. A. Bayly: Die Geburt der modernen Welt. Eine Globalgeschichte 1780-1914, Frankfurt/M. 2006. Ph. Curtin: The West and the World: The European Challenge and the Overseas Response in the Age of Empire. J. Darwin: Das ‚unvollendete Reich‘: Aufstieg und Niedergang des Britischen Empire, 1600-1997, Frankfurt/M 2013. R. Dürr, G. Engel, J. Süßmann (Hg.): Expansionen in der Frühen Neuzeit, Berlin 2005. S. Gruzinski: Drache und Federschlange. Europas Griff nach Amerika und China, Frankfurt/M. 2014. J. Osterhammel, J. Jansen: Kolonialismus: Geschichte, Formen, Folgen. München, 2012. W. Reinhard: Die Unterwerfung der Welt, München 2016. R. Wendt: Die Europäische Expansion, Darmstadt 2011. E. Wolf: Europe and the People Without History, Berkeley 1997.
Prof. Dr. Silke Hensel
MA-Seminar: Postkoloniale Theorien und Geschichte
Do. 16 - 18 Uhr
Raum: F 042 (Fürstenberghaus)
Beginn: 10.10.2019
Kommentar: Postkoloniale theoretische Ansätze haben auch in der Geschichtswissenschaft in den letzten Jahrzehnten erheblichen Einfluss genommen. Zwar handelt es sich dabei um ein Bündel zum Teil recht unterschiedlicher Ansätze, einige Gemeinsamkeiten lassen sich aber festhalten. So stehen postkoloniale Ansätze für eine Fokussierung auf die Akteure, und dies bedeutet auch, dass die Handlungsmacht und -spielräume von europäischen und nicht-europäischen Akteuren neu ausgeleuchtet wird. Hinzu kommen Anstrengungen zu einer „Provinzialisierung Europas“, um einen klassischen Text von Dipesh Chakrabarty zu zitieren. In dem Seminar sollen verschiedene postkoloniale Ansätze diskutiert und anhand von historischen Studien ihre Umsetzung beleuchtet werden.
Literatur: María do Mar Castro Varela, Nikita Dhawan: Postkoloniale Theorie, 2. Aufl., Bielefeld 2015. Sebastian Conrad und Shalini Randeria (Hg.) (2002): Jenseits des Eurozentrismus. Postkoloniale Perspektiven in den Geschichts- und Kulturwissenschaften. Frankfurt a.M. Young, Robert J. C. (Hg.): Postcolonialism. Oxford 2001. Ina Kerner: Postkoloniale Theorien zur Einführung 3. überarb. Aufl., Hamburg 2017.
Prof. Dr. Silke Hensel
BA-Seminar: Von der kolonialen Stadt zur Megalopolis im 21. Jh.: Stadtgeschichte Lateinamerikas
Mi. 10-12 Uhr
Raum F3 (Fürstenberghaus)
Beginn: 09.10.2019
Kommentar: Lateinamerika ist heute der am stärksten urbanisierte Kontinent, ca. 80% der lateinamerikanischen Bevölkerungen lebt in Städten. Städte spielten aber schon in den altamerikanischen Kulturen eine wichtige Rolle als politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentren. So war etwa Tenochtitlán, die Hauptstadt des Aztekenreiches, zum Zeitpunkt der Eroberung durch die Spanier eine der größten Städte weltweit. Auch die spanischen und portugiesischen Kolonialgesellschaften waren stark geprägt von urbanen Räumen und urbanen Strukturen. Das Seminar nimmt die Geschichte städtischer Entwicklung vom 16. Jh. bis heute in Blick. Im Zentrum sollen
Literatur: Greenfield, Gerald Michael (Hg.) (1994): Latin American Urbanization. Historical Profiles of Major Cities. Westport, Conn. Kinsbruner, Jay (2005): The Colonial Spanish American City. Urban Life in the Age of Atlantic Capitalism. Austin.
Prof. Dr. Silke Hensel
Übung: Von der Revolution zum Drogenkrieg: Mexiko im 20. Jahrhundert
Mi. 16-18 Uhr (Hinweis: Diese Zeitangabe stimmt. Bitte entschuldigen Sie, dass hier eine falsche Zeitangabe vermerkt war.)
Raum F040 (Fürstenberghaus)
Beginn: 09.10.2019
Kommentar: Mexikos politische und gesellschaftliche Entwicklung stellte im 20. Jahrhundert in Lateinamerika eine Besonderheit dar. Die mexikanische Revolution begann bereits 1910 und brachte ein ausgesprochen stabiles System hervor. Erst nach 70 Jahren musste die Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI) die Macht abgeben. Hatten die massiven Reformen der 1930er und 1940er Jahre sowie das Wirtschaftswachstum der 1950er Jahre noch zu einer relativ ruhigen Situation und breiter Zustimmung zum Regime geführt, so änderte sich dies seit den 1960er Jahren. Eine Zäsur stellte dabei das Massaker auf dem Platz der drei Kulturen an mehreren hundert Studenten dar. In den folgenden Jahrzehnten wuchs die Opposition gegen die PRI-Herrschaft, bis sie sich schließlich 2000 auch über Wahlbetrug nicht mehr an der Macht halten konnte. Die erhoffte Demokratisierung blieb jedoch aus, der Staat droht vielmehr im Drogenkrieg zu zerfallen. In der Übung sollen zentrale Stationen dieser Entwicklungen anhand von Texten und Quellen beleuchtet werden. Neben der inhaltlichen Beschäftigung mit einem der wichtigsten Länder Lateinamerikas soll die Übung auch die Fertigkeiten bei Textverständnis und -analyse vertiefen.
Literatur: Walther L. Bernecker, Mexiko heute. Politik, Wirtschaft, Kultur, Frankfurt 2004. Michael C. Meyer, William L. Sherman; Susan M. Deeds, The Course of Mexican History, 8. Aufl., New York/Oxford 2007.
Prof. Dr. Silke Hensel, Prof. Dr. Ulrike Ludwig, apl. Prof. Dr. Michael Sikora
Forschungskolloquium Frühe Neuzeit
Mi. 18-20 Uhr
Raum: F 33 (Fürstenberghaus)
Beginn: 16.10.2019
Kommentar: Im Forschungskolloquium sprechen auswärtige Gäste und Angehörige des Seminars zu aktuellen Problemen des Faches. Inhaltliche Schwerpunkte bilden Themen der europäischen und lateinamerikanischen Geschichte zwischen 1500 und 1800.
Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2019
Prof. Dr. Silke Hensel
VL: Lateinamerika von der Conquista bis zur Unabhängigkeit
Do. 12-14 Uhr
Raum: F4 (Fürstenberghaus)
Beginn: 04.04.19
Diese Vorlesung findet wie geplant statt.
Kommentar: Die Entdeckung Amerikas durch die Europäer 1492 gilt für die europäische Geschichte als Zäsur im Übergang vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit. Gleichzeitig wurde damit die lange Isolation des amerikanischen Kontinents beendet. Die dreihundertjährige koloniale Herrschaft von Spaniern und Portugiesen brachte Lateinamerika als eine, wenn auch lose und keineswegs homogene Großregion hervor. Gleichzeitig band sie den Kontinent in die Entstehung einer atlantischen Welt ein, in der Europa, Afrika und Amerika eng miteinander verbunden wurden. In Lateinamerika entstanden Gesellschaften ganz eigenen Charakters, in denen Einflüsse der indigenen amerikanischen Gesellschaften mit denen aus Europa und Afrika zusammenkamen. Die Vorlesung nimmt die wichtigsten sozialen, politischen und kulturellen Entwicklungen von der Entdeckung bis zur Unabhängigkeit zu Beginn des 19. Jahrhunderts in den Blick und folgt dabei neueren Tendenzen in der Geschichtsschreibung, die soziale Akteure in den Mittelpunkt der Analyse stellen.
Literatur: Lockhart, James/Schwartz, Stuart (1983): Early Latin America: A History of Colonial Spanish America and Brazil, Cambridge 1983, Pietschmann, Horst (Hg.) (1994): Handbuch zur Geschichte Lateinamerikas, Bd. 1, Stuttgart.
Prof. Dr. Silke Hensel
BA-Seminar: Die Entfaltung der Kolonialgesellschaften in Lateinamerika
Mi. 10-12 Uhr
Raum: F3 (Fürstenberghaus)
Beginn: 03.04.19
Kommentar: Amerika war der erste Kontinent, auf dem Europäer im 16. Jahrhundert Kolonien eroberten, die dann fast drei Jahrhunderte unter spanischer bzw. portugiesischer Herrschaft standen. Mit der Conquista begann eine Phase intensiver Verflechtungen zwischen Europa und Amerika, und aufgrund des Sklavenhandels auch Afrika. In Spanischamerika entstanden Gesellschaften neuen Typs. Diesen aus globalhistorischer Perspektive bedeutenden Prozess nimmt das Seminar in den Blick. Ursachen und Verlauf der Eroberung sowie die Ausbildung der kolonialen Gesellschaften mit ihren spezifischen Herrschaftsverhältnissen und Sozialstrukturen stehen im Mittelpunkt. Dies geschieht auf der Basis neuerer Ansätze in der Kolonialgeschichte, die nicht allein die Europäer als Akteure sieht, sondern ebenso die indigene Bevölkerung und ihre Rolle in den kolonialen Gesellschaften ernst nimmt.
Literatur: Andrien, Kenneth (2001): Andean Worlds: Indigenous History, Culture, and Consciousness under Spanish Rule, 1532-1825. Albuquerque. Burkholder, Mark A.; Johnson, Lyman L. (1990): Colonial Latin America. Oxford. Hausberger, Bernd (2008) Das Reich, in dem die Sonne nicht unterging. Die iberische Welt, in P. Feldbauer/B. Hausberger/J.P. Lehners (Hg.), Die Welt im 16. Jahrhundert, Wien, S. 335-370. Reinhard, Wolfgang (2008): Kleine Geschichte des Kolonialismus, 2. Überarb. Auflage, Stuttgart.
Prof. Dr. Silke Hensel
Übung Quellenlektüre: Afrikaner in Lateinamerika: Sklaverei, Widerstand und Freiheit
Mi. 16-18 Uhr
Raum: F 104 (Fürstenberghaus)
Beginn: 03.04.19
Kommentar: In der Kolonialzeit und z.T. auch darüber hinaus – in Brasilien endete die Sklaverei erst 1888 – stellte die Sklaverei eine wichtige Institution dar. Millionen Menschen wurden aus Afrika nach Amerika verschleppt und dort versklavt, und vor allem auf Plantagen aber auch in anderen Bereichen zur Arbeit gezwungen. Gewalt gegen Versklavte war konstitutiv für die Aufrechterhaltung der Sklaverei, trotzdem suchten Sklavinnen und Sklaven immer wieder nach Möglichkeiten, sich diesem System zu entziehen. In der Übung soll anhand der Lektüre von Quellentexten die Geschichte von Sklavenhandel und Sklaverei behandelt werden. Neben den Arbeitsbedingungen und der rechtlichen Lage von Sklaven soll es auch um die Möglichkeiten gehen, die ihnen im Alltag für den Aufbau sozialer Beziehungen und ein eigenes Leben blieben. Widerstand und Abolition bilden weitere thematische Schwerpunkte. Für eine erfolgreiche Teilnahme an der Übung ist die regelmäßige und aktive Mitarbeit sowie die Bereitschaft zum eigenverantwortlichen und kooperativen Lernen und zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung in der Gruppe Voraussetzung.
Literatur: Klein, Herbert S. (1986): African Slavery in Latin America and the Caribbean. New York. Meißner, Jochen, Mücke, Ulrich, Weber, Klaus: Schwarzes Amerika. Eine Geschichte der Sklaverei. München 2008. Schwartz, Stuart B. (Hg.) (2004): Tropical Babylons: Sugar and the Making of the Atlantic World. Chapel Hill/London: University of North Carolina Press.
Prof. Dr. Silke Hensel
MA-Seminar: Perspektiven der Globalgeschichtsschreibung
Do. 16-18 Uhr
Raum:
Beginn: 04.04.19
Kommentar: Die Globalgeschichtsschreibung ist in den vergangenen Jahrzehnten zunächst eine umkämpfte Strömung innerhalb der Geschichtsschreibung gewesen, mittlerweile ist sie weitgehend anerkannt, auch wenn der Verständigungsprozess darüber, was Globalgeschichte ist und sein soll, keineswegs abgeschlossen ist. Anhand von Texten zum Ansatz bzw. den Ansätzen in der Globalgeschichte sowie verschiedenen Theorieangeboten, die sich in dem breiten Feld der Globalgeschichtsschreibung finden lassen einerseits sowie anhand einiger wichtiger Beispiele von Monographien, die der Globalgeschichte zugerechnet werden, andererseits sollen Chancen und Probleme diskutiert werden.
Literatur: Sebastian Conrad (2013): Globalgeschichte. Eine Einführung, München. Cooper, Frederik (2005): Colonialism in Question. Theory, Knowlegde, History, Berkeley. Sieder, Reinhard; Langthaler, Ernst (Hg.) (2010): Globalgeschichte 1800 - 2000. Wien, Köln, Weimar. Stuchtey, Benedict; Fuchs, Eckhardt (Hg.) (2003): Writing World History. 1800-2000. Oxford.
Dr. Frederik Schulze
Proseminar: Einführung in das Studium der neueren Geschichte: Deutschland und Lateinamerika im 20. Jahrhundert
Di, 10-12 Uhr und 14-16 Uhr
Raum:
Kommentar: Das Seminar gibt einen Überblick über die vielfältigen Kontakte und Austauschformen zwischen Deutschland und Lateinamerika im 20. Jahrhundert. Migration, kulturelle Auslandsarbeit, Auslandsnationalsozialismus, Weltkriege, sozialistische Solidarität, Handel, Entwicklungshilfe und wirtschaftliche Zusammenarbeit sind nur einige der Themen, die das Verhältnis beider Akteure charakterisierten. Das Seminar soll sich vor allem mit unterschiedlichen deutschen Perspektiven auf Lateinamerika beschäftigen, die nicht zuletzt aufgrund der verschiedenen deutschen Staaten im 20. Jahrhundert zustande kamen. Daneben soll aber auch immer der lateinamerikanische Standpunkt und letztlich die Frage nach Machtverhältnisse im Mittelpunkt stehen. Außerdem führt das Seminar in Techniken wissenschaftlichen Arbeitens und die Theorie und Geschichte der Geschichtswissenschaft ein.
Literatur: Stefan Rinke: Geschichte Lateinamerikas. Von den frühesten Kulturen bis zur Gegenwart, München 2010.
Lehrveranstaltungen im wintersemester 2018/19
Prof. Dr. Silke Hensel
Vorlesung: Politische Kultur in Lateinamerika, 19. und 20. Jh.
Do. 12-14 Uhr
Raum: F 4 (Fürstenberghaus)
Beginn 25.10.18
Kommentar: Der politischen Kultur Lateinamerikas werden häufig einige Besonderheiten zugeschrieben, die in der Regel auf das spanische bzw. iberische Erbe der Kolonialzeit zurückgeführt werden. Demnach überwiegen personale und traditionale Herrschaftsformen, in denen Gewalt eine wichtige Rolle spielt. Kaziken und Caudillos (lokale und regionale Machthaber, die ihre Herrschaft auch auf militärische Macht stützten) werden gerade für das 19. Jahrhundert als Prototyp politischer Machthaber gesehen. Parteien und formalen politischen Verfahren wird hingegen keine Bedeutung beigemessen. Für das 20. Jahrhundert werden Revolutionen (Mexiko, Kuba), Populismus sowie autoritäre Regime als kennzeichnend für die Verhältnisse in Lateinamerika gesehen. Diesen Bildern will die Vorlesung nachgehen und sie im Licht neuerer Forschungen einer Bewertung unterziehen. Darüber hinaus sollen die Auswirkungen sozialer Spaltungen auf die politische Kultur in den Blick kommen werden und der Frage nachgegangen werden, welchen Einfluss auf die politische Kultur Angehörige derjenigen sozialen Gruppen nahmen, die keine hohen Positionen in Staat und Politik innehatten.
Die VL beginnt in der 3. Vorlesungswoche. Der Stoff aus den ersten beiden Wochen wird nachgeholt, indem die Sitzungen etwas verlängert werden und die VL bis in die letzte Woche der Vorlesungszeit gehen wird.
Literatur: Antonio Annino et al. (Hg.): De los Imperios a las Naciones: Iberoamérica, Zaragoza 1994; Michael Conniff (Hg.): Populism in Latin America, Tuscaloosa/London 1999; Leslie Bethell (Hg.): Latin America. Politics and Society Since 1930, Cambridge 1998; Nils Jacobson, Cristóbal Aljovín de Losada (Hg.): Political Cultures in the Andes, 1750-1950, Durham 2005; Ulrich Mücke: Die Demokratie in Lateinamerika. Wahlen, Zivilgesellschaft und Republikanismus im 19. Jahrhundert, in: Jahrbuch für die Geschichte Lateinamerikas 42 (2005), S. 389-404; Eduardo Posada Carbó: Electoral Juggling: A Comparative History of the Corruption of Suffrage in Latin America, 1830-1930, in: Journal of Latin American Studies 32 (2000), S. 611-644; Hilda Sabato (Hg.): Ciudadanía Política y formación de las naciones, Mexiko 1999.
Prof. Dr. Silke Hensel
Lektüreübung: Political Culture in Latin America, 19th and 20th centuries/Cultura política en América Latina, siglos XIX y XX (reading class/clase de lectura)
Zeit: Do. 16-18 Uhr
Raum: ULB 201 (Krummer Timpen 5)
Beginn: 25.10.18
Kommentar: Der Schwerpunkt dieser Übung liegt auf der Lektüre von Literatur begleitend zur Vorlesung „Politische Kultur in Lateinamerika“ und zum Hauptseminar „Staats- und Nationsbildung in Lateinamerika“. Das Selbststudium steht hier im Vordergrund. Ein Korpus von mindestens fünf englischen oder spanischen Büchern soll von den TeilnehmerInnen gelesen und diskutiert werden. Dabei sollen Lesetechniken ebenso behandelt werden wie die inhaltliche Auswertung historischer Literatur. Zu den gelesenen Büchern sollen unterschiedliche Texte (Exzerpt, Rezension) verfasst werden. Seminarsitzungen finden alle vier Wochen statt, um das Gelesene und die Texte der TeilnehmerInnen zu diskutieren. Die Diskussionen werden auf Englisch geführt. Die Übung kann auch im Rahmen des MA Sprachmoduls für Englisch oder Spanisch belegt werden.
Comment: In this class we will focus on reading literature relevant for the lecture „Politische Kultur in Lateinamerika” as well as the advanced seminar „Staats- und Nationsbildung in Lateinamerika“. The participants will primarily study on their own. They are required to read and discuss a corpus of at least five English or Spanish books. In the sessions we will deal with reading techniques and the content-related analysis of historical literature. In preparation for the book discussions, the participants will write different types of texts (excerpt, review). Sessions will be held every four weeks to talk about the books and the texts written by the students. The discussions will be held in English. The reading class is also applicable to the MA language module for English or Spanish.
Prof. Dr. Silke Hensel
Hauptseminar: Staats- und Nationsbildung in Lateinamerika
Zeit: Mi. 10-12 Uhr
Raum: F 153 (Fürstenberghaus)
Beginn 24.10.18
Kommentar: Amerika war der erste Kontinent, der von europäischen Mächten kolonisiert wurde, und es war ebenfalls die erste Weltregion, die sich von dieser kolonialen Herrschaft emanzipierte. Die Unabhängigkeit stellte für alle amerikanischen Länder eine entscheidende Phase dar, wurde doch hier der Grundstein für nationalstaatlich verfasste Gemeinwesen gelegt, die sich zudem anders als in Europa zu dieser Zeit fast alle als Republiken konstituierten. Während die US-amerikanische Unabhängigkeitsbewegung schon lange als Teil des Zeitalters der Revolution gilt, wird dies erst neuerdings ebenfalls für Lateinamerika diskutiert. Das Seminar will den Unabhängigkeitsprozess in Lateinamerika unter dieser neuen Perspektive in den Blick nehmen. Mit „Unabhängigkeitsprozess“ sind dabei nicht nur die Auseinandersetzungen zwischen Spanien und den Kolonien gemeint, sondern eine längere Phase der frühen Staatsbildung. Zu den Themen gehören die Ausgestaltung der politischen Systeme, formale und informelle Verfahren im politischen Prozess (Wahlen, Korruption), sowie die Frage der Staatsbürgerschaft im Hinblick besonders auf die indigene und afrikanischstämmige Bevölkerung ebenso wie Frauen. Um einen vertieften Einblick in die Entwicklungen zu erhalten, soll exemplarisch vorgegangen werden. Neben einer Hausarbeit und einer mündlichen Präsentation sind die Bereitschaft zu eigenständigem und kooperativem Lernen sowie eine regelmäßige Beteiligung an den Diskussionen im Plenum Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme am Seminar.
Literatur: Adelman, Jeremy: Sovereignty and Revolution in the Iberian Atlantic. Princeton/Oxford 2006, Hensel, Silke: Staats- und Nationsbildung in Lateinamerika, in F. Edelmayer et al. (Hg.): Lateinamerika 1492-1850/70, Wien 2005, S. 225-243, Rinke, Stefan: Revolutionen in Lateinamerika, München 2010, Rodríguez O, Jaime E.: The Emancipation of America. In: American Historical Review 105 (2000), S. 131–152. Sabato, Hilda (Hg.): Ciudadanía política y formación de las naciones. Perspectivas históricas de América Latina, México 1999.
Prof. Dr. Silke Hensel
MA-Seminar: Staat, Macht, Herrschaft und Gewalt in Lateinamerika, 19. und 20. Jh.
Zeit: Mi. 16-18 Uhr
Raum: F 104 (Fürstenberghaus)
Beginn: 24.10.18
Kommentar: Die Ausbildung von Herrschaftsstrukturen und deren Wandel seit der Unabhängigkeit war in Lateinamerika in den meisten Fällen konfliktreich. Das 19. Jahrhundert zeichnete sich in den meisten Ländern durch hohe politische Instabilität aus, weil Herrschaftsstrukturen lange umstritten blieben, und häufig physische Gewalt in den Auseinandersetzungen angewendet wurde. Auch das 20. Jahrhundert war von massiven Umbrüchen geprägt, seien es Revolutionen oder Militärdiktaturen. An der postkolonialen Entwicklung und den aktuellen Diskussionen wie sie z.B. in Bezug auf Mexiko geführt werden, ob man angesichts des anhaltenden Drogenkriegs von einem „failed state“ sprechen muss, zeigt sich, wie wenig selbstverständlich „Staat“ und „staatliche Ordnung“ oder „legitime Herrschaft“ sind. Auch das problematische Verhältnis von Herrschaft und Macht, oder von Macht und Gewalt wird besonders deutlich. Im Seminar sollen auf der Grundlage von theoretischen Auseinandersetzungen mit den Konzepten „Macht“, „Herrschaft“, „Staat“ und „Gewalt“ die politischen Entwicklungen in Lateinamerika von der Unabhängigkeit bis heute exemplarisch und nah an den Quellen behandelt werden.
Literatur: Corrigan, Philip; Derek Sayer: The Great Arch: English State Formation as Cultural Revolution, Oxford, 1985; Weber, Max: Wirtschaft und Gesellschaft, Tübingen 1972; Bourdieu, Pierre: Über den Staat, Frankfurt 2012; Popitz, Heinrich: Phänomene der Macht. 2. Aufl. Tübingen 1992; Pietschmann, Horst: Überlegungen zur Staats- und Nationsbildung in der spanischen Welt : ca. 1766-1830, in: Michael Riekenberg et al. (Hg.): Kultur-Diskurs. Kontinuität und Wandel der Diskussion um Identitäten in Lateinamerika im 19. und 20. Jahrhundert, Stuttgart 2001, S. 319-332; Reinhard, Wolfgang (Hg.): Verstaatlichung der Welt? Europäische Staatsmodelle und außereuropäische Machtprozesse, München 1999.
Prof. Dr. Silke Hensel
Kolloquium Neuzeit
Zeit: Mi, 18-20 Uhr
Raum: KTh III (Johannisstr. 8-10)
Beginn: 24.10.2018
Dr. Frederik Schulze
Proseminar: Einführung in das Studium der neueren Geschichte: Die Dekolonisierung der Welt
Zeit: Di, 10-12 Uhr und 14-16 Uhr
Raum: F 030 (Fürstenberghaus)
Beginn: 16.10.2018
Kommentar: Das Seminar gibt einen Überblick über die Dekolonisierung der Welt im 19. und 20. Jahrhundert und fragt in einer globalgeschichtlichen Perspektive nach Gründen, Abläufen und Folgen des Endes von europäischer Kolonialherrschaft in Lateinamerika, Afrika und Asien. Als roter Faden dient das politische Denken der Unabhängigkeitsbewegungen und sein Einfluss auf postkoloniale Ansätze der Geschichtswissenschaft. Außerdem führt das Seminar in Techniken wissenschaftlichen Arbeitens und die Theorie und Geschichte der Geschichtswissenschaft ein.
Literatur: Jan C. Jansen und Jürgen Osterhammel: Dekolonisierung. Das Ende der Imperien, München 2013.
Dr. Frederik Schulze
Übung: Anti-Imperialimus und sozialer Umsturz: Quellen der politischen Linken in Lateinamerika
Zeit: Do. 10-12 Uhr
Raum: F 33 (Fürstenberghaus)
Beginn: 11.10.2018
Kommentar: Die Übung soll anhand von ausgewählten Primärquellen ins politische Denken der lateinamerikanischen Linken einführen und Techniken des Lesens und der Quellenanalyse einüben. Neben bekannten Autoren wie Fidel Castro, Ernesto Guevara oder José Carlos Mariátegui werden auch weniger bekannte Texte behandelt, die in einer chronologischen Anordnung Verläufe, Strömungen und Diversität politischen Denkens nachvollziehbar machen. Abschließend soll nach dem Erbe der politischen Linken in Lateinamerika und ihr Einfluss auf aktuelle Politik und Wissenschaft gefragt werden.
Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2018
Dr. Astrid Windus
Vorlesung: Visuelle Geschichte Lateinamerikas. Von den vorspanischen Kulturen bis zur Unabhängigkeit
Zeit: Do. 14-16 Uhr
Raum: F4 (Fürstenberghaus)
Beginn: 12.04.2018
Kommentar: Aufbauend auf theoretische und methodische Grundlagen der historischen Bildwissenschaft und der Visual Studies gibt die Vorlesung eine Einführung in die Geschichte Lateinamerikas bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt stehen dabei visuelle Quellen (Drucke, Malerei, Fotografie, aber auch traditionelle indigene Medien wie Keramik oder Textilien) und ihre Funktion und Bedeutung für die Produktion von historischem Wissen und für die „offizielle“ Geschichtsschreibung.
Literatur: Peter Burke: Augenzeugenschaft. Bilder als historische Quellen. Berlin: Wagenbach 2010.
Dr. Astrid Windus
Hauptseminar: Buenos Aires 1853-1955. Zur Geschichte einer Stadt
Zeit: Mi. 14-16 Uhr
Raum:
Beginn: 11.04.2018
Kommentar: Das sich wandelnde Bild der argentinischen Hauptstadt vom Beginn der argentinischen Republik bis zum Sturz des populistischen Machthabers Juan Domingo Perón 1955 spiegelt die politischen, sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und demographischen Entwicklungen und Veränderungen wieder, die das Land in diesem Zeitraum durchlief. Seit der Unabhängigkeit galt sie als Symbol für das Streben nach Fortschritt, Modernisierung und Zivilisation, seit den 1880er Jahren wurde Buenos Aires zu einem der Hauptziele transatlantischer Migration, die auf Agrarexporten begründete argentinische Wirtschaft boomte. Bis in die 1930er Jahre belief sich die Zahl der Einwanderer auf mehr als sechs Millionen, von denen viele sich in der Hauptstadt niederließen. Die Stadtplanung reagierte auf diese Entwicklung und so etablierten sich spezielle Wohn-, Lebens- und Architekturformen, die bis heute das Stadtbild und die Kultur der Einwohner (porteños) prägen. Um die Jahrhundertwende entstanden öffentliche Bauten, die keinen Zweifel daran ließen, dass sich Buenos Aires als eine globale Metropole verstand. Aber auch der Rückgang der europäischen Einwanderung in den 1930er Jahren, das Ansteigen der Binnenmigration, die zunehmende Industrialisierung und schließlich die Sozialpolitik Peróns seit den 1940er Jahren hinterließen im Bild der Stadt ihre Spuren. Im Seminar werden wir diesen Entwicklungen auf der Grundlage raumtheoretischer Ansätze nachgehen, die die Stadt als „räumliche Sozialformation“ (Rau 2013) konzeptualisieren.
Literatur: Susanne Rau: Räume. Konzepte, Wahrnehmungen Nutzungen. Frankfurt am Main, New York : Campus 2013.
Dr. Astrid Windus
Übung: Indigene in historischen Bildquellen aus Lateinamerika
Zeit: Do. 10-12 Uhr
Raum:
Beginn: 12.04.2018
Kommentar: Anhand von Bildern aus unterschiedlichen Epochen der lateinamerikanischen Geschichte befassen wir uns mit der Bedeutung visueller Quellen für die Produktion von Wissen über Indigene im lateinamerikanischen Kontext und damit auch für die Geschichtswissenschaft. Die theoretischen und methodischen Grundlagen hierfür bilden Ansätze aus der historischen Bildwissenschaft und den Visual Studies, die wir uns durch die gemeinsame Lektüre erschließen werden. Voraussetzung für die Teilnahme an der Übung ist daher die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit theoretischen Texten und Einarbeitung in neue wissenschaftliche Arbeitsweisen.
Literatur: Matthias Bruhn. Das Bild. Theorie, Geschichte, Praxis. Berlin 2009.
Dr. Astrid Windus
Kolloquium für Masterkandidaten und Doktoranden
Zeit: Mi, 18-20 Uhr
Raum: F 153 (Fürstenberghaus)
Beginn: 18.04.18
Dr. Stephan Ruderer
Übung: Zwischen „Anarchie“ und neuer Ordnung. Texte zu Unabhängigkeit und Staatsaufbau in Argentinien und Chile in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Zeit: Di, 14-16 Uhr
Raum: F 104 (Fürstenberghaus)
Beginn: 10.04.2018
Dr. Frederik Schulze
Proseminar: Einführung in das Studium der neueren Geschichte: Lateinamerika und der globale Kalte Krieg
Zeit: Di, 10–12 Uhr und 14–16 Uhr
Raum: ULB 1 (10-12 Uhr); SRZ 216 – Orléansring 12 (14-16 Uhr)
Beginn: 10.04.2018
Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2017/18
PROF. DR. SILKE HENSEL
Vorlesung: Geschichte des Rassismus
Zeit: Do. 10-12 Uhr, Beginn 12.10.2017
Raum: F1 (Fürstenberghaus)
Kommentar: Rassismen begegnen uns aktuell in vielen Situationen und Gesellschaften. Es handelt sich dabei um einfache Erklärungen für komplexe soziale Phänomene, etwa soziale Ungleichheit, die immer einen diffamierenden Blick auf die als fremd wahrgenommene Gruppe werfen. „Rasse“-Theorien nehmen eine Essenzialisierung menschlicher Unterschiede vor, indem sie diese biologisch deuten, und verknüpfen dies mit einer Hierarchisierung menschlicher Gruppen. Dies hat weitreichende Folgen für die politische Kultur und soziale Ordnung der jeweiligen Gesellschaft. Die Vorstellung, die Menschen könnten in mehrere, voneinander unterschiedene und feststehende Einheiten unterteilt werden, ist relativ jungen Datums. In der frühen Neuzeit begann der Aufstieg von Rassismen und beschleunigte sich seit dem 18. Jahrhundert. Die Deutung der europäischen Expansion und zunehmender weltweiter Migrationsströme trug dazu wesentlich bei. Ein weiterer Strang des Rassismus ist der aus dem Antijudaismus hervorgegangene Antisemitismus. Die Vorlesung wird die Entstehung von Rassevorstellungen und die verschiedenen Rassismen behandeln. Dabei werden transnationale Aspekte vor allem im Zusammenhang mit Kolonialismen ebenso beleuchtet wie die Folgen von Rassismen in spezifischen historischen Situationen und der Widerstand dagegen.
Literatur: George M. Fredrickson: Rassismus. Ein historischer Abriss, Hamburg 2004. Imanuel Geiss: Geschichte des Rassismus, Frankfurt 1988. Christian Geulen: Geschichte des Rassismus, München 2007. George L. Mosse: Die Geschichte des Rassismus in Europa, Frankfurt 1990. Karin Priester: Rassismus. Eine Sozialgeschichte, Leipzig 2003.
PROF. DR. SILKE HENSEL
Hauptseminar (BA): Ethnizität, Rassismus und (Staats-)Bürgerschaft in Lateinamerika: Indigene und Afroamerikaner von der Kolonialzeit bis heute
Zeit: Mi. 12-14 Uhr, Beginn 11.10.2017
Raum: F104 (Fürstenberghaus)
Kommentar: In der heutigen, globalisierten Welt sind plurikulturelle Gesellschaften die Regel. Dazu trugen Kolonialismen und Migrationsbewegungen in den letzten Jahrhunderten wesentlich bei. Die daraus hervorgegangenen Gesellschaften bestehen jedoch nicht konfliktfrei. Ethnische Differenzen und Rassismen spielen eine wichtige Rolle. Was in einigen Weltregionen erst neuerdings der Fall zu sein scheint, ist in Lateinamerika seit 500 Jahren gesellschaftliche Realität. Seit der Ankunft von Europäern in den Amerikas und der Eroberung des Kontinents trafen unterschiedlichste Gesellschaften aufeinander. Die amerikanischen Bevölkerungen wurden von den Kolonialherren unter dem Begriff des „Indios“ zusammengefasst. Die Rechtsordnung der Kolonialreiche wies der indigenen Bevölkerung einen eigenen Status zu. Die freien Nachfahren der als Sklaven nach Amerika verschleppten Afrikaner hatten ebenfalls einen eigenen Rechtsstatus innerhalb der Gesellschaft. Im Seminar sollen die Gesellschaftsordnungen der Kolonialzeit und die Folgen bis heute für den rechtlichen und sozialen Status der beiden Bevölkerungsgruppen untersucht werden. Im Mittelpunkt der Seminararbeit sollen eigenverantwortliches Lernen und die wissenschaftliche Auseinandersetzung in der Gruppe stehen. Die Bereitschaft zur regelmäßigen und aktiven Mitarbeit im Plenum und in Arbeitsgruppen ist deshalb Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme am Seminar.
Literatur: Peter Wade: Race and Ethnicity in Latin America, London 1997, Richard Graham (Hg.): The Idea of Race in Latin America, 1870-1940, Austin 1990, Robert Jackson: Race, Caste, and Status: Indians in Colonial Spanish America. Albuquerque 1999, Jorge I. Domínguez (Hg.): Race and Ethnicity in Latin America, New York/London 1994. George R. Andrews: Afro-Latin America, 1800- 2000, Oxford 2004.
PROF. DR. SILKE HENSEL
Übung: Erobert, verschleppt und ausgegrenzt: Quellenlektüre zur Geschichte der indigenen und afrikanischstämmigen Bevölkerung in Lateinamerika, 16.-20. Jh.
Zeit: Mo. 14-16 Uhr, Beginn 16.10.2017; Gruppe 2: Do, 16-18 Uhr
Raum: Montag: GEO 315 (Corrensstr. 24); Donnerstag: ES 131 (Johannisstr. 12-20)
Kommentar: Die indigene Bevölkerung Amerikas ebenso wie die Nachfahren der aus Afrika nach Amerika verschleppten Sklaven waren seit der Eroberung des Kontinents durch europäische Mächte im 16. Jahrhundert von Unterdrückung und sozialer Ausgrenzung betroffen. Bis heute gilt in vielen Gesellschaften der Amerikas, dass Indigene und Afroamerikaner rassistischen Diskriminierungen ausgesetzt sind und eher den unteren sozialen Schichten angehören. Diese Entwicklung soll anhand von Quellentexten nachvollzogen werden, sie soll aber auch in ihrer Totalität, die Indigenen und Afroamerikanern jegliche Handlungsmöglichkeit abspricht und sie allein als passive Opfer konzipiert, ebenfalls anhand von Quellentexten hinterfragt werden. Ziel der Übung ist es neben der Einübung von Quellenkritik ein differenzierteres Bild der Bevölkerungsgruppen in den Amerikas und ihrer Beziehungen untereinander zu erhalten.
Literatur: Peter Wade: Race and Ethnicity in Latin America, London 1997, John Kicza (Hg.): The Indian in Latin American History. Resistance, Resilience and Acculturation, Wilmington 2000, George R. Andrews: Afro-Latin America, 1800-2000, Oxford 2004.
PROF. DR. SILKE HENSEL und DR. BARBARA ROMMÉ (Stadtmuseum Münster)
Masterseminar: Deutscher Kolonialismus und Mission in Ozeanien, 19.-20. Jh.
Zeit: Mi. 16-18 Uhr, Beginn 11.10.2017
Raum: F072 (Fürstenberghaus)
Kommentar: Koloniale Expansionen wurden in der Regel von verschiedenen Akteursgruppen getragen. Neben staatlichen Akteuren und Siedlern gehörten die verschiedenen Kirchen mit ihren missionarischen Tätigkeiten dazu. Das forschungsorientierte Seminar will den Zusammenhang von Mission und Kolonialismus am Beispiel der deutschen Kolonien in der Sehnsuchtsregion der „Südsee“ behandeln, wo Deutschland Ende des 19. Jahrhunderts einige Kolonien erwarb. Zwei Orden aus Westfalen waren in der Missionierung der Region wichtig. Dabei handelte es sich um den Orden der Schwestern vom Heiligen Herzen Jesu in Hiltrup, der eigens für die Mission gegründet wurde, sowie um die rheinisch-westfälische Provinz der Kapuziner. Die Missionstätigkeit der beiden Orden in Papua-Neuguinea und Mikronesien sollen im Zentrum des Seminars stehen. Angestrebt wird ein forschendes Lernen, das sich mit dem vor Ort befindlichen Material (neben Missionszeitschriften das Archiv des Ordens vom Heiligen Herzen in Hiltrup sowie die Sammlung der Kapuziner in der ULB) besonders gut umsetzen lässt. Neben Schriftgut sollen visuelle (vor allem Fotos) und materielle Quellen (Ethnografika) untersucht werden. Der methodisch reflektierte Umgang mit diesen verschiedenen Quellenarten soll erarbeitet werden, um die Quellen dann im Rahmen einer konkreten Fragestellung auswerten zu können. Im Seminar sollen Einblicke in die Vorbereitung einer Ausstellung zum Thema gegeben werden. Für eine erfolgreiche Teilnahme sind regelmäßige und aktive Mitarbeit sowie die Bereitschaft zum eigenverantwortlichen und kooperativen Lernen und zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung in der Gruppe Voraussetzung.
Literatur: S. Conrad: Deutsche Kolonialgeschichte, München 2008. W. Speitkamp: Deutsche Kolonialgeschichte, Stuttgart 2005. H. Gründer: Christliche Mission und deutscher Imperialismus, Paderborn 1982. D.v. Laak: Über alles in der Welt. Deutscher Imperialismus im 19. und 20. Jahrhundert, München 2005. J. Jäger: Fotografie und Geschichte, Frankfurt/M. 2009.
Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2017
DR. ASTRID WINDUS
Vorlesung: Geschichte und Anthropologie – außereuropäische Perspektiven
Zeit: Do. 14-16 Uhr
Raum: F2 (Fürstenberghaus)
Beginn: 20.04.2017
Kommentar: Unter dem Paradigma der Historischen Anthropologie haben sich in der deutschen Historiographie Forscherinnen und Forscher zusammengefunden, die sich verstärkt seit den 1980er Jahren mit der Subjektivität menschlicher Lebenswirklichkeiten in ihrer historischen Dimension befassen. Hierbei stehen das Denken, Handeln und Fühlen der Akteure im Mittelpunkt, wobei die Differenz und Vielfalt menschlicher Erfahrungen betont wird. Kurioserweise liegt der Schwerpunkt dieser Strömung auf der europäischen Frühen Neuzeit, dem Mittelalter und der Alten Geschichte, während die außereuropäische Geschichte kaum Gegenstand der Debatten ist. Vielmehr kommt bei der historischen Auseinandersetzung mit nicht europäischen kulturellen Systemen der Disziplin der Anthropologie (im deutschen Verständnis der Ethnologie bzw. Kulturanthropologie) selbst eine wichtige Rolle zu. Sie stellt die wissenschaftlichen Kategorien zur Verfügung, die für eine De-Zentrierung europäischer Denkweisen über menschliche Kulturen und Gesellschaft erforderlich sind.
Die Vorlesung gibt einen Überblick über diese verschiedenen Zugänge zu einem „Dialog“ der Disziplinen, wobei ein Schwerpunkt auf lateinamerikanischen Fallbeispielen liegt.
Literatur: Richard van Dülmen: Historische Anthropologie. Entwicklungen, Probleme, Aufgaben. Köln u.a. 2001.
Clifford Geertz: Dichte Beschreibung. Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme. Frankfurt am Main 2012.
Christoph Wulf: Anthropologie. Geschichte, Kultur, Philosophie. Reinbek 2004.
DR. ASTRID WINDUS
Übung: Materielle Kultur in der kolonialen Gesellschaft Perus. Zwischen indigenen und spanischen Einflüssen
Zeit: Mi. 10-12 Uhr
Raum: F040 (Fürstenberghaus)
Beginn: 19.04.2017
Kommentar: Felipe Guaman Poma de Ayalas „El primer nueva corónica y buen gobierno“ von 1615 stellt eines der wichtigsten kolonialzeitlichen Dokumente über die Geschichte des Andenraums dar. Gegenüber anderen zeitgenössischen Berichten zeichnet sie sich nicht nur dadurch aus, dass ihr Autor indigener Herkunft war, sondern auch durch ihre Form, die neben ca. 800 Textseiten aus beinahe 400 Zeichnungen besteht. Gerade letztere enthalten zahlreiche Informationen über die Lebensweise und materielle Kultur der von ihm beschriebenen historischen Epochen (vorspanische Zeit, Eroberung, spanische Kolonialzeit): die Art und Verwendung von Kleidung, Werkzeugen, Instrumenten, Objekten des täglichen Gebrauchs, Kultgegenständen, Architekturen, Rohstoffen etc. In der Übung werden wir uns zunächst grundsätzlich mit der Bedeutung materieller Kultur für die Geschichtswissenschaft auseinandersetzen, um dann gemeinsam die textlichen und visuellen Beschreibungen Guaman Pomas zu analysieren. Dabei werden wir uns auch in die für die Nutzung der Texte und Bilder als historische Quellen erforderliche Methodologie einarbeiten. Voraussetzung für die erfolgreiche Teilnehme am Seminar ist neben regelmäßiger Anwesenheit die Übernahme kleinerer Beiträge bzw. Arbeitsaufgaben, die aktive Mitarbeit in Plenum und Arbeitsgruppen sowie die Lektüre der erforderlichen Texte.
Literatur: Rolena Adorno: Guaman Poma and His Illustrated Chronicle from Colonial Peru: From a Century of Scholarship to a New Era of Reading. URL: http://wayback-01.kb.dk/wayback/20101108104655/http://www2.kb.dk/elib/mss/poma/presentation/index-en.htm
Stefanie Samida, Manfred K. H. Eggert, Hans Peter Hahn: Handbuch Materielle Kultur. Bedeutungen – Konzepte – Disziplinen. Stuttgart 2014.
DR. ASTRID WINDUS
Masterseminar: Kultur, Natur, Geschichte – Amazonische Perspektiven
Zeit: Do. 10-12 Uhr
Raum: BA 022 (Bispinghof 3)
Beginn: 20.04.2017
Kommentar: Die Dichotomie von Natur und Kultur gehört zu einem der wirkmächtigsten Paradigmen europäischer Geisteswissenschaften und prägt auch den historischen Blick auf vergangene Kulturen und Gesellschaften maßgeblich. Nicht nur der „Entwicklungsstand“ sozialer Gemeinschaften wurde lange Zeit anhand ihres „Zivilisationsgrades“ gemessen, worüber der nach wir vor gebräuchliche Begriff der „Hochkultur“ noch immer Zeugnis ablegt. Auch das in dieser Opposition enthaltene Verständnis, dass es sich bei dem Menschen grundsätzlich um ein von Tieren und Pflanzen zu unterscheidendes, von seiner Umwelt getrenntes Wesen handelt, ist ein Kernelement europazentrierter Epistemologien und damit auch ein selbstverständlicher Teil der Geschichtsschreibung. Anhand der Auseinandersetzung mit anthropologischen Texten von Claude Lévi-Strauss, Eduardo Viveiros de Castro und Philippe Descola, die alle zu den ethnischen Gruppen des Amazonasgebietes gearbeitet haben, wollen wir uns in dem Seminar mit Ansätzen beschäftigen, die die Gültigkeit des Kultur-Natur-Paradigmas infrage stellen. Diskutiert werden sollen diese vor dem Hintergrund der Frage, inwieweit diese auch zu einer differenzierteren Sicht auf die Geschichte Lateinamerikas beitragen können.
Literatur: Brigitta Hauser-Schäublin: Von der Natur in der Kultur und der Kultur in der Natur. Eine kritische Reflexion dieses Begriffspaares. In: Rolf Wilhelm Brednich; Annette Schneider; Ute Werner (Hrsg.): Natur – Kultur. Volkskundliche Perspektiven auf Mensch und Umwelt. MÜnster u.a. 2001, S. 11-20.
Eduardo Viveiros de Castro: Cosmological deixis and Amerindian perspectivism. Journal of the Royal Anthropological Institute 4.3 (1998): 469–488. DOI: 10.2307/3034157.
DR. ASTRID WINDUS
Hauptseminar (BA): Martin Gusindes „Anthropologie der Feuerland-Indianer“ (1931-1974)
Zeit: Mi. 14-16 Uhr
Raum: SRZ 19 (Orléans-Ring 12)
Beginn: 19.04.2017
Kommentar: Der aus Breslau stammende Priester Martin Gusinde ging 1911 nach Chile und arbeitete in Santiago als Lehrer sowie am neu gegründeten Museum für Ethnologie und Anthropologie. Nach einem längeren Forschungsaufenthalt bei den Mapuche führte er zwischen 1918 und 1924 vier Expeditionen nach Feuerland durch, wo er die ethnischen Gruppen der Selk'nam, Yámana und Kawéskar erforschte. Aus diesen Feldforschungen entstanden die vier Bänder der „Anthropologie“ sowie ein umfangreiches Fotoarchiv. In dem Seminar werden wir uns wissenschaftshistorisch mit der Arbeit Gusindes und der Geschichte „anthropologischer“ Beschreibungen der Feuerland-Ethnien auseinandersetzen, wobei Texte und Fotografien in gleichem Maße Berücksichtigung finden. Neben dem Verfassen einer Hausarbeit und der Übernahme eines mündlichen Beitrags ist die Bereitschaft zu eigenverantwortlichem und kooperativem Lernen sowie die regelmäßige Teilnahme und aktive Mitarbeit in Arbeitsgruppen und im Plenum Voraussetzung für die erfolgreiche Teilnahme am Seminar.
Literatur: Anne Chapman: European Encounters with the Yaman People of Cape Horn, Before and After Darwin. Cambridge 2010.
Anton Quack: Mank'ácen – Der Schattenfänger. Martin Gusinde als Ethnograph und Fotograf der letzten Feuerland-Indianer. In: Anthropos 85, Nr. 1/3 (1990), S. 149-61. URL: http://www.jstor.org/stable/40462121.
PROF. DR. SILKE HENSEL / DR. ASTRID WINDUS
Kolloquium für Masterstudierende und Doktoranden
Zeit: Mi. 18-20 Uhr
Raum: F229 (Fürstenberghaus)
Beginn: 26.04.2017
Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2016/2017
PROF. DR. SILKE HENSEL
MA-Theorieseminar: Geschichte und Anthropologie
Zeit: Do. 10-12 Uhr
Raum: F33 (Fürstenberghaus)
Beginn 20.10.16
Kommentar:
Die Historische Anthropologie interessiert sich für „den Menschen … in der Zeit“ (Marc Bloch) und stellt heute eine fest etablierte Teildisziplin zwischen Geschichte und Anthropologie dar. Die Nähe der beiden Disziplinen bestand jedoch nicht immer. In Deutschland kam es seit den 1970er Jahren zu einer Annäherung. In anderen Ländern war dies schon eher der Fall. Das Seminar will die Debatten in der Geschichtswissenschaft, die schließlich dazu führten, dass anthropologische Konzepte, Fragestellungen, Theorien und Methoden Eingang in die Geschichtsschreibung fanden, in den Blick nehmen. Die verschiedenen Traditionsstränge, ebenso wie die unterschiedlichen Themenbereiche, die schließlich zur neueren Historischen Anthropologie und Kulturgeschichte führten, sollen anhand von Klassikern diskutiert werden, um von dort einen Blick in die Zukunft historischen Arbeitens zu wagen.
Literatur: Richard van Dülmen: Historische Anthropologie. Entwicklung – Probleme – Aufgaben, Köln 2000. Jakob Tanner: Historische Anthropologie zur Einführung, Hamburg 2004.
PROF. DR. SILKE HENSEL
BA-Hauptseminar: Transnationale Beziehungen zwischen Chile und der Bundesrepublik Deutschland im 20. Jahrhundert
Zeit: Mi. 10-12 Uhr
Raum: F33 (Fürstenberghaus)
Beginn: 19.10.16
Kommentar: Der aktuelle Kinofilm „Colonia Dignidad“ behandelt ein besonderes Kapitel deutsch-chilenischer Geschichte im 20. Jahrhundert, in dem transnationale ebenso wie internationale Beziehungen zwischen beiden Ländern eine wichtige Rolle spielten. Eine deutsche sektenartig organisierte Auswanderergruppe ließ sich im Süden Chiles nieder und sollte dort unter der Militärdiktatur seit 1973 eine unrühmliche Rolle als Folter- und Gefangenenlager spielen. Kritik an der Colonia wurde auch in der BRD erhoben, die Politik nahm die Colonia jedoch in Schutz. An diesem Beispiel lassen sich einige Probleme aufzeigen, die in den Beziehungen zwischen der BRD und Chile im 20. Jahrhundert bedeutsam waren. Der Kalte Krieg, Menschenrechtsverletzungen und die Frage nach ihrer Bedeutung für die Außenpolitik sind einige davon. In dem Seminar sollen die verschiedenen Ebenen der trans- bzw. internationalen Beziehungen und die unterschiedlichen Akteursgruppen in den Blick genommen werden.
Neben einer Hausarbeit und einer mündlichen Präsentation sind die Bereitschaft zu eigenständigem und kooperativem Lernen sowie eine regelmäßige Beteiligung an den Diskussionen im Plenum Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme am Seminar.
Literatur: Georg Dufner, Joaquín Fermandois, Stefan Rinke (Hg.): Deutschland und Chile, 1850 bis zur Gegenwart, Stuttgart 2016.
PROF. DR. SILKE HENSEL
Hauptseminar: Mexikaner in den USA: Arbeitsmigration, Rassismus und transnationale Gemeinden
Zeit: Mi. 16-18 Uhr
Raum: F042 (Fürstenberghaus)
Beginn: 19.10.16
Kommentar: Mexikaner wandern seit mehr als einem Jahrhundert in die USA ein, wo sie innerhalb der größten Minderheit der Latinos die größte Untergruppe ausmachen. Sie kommen zum großen Teil als ArbeiterInnen und trugen wesentlich zum Aufstieg der Landwirtschaft im Südwesten der USA bei. Gleichzeitig sind sie bis heute rassistischen Diskriminierungen ausgesetzt, wie die jüngsten Ausfälle des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump schlaglichtartig verdeutlichen. Der Umstand, dass Mexiko und die USA Nachbarländer sind und an ihrer Grenze die sogenannte Dritte und Erste Welt aneinanderstoßen, verdeutlichen den Zusammenhang von Migration und globaler Ungleichheit. Die Grenze ist nicht zuletzt deshalb ein hochpolitischer Ort. Sie hat sich ebenso, wie die Formen der Migration auch durch neue technische Möglichkeiten stark gewandelt. Das Seminar will die Migrationsformen ebenso wie den Umgang der US-amerikanischen Gesellschaft mit der mexikanischen Migration und die Reaktion von mexikanischen Migranten darauf in den Blick nehmen.
Neben einer Hausarbeit und einer mündlichen Präsentation sind die Bereitschaft zu eigenständigem und kooperativem Lernen sowie eine regelmäßige Beteiligung an den Diskussionen im Plenum Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme am Seminar.
Literatur: Gonzales, Manuel G. (1999): Mexicanos: A History of Mexicans in the United States, Bloomington. Tutino, John (2012): Mexico and Mexicans in the making of the United States, Austin.
PROF. DR. SILKE HENSEL/DR. STEPHAN RUDERER
MA-Seminar: Entscheiden über eine neue Ordnung: Von der Kolonie zur Republik in Argentinien und Mexiko
Zeit: Mo. 14-16 Uhr
Raum: F33 (Fürstenberghaus)
Beginn: 24.10.16
Kommentar: Die Atlantische Revolution führte in Amerika stärker als in Europa im 19. Jahrhundert zur Schaffung von republikanischen Staatsordnungen. Dies gilt auch für Argentinien und Mexiko, die aus spanischen Kolonien hervorgingen. Die Unabhängigkeit von Spanien war jedoch nur ein erster Schritt zur Staats- und Nationsbildung. Die alte Ordnung der absoluten Monarchie unter kolonialen Bedingungen zerfiel. Eine neue Ordnung war jedoch nicht selbstevident, sondern musste von den Zeitgenossen ausgehandelt, erkämpft und etabliert werden. Dieser Prozess und die Frage danach, wie entsprechende politische Entscheidensprozesse verliefen, stehen im Mittelpunkt des Seminars. Der Vergleich zwischen Argentinien und Mexiko nimmt zwei Regionen in Lateinamerika in den Blick, die sich in vielfacher Hinsicht trotz der gemeinsamen Vergangenheit als spanische Kolonie unterschieden. Dies schlug sich auch im Verlauf der Unabhängigkeitsbewegungen und der nachfolgenden politischen Entwicklungen nieder. Das Seminar ist forschungsorientiert ausgerichtet.
Literatur: Adelman, Jeremy: Sovereignty and revolution in the Iberian Atlantic, Princeton, NJ [u.a.] 2006. Adelman, Jeremy: Independence in Latin America, in: José C. Moya (Hrsg.): The Oxford Handbook of Latin American History, Oxford 2011, S. 153-180. González Bernaldo de Quirós, Pilar (Hrsg.): Independencias iberoamericanas. Nuevos problemas y aproximaciones, Buenos Aires 2015.
PROF. DR. SILKE HENSEL, PROF. DR. OLAF BLASCHKE, DR. CHARLOTTE LERG, DR. RÜDIGER SCHMIDT
Kolloquium: Münsteraner Gespräche zu Geschichte
Zeit: Mi. 18-20 Uhr
Raum: JO 101 (Johannisstraße 4)
Beginn: 19.10.2016
DR. FREDERIK SCHULZE
Proseminar 086218: Einführung in das Studium der neueren Geschichte: "Die Eroberung Amerikas"
Zeit: Mi. 10-12 Uhr und 14-16 Uhr
Raum: F030 (Fürstenberghaus)
Beginn: 19.10.2016
Kommentar: Das Seminar gibt einen Überblick über die verschiedenen Formen der „Entdeckung“ und Eroberung der Amerikas durch europäische Akteure. Neben der Konquista durch Spanier und der Besetzung des heutigen Brasiliens durch Portugiesen sollen auch französische und britische Aktivitäten in Nordamerika zur Sprache kommen. Ein zentrales Thema der europäischen Primärquellen ist dabei der Kulturkontakt zur indigenen Bevölkerung und Versuche, eigene Machtbestrebungen zu legitimieren. Zusätzlich zur Frage nach den Quellen geht es auch um unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten durch die Geschichtswissenschaft. Außerdem führt das Seminar in Techniken wissenschaftlichen Arbeitens und die Theorie und Geschichte der Geschichtswissenschaft ein.
Einführende Lektüre: Urs Bitterli, Die Entdeckung Amerikas. Von Kolumbus bis Alexander von Humboldt, München 1992.
DR. FREDERIK SCHULZE
Übung 086278: "Globalgeschichte"
Zeit: Do. 12-14 Uhr
Raum: KTh III (Johannisstr. 8-10)
Beginn: 20.10.2016
Kommentar: Die Übung soll anhand von ausgewählten Texten in die Globalgeschichte einführen, die sich in der letzten Dekade auch in Deutschland als wichtiger geschichtswissenschaftlicher Ansatz etabliert hat. Dabei sollen auch ihre Theorieangebote wie postcolonial studies und entangled histories thematisiert werden. Auch Kritik am Ansatz wird eine Rolle spielen. Neben der Textlektüre werden zentrale empirische globalgeschichtliche Arbeiten in Kurzreferaten vorgestellt.
Einführende Lektüre: Sebastian Conrad, Globalgeschichte. Eine Einführung, München 2013.
Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2016
DR. FREDERIK SCHULZE
Seminar 084222: "Migration nach und aus Lateinamerika im 20. Jh."
Di. 10-12 (Raum: BA 006, Bispinghof 3) und 14-16 Uhr (Raum: SRZ 104, Orléansring 12)
Migrationsbewegungen waren immer ein zentrales Element der Geschichte Lateinamerikas. Das Seminar soll die verschiedenen vornehmlich europäischen und asiatischen Einwanderungswellen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die mittelamerikanische Auswanderung vor allem in die USA, aber auch Binnenwanderungen beleuchten. Nicht zuletzt unter dem Hintergrund aktueller Debatten in Deutschland über Einwanderung und Flüchtlinge soll untersucht werden, wie andere Länder mit Migration umgegangen sind, wie sich gerade auch deutsche Migrantinnen und Migranten verhalten haben und welche wissenschaftlichen Ansätze man gewinnbringend mit Migrationsgeschichte kombinieren kann.
Einführende Lektüre: Dirk Hoerder: Geschichte der deutschen Migration. Vom Mittelalter bis heute, München 2010; Jochen Oltmer: Globale Migration. Geschichte und Gegenwart, München 2012.
Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2015/2016
PROF. DR. SILKE HENSEL
082205 Vorlesung: Vom Kolonialismus zum Imperialismus: Globale Machtbeziehungen, 16.-20. Jahrhundert
Do, 10-12 Uhr, Raum: F 4 (Fürstenberghaus), Beginn: 22.10.2015
In globalhistorischer Perspektive ist ein Kennzeichen der Epoche vom 16.-20. Jahrhundert die koloniale bzw. imperiale Expansion europäischer Mächte in alle Kontinente der Welt. Mit dieser Expansion und der Etablierung formaler oder informeller Herrschaftsverhältnisse nahmen die verschiedenen europäischen Mächte Einfluss im politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Leben der Kolonien respektive den Einflussgebieten. Sie mussten sich aber immer auch auf die Gesellschaften einstellen, auf die sie trafen. So hing die konkrete Ausformung kolonialer Herrschaft nicht nur von der jeweiligen europäischen Kolonialmacht und den sich über die Jahrhunderte wandelnden Bedingungen ab, sondern in einem großen Maße auch von den autochthonen Strukturen. Die Vorlesung wird in dem angestrebten Überblick über die „europäische Expansion“ in diesem Sinne die Kolonisierten ebenso wie die Kolonialherren als Akteure in den Blick nehmen.
Literatur: Ch. A. Bayly: Die Geburt der modernen Welt. Eine Globalgeschichte 1780-1914, Frankfurt/M. 2006. Ph. Curtin: The West and the World: The European Challenge and the Overseas Response in the Age of Empire. J. Darwin: Das ‚unvollendete Reich‘: Aufstieg und Niedergang des Britischen Empire, 1600-1997, Frankfurt/M 2013. R. Dürr, G. Engel, J. Süßmann (Hg.): Expansionen in der Frühen Neuzeit, Berlin 2005. S. Gruzinski: Drache und Federschlange. Europas Griff nach Amerika und China, Frankfurt/M. 2014. J. Osterhammel, J. Jansen: Kolonialismus: Geschichte, Formen, Folgen. München, 2012. W. Reinhard: Kleine Geschichte des Kolonialismus, Stuttgart 2008. R. Wendt: Die Europäische Expansion, Darmstadt 2011. E. Wolf: Europe and the People without History, Berkeley 1997.
PROF. DR. SILKE HENSEL
082241 Hauptseminar: Frühe Dekolonisierung: Die Unabhängigkeitsbewegungen in Lateinamerika
Mi, 10-12 Uhr, Raum: F 102 (Fürstenberghaus), Beginn: 21.10.2015
Amerika war der erste Kontinent, der von europäischen Mächten kolonisiert wurde, und es war ebenfalls die erste Weltregion, die sich von dieser kolonialen Herrschaft emanzipierte. Die Unabhängigkeit stellte für alle amerikanischen Länder eine entscheidende Phase dar, wurde doch hier der Grundstein für nationalstaatlich verfasste Gemeinwesen gelegt, die sich zudem anders als in Europa zu dieser Zeit fast alle als Republiken konstituierten. Während die US-amerikanische Unabhängigkeitsbewegung schon lange als Teil des Zeitalters der Revolution gilt, wird dies erst neuerdings ebenfalls für Lateinamerika diskutiert. Das Seminar will den Unabhängigkeitsprozess in Lateinamerika unter dieser neuen Perspektive in den Blick nehmen. Mit „Unabhängigkeitsprozess“ sind dabei nicht nur die Auseinandersetzungen zwischen Spanien und den Kolonien gemeint, sondern eine längere Phase von der späten Kolonialzeit bis zur frühen Staatsbildung, ca. von 1780-1830. Um einen vertieften Einblick in die Entwicklungen zu erhalten, soll exemplarisch vorgegangen werden. Neben einer Hausarbeit und einer mündlichen Präsentation sind die Bereitschaft zu eigenständigem und kooperativem Lernen sowie eine regelmäßige Beteiligung an den Diskussionen im Plenum Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme am Seminar.
Literatur: Adelman, Jeremy: Sovereignty and Revolution in the Iberian Atlantic. Princeton/Oxford 2006, Chambers, Sarah C.; Chasteen, John Charles (Hg.): Latin American Independence. An Anthology of Sources, Indianapolis/Cambridge 2010, Rinke, Stefan: Revolutionen in Lateinamerika, München 2010, Rodríguez O, Jaime E.: The Emancipation of America. In: American Historical Review 105 (2000), S. 131–152. Rodríguez O, Jaime E.: The Independence of Spanish America, Cambridge 1998.
PROF. DR. SILKE HENSEL
082262 Übung Quellenlektüre: Quellen zu Conquista und kolonialer Herrschaft in Spanischamerika
Mi, 16-18 Uhr, Raum: F 33 (Fürstenberghaus), Beginn: 21.10.2015
Die „Entdeckung“ und Eroberung Amerikas durch die Spanier sowie die Etablierung des spanischen Kolonialreiches im 15. und 16. Jahrhundert stellten einen entscheidenden Einschnitt in der amerikanischen ebenso wie in der europäischen Geschichte dar. Das Aufeinandertreffen von bis dahin unbekannten Kulturen soll in der Übung anhand von Quellentexten behandelt werden. Neben dem Einüben klassischer Quellenkritik sollen dabei auch Probleme der Überlieferung und theoretische Texte herangezogen werden, um die Quellen besser einordnen zu können. Die Bereitschaft zu eigenständiger Lektüre und kooperativem Lernen sind für einen erfolgreichen Besuch der Übung wichtig.
Einführende Literatur: Restall, Matthew: Seven Myths of the Spanish Conquest, Oxford 2004.
PROF. DR. SILKE HENSEL
082303 Masterseminar: Bilder vom „Anderen“: Kolonialismus, Mission und Fotografie in Deutschland
Mo, 14-16 Uhr, Raum: F 153 (Fürstenberghaus), Beginn: 19.10.2015
Zum Kolonialismus gehörte auch eine bestimmte Art und Weise, die Kolonisierten als „Andere“ zu repräsentieren. Visuelle Darstellungen spielten in den Repräsentationssystemen immer eine wichtige Rolle. Mit dem technischen Wandel änderten sich allerdings auch die visuellen Repräsentationen des „Anderen“ und ihre Nutzung in Europa. Die Fotografie stieg in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum zentralen Medium auf, in dem die Kolonien und die Kolonisierten dargestellt wurden. Das besondere an der Fotografie war dabei die Vorstellung, sie würde die Wirklichkeit abbilden, sei gewissermaßen authentisch. Fotografien schufen Wissen über die Welt und dienten dazu, Menschen und Dinge zu klassifizieren, um sie in eine Ordnung zu bringen. Damit hatten Fotografien Anteil an der Beherrschung der Kolonisierten. Gleichzeitig zeigten sie den Angehörigen der Kolonialstaaten die eigene Überlegenheit und stabilisierten damit die kolonialen Vorhaben. In dem Seminar sollen Fotografien aus deutschen Kolonien im Mittelpunkt der Analyse stehen. Die Beschäftigung mit Theorie und Methode der Visual History i.A. sowie der Fotografie als Quelle i.B. werden zentral sein, um dann noch unbearbeitetes Quellenmaterial aus der Missionsfotografie intensiv zu bearbeiten. Die Bereitschaft zur Diskussion im Plenum und zum selbstorganisierten Studium ist für eine erfolgreiche Seminarteilnahme zentral.
Literatur: Sebastian Conrad: Deutsche Kolonialgeschichte, München 2008. Horst Gründer: Geschichte der deutschen Kolonien, 5. Aufl., Paderborn 2004. Jens Jäger: Fotografie und Geschichte, Frankfurt 2009. Susan Sontag: Über Fotografie, 21. Aufl., Frankfurt 2013.
PROF. DR. SILKE HENSEL, PROF. DR. HEIKE BUNGERT, JUN. PROF. DR. ISABEL HEINEMANN, PROF. DR. OLAF BLASCHKE
082305 Kolloquium: Münsteraner Gespräche zur Geschichtswissenschaft
Mi, 18-20 Uhr, Raum: F 4 (Fürstenberghaus), Beginn: 28.10.2015 (2. Vorlesungswoche)
Zum Kolloquiumsprogramm gelangen Sie hier.
DR. FREDERIK SCHULZE
082225 Proseminar: Einführung in das Studium der neueren Geschichte: Imperialismus in Lateinamerika und Asien um 1900,
Di, 10-12 (Raum: G 120 (Georgskommende 14)) und 14-16 Uhr (Raum: F 153 (Fürstenberghaus)), Beginn: 27.10.2015
1900 gilt in der Globalgeschichte als erster Globalisierungshöhepunkt, und Imperialismus war ein wichtiger Bestandteil dieser weltweiten Verflechtungen. Unter Rückbezug auf aktuelle postkoloniale und globalgeschichtliche Debatten wird das Seminar der Frage nachgehen, wie sich Imperialismus in denjenigen beiden Weltregionen abgespielt hat, die nicht wie Afrika von einem formellen Kolonialismus betroffen waren, dennoch mit europäischen und US-amerikanischen Einflussnahmen konfrontiert waren. Ein Augenmerk soll dabei auf der wilhelminischen Weltpolitik liegen. Aber auch Widerstand und Imperialismuskritik der betroffenen Länder sollen thematisiert werden.
Einführende Lektüre: Jürgen Osterhammel/Jan C. Jansen: Kolonialismus, München 72012; Dirk van Laak: Über alles in der Welt. Deutscher Imperialismus im 19. Und 20. Jahrhundert, München 2005.
DR. STEPHAN RUDERER
082264 Lektüreübung: "Entdeckung, Conquista und Kolonie. Texte zur "Eroberung" und frühen Kolonialzeit von Lateinamerika"
Di, 14-16 Uhr, Raum: F 33 (Fürstenberghaus), Beginn: 20.10.2015
Die Übung soll in erster Linie dazu dienen, den Umgang mit wissenschaftlichen Texten zu vermitteln. Dazu werden Texte zu Entdeckung, Eroberung und früher Kolonialzeit in Lateinamerika gelesen. Am Beispiel von wissenschaftlichen Aufsätzen und Büchern sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache soll das Verständnis dieser Texte geübt werden. Die Ermittlung der zentralen Fragestellung, der Aufbau des Textes, die verschiedenen Textebenen, Argumentation und Beispiele werden herausgearbeitet und durch das Verfassen von abstracts und Rezensionen eingeübt. Neben der Praxis im Umgang mit wissenschaftlichen Texten sollen dabei auch Kenntnisse über die historische Entwicklung im 16. Jahrhundert in Lateinamerika vermittelt werden.
ANTJE SCHNOOR
082295 Übung: Einführung in die neuere Ideengeschichte: Von der Begriffsgeschichte über die Cambridge School zur Critical Conceptual History
Do, 14-18 Uhr, 14-tägig, Raum: SRZ 117 (Orléans-Ring 12), Vorbesprechung: 22.10.2015 Beginn: 29.10.2015
Sah sich die Ideengeschichte seit den 1960er Jahren mit dem Vorwurf konfrontiert, sich ausschließlich auf kanonische Texte der ‚großen Denker‘ zu konzentrieren und sich als philosophisches Erbauungsgeschäft zu verstehen, so löste diese Kritik gleichzeitig einen methodischen Entwicklungsschub aus. Dabei wurde unter anderem die Forderung laut, dass Ideen in ihrem historischen Kontext untersucht werden müssten. In der Übung werden wir uns einen Überblick über die Entwicklung der Ideengeschichte seit den 1960er Jahren verschaffen und zentrale Texte der unterschiedlichen Schulen lesen. Außerdem werden wir uns mit aktuellen Diskussionen um das methodische Vorgehen der Ideengeschichte beschäftigen.
Einführende Lektüre: Stollberg-Rilinger, Barbara: Einleitung, in: Barbara Stollberg-Rilinger (Hg.): Ideengeschichte, Stuttgart 2010, S. 7–42; Grafton, Anthony (2013): Die Macht der Ideen, in: Ulinka Rublack (Hg.): Die neue Geschichte. Eine Einführung in 16 Kapiteln, Frankfurt am Main 2013, S. 446–475.
Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2015
Wichtiger Hinweis: Die Vorlesung "Vom Kolonialismus zum Imperialismus: Globale Machtbeziehungen, 16.-20. Jahrhundert" (081770) fällt leider aus.
Prof. Dr. Silke Hensel
082079 Hauptseminar: Koloniale Herrschaft und Widerstand in Spanischamerika
Mo., 14.00-16.00 Uhr, Raum: F153 - Fürstenberghaus
Beginn: 13.04.2015
Mit der spanischen Conquista in Amerika begann die Etablierung der ersten fast einen ganzen Kontinent umfassenden Kolonialherrschaft, die zudem mit drei Jahrhunderten ausgesprochen langlebig war. Die Spanier unterwarfen unterschiedlichste Gesellschaften, deren politische Organisation von losen Personenverbänden bis hin zu großen Imperien (Azteken; Inka) reichte. Die Etablierung kolonialer Herrschaft und die politischen Strukturen des spanischen Kolonialreiches stehen im Mittelpunkt des Seminars. Dabei soll neben der Seite der Kolonialherren auch diejenige der unterworfenen indigenen Bevölkerung besondere Beachtung finden, denn nur so lassen sich Strukturen, die z.T. bis heute in Lateinamerika nachwirken, verstehen. Einen Schwerpunkt wird dabei der Widerstand der indigenen Bevölkerung gegen die spanische Herrschaft bilden, der exemplarisch an den Regionen Mexiko und Peru behandelt werden soll.
Literatur: R. Adams, M. J. MacLeod (Hg.): Cambridge History of the Native Peoples of the Americas, Cambridge 2000. L. Bethell (Hg.): Cambridge History of Latin America, Bd. 1, Cambridge 1984. J. C. Brown: Latin America: A Social History of the Colonial Period. 2. Aufl. Belmont, CA 2005. M. Burkholder, L. L. Johnson: Colonial Latin America, 6. Aufl., Oxford 2008. J.H. Elliott: Empires of the New World: Britain and Spain in America, 1492-1830, New Haven 2007. J. Kicza (Hg.): The Indian in Latin American History. Resistance, Resilience and Acculturation, Wilmington 2000.
Prof. Dr. Silke Hensel
082724 Übung: „Europa provinzialisieren“: postkoloniale Theorien in der Globalgeschichte
Mi., 10.00-12.00 Uhr, Raum: SRZ 214 – Orléans-Ring 12
Beginn: 08.04.2015
Die Forderung nach einer Provinzialisierung Europas stellte vor einigen Jahren der in den USA lehrende indische Historiker Dipesh Chakrabarty. Er forderte damit einerseits einen Blick auf die Globalgeschichte, in der die europäische Rolle in der Welt relativiert wird. Andererseits ist damit auch ein Blick auf die Geschichte nicht-europäischer Regionen gemeint, die den jeweiligen Gesellschaften und ihren Mitgliedern Eigensinn und einen eigenen Akteursstatus zuspricht - eine Geschichtsschreibung also, in der die Kolonialisierten nicht ausschließlich als Objekte europäischen Handelns gesehen werden. Chakrabarty ist dabei nur einer unter mehreren HistorikerInnen, die nicht aus Europa oder den USA stammen und die epistemologischen Probleme der Beschäftigung mit (post-)kolonialen Gesellschaften thematisieren. Die theoretischen Debatten um eine postkoloniale Geschichtswissenschaft in diesem Sinne sollen in der Übung anhand von einschlägigen Texten diskutiert werden.
Literatur: F. Cooper : Colonialism in Question. Theory, Knowledge, History, Berkeley/Los Angeles, 2005. F. Cooper/R. Kößler (Hg.): Kolonialismus denken. Konzepte und Theorien in kritischer Perspektive, Frankfurt/M 2008. S. Conrad, Sh. Randeria (Hg.): Jenseits des Eurozentrismus. Postkoloniale Perspektiven in den Geschichts- und Kulturwissenschaften, Frankfurt/M. 2002. A. Epple (Hg.): Entangled Histories. Reflecting on Concepts of Coloniality and Postcoloniality, Leipzig 2011.
Prof. Dr. Silke Hensel
082781 Masterseminar: Mission und Kolonialismus. Der Kapuzinerorden in den deutschen Kolonien der „Südsee“
Mi., 16.00-18.00 Uhr, Raum: F229 – Fürstenberghaus
Beginn: 08.04.2015
Koloniale Expansionen wurden in der Regel von verschiedenen Akteursgruppen getragen. Neben staatlichen Akteuren gehörten die verschiedenen Kirchen mit ihren missionarischen Tätigkeiten dazu. Das forschungsorientierte Seminar will den Zusammenhang von Mission und Kolonialismus am Beispiel der deutschen Kolonien in der Sehnsuchtsregion der „Südsee“ behandeln. Der Kapuzinerorden war u.a. in Papua Neu-Guinea in den deutschen Kolonien aktiv. Die ULB Münster konnte die Akten des Ordens über die Missionstätigkeit vor einigen Jahren erwerben. Dabei handelt es sich neben Schriftgut auch um eine sehr umfangreiche Foto- und Filmsammlung. Dieses Material soll im Seminar als Grundlage für eigene Forschungen der TeilnehmerInnen dienen. Neben der inhaltlichen Einarbeitung ins Thema und der Entwicklung eigener Fragestellungen werden theoretisch-methodische Fragen, wie etwa der Umgang mit visuellen Quellen, zentral sein. Ziel des Seminars ist es in Kooperation mit dem Stadtmuseum Münster die von den SeminarteilnehmerInnen erarbeiteten Forschungsergebnisse für eine Ausstellung über die Missionstätigkeit des Kapuzinerordens aufzubereiten.
Literatur: S. Conrad: Deutsche Kolonialgeschichte, München 2008. W. Speitkamp: Deutsche Kolonialgeschichte, Stuttgart 2005. H. Gründer: Christliche Mission und deutscher Imperialismus, Paderborn 1982. D.v. Laak: Über alles in der Welt. Deutscher Imperialismus im 19. und 20. Jahrhundert, München 2005. J. Jäger: Fotografie und Geschichte, Frankfurt/M. 2009.
Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2014
Prof. Dr. Silke Hensel
082783 Vorlesung: Zwischen autoritärer Herrschaft und demokratischem Aufbruch: Politische Kultur in Lateinamerika von der Unabhängigkeit bis heute
Mo. 10.00-12.00 Uhr, Raum: H 4 (Schlossplatz 46), Beginn: 2. Semesterwoche, 14.04.2014
Der politischen Kultur Lateinamerikas werden häufig einige Besonderheiten zugeschrieben. Die Gewalt als ein Mittel der politischen Auseinandersetzung, die häufig unter dem Schlagwort der
„Kultur der Gewalt“ genannt wird, stellt dabei ebenso wie die Abwesenheit formaler Verfahren und funktionierender Institutionen bis hin zur Abwesenheit eines funktionierenden Staates insgesamt bekannte Topoi dar. Außerdem gilt Lateinamerika als korrupt. Diese Interpretationen werden teilweise mit der kolonialen Vergangenheit teilweise aber auch mit den Entwicklungen nach der Unabhängigkeit begründet. Demnach überwiegen bis heute personale und traditionale Herrschaftsformen, in denen Gewalt eine wichtige Rolle spielt. Caudillos (regionale Machthaber, deren Herrschaft auf ihrem Charisma und militärischer Macht basierte) werden für das 19. Jahrhundert als Prototyp von politischen Machthabern gesehen, die sich kaum um die politischen Vorstellungen ihrer Anhängerschaft kümmern mussten. Parteien und politischen Verfahren wird hingegen keine Bedeutung beigemessen, u.a. weil Wahlen allgemein als korrupt gelten. Für das 20. Jahrhundert prägen populistische Regime ebenso wie (Militär-)Diktaturen die allgemeinen Vorstellungen über die politischen Verhältnisse in Lateinamerika. Diesen tradierten, unterkomplexen Bildern will die Vorlesung nachgehen und sie im Licht aktueller Forschungen einer Neubewertung unterziehen.
Literatur: Michael Conniff (Hg.): Populism in Latin America, Tuscaloosa/London 1999; Leslie Bethell (Hg.): Latin America. Politics and Society Since 1930, Cambridge 1998; Nils Jacobson, Cristóbal Aljovín de Losada (Hg.): Political Cultures in the Andes, 1750-1950, Durham 2005; Ulrich Mücke: Die Demokratie in Lateinamerika. Wahlen, Zivilgesellschaft und Republikanismus im 19. Jahrhundert, in: Jahrbuch für die Geschichte Lateinamerikas 42 (2005), S. 389-404; Little, Walter; Eduardo Posada- Carbó (Hg.): Political Corruption in Europe and Latin America, London 1996; Riekenberg, Michael: Caudillismus. Zu einem Grundbegriff der spanischen und hispanoamerikanischen Geschichte, in Neue Politische Literatur 40,2 (1995), S. 237-253; Hilda Sabato (Hg.): Ciudadanía Política y formación de las naciones, Mexiko 1999; Peer Schmidt: Wahlen und Parlamente in Lateinamerika im 19. Jahrhundert - ein revisionistischer Ansatz in der Lateinamerikahistoriographie, in: Periplus 9 (1999), S. 39-59.
Prof. Dr. Silke Hensel, David Grewe
082100 Hauptseminar: „Rassismus, Ethnizität und Staatsbürgerschaft in Lateinamerika: Indigene und Afroamerikaner von der Conquista bis heute“
Mo. 14.00-16.00 Uhr, Raum: am 07.04.2014 in Raum F 234 (Fürstenberghaus), ab dem 14.04.2014 in Raum JO 102 (Johannisstraße), Beginn: 1. Semesterwoche, 07.04.2014
In der aktuellen globalisierten Welt sind plurikulturelle Gesellschaften aufgrund von Migrationsbewegungen die Regel. Diese Gesellschaften bestehen jedoch nicht konfliktfrei, vielmehr spielen ethnische Differenzen und Rassismen eine wichtige Rolle. Was in einigen Weltregionen erst neuerdings der Fall zu sein scheint, ist in Lateinamerika seit 500 Jahren gesellschaftliche Realität. Bei der Eroberung des Kontinents durch die Europäer trafen unterschiedlichste Gesellschaften aufeinander. Die Spanier und Portugiesen fassten die amerikanische Bevölkerung unter der Bezeichnung „Indios“ zusammen. Diese neu geschaffene Gruppe erhielt eigene Rechte und eine eigene Position in der Kolonialgesellschaft. Aufgrund des massenhaften Sklavenhandels lebten in Amerika zudem viele Menschen afrikanischer Abstammung. Nicht nur als Sklaven, sondern auch als Freie hatten Afroamerikaner ebenfalls einen eigenen Status innerhalb der Rechts- und Gesellschaftsordnung. Zwar wurden die ethnischen Kategorisierungen nach der Unabhängigkeit häufig offiziell abgeschafft, sie prägten die politische und soziale Entwicklung jedoch weiterhin. Die Erlangung staatsbürgerschaftlicher Rechte bzw. ihre ungehinderte Ausübung blieben der indigenen und der afrikanischstämmigen Bevölkerung häufig versagt. Seit den 1980er Jahren werden ethnischen Gruppen jedoch im Rahmen einer differenzierten Staatsbürgerschaft in einigen Ländern dezidiert Sonderrechte zugestanden. Diese Entwicklungen stehen im Seminar im Mittelpunkt. Diskutiert werden sollen Prozesse der Inklusion und Exklusion von Indigenen und Afroamerikanern und deren Wandel von der Kolonialzeit bis heute.
Literatur: Wade, Peter: Race and Ethnicity in Latin America, London [u.a.] 1997. Graham, Richard (Hg.): The Idea of Race in Latin America, 1870-1940, Austin 1990. Jackson, Robert: Race, Caste, and Status: Indians in Colonial Spanish America. Albuquerque 1999. Domínguez, Jorge I. (Hg.): Race and Ethnicity in Latin America, New York/London 1994. George R. Andrews: Afro-Latin America, 1800- 2000, Oxford 2004.
Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung im Sekretariat der Außereuropäischen Geschichte (Frau Simon, Raum 123) vom 13.01.2014 bis zum 07.02.2014 sowie vom 24.03.2014 bis zum 04.04.2014 jeweils montags bis freitags von 10.00 bis 12.00 Uhr erforderlich.
Prof. Dr. Silke Hensel, David Grewe
082851 Übung: Geschichte im Radio: Die multikulturellen Gesellschaften Lateinamerikas Blockveranstaltung, Termine:
Fr. 11.04., 14.00-16.00 Uhr
Fr. 16.05., 14.00-18.00 Uhr
Fr. 23.05., 14.00-18.00 Uhr
Fr. 27.06., 14.00-18.00 Uhr
Sa. 28.06., 09.00-13.00 Uhr
Sa. 05.07., 10.00-18.00 Uhr oder So. 06.07., 10.00-18.00 Uhr
Raum: F 104 (Fürstenberghaus, Domplatz 20-22)
Die Sitzungen am 28.06., 05.07. und 06.07. finden im Studio von RadioQ (Bismarckallee 3) statt.
Historische Themen und Bezüge auf die Vergangenheit spielen in Presse, Funk und Fernsehen eine wichtige Rolle. Es gab und gibt unterschiedliche Sendeformate, die allein auf die Darstellung von Geschichte ausgerichtet sind: Im Radio sind dies neben Dokumentationen und Features vor allem regelmäßige Sendungen wie „Zeitzeichen“ des WDR oder „Stichtag“ im Deutschlandfunk.
Massenmedien bieten deshalb ein wichtiges Tätigkeitsfeld für Historiker_innen. Dem trägt die Übung Rechnung, indem ein Thema, das die Geschichte Lateinamerikas seit der Conquista durchzieht, für eine Radiosendung aufbereitet wird. Lateinamerika ist ein Kontinent, dessen Bevölkerung seit der Conquista stark untergliedert ist in verschiedene ethnische Gruppen. Diese an Vorurteile und Rassismen gebundene Einteilung wirkt bis heute fort mit gravierenden Konsequenzen für die Gesellschaften. Diese aktuelle Problematik soll in historischer Tiefe behandelt werden und für ein breiteres Publikum in einer Radiosendung dargestellt werden. Die Teilnehmer_innen der Übung lernen das theoretische und technische Handwerkszeug des Radiojournalismus in Workshops beim Campusradio „RadioQ“, wo die fertige Sendung auch ausgestrahlt wird.
Teilnahmevoraussetzung: Die Teilnahme ist gebunden an den gleichzeitigen Besuch des Hauptseminars „Rassismus, Ethnizität und Staatsbürgerschaft in Lateinamerika: Indigene und Afroamerikaner von der Conquista bis heute“ oder eine persönliche Rücksprache mit Silke Hensel (für letzteres kommen Sie bitte in meine Sprechstunde in der vorlesungsfreien Zeit oder am Di. 8.4., 16-18 Uhr).
Literatur: Radio-Journalismus. Ein Handbuch für Ausbildung und Praxis im Hörfunk, 10. Aufl., Wiesbaden 2013. Kleinsteuber, Hans J.: Radio. Eine Einführung, Wiesbaden 2012.
Prof. Dr. Silke Hensel, Dr. Stephan Ruderer
082187 Masterseminar/Oberseminar: „Staats- und Nationsbildung in Lateinamerika, ca. 1870-1940“
Di. 14.00-16.00 Uhr, Raum: F 3 (Fürstenberghaus), Beginn: 1. Semesterwoche, 08.04.2014
Im Staats- und Nationsbildungsprozess vieler lateinamerikanischer Länder stellten die Jahrzehnte von ca. 1870-1930 eine zentrale Epoche dar. Die postkoloniale Staatsbildung ging nach Jahrzehnten politischer Instabilität in eine Phase der Konsolidierung bzw. Schaffung neuer staatlicher Institutionen sowie der Ausweitung der staatlichen Kontrolle über die jeweiligen Staatsgebiete über. Die wirtschaftliche Integration intensivierte sich ebenfalls. Vorstellungen zum nationalen Kollektiv und nationale Werte wurden nun teilweise öffentlich ausgehandelt und gefestigt. Allerdings gab es dabei große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern. Die wichtigsten Strömungen und unterschiedlichen Entwicklungen sollen am Beispiel von Argentinien und Mexiko in dem Seminar untersucht werden. Während die Epoche in Argentinien mit dem ersten Militärputsch im 20. Jh. endete, wurde in Mexiko die nachrevolutionäre Ordnung etabliert. Beides verweist auf die große Bedeutung der Epoche für die weitere Geschichte der Länder. Themen, die in dem Seminar diskutiert werden sollen, sind u.a. die jeweilige „Erfindung der Nation“ (B. Anderson), Staatsbildung von „oben“ und von „unten“, Institutionenaufbau und Rolle der Beamten (z.B. auch Korruption), Entwicklung der Staatsbürgerschaft und politische Partizipation der Bevölkerung, Politik gegenüber der indigenen Bevölkerung.
Literatur: Sandra Carreras/Barbara Potthast: Eine kleine Geschichte Argentiniens, Berlin 2010, Gilbert M. Joseph, Daniel Nugent (Hg.): Everyday Forms of State Formation: Revolution and the Negotiation of Rule in Modern Mexico, Durham/London 1994, Hilda Sabato (Hg.): Ciudadanía política y formación de las naciones. Perspectivas históricas de América Latina, Mexiko-Stadt 1999, David Rock: State Building and Political Movements in Argentina, 1860-1916, Stanford 2002.
Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2013/2014
PROF. DR. SILKE HENSEL/DR. ASTRID WINDUS
082868 Kolloquium für Masterstudierende und Doktoranden
06.02.2014 (10.00 - 18.00 Uhr), 07.02.2014 (10.00 - 18.00 Uhr)
Eine Voranmeldung ist verpflichtend!
Am 04.12.2013 findet eine Vorbesprechung von 16.00 - 18.00 Uhr in Raum S9 (Schlossplatz 2) statt.
DR. ASTRID WINDUS
081785 Vorlesung: Afrika in Latein-Amerika. Schwarze Kulturgeschichte von der Sklaverei bis in die Gegenwart
Di. 12-14, Raum: F2 (Fürstenberghaus); Beginn: 1. Vorlesungswoche
Die europäische Expansion in die Amerikas seit Ende des 15. Jahrhunderts und die daran anschließende Errichtung eines globalen, auf Sklavenarbeit basierenden Wirtschaftssystems führten dazu, dass Millionen von Afrikanern in die lateinamerikanischen Kolonien verschleppt wurden. Ausgehend von dieser Situation thematisiert die Vorlesung, in welcher Weise diese Gruppe und ihre Nachkommen die Geschichten, Politiken und Kulturen der lateinamerikanischen Länder prägten. Die besonderen Lebensbedingungen der Sklaven in städtischen und ländlichen Regionen finden dabei ebenso Berücksichtigung wie Formen des Widerstands, die Teilhabe schwarzer Soldaten an den Bürgerkriegen der (Post-)Unabhängigkeitsphase, die Abolition oder die politischen Partizipationsbestrebungen des 19. Jahrhunderts und die damit zusammen hängenden Diskurse um nationale und kulturelle Identität. Die Präsenz von Afrikanern und ihrer Nachkommen sowie ihre in der Kolonialzeit einsetzende ethnische und kulturelle Durchmischung mit anderen Bevölkerungsgruppen wie Indigenen und Europäern hatten Auswirkungen auf nahezu alle lebensweltlichen Aspekte wie Religion, Familien- und Geschlechterverhältnisse, Musik oder Essgewohnheiten. Anhand unterschiedlicher Länderbeispiele wird diesen Phänomenen in der Vorlesung bis in die jüngste Geschichte nachgegangen.
Literatur: George Reid Andrews: Afro-Latin America, 1800-2000. Oxford 2004. J. Meissner, U. Mücke, K. Weber: Schwarzes Amerika. Eine Geschichte der Sklaverei. München 2008.
DR. ASTRID WINDUS
082284 Master-/Oberseminar: Herrschaft und Religion im Vizekönigreich Peru
Mi. 10-12, Raum: F33 (Fürstenberghaus); Beginn: 1. Vorlesungswoche
Eine der wichtigsten Legitimationen für die Eroberung Amerikas und die Unterwerfung der indigenen Bevölkerungen war die Verbreitung des christlichen Glaubens in der außereuropäischen Welt. Doch obgleich europäische Kolonialherrschaft und Christianisierung Hand in Hand gingen, erwuchsen aus dieser Konstellation eine Vielzahl von Konflikten und Aushandlungsprozessen sowohl zwischen den Vertretern der Kolonialmacht (Encomenderos, Beamte, Vertreter der Weltkirche und der christlichen Orden) und den Indigenen, als auch innerhalb der Gruppe der Europäer, die jeweils ganz unterschiedliche ökonomische und politische Interessen verfolgten. Die Ausübung bestimmter Formen von Religiosität war stets abhängig von dem regionalen kulturellen, demographischen und sozio-politischen Kontext, innerhalb dessen sie vollzogen wurden. Die jeweils herrschenden Machtkonstellationen, die sich zwischen städtischen und ländlichen Räumen z.T. erheblich unterschieden, da die Städte meist stark europäisch, die ländlichen Gebiete hingegen eher indigen geprägt waren, hatten unmittelbare Auswirkungen auf die Frage, wie bestimmte Kulthandlungen vollzogen und welche Heilige in welcher Weise und mittels welcher Medien verehrt wurden. In dem Seminar werden wir uns mit diesen vielschichtigen Phänomenen des engen Verhältnisses von Herrschaft und Religion am Beispiel des Vizekönigreichs Peru zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert beschäftigen.
Literatur: M. A. Burkholder, L. L. Johnson: Colonial Latin America. New York, Oxford 2008. J. M. Barnadas: The Catholic Church in Colonial Spanish America, in: L. Bethell (Hg.): The Cambridge History of Latin America, Vol. 1, Colonial Latin America, Cambridge 1984 (print), 2008 (online), S. 509-540. (URL:http://universitypublishingonline.org/cambridge/histories/ebook.jsf?bid=CBO9781139055161&ref=1).
DR. ASTRID WINDUS
082193 Hauptseminar: Rassismus in Lateinamerika. Historische Perspektiven
Mi. 14-16, Raum: F040 (Fürstenberghaus); Beginn: 1. Vorlesungswoche
Die europäische Kolonialherrschaft in Lateinamerika führte dazu, dass unterschiedliche ethnische Gruppen europäischer, indigen-amerikanischer und afrikanischer Herkunft aufeinander trafen und, eingebunden in die jeweiligen lokalen Macht- und Herrschaftsstrukturen, miteinander agierten. In den spanischen Kolonien wurde ein System (sistema de castas) eingeführt, das die Bevölkerungsgruppen entsprechend ihres Grades der „Vermischung“ und der daraus angeblich resultierenden physischen, kulturellen und charakterlichen Merkmale klassifizierte und in eine hierarchische Ordnung brachte. Es war dies die koloniale Fortsetzung eines sozialen Strukturprinzips aus Spanien, das die Zugehörigkeit zur spanischen Aristokratie und damit zu öffentlichen Ämtern von der „Blutreinheit“ (limpieza de sangre) einer Person abhängig machte, die nicht durch jüdisches oder muslimisches Blut „verschmutzt“ werden durfte. Die sich in Europa seit dem späten 17. Jahrhundert langsam ausformenden Systeme zur Klassifizierung der Menschheit in „Rassen“ erfuhren im 18. und 19. Jahrhundert eine zunehmende Verwissenschaftlichung und fanden auch in Lateinamerika ihren Niederschlag. Mit der Unabhängigkeit der lateinamerikanischen Länder und der Entstehung der neuen Nationalstaaten im 19. Jahrhundert wurde „Rasse“ zu einer Kategorie, die große Bevölkerungsgruppen bis weit ins 20. Jahrhundert von der Teilhabe an den nationalen Gemeinschaften ausschloss. Gleichzeitig wurde die ethnische und kulturelle Vermischung (mestizaje) in vielen Ländern zu einem nationalen Leitbegriff erhoben und die Existenz jeglicher Formen von Rassismus negiert. In dem Seminar sollen diese bis in die Gegenwart reichenden und z.T. sehr widersprüchlich erscheinenden Entwicklungen anhand einzelner Länderbeispiele aufgearbeitet werden.
Literatur: Richard Graham: The Idea of Race in Latin America, 1870-1940. Austin 1990.
DR. ASTRID WINDUS
082686 Übung: Visual History: Die visuelle Konstruktion von Schwarzen und Indigenen in historischen Bildquellen aus Lateinamerika
Di. 16-18, Raum: F043 (Fürstenberghaus); Beginn: 1. Vorlesungswoche
Anhand von Bildern aus unterschiedlichen Epochen der lateinamerikanischen Geschichte (Drucke, Malerei, Fotografie) befassen wir uns mit der Funktion und Bedeutung visueller Quellen für die Produktion von Wissen über Afro-Lateinamerikaner und Indigene im lateinamerikanischen Kontext und damit auch für die historische Wissenschaft. Die theoretischen und methodischen Grundlagen hierfür bilden Ansätze aus der historischen Bildwissenschaft und den Visual Studies, die wir uns durch die gemeinsame Lektüre erschließen werden. Voraussetzung für die Teilnahme an der Übung ist daher die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit theoretischen Texten und Einarbeitung in neue wissenschaftliche Arbeitsweisen.
Literatur: Matthias Bruhn. Das Bild. Theorie, Geschichte, Praxis. Berlin 2009.
FREDERIK SCHULZE
081952 Proseminar: Einführung in das Studium der neueren Geschichte: Kolonialgeschichte Lateinamerikas
Do. 10-12, Raum: F043 (Fürstenberghaus) und 14-16, Raum: F030 (Fürstenberghaus), Beginn: 2. Vorlesungswoche
Das Seminar soll am Beispiel der europäischen Expansion nach Süd- und Mittelamerika und der damit einhergehenden Vernetzung der Welt in den Bereichen Herrschaft, Migration, Wirtschaft/Handel, Religion und Kultur in die außereuropäische Geschichte der Frühen Neuzeit einführen. Im Zentrum steht die Lektüre und Interpretation ausgewählter Quellen. Daneben macht das Seminar mit dem geschichtswissenschaftlichen Arbeiten und der Theorie der Geschichtswissenschaft vertraut. Aktuelle Ansätze der neueren Geschichte wie die Globalgeschichte oder die postkoloniale Theorie sollen im inhaltlichen Teil auf ihre Anwendbarkeit auf die Frühe Neuzeit überprüft werden.
Literatur: Urs Bitterli: Die Entdeckung Amerikas. Von Kolumbus bis Alexander von Humboldt, München 1991. Hans-Joachim König: Kleine Geschichte Lateinamerikas, Stuttgart 2006. Jürgen Osterhammel/Niels P. Petersson: Geschichte der Globalisierung. Dimensionen, Prozesse, Epochen, München 2004.
Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2013
Prof. Dr. Silke Hensel
Vorlesung: Die Europäische Expansion, 15.-19. Jhd.
Donnerstag, 10-12 Uhr, Beginn: 11.4.2013, Raum: F2 - Fürstenberghaus
Kommentar: Der Prozess der europäischen Expansion begann im späten 15. Jhd. und beeinflusste in den folgenden Jahrhunderten die kolonisierten Gesellschaften in Amerika, Afrika und Asien ebenso wie Europa. Insgesamt trugen die Ausweitung der formalen Herrschaft von Europäern über andere Gesellschaften, die dadurch ausgelöste Migration von Menschen und Vorstellungen zwischen verschiedenen Kontinenten sowie die wirtschaftlichen Beziehungen zu einer Verflechtung von Großräumen bei. Deshalb stellt die europäische Expansion einen Teil der Globalisierung dar, der aber weder linear verlaufen ist, noch ausschließlich zu intensiveren Kontakten und Austauschbeziehungen zwischen Europa und dem Rest der Welt führte. Vielmehr kam es auch zu engeren Verflechtungen zwischen Großregionen wie z.B. Afrika und Amerika. Die Vorlesung nimmt diesen säkularen Prozess in den Blick und behandelt die europäische Expansion nicht nur aus der Perspektive der verschiedenen europäischen Kolonialmächte, sondern nimmt die Kolonisierten und ihren Einfluss auf die Expansion in den Blick.
Literatur: Wolfgang Reinhard: Kleine Geschichte des Kolonialismus, Stuttgart 1996. Peter Feldbauer, Bernd Hausberger, Jean-Paul Lehners (Hg.): Globalgeschichte. Die Welt 1000-2000, Bde. 3-6, Wien 2008-2009.
Prof. Dr. Silke Hensel
Hauptseminar: Die spanische Eroberung Amerikas und die Entstehung kolonialer Gesellschaften
Mittwoch, 10-12 Uhr, Beginn: 10.04.2013, Raum: F234 - Fürstenberghaus
Kommentar: Die Eroberung großer Teile des amerikanischen Kontinents durch die Spanier nach der von den Europäern als Entdeckung bezeichneten Landung von Christoph Kolumbus an amerikanischen Küsten stand am Beginn der europäischen Expansion, die in den folgenden Jahrhunderten nicht nur von Spanien ausging und nicht allein den amerikanischen Kontinent, sondern auch Afrika und Asien betraf. Damit der Conquista begann eine Phase intensiver Verflechtungen zwischen Europa und Amerika, und aufgrund des Sklavenhandels auch Afrika. In Spanischamerika entstanden Gesellschaften neuen Typs. Diesen aus globalhistorischer Perspektive bedeutenden Prozess nimmt das Seminar in den Blick. Ursachen und Verlauf der Eroberung sowie die Ausbildung der kolonialen Gesellschaften mit ihren spezifischen Herrschaftsverhältnissen und Sozialstrukturen stehen im Mittelpunkt. Dies geschieht auf der Basis neuerer Ansätze in der Kolonialgeschichte, die nicht allein die Europäer als Akteure sieht, sondern ebenso die indigene Bevölkerung und ihre Rolle in den kolonialen Gesellschaften ernst nimmt.
Literatur: B. Hausberger, Das Reich, in dem die Sonne nicht unterging. Die iberische Welt, in P. Feldbauer/B. Hausberger/J.P. Lehners (Hg.), Die Welt im 16. Jahrhundert, Wien 2008, S. 335-370. H. Pietschmann (Hg.), Handbuch der Geschichte Lateinamerikas, Bd. 1, Stuttgart 1994.
Prof. Dr. Silke Hensel
Masterseminar/Oberseminar: Dekolonisierung: Das Ende des spanischen Imperiums in Amerika
Mittwoch, 14-16 Uhr, Beginn: 10.04.2013, Raum: F104 - Fürstenberghaus
Kommentar: Die Unabhängigkeitsbewegungen in den spanischen Kolonien in Amerika stellen einen zentralen Erinnerungsort der lateinamerikanischen Gesellschaften dar, dies hat sich 2010, als viele Länder das 200-jährige Jubiläum ihrer Unabhängigkeitserklärungen feierten, erneut deutlich gezeigt. Den als Gründungsakten der Nationalstaaten verstandenen Entwicklungen geht das Seminar nach. Beleuchtet werden die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse in der späten Kolonialzeit ebenso wie die Entwicklungen in der Atlantischen Welt seit der Französischen Revolution 1789, die erheblichen Einfluss auf die Unabhängigkeitsbewegungen in den Amerikas hatten. Damit folgt das Seminar einem neuen Trend in der Historiographie zu Lateinamerika, der die Dekolonisierung als Teilprozess der „atlantischen Revolutionen“ sieht und damit nicht allein eine Loslösung vom Mutterland Spanien, sondern den politischen Umbruch in den neu entstehenden Verfassungsstaaten meint.
Literatur: Jaime E. Rodríguez O., The Independence of Spanish America, Cambridge 1998. Stefan Rinke, Revolutionen in Lateinamerika. Wege in die Unabhängigkeit, 1760-1830, München 2010.
Prof. Dr. Silke Hensel
Übung: Kolonialismustheorien
Dienstag, 16-18 Uhr, Beginn: 16.04.2013, Raum: F33 - Fürstenberghaus
Kommentar: Der größte Teil der Welt ist in der Vergangenheit einem kolonialen Herrschaftsverhältnis unterworfen gewesen. Kolonialismus lässt sich dementsprechend als ein globales Phänomen verstehen. Seit dem 16. Jahrhundert waren es vor allem europäische Mächte, die als Kolonialmächte auftraten. Die Typen kolonialer Herrschaft ebenso wie ihre Folgen für die unterworfenen ebenso wie für die kolonisierenden Gesellschaften sollen in der Übung im Vordergrund stehen. Theoretische Ansätze zu Formen, Folgen und Bedeutung von Kolonialismus aus der Geschichtswissenschaft und angrenzenden Disziplinen sollen in der Übung gemeinsam erarbeitet und diskutiert werden. Neben klassischen Ansätzen sollen auch solche behandelt werden, die aus den ehemals kolonisierten Gesellschaften kommen und die europäische Perspektive hinterfragen.
Literatur: F. Cooper, Colonialism in Question. Theory, Knowledge, History, Berkeley 2005. J. Osterhammel, J.C. Jansen: Kolonialismus. Geschichte, Formen, Folgen. München, 2012. P. Childs, P. Williams, An Introduction to Post-Colonial Theory, London 1997.
Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2012/2013
Prof. Dr. Silke Hensel
081817 Vorlesung: Lateinamerika im 20. Jahrhundert
Do 10-12 Uhr, Raum: Schloss - S2, Beginn: 18.10.2012
Lateinamerika hat im 20. Jahrhundert einen erheblichen Wandel durchgemacht. Dies gilt für die politischen ebenso wie für die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse. Waren die meisten Regime zu Beginn des Jahrhunderts geprägt von autoritären Strukturen und einer kleinen Oligarchie, so begann mit der mexikanischen Revolution ein Zyklus revolutionärer Umwälzungen, der bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts andauern sollte. Von den 1960er Jahren bis in die 1980er prägten Militärdiktaturen die politische Situation. Seitdem sind der Aufstieg der Zivilgesellschaft und eine Redemokratisierung zu beobachten, wenn auch mit einigen besorgniserregenden Gegentendenzen in den letzten Jahren. Im Zuge der Urbanisierung und Industrialisierung änderte sich die Sozialstruktur der lateinamerikanischen Länder ebenfalls gravierend. Auf internationaler Ebene wurde das Verhältnis zu den USA zentral. Die Vorlesung will die wichtigsten Tendenzen und Entwicklungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Lateinamerika im 20. Jahrhundert beleuchten, um den Kontinent in seinen Gemeinsamkeiten ebenso wie seiner Diversität zu analysieren und zu diskutieren.
Literatur: Walther L. Bernecker et al. (Hg.), Handbuch der Geschichte Lateinamerikas, Bd. 3, Stuttgart 1996. Leslie Bethell (Hg.), The Cambridge History of Latin America, Bd. 6: Latin America since 1930: Economy, Society and Politics, Cambridge 1994. Victor Bulmer-Thomas, The Economic History of Latin America since Independence, Cambridge 1994, Thomas Holloway (Hg.), A Companion to Latin American History, Chichester 2011. Martina Kaller-Dietrich et al. (Hg.), Lateinamerika. Geschichte und Gesellschaft im 19. und 20. Jahrhundert, Wien 2004.
Prof. Dr. Silke Hensel
082187 Hauptseminar II: Der „Kalte Krieg“ in Lateinamerika
Do 14-16 Uhr, Raum: Krummer Timpen 5 - ULB 1 (am 15.11.2012 findet die Veranstaltung im Krummen Timpen 5 - ULB 201 statt!), Beginn: 18.10.2012
Der „Kalte Krieg“ als Konfrontation zwischen den beiden Supermächten USA und Sowjetunion mit ihren jeweiligen Verbündeten und auch als ideologischer Konflikt zwischen Kapitalismus und Kommunismus wurde in vielen außereuropäischen Weltregionen durchaus als „heißer Krieg“ geführt. Dies gilt auch für Lateinamerika, das die USA als ihre Einflusssphäre sahen, in denen kommunistischer Einfluss nicht duldbar war. So gerieten mehrfach regionale bzw. auf nationaler Ebene geführte Konflikte in den Sog des globalen Gegensatzes zwischen Ost und West. Chile und Nicaragua als Beispiele, in denen die USA verdeckt eingriffen, oder die Kubakrise, die einen dritten Weltkrieg hätte auslösen können, sind dafür die bekanntesten Beispiele. Das Seminar nimmt die Zeit seit dem Zweiten Weltkrieg in den Blick und will den Einfluss der globalen Konfrontation auf die politischen Entwicklungen in Lateinamerika analysieren.
Literatur: Hal Brands, Latin America’s Cold War, Cambridge 2010. Gilbert M. Joseph, Daniela Spenser (Hg.), In from the Cold: Latin America’s New Encounters with the Cold War, Durham/London 2008. Greg Grandin, The Last Colonial Massacre: Latin America in the Cold War, Chicago 2004. David Painter, The Cold War: An International History, Routledge 1999. Stefan Rinke, Lateinamerika und die USA, Darmstadt 2012.
Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung im Sekretariat der Außereuropäischen und Nordamerikanischen Geschichte (Raum 123) vom 25.06.12 bis zum 13.07.2012 sowie vom 24.09.2012 bis zum 12.10.2012 jeweils montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr erforderlich.
Prof. Dr. Silke Hensel
082832 Übung: Von der Revolution zum Drogenkrieg: Mexiko im 20. Jahrhundert
Mi 14-16 Uhr, Raum: Fürstenberghaus - F 153, Beginn: 17.10.2012
Mexikos politische und gesellschaftliche Entwicklung stellte im 20. Jahrhundert in Lateinamerika eine Besonderheit dar. Die mexikanische Revolution begann bereits 1910 und brachte ein ausgesprochen stabiles System hervor. Erst nach 70 Jahren musste die Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI) die Macht abgeben. Hatten die massiven Reformen der 1930er und 1940er Jahre sowie das Wirtschaftswachstum der 1950er Jahre noch zu einer relativ ruhigen Situation und breiter Zustimmung zum Regime geführt, so änderte sich dies seit den 1960er Jahren. Eine Zäsur stellte dabei das Massaker auf dem Platz der drei Kulturen an mehreren hundert Studenten dar. In den folgenden Jahrzehnten wuchs die Opposition gegen die PRI-Herrschaft, bis sie sich schließlich 2000 auch über Wahlbetrug nicht mehr an der Macht halten konnte. Die erhoffte Demokratisierung blieb jedoch aus, der Staat droht vielmehr im Drogenkrieg zu zerfallen. In der Übung sollen zentrale Stationen dieser Entwicklungen anhand von Texten und Quellen beleuchtet werden. Neben der inhaltlichen Beschäftigung mit einem der wichtigsten Länder Lateinamerikas soll die Übung auch die Fertigkeiten bei Textverständnis und -analyse vertiefen.
Literatur: Walther L. Bernecker, Mexiko heute. Politik, Wirtschaft, Kultur, Frankfurt 2004. Michael C. Meyer, William L. Sherman; Susan M. Deeds, The Course of Mexican History, 8. Aufl., New York/Oxford 2007.
Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung im Sekretariat der Außereuropäischen und Nordamerikanischen Geschichte (Raum 123) vom 25.06.12 bis zum 13.07.2012 sowie vom 24.09.2012 bis zum 12.10.2012 jeweils montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr erforderlich.
Prof. Dr. Silke Hensel
082244 Masterseminar: Politik und Gewalt in Lateinamerika in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Mi 10-12 Uhr, Raum: Fürstenberghaus - F 104, Beginn: 17.10.2012
Gewalt spielte in Lateinamerika in allen Epochen eine wichtige Rolle, das 20. Jahrhundert lässt sich diesbezüglich aber auch für Lateinamerika als Zeitalter der Extreme (Eric Hobsbawm) bezeichnen. Besonderes Gewicht erlangten dabei verschiedene Guerillabewegungen, die mit dem Ziel des revolutionären Wandels antraten, in manchen Fällen über die Jahrzehnte des militärischen Kampfes aber allein aus dem Drang zur Selbsterhaltung handelten, wo die Gewalt gewissermaßen also zum Selbstzweck wurde, wie dies z.B. bei der kolumbianischen FARC der Fall ist. Auf der anderen Seite gingen und gehen staatliche Institutionen immer wieder mit zum Teil massivster Gewalt gegen die Bevölkerung vor. Am augenfälligsten war dies in den Militärdiktaturen der 1970er und 1980er Jahre, es gilt aber bis heute in allen Ländern, da politische und soziale Auseinandersetzungen hier häufig von Menschenrechtsverletzungen begleitet waren und sind. Einen Akteur, der zwar nicht neu ist, aber in letzter Zeit massive Machtzuwächse verzeichnen kann, stellen die Drogenkartelle dar, bei denen Geschäft und Gewalt untrennbar miteinander verbunden sind. Das Seminar will ausgehend von einer theoretischen Bearbeitung des Gewaltkonzepts die konkreten historischen Zusammenhänge des Gewaltgeschehens und die spezifischen Dynamiken dabei untersuchen. Gemeinsam sollen differenzierte Analysen der Ursachen für die endemische Gewalt erarbeitet werden.
Literatur: Heinrich Popitz, Phänomene der Macht, 2. Aufl., Tübingen 1992. Trutz von Trotha (Hg.), Soziologie der Gewalt, Opladen 1997. Greg Grandin, Gilbert M. Joseph (Hg.), A Century of Revolution: Insurgent and Counterinsurgent Violence during Latin America's Long Cold War, Durham 2010. Will Fowler, Peter Lambert (Hg.), Political violence and the construction of national identity in Latin America, New York 2006. Robert Holden, Armies without Nations: Public Violence and State Formation in Central America, 1821 – 1960, Oxford 2004. Kees Koonings, Dirk Kruijt (Hg.), Armed Actors: Organised Violence and State Failure in Latin America, London/New York 2004. Hans Werner Tobler, Peter Waldmann (Hg.), Staatliche und parastaatliche Gewalt in Lateinamerika, Frankfurt 1991.
Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung im Sekretariat der Außereuropäischen und Nordamerikanischen Geschichte (Raum 123) vom 25.06.12 bis zum 13.07.2012 sowie vom 24.09.2012 bis zum 12.10.2012 jeweils montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr erforderlich.
PROF. DR. ROLF AHMANN / PROF. DR. HEIKE BUNGERT / PROF. DR. WOLFRAM DREWS / PROF. DR. WERNER FREITAG / PROF. DR. THOMAS GROßBÖLTING / PROF. DR. SILKE HENSEL / JUN. PROF. DR. ISABEL HEINEMANN / PROF. DR. JAN KEUPP / PROF. DR. MARTIN KINTZINGER / JUN. PROF. DR. ANDRÉ KRISCHER / JUN. PROF. DR. MATTHIAS POHLIG / PROF. DR. BARBARA STOLLBERG-RILINGER / PROF. DR. WOLFGANG E. WAGNER / PROF. DR. MARTINA WINKLER
082741 Kolloquium: Münsteraner Gespräche zur Geschichte: Entscheidungskulturen
Mi 18-20 Uhr, Raum: Fürstenberghaus - F 102 (am 10.10., 17.10., 07.11., 05.12. Raum F 2!) Die Vorträge entnehmen Sie bitte den besonderen Aushängen!!!
Dr. Debora Gerstenberger
081950 Proseminar: Einführung in die Neuere Geschichte: Die "Welle" der Militärdiktaturen in Lateinamerika (1960er- bis 1980er-Jahre)
Mi 10-12 Uhr, Raum: Krummer Timpen 5 - ULB 1
Mi 14-16 Uhr, Raum: Fürstenberghaus - F 029
Beginn: 17.10.2012
Die meisten Staaten Lateinamerikas wurden in den 1960er- bis 1980er-Jahren diktatorisch von Militärs regiert. Im Zentrum des thematischen Teils des Proseminars steht das Funktionieren der autoritären Regimes in Lateinamerika (vor allem in Argentinien, Brasilien, Chile, Paraguay, Uruguay): Behandelt werden u.a. folgende Fragen: Welche Kräfte trugen zur Etablierung und zum Fortbestehen von Militärdiktaturen bei? Warum und wie funktionierten in unterschiedlichen lateinamerikanischen Gesellschaften die staatlichen Repressionsmechanismen? Wo und unter welchen Bedingungen entstand Opposition? Welche Rolle spielten bestimmte Institutionen (zum Beispiel die Kirche) oder soziale Bewegungen für die Aufrechterhaltung des jeweiligen Regimes oder im Gegenteil für den Widerstand gegen dasselbe? Besonderes Gewicht soll dabei auf regional übergreifende Prozesse gelegt werden, die es möglich machen, von einer „Welle“ der Militärdiktaturen zu sprechen und transnationale bzw. globalhistorische Perspektiven einzunehmen. Im propädeutischen Teil des Proseminars werden Techniken des geschichtswissenschaftlichen Lernens und Arbeitens vermittelt und in praktischen Übungen angewandt. Spanisch- oder Portugiesischkenntnisse sind ausdrücklich keine Voraussetzung für die Teilnahme am Proseminar. Die Bereitschaft, englische Texte zu lesen, ist hingegen unbedingt erforderlich: Der Inhalt des Seminars wird zu einem überwiegenden Teil auf englischer Forschungsliteratur aufbauen!
Proseminare (4stündig): Anmeldung über ein Verteilverfahren:
1. Wahlgang: Montag, 25.06.2012, 10.00 Uhr bis Mittwoch, 11.07.2012, 12.00 Uhr, an der Aufsicht der Bibliothek (Keller, Fürstenberghaus)
Bekanntgabe der Ergebnisse im Bereich der Neueren und Neuesten Geschichte: Mittwoch, 11.07.2012 nachmittags (am "Schwarzen Brett" im Untergeschoss des Fürstenberghauses (Flur zwischen Fachschaft und Bistro Kabu).
2. Wahlgang: Montag, 24.09.2012, 10.00 Uhr, bis Donnerstag, 11.10.2012, 12.00 Uhr, an der Aufsicht der Bibliothek (Keller, Fürstenberghaus)
Bekanntgabe der Ergebnisse im Bereich der Neueren und Neuesten Geschichte: Donnerstag, 11.10.2012 nachmittags (am "Schwarzen Brett" im Untergeschoss des Fürstenberghauses (Flur zwischen Fachschaft und Bistro Kabu).
Dr. Debora Gerstenberger
082665 Übung: Rezensionsübung zu Werken über den Kalten Krieg (Schwerpunkt Lateinamerika)
Blocktermine:
Freitag, 2.11.2012, 14-17 Uhr, Raum: Fürstenberghaus - F 043 (Vorbesprechung, Organisatorisches)
Freitag, 23.11.2012, 10-16 Uhr, Raum: Fürstenberghaus - F 030 (Einführung in das Thema)
Samstag, 24.11.2012, 10-16 Uhr, Raum: Fürstenberghaus - F 102 (Einführung in die Technik des Rezensierens)
Freitag, 18.01.2013, 10-16 Uhr, Raum: Fürstenberghaus - F 030 (Besprechung der Rezensionen)
Samstag, 19.01.2013, 10-16 Uhr, Raum: Fürstenberghaus - F 102 (Besprechung der Rezensionen)
Rezensionen sind eine wichtige Textgattung innerhalb der akademischen historischen Forschung. Sie verschaffen Überblick über ein Themenfeld und bieten Orientierung in einer Fülle von Neuerscheinungen. Nicht nur das Lesen von Rezensionen ist nützlich und bereichernd – auch das Schreiben von Rezensionen, das in dieser Übung trainiert werden soll, hat mindestens einen großen Vorteil: Kaum ein Werk liest und durchdringt man so gründlich wie jenes, das man selbst rezensiert hat! Diese Rezensionsübung widmet sich einem Thema, das in jüngerer Zeit wieder vermehrt die Aufmerksamkeit von Sozialwissenschaftlern und Historikern auf sich gezogen hat: dem Kalte Krieg. Begleitend zu dem gleichnamigen BA-Hauptseminar soll es in der Übung darum gehen, eine dezidiert lateinamerikanische Perspektive auf den Kalten Krieg einzunehmen. Ziel der Übung, die als Blockveranstaltung angelegt, ist es, jede/n Teilnehmer/in dazu zu befähigen, eigenständig eine Rezension zu verfassen (die Rezension ist gleichzeitig der Leistungsnachweis). Spanisch- oder Portugiesischkenntnisse sind erwünscht, jedoch ausdrücklich keine Voraussetzung für die Teilnahme. Die Bereitschaft, englische Literatur zu lesen (und ggf. ein englisches Werk zu rezensieren), ist unbedingt erforderlich. Anmeldung bitte per Email: debora.gerstenberger@uni-muenster.de
(Die Teilnahme an der Übung ist auch ohne den Besuch des Hauptseminars von Frau Prof. Dr. Hensel möglich!)
Barbara Rupflin, M.A.
082670 Übung: Politische Gewalt in Lateinamerika in den 1970er und 1980er Jahren
Blockveranstaltung:
08.11.2012, 14-18 Uhr, Raum: Fürstenberghaus - F 041
30.11.2012, 14-20 Uhr, Raum: Fürstenberghaus - F 3
01.12.2012, 10-18 Uhr, Raum: Fürstenberghaus - F 3
11.01.2013, 14-20 Uhr, Raum: Fürstenberghaus - F 3
12.01.2013, 10-18 Uhr, Raum: Fürstenberghaus - F 3
Politische Gewalt in unterschiedlichsten Formen spielte während der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts in Lateinamerika eine große Rolle. Der Begriff der politischen Gewalt umfasst Guerilla-Aktionen, wie beispielweise der Tupamaros in Uruguay oder der Montoneros in Argentinien, ebenso wie eine gewaltsame Machtübernahme des Militärs und den darauf folgenden Staatsterrorismus, wie nach dem Putsch in Chile 1973 oder in Argentinien 1976. Ausgehend von einem kulturwissenschaftlichen Ansatz werden die politisch motivierten Gewalthandlungen nicht als sinnlose Gewaltakte verstanden, sondern in ihrer symbolischen Bedeutung erfasst. Dazu gehört die Frage nach der Legitimierung bzw. Delegitimierung der Gewaltausübung, welche in dieser Zeit stark von dem Wahrnehmungs- und Deutungsmustern des Kalten Krieges bestimmt wurde. Die Auseinandersetzung mit diesem Themenkomplex erfolgt anhand ausführlicher Quellenanalysen von übersetzten Originaldokumenten wie Kommuniqués von Guerilla-Gruppen, Zeitungsberichten oder offiziellen Verlautbarungen von Militärjuntas. Die Bereitschaft zur Lektüre englischer Texte wird vorausgesetzt, Spanischkenntnisse sind nicht erforderlich.
Literatur: Fischer, Thomas/Krennerich, Michael (Hrsg.): Politische Gewalt in Lateinamerika, Frankfurt am Main 2000; Tobler, Hans Werner/Waldmann, Peter (Hrsg.): Staatliche und parastaatliche Gewalt in Lateinamerika, Frankfurt am Main 1991.
Lehrveranstaltungen im Sommer-Semester 2012
Dr. Antonio Sáez-Arance
081775 Vorlesung:
Die Unabhängigkeitsbewegungen in Lateinamerika 1780-1830
Do 10-12, Raum: H 2
Im Jahre 2010 jährte sich zum 200. Mal der Beginn eines historischen Prozesses, der in Lateinamerikas Loslösung von der europäischen Kolonialherrschaft mündete und zur Entstehung neuer Nationalstaaten führte. Die Vorlesung soll die Ursachen, den Verlauf und die Folgen dieser Entwicklungen systematisch behandeln. Thematisiert werden sowohl die verschiedenen politischen Erscheinungsformen der „Independencia“ in einzelnen Regionen Lateinamerikas (Antillen, Río de la Plata, Karibischer Raum, Chile, Anden-Raum, Brasilien, Neu-Spanien/Mexiko) als auch deren Komplexität in sozialer und ethnischer Hinsicht.
Literatur zur Einführung: Stefan Rinke, Revolutionen in Lateinamerika. Wege in die Unabhängigkeit 1760-1830, München 2010; John Lynch, The Spanish-American Revolutions, 1808-1826, New York 1986.
Dr. Antonio Sáez-Arance
082130 Hauptseminar II:
Spanischer Kolonialismus in Amerika, Asien und Afrika (1825-1975)
Mi 16-18, Raum: F 33
Der endgültige Verlust der Besitztümer im amerikanischen Festland im Jahre 1826 bedeutete keineswegs das Ende des spanischen Kolonialismus, wohl aber seine geographische und organisatorische Umorientierung. Das Seminar wird sich mit der spanischen Kolonialpolitik in der Karibik (Kuba, Puerto Rico), Asien (Philippinen) und Afrika (Marokko, Äquatorial-Guinea) bis zum Rückzug der letzten spanischen Truppen aus dem Westsahara im November 1975 befassen. Die Kontinuitätslinien sowie die Zäsuren (etwa den spanisch-US-amerikanischen Krieg und das „Desaster“ von 1898) sollen im Kontext der innenpolitischen Entwicklung sowie des europäischen Kolonialwettbewerbs interpretiert und bewertet werden.
Literatur zur Einführung: Jürgen Osterhammel, Kolonialismus. Geschichte, Formen, Folgen, München 1995; Max Zeuske/Michael Zeuske, Kuba 1492-1902. Kolonialgeschichte, Unabhängigkeitskriege und erste Okkupation durch die USA, Leipzig 1998; Walter L. Bernecker, Spanische Geschichte. Von der Reconquista bis heute, Darmstadt 2002.
Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl wird um eine Anmeldung im Sekretariat der Abteilung Außereuropäische und Nordamerikanische Geschichte (F-Haus, Raum 123) zwischen dem 16.01.2012 bis zum 03.02.2012 sowie vom 19.03.2012 bis zum 30.03.2012 jeweils montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr gebeten.
Dr. Antonio Sáez-Arance
082590 Übung:
Transnationalisierung der Erinnerung: Neuere Literatur über die Geschichtspolitik in der spanischsprachigen Welt
Do 14-16, Raum: F 029
Die Übung dient der gemeinsamen Lektüre und Diskussion neuerer Arbeiten zum Themenkomplex „Vergangenheitsbewältigung“ und Demokratisierung in Spanien, Chile und Argentinien. Der Ausgangspunkt ist die Feststellung einer immer stärker werdenden Vernetzung ursprünglich rein nationaler Debatten und einer gegenseitigen Beeinflussung in den Leitmotiven und diskursiven Praktiken bei der Aufarbeitung der jeweiligen Diktaturerfahrung. Lässt sich also von einer „Transnationalisierung“, ja sogar von einer „Globalisierung“ der Erinnerung?
Literatur: Sören Brinkmann/Walther L. Bernecker, Kampf der Erinnerungen. Der Spanische Bürgerkrieg in Politik und Gesellschaft 1936-2006, Münster 20062; Stephan Ruderer, Das Erbe Pinochets. Vergangenheitsbewältigung und Demokratisierung in Chile 1990-2006, Göttingen 2010; Ruth Fuchs, Umkämpfte Geschichte: Vergangenheitspolitik in Argentinien und Uruguay , Berlin 2010; Nina Elsemann, Umkämpfte Erinnerungen Die Bedeutung lateinamerikanischer Erfahrungen für die spanische Geschichtspolitik nach Franco, Frankfurt a.M. 2011.
Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl wird um eine Anmeldung im Sekretariat der Abteilung Außereuropäische und Nordamerikanische Geschichte (F-Haus, Raum 123) zwischen dem 16.01.2012 bis zum 03.02.2012 sowie vom 19.03.2012 bis zum 30.03.2012 jeweils montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr gebeten.
JUN. PROF. DR. ANDRÉ KRISCHER, JUN. PROF. DR. MATTHIAS POHLIG, DR. ANTONIO SAEZ
ARANCE, PD DR. MICHAEL SIKORA, PROF. DR. BARBARA STOLLBERG-RILINGER
082786 Kolloquium:
Forschungskolloquium Frühe Neuzeit
Mi 18-20, Raum: F 234
Das Forschungskolloquium gibt vor allem auswärtigen Historiker/innen der Frühen Neuzeit Gelegenheit, Vorträge über ihre laufenden Forschungsarbeiten zur Diskussion zu stellen. Das Programm wird zu Beginn des Semesters auf der Homepage des Historischen Seminars bekanntgegeben. - Die Teilnahme steht allen Interessierten offen.
Dr. Debora Gerstenberger
081938 Proseminar:
Einführung in das Studium der Neueren Geschichte: Geschichte
der Globalisierung in Lateinamerika.
Mi 10-12 und Mi 14-16, Raum: F 3, Beginn: 04.04.2012
Globalisierung ist in den letzten Jahrzehnten zu einem Modebegriff geworden. Zunehmend mischen sich auch Historiker/innen in aktuelle Debatten ein und arbeiten daran, vermeintlich neuen Phänomenen eine historische Dimension zu verleihen. Die Geschichte Lateinamerikas bietet für die Forschungsrichtung Globalgeschichte (global history) hervorragende Möglichkeiten und Anknüpfungspunkte. Die „Entdeckung“ und „Eroberung“ der Neuen Welt Amerika gilt immerhin als Beginn der so genannten ersten Globalisierung: Silber aus den iberischen Kolonien in Lateinamerika zirkulierte seit dem frühen 16. Jahrhundert um die Welt, der transatlantische Sklavenhandel setzte vielfältige Prozesse der ökonomischen und sozialen Vernetzung – und in den Augen mancher auch der Hybridisierung – in Gang. Lateinamerika bietet jedoch noch zahlreiche weitere Themen, anhand derer sich bestimmte Prozesse der Globalisierung gut veranschaulichen und analysieren lassen: Der Versuch der Etablierung von Staatlichkeit in den frühneuzeitlichen Kolonien und somit der Export bestimmter europäischer Verwaltungs- und Regierungsideale gehört ebenso dazu wie die massenhafte europäische Einwanderung im 19. Jahrhundert, die Entstehung der „Megalopolis“ São Paulo als eine „global city“ (Saskia Sassen) oder die Verschärfung der Unterschiede zwischen Arm und Reich. Im thematischen Teil des Proseminars sollen Themen und Theorien der Globalgeschichte an Beispielen aus der Geschichte Lateinamerikas unter die Lupe genommen werden. Vor allem soll es darum gehen, einzelne Prozesse differenziert zu betrachten und den Sammelbegriff Globalisierung aus einer historischen Perspektive kritisch zu prüfen. Im propädeutischen Teil des Proseminars werden Techniken des geschichtswissenschaftlichen Lernens und Arbeitens vermittelt und in praktischen Übungen angewandt. Spanisch- oder Portugiesischkenntnisse sind keine Voraussetzung für die Teilnahme am Proseminar, Englischkenntnisse (Lesefähigkeit) sowie die Bereitschaft, sich ausgiebig mit englischen Texten auseinanderzusetzen, sind hingegen unbedingt erforderlich.
Literatur: García, Canclini Néstor (1995): Mexico: Cultural Globalization in a Disintegrating City. In: American Ethnologist 22 (4), S. 743–755; Cooper, Frederick (2001): What is the Concept of Globalization Good for? An African Historian’s Perspective. In: African Affairs 100, S. 189–213.
Die Teilnahme an den Proseminaren für Alte, Mittlere und Neuere Geschichte wird durch ein auf Wahlgängen beruhendes Verteilverfahren geregelt. Dieses wird für die Proseminare in Alter Geschichte vom Seminar für Alte Geschichte, für die Proseminare in Mittlerer und Neuerer Geschichte vom Historischen Seminar durchgeführt.
Dr. Stephan Ruderer / Dr. Martin Baxmeyer
082585 Übung: Der Schrecken des Erinnerns. Die Aufarbeitung der argentinischen Militärdiktatur in Politik, Geschichte und Literatur.
Mi 10-12, Raum: F 030
Die Übung wird sich in interdisziplinärer Perspektive mit den aktuellen Auseinandersetzungen um das Erbe der Militärdiktatur in Argentinien befassen. Es geht dabei insbesondere um das komplexe Wechselspiel von geschichtspolitischer Aufarbeitung (bis hin zu juristischen Konsequenzen) und der Literatur, die sich auf ihre Weise dem „Schrecken des Erinnerns“ nähert: Wie entwickelt sich soziale Erinnerung an eine blutige Vergangenheit? Welche Rolle spielt Literatur bei der Konstitution der Memoria? Können Fiktionen überhaupt Einfluss nehmen auf konkrete gesellschaftspolitische Prozesse? Wie unterscheidet sich eine historische von einer literarischen Memoria?
Anhand ausgewählter historischer und literarischer Quellen wird die Übung diesen Fragen detailliert nachgehen. Die Übung steht Studierenden der Geschichts- und Literaturwissenschaft gleichermaßen offen. In der Übung werden die Bücher „Mein Name ist Luz“ von Elsa Osorio und „Zweimal Juni“ von Martín Kohan besprochen. Beide Werke sollten bis zu Beginn des Semesters gelesen werden.
Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl wird um eine Anmeldung im Sekretariat der Abteilung Außereuropäische und Nordamerikanische Geschichte (F-Haus, Raum 123) zwischen dem 16.01.2012 bis zum 03.02.2012 sowie vom 19.03.2012 bis zum 30.03.2012 jeweils montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr gebeten.
Lehrveranstaltungen im Winter-Semester 2011/12
Prof. Dr. Silke Hensel/Prof. Dr. Heike Bungert
081781 Vorlesung
Begegnung zweier Welten? Indianer in den Amerikas von der ersten Besiedlung bis heute
Do 10-12 Uhr, Raum: HHÜ, Hüfferstr. 1, Beginn 13.10.2011
Die Entdeckung und Eroberung Amerikas durch Europäer im 15. Jahrhundert wurde lange Zeit als der Beginn der Geschichte des Kontinents gesehen. Tatsächlich war die indigene amerikanische Bevölkerung, von Kolumbus Indianer genannt, zwischen 15.000 und 10.000 u.Z. eingewandert, und es waren unterschiedlichste Gesellschaften entstanden. Seit den europäischen Eroberungen wurde die indigene Bevölkerung stark dezimiert und verlor -- nach wirtschaftlichen und kulturellen Interaktionen -- trotz vielfältiger Widerstandshandlungen für mehrere Jahrhunderte jegliche Souveränität. Die Vorlesung will beginnend in der vorkolonialen Zeit bis ins 21. Jahrhundert die indigene Bevölkerung in den Blick nehmen und die jeweils für Latein- und Nordamerika besonderen politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen untersuchen. Zentral dabei wird es sein, die Angehörigen dieser Bevölkerungsgruppen als Akteure der Geschichte ernst zu nehmen. Zudem werden Ähnlichkeiten, Unterschiede und transnationale Verflechtungen zwischen Indianern in Nord- und Südamerika herausgearbeitet.
Literatur: George A. Collier (Hg.), The Inca and Aztec States, 1400-1800, New York 1982; R. David Edmunds et al., The People: A History of Native America, New York 2006; Roger L. Nichols, American Indians in U.S. History. Norman, OK, 2003; Wolfgang Lindig, Mark Münzel, Die Indianer: Kulturen und Geschichte, München 1992; Greg J. S. Urban, Nation-States and Indians in Latin America, Austin 1991.
Prof. Dr. Silke Hensel/Prof. Dr. Heike Bungert
082238 Oberseminar/Masterseminar
Nation und Nationalismus in den Amerikas
Mi 14-16, Raum: F 102, Beginn: 19.10.2011
Nationen stellen bis heute eine wichtige Einheit im globalen Geschehen dar. Sie sind dabei allerdings ein relativ junges Phänomen, das erst im 18. Jahrhundert mit der US-amerikanischen Unabhängigkeit und der französischen Revolution in Erscheinung trat. Anders als auch in der Geschichtswissenschaft lange angenommen, stellten Nationalismen keine der Nation nachgeordnete Entwicklung dar, sondern gingen ihr vielmehr auch voran und trugen zur Ausbildung von Wir-Gruppen auf der Basis einer geteilten Nationalität bei. Wie allerdings diese Nation aussah bzw. aussehen sollte, hing von den jeweiligen historischen Umständen ab. Das Seminar will nach einer Erarbeitung der theoretischen Grundlagen anhand von Beispielen aus der lateinamerikanischen und nordamerikanischen Geschichte die Entstehungsprozesse von Nationen ebenso wie die beständige Neuaushandlung ihres konkreten Inhalts, die Inklusions- und Exklusionsmechanismen in Bezug auf andere ethnische Gruppen beleuchten.
Ein Großteil der Lektüre besteht aus englischsprachigen Texten.
Literatur: Nancy P. Appelbaum et al. (Hg.), Race and Nation in Modern Latin America, Chapel Hill 2003. Sara Castro-Klarén, John Ch. Chasteen (Hg.), Beyond Imagined Communities: Reading and Writing the Nation in Nineteenth-Century Latin America, London 2003. Nicole Miller, The Historiography of Nationalism and Nation Identity in Latin America, in Nations and Nationalism 12,2 (2006), S. 201-221; Don H. Doyle and Marco Antonio Pamplona (Hg.): Nationalism in the New World, Athens, Ga. 2006; John E. Bodnar (Hg.), Bonds of Affection: Americans Define their Patriotism, Princeton, NJ, 1996; David Waldstreicher, In the Midst of Perpetual Fetes: The Making of American Nationalism, Chapel Hill, NC, 1997; Wilbur Zelinsky, Nation into State: The Shifting Symbolic Foundations of American Nationalism, Chapel Hill, NC, 1988.
Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung im Sekretariat der Außereuropäischen Geschichte bei Frau Simon (Raum 123) zwischen dem 27.06. und dem 15.07. sowie zwischen dem 26.09. und dem 14.10.2011 jeweils montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr erforderlich.
Prof. Dr. Silke Hensel
082113 Hauptseminar
Vom internen Kolonialismus zum plurikulturellen Staat? Indianer in Lateinamerika im 19. und 20. Jahrhundert
Mi. 10-12 Uhr, Raum: N.N., Beginn 19.10.2011
Eine Besonderheit der lateinamerikanischen Geschichte stellt die seit über 500 Jahren bestehende ethnische Differenzierung der Gesellschaften dar. Die Nachfahren der europäischen Konquistadoren stehen der indigenen Bevölkerung ebenso wie den Nachfahren der afrikanischen Sklaven gegenüber. Mit dem Ende der Kolonialzeit zu Beginn des 19. Jahrhunderts endete keineswegs die Diskriminierung von Indianern. Diese sozialen Ungleichheitsverhältnisse werden häufig als eine Fortsetzung der kolonialen Verhältnisse durch die herrschenden Eliten beschrieben. Erst in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts gelang es den indigenen Bewegungen in verschiedenen lateinamerikanischen Ländern, Verfassungen durchzusetzen, in denen die multikulturelle Prägung der Gesellschaften anerkannt und damit auch besondere Rechte der Indianer verknüpft werden. Das Seminar fragt nach der Geschichte der Indianer, den Bedingungen sozialer Ungleichheit, den sozialen Kämpfen der indigenen Bevölkerungen sowie dem Wandel ihrer politischen Rechte.
Literatur: Greg Joel S. Urban: Nation-States and Indians in Latin America, Austin 1991. Leticia Reina (Hg.): La reindianización de Amércia, Mexiko 1997. Peter Wade: Race and Ethnicity in Latin America, London 1997.
Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung im Sekretariat der Außereuropäischen Geschichte bei Frau Simon (Raum 123) zwischen dem 27.06. und dem 15.07. sowie zwischen dem 26.09. und dem 14.10.2011 jeweils montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr erforderlich.
Prof. Dr. Silke Hensel
082439 Übung
Rassismustheorien
Do. 14-16 Uhr, Raum: F 102, Beginn 20.10.2011
Der Rassismus oder besser Rassismen stellen ein weit verbreitetes Muster zur Erklärung gesellschaftlicher Verhältnisse dar und sind darin erschreckend aktuell. Als ausgeprägte Weltanschauung entstand der Rassismus im 18. Jhd. und prägte Politik und Wissenschaften sowie Alltagsvorstellung und –praktiken in vielfacher Hinsicht. Die Hintergründe dieser Entwicklung ebenso wie wissenschaftliche Theorien zu ihrer Erklärung stehen im Zentrum der Übung. Dabei ist das Augenmerk weniger auf die Suche nach der „einen“ Theorie gerichtet, sondern darauf, welche theoretischen Ansätze welche historischen Situationen am plausibelsten zu erklären vermögen.
Literatur: Martin Bulmer, John Solomos (Hg.): Racism, Oxford 1999; George Fredrickson, Rassismus, Ein historischer Abriss, Hamburg 2004; Nora Räthzel (Hg.): Theorien über Rassismus, Hamburg 2000.
Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung im Sekretariat der Außereuropäischen Geschichte bei Frau Simon (Raum 123) zwischen dem 27.06. und dem 15.07. sowie zwischen dem 26.09. und dem 14.10.2011 jeweils montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr erforderlich.
Prof. Dr. Silke Hensel, Matthias Friedmann, Henrik Kipshagen, Frank Schlegel, Philipp Spreckels
082261 Übung
Geschichte im Radio: Migration in globalhistorischer Perspektive
Do 16-18, Raum: F 102, Beginn 20.10.2011
„Ich möchte nicht, dass wir zu Fremden im eigenen Land werden“: Mit Sätzen wie diesen löste Thilo Sarrazin im letzten Jahr eine neue Debatte über Migration und Integration aus. In den Medien erhält das Thema seitdem verstärkt Aufmerksamkeit. Doch wie fundiert ist diese Debatte? Die Geschichtswissenschaft kann hier wertvolle Hintergründe liefern. Welche Folgen hatte Migration für die jeweiligen Länder? Wie wurden die Migranten wahr-/ aufgenommen? Welche Auswirkungen hatten beispielsweise Rassenvorstellungen auf die soziale Inklusion bzw. Exklusion der Migranten? In der Übung soll eine Radiosendung über unterschiedliche, auf globaler Ebene stattfindende Migrationsbewegungen erarbeitet werden, um die aktuelle Debatte anhand historischer Beispiele kritisch zu hinterfragen. Neben dieser inhaltlichen Beschäftigung mit der Migrationsgeschichte soll die praktische Umsetzung von Geschichte im Radio im Vordergrund stehen. Die Seminarteilnehmer werden in Kleingruppen einen Beitrag eigenständig entwerfen und produzieren, der dann auch gesendet werden soll. Die Bereitschaft für Engagement außerhalb der Übung ist für die Teilnahme wichtig. Die Übung findet in Kooperation mit dem Campusradio Radio Q statt.
Wegen der technischen Radioausbildung ist die TeilnehmerInnenzahl auf 15 begrenzt.
Literatur: Wolf Schneider, Deutsch für Profis, Berlin 2010. Margarete Bloom-Schinnerl, Der gebaute Beitrag. Ein Leitfaden für Journalisten, Konstanz 2002, Walther von la Roche, Radio-Journalismus: Ein Handbuch für Ausbildung und Praxis im Hörfunk, München 1980. http://www.qhistory.de. Dirk Hoerder, Geschichte der deutschen Migration, München 2010. Dirk Hoerder, Cultures in Contact: World Migrations in the Second Millennium, Durham u.a. 2002. Klaus J. Bade, Europa in Bewegung. Migration vom späten 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, München 2000. Jochen Oltmer, Migration im 19. und 20. Jahrhundert, München/Oldenburg 2009.
Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung im Sekretariat der Außereuropäischen Geschichte bei Frau Simon (Raum 123) zwischen dem 27.06. und dem 15.07. sowie zwischen dem 26.09. und dem 14.10.2011 jeweils montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr erforderlich.
Dr. Stephan Ruderer
082553 Übung
Religion und Politik in Lateinamerika in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Di 14-16 und Tagung 9.- 10. 12. 2011, Raum: F 104, Beginn: 11.10.2011
Die katholische Kirche ist auch heute noch eine Institution mit großem politischem Gewicht in Lateinamerika, deren Einfluss weit über die seelsorgerischen Aufgaben hinausgeht. Die Übung will aus historischer Perspektive den vielfältigen Wechselbeziehungen zwischen katholischer Religion und Politik in Lateinamerika seit ca. Mitte des 20. Jahrhunderts nachgehen. Dabei wird das Verhältnis der Kirche zur populistischen Regierung Peróns in Argentinien ebenso in den Blick genommen, wie die Rolle des Katholizismus in der Kubanischen Revolution. Daneben soll sowohl nach dem Einfluss des kolumbianischen Priesters Camilo Torres, der als Guerillakämpfer starb, der Befreiungstheologie und linken Priestergruppen in Chile und Argentinien gefragt werden, als auch nach der Rolle von konservativen katholischen Gruppierungen und dem Verhalten der Kirchenhierarchie während der Militärdiktaturen auf dem Kontinent. Auch die Analyse des Einflusses der Kirche auf die Friedensprozesse der neunziger Jahre, wie z. B. in Guatemala, oder auf den zapatistischen Aufstand in Mexiko soll dazu dienen, den Blick für den „politischen“ Akteur Kirche und den Einfluss der katholischen Religion auf die historische Entwicklung in Lateinamerika zu schärfen.
Teil der Übung und Voraussetzung für den Scheinerwerb ist die Teilnahme an der Tagung „Chile zwischen Diktatur und Demokratie. Menschenrechte und Solidarität in Chile und Deutschland“, die am 9. und 10. 12. 2011 im Franz-Hitze-Haus stattfindet. Auf dieser Tagung wird ausführlich über die Rolle der chilenischen Kirche während der Militärdiktatur debattiert, die Wechselbeziehungen zwischen Religion und Politik werden dabei explizit angesprochen. Aufgrund der Teilnahme an der Tagung wird die letzte Sitzung der Übung schon in der Woche vor Weihnachten stattfinden, im Jahr 2012 wird es also keine weiteren Sitzungen geben.
Literatur: Johannes Meier/Veit Straßner (Hrsg.): Kirche und Katholizismus seit 1945. Band 6: Lateinamerika und Karibik, Paderborn 2009.
Bitte melden Sie sich für diese Übung in der Zeit vom 27.06-15.07. und vom 26.09.-14.10.2011 jeweils montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr im Sekretariat Außereuropäische Geschichte bei Frau Simon (R. 123) an.
Debora Gerstenberger, M.A.
081910 Proseminar
Einführung in das Studium der neueren Geschichte: Geschichte der Stadt in Lateinamerika
Mi 10-12, 14-16, Beginn 19.10.2011
Die Teilnahme an den Proseminaren für Alte, Mittlere und Neuere Geschichte wird durch ein auf Wahlgängen beruhendes Verteilverfahren geregelt. Dieses wird für die Proseminare in Alter Geschichte vom Seminar für Alte Geschichte, für die Proseminare in Mittlerer und Neuerer Geschichte vom Historischen Seminar durchgeführt.
Die Wahlurnen liegen vor der Aufsicht der Bibliothek des Historischen Seminars aus.
Wahlgänge:
Der 1. Wahlgang findet vom 27.06. bis zum 13.07. (12 Uhr) statt.
Der 2. Wahlgang findet vom 26.09. bis zum 14.10. (12 Uhr) statt.
Die Listen mit den Ergebnissen werden am 14.07. und 15.10. an der Pinnwand des Seminars für Alte Geschichte (2. OG) und an der Pinnwand des Historischen Seminars (Keller, zwischen Kabu und Fachschaft) ausgehangen.
Lehrveranstaltungen im Sommer-Semester 2011
Prof. Dr. Silke Hensel
081572 Vorlesung
Geschichte des Rassismus
Do., 10-12 Uhr
Beginn: 07.04.2011
Raum S1 (Schlossplatz 2, EG)
Diese Vorlesung kann auch von Studierenden im Master besucht werden und ist
Teil des Mastermoduls "19. und 20. Jahrhundert".
Das Problem rassistischer Vorstellungen begegnet uns in der aktuellen Welt z. B. in der Debatte um Einwanderung oder bei der Bewertung ganzer Gesellschaften. Es handelt sich dabei um einfache Erklärungen für komplexe soziale Phänomene, die immer einen diffamierenden Blick auf die als fremd wahrgenommene Gruppe werfen. „Rasse“-Theorien nehmen eine Essenzialisierung menschlicher Unterschiede vor und verknüpfen dies mit einer Hierarchisierung menschlicher Gruppen. Dies hat weitreichende Folgen für die politische Kultur und soziale Ordnung der jeweiligen Gesellschaft. Rassistische Diskurse und Praktiken sind insgesamt relativ jungen Datums. In der frühen Neuzeit begann der Aufstieg von Rassismen und beschleunigte sich seit dem 18. Jahrhundert bis sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts in eine Phase mündeten, die sich als rassistisches Zeitalter bezeichnen lässt. Die Deutung der europäischen Expansion und zunehmender weltweiter Migrationsströme trug dazu wesentlich bei. Ein weiterer Strang des Rassismus ist der Antisemitismus. Die Vorlesung wird die Entstehung der Rassevorstellungen behandeln und dann die transnationalen Aspekte ebenso beleuchten wie Rassismen und ihre Folgen in spezifischen historischen Situationen. Die Verflechtungen Europas mit außereuropäischen Regionen werden dabei eine zentrale Rolle spielen.
Diese Vorlesung ist Teil des Vertiefungsmoduls des 19. u. 20. Jahrhunderts im BA "Geschichte des Rassismus". Dieses Modul wird mit einem Hauptseminar und einer Übung im WS 2011/12 fortgesetzt.
Literatur: George M. Fredrickson: Rassismus. Ein historischer Abriss, Hamburg 2004. Imanuel Geiss: Geschichte des Rassismus, Frankfurt 1988. Christian Geulen: Geschichte des Rassismus, München 2007. George L. Mosse: Die Geschichte des Rassismus in Europa, Frankfurt 1990. Karin Priester: Rassismus. Eine Sozialgeschichte, Leipzig 2003.
Prof. Dr. Silke Hensel
081936 Hauptseminar II
Latinos / Hispanics in den USA zwischen sozialer Inklusion und Exklusion
Mi., 14-16 Uhr, Fürstenberghaus - F 030
Beginn: 06.04.2011
Lateinamerikanische Einwanderer und deren in den USA geborene Nachfahren bilden heute zusammengefasst die größte Minderheit noch vor den African Americans. Diese als Hispanics oder Latinos bezeichnete Bevölkerungsgruppe steht und stand seit dem Beginn der großen Einwanderungsbewegungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts immer wieder im Visier fremdenfeindlicher, rassistischer Kampagnen mit erheblichen Auswirkungen für ihre soziale Lage. Erst jüngst hat der US-amerikanische Politikwissenschaftler Samuel Huntington sie zu einer Gefahr für die USA insgesamt stilisiert. Das Seminar will die Migrationsgeschichte der unterschiedlichen lateinamerikanischen Einwanderergruppen beleuchten und danach fragen, welche Auswirkungen Rassenvorstellungen auf die soziale Inklusion bzw. Exklusion der Migranten nahm. Darüber hinaus soll in den Blick genommen werden, wie die Einwanderer auf rassistische Ausgrenzungen reagierten.
Dieses Seminar ist Teil des Vertiefungsmoduls des 19. u. 20. Jahrhunderts im BA "Geschichte des Rassismur". Dieses Modul wird mit einem Hauptseminar und einer Übung im WS 2011/12 fortgesetzt.
Literatur: García, María Cristina: Havana USA: Cuban Exiles and Cuban Americans in South Florida, 1959–1994, Berkeley 1996. Manuel G. Gonzales: Mexicanos: A History of Mexicans in the United States, Bloomington 1999. Silke Hensel: Leben aufder Grenze. Diskursive Aus- und Abgrenzungen von Mexican Americans und Puertoricanernin den USA, Frankfurt 2004. Clara E. Rodríguez: Changing Race: Latinos, the Census, and the History of Ethnicity in the United States, New York 2000.
Prof. Dr. Silke Hensel, Barbara Rupflin, M.A.
082579 Hauptseminar Master/Oberseminar
Transnationale Beziehungen zwischen Chile und Deutschland im 20. Jahrhundert
Do., 14-16 Uhr, Johannissstraße 12-20 - ES 24
Beginn: 07.04.2011
Die Beziehungen zwischen Chile und den beiden deutschen Staaten in den 1970er und 1980er Jahren waren in besonderer Weise von den innenpolitischen Ereignissen in Chile und der Rezeption dieser Ereignisse im Kontext des Kalten Krieges geprägt. Zunächst zog 1970 die Wahl Salvador Allendes und der von ihm eingeschlagene „chilenische Weg zum Sozialismus“ die Aufmerksamkeit auf Chile. Nach dem Militärputsch unter General Augusto Pinochet am 11. September 1973 wurde sowohl in der DDR als auch in der BRD zur Solidarität mit Chile aufgerufen, wobei die Initiative in der BRD von zivilgesellschaftlichen Akteuren ausging, während in der DDR staatliche Akteure bestimmend waren. In Chile übernahm die katholische Kirche angesichts des Verbots von Parteien und Gewerkschaften nach dem Putsch eine wichtige Rolle für die Opposition gegen das Militärregime und die Verteidigung der Menschenrechte. Insbesondere für die in Münster aktive Chile-Solidaritätsbewegung war sie ein wichtiger Kooperationspartner. Das Seminar will die transnationalen Beziehungen zwischen Chile und Deutschland und die unterschiedlichen Akteursgruppen beleuchten.
Das Seminar legt die inhaltliche Grundlage für das Praxisseminar „Geschichte im Museum“, das eine Ausstellung zur Chile-Solidaritätsbewegung erarbeitet (siehe Kommentar dort), kann aber auch unabhängig vom Praxisseminar als Teil des Moduls Neuere und Neueste Geschichte oder des Schwerpunktmoduls besucht werden.
Literatur: Krämer, Raimund: „Chile und die DDR. Die ganz andere Beziehung“, in: Imbusch, Peter (Hg.): Chile heute. Politik, Wirtschaft, Kultur, Frankfurt a.M. 2004, S. 809–819. Maurin, Jost: „Die DDR als Asylland: Flüchtlinge aus Chile 1973–1989“, in: ZfG 51, 2 (2003), S. 814–831. Müller-Plantenberg, Urs: „Historische Grundlagen. Der Putsch in Chile und die Solidaritätsbewegung in Europa“, in: Kaltmeier, Olaf/Michael Ramminger (Hg.): Links von Nord und Süd. Chilenisch-deutsche Ortsbestimmungen im Neoliberalismus, Münster u. a. 1999, S. 27–37. Wojak, Irmtrud/Pedro Holz: „Chilenische Exilanten in der Bundesrepublik Deutschland 1972–1989“, in: Krohn, Claus-Dieter (Hg.): Exile im 20. Jahrhundert, München 2000, S. 168–190.
Prof. Dr. Silke Hensel, Dr. Barbara Rommé, Barbara Rupflin, M.A.
082712 Praxisseminar
Geschichte im Museum: Chile-Solidarität – Münsters Einsatz für die Opfer der Diktatur, 1973-1989
Do., 14-18 Uhr, Fürstenberghaus - F 33
Beginn: 07.04.2011
Wesentlich in fast allen Berufsfeldern für Historiker ist die Fähigkeit, Ergebnisse historischer Forschung einem breiten Publikum anschaulich zu vermitteln. Im Rahmen dieses Seminars in Kooperation mit Frau Dr. Rommé, Leiterin des Stadtmuseums Münster, arbeiten die TeilnehmerInnen an der Ausstellung „Chile-Solidarität in Münster - Für die Opfer der Militär-Diktatur, 1973-1990“ (Eröffnung 04.11.2011) mit. Auf diese Weise erwerben sie wichtige Schlüsselqualifikationen und können das Praxisfeld Museum für sich erschließen. Im Seminar „Transnationale Beziehungen zwischen Chile und Deutschland im 20. Jahrhundert“ werden parallel die Inhalte erarbeitet (vgl. Kommentar dort).
Der Museumsarbeit wird großer Raum eingeräumt: An konkreten Themen, die Teil des Ausstellungsprojektes sind, werden neben theoretisch-methodischen Grundlagen Ausstellungstexte und Zeitzeugeninterviews erarbeitet und durchgeführt. Die Ergebnisse sollen anschließend in der Ausstellung präsentiert werden. Neben dieser Praxiserfahrung werden Schulungen im Bereich Archiv und der Arbeit hinter dem Mikrophon und der Filmkamera geboten. ExpertInnen aus der Praxis vermitteln die notwendigen Kompetenzen.
Literatur: http://www.icom-deutschland.de. http://www.museumsbund.de. www.das-grüne-museum.de. Friedrich Waidacher: Von Orchideen und Disteln: Museologie im Spannungsfeld zwischen Ahnungslosigkeit und Verweigerung. In: Museologie Online 5 (2003), S. 1–24. Online im Internet: http://www.vl-museen.de/m-online/03/waidacher.pdf. Friedrich Waidacher: Museologie – knapp gefasst. Mit einem Beitrag von Marlies Raffler. Wien u. a. 2005. Hildegard K. Vieregg: Museumswissenschaften. Eine Einführung. Paderborn 2006. Katharina Flügel: Einführung in die Museologie. 2. Aufl. Darmstadt 2009.
Prof. Dr. Rolf Ahmann, Prof. Dr. Heike Bungert, Prof. Dr. Silke Hensel, PD Dr. Sabine Mecking, Prof. Dr. Bernd Walter, Dr. Martina Winkler, Jun.Prof. Dr. Isabel Heinemann
082511
Münsteraner Gespräche zur Geschichte/Forschungskolloquium zur Neueren Geschichte: Die Amerikas in globaler Perspektive
Mi., 18-20, Raum Fürstenberghaus - F 4
In dem Forschungskolloquium werden internationale Spezialisten eingeladen, die zu Aspekten der Beziehungen der Amerikas und zwischen den Amerikas sprechen werden, zu globalen Aspekten von amerikanischem Konsum, Gewalt oder amerikanischer Kultur und zu Migration. Das genaue Programm des Kolloquiums wird zu Beginn des Semesters bekannt gegeben.
Debora Gerstenberger, M. A.
081720 Proseminar
Einführung in das Studium der neueren Geschichte: Autoritäre Regimes in Lateinamerika (20. Jahrhundert)
Do., 10-12, Fürstenberghaus - F 33
Do., 14-16, Fürstenberghaus - F 030
Gewalt, die vom Staat ausgeht, ist in ein Phänomen, das die Geschichte Lateinamerikas seit Beginn der iberischen Kolonialherrschaft geprägt hat. Die staatliche Unterdrückungsgewalt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war jedoch sowohl in qualitativer als auch quantitativer Hinsicht eine neuartige Erscheinung, für die häufig die Bezeichnung „Staatsterrorismus“ (Duvall/Stohl) verwendet wird: Viele Staaten Lateinamerikas wurden in den 1960er bis 1980er Jahren diktatorisch von Militärs regiert. Kennzeichnend für die lateinamerikanischen Militär-diktaturen war die systematisch organisierte Repression vermeintlich subversiver Kräfte unter Berufung auf die „Doktrin der nationalen Sicherheit“. Im Zentrum des thematischen Teils des Proseminars steht die Frage nach dem Funktionieren von autoritärer Herrschaft in Latein-amerika (Argentinien, Brasilien, Chile, Paraguay, ggf. aber auch in anderen Staaten), die u. a. unter folgenden Fragestellungen beleuchtet werden soll: Welche Faktoren trugen zur Etablierung und zum Fortbestehen von Militärdiktaturen bei? Warum und wie funktionierten in unterschiedlichen lateinamerikanischen Gesellschaften die staatlichen Repressions-mechanismen? Wo und unter welchen Bedingungen entstand Opposition? Welche Rolle spielten bestimmte Institutionen (zum Beispiel die Kirche) oder soziale Bewegungen für die Aufrechterhaltung des jeweiligen Regimes oder im Gegenteil für den Widerstand gegen dasselbe? Im propädeutischen Teil des Proseminars werden Techniken des geschichtswissen-schaftlichen Lernens und Arbeitens vermittelt und in praktischen Übungen angewandt. Spanisch- oder Portugiesischkenntnisse sind keine Voraussetzung für die Teilnahme am Proseminar, Englischkenntnisse (Lesefähigkeit) sind hingegen unbedingt erforderlich.
Literatur: Domínguez, Jorge Ignacio, Authoritarian and democratic regimes in Latin America, New York, NY, London 1994; Imbusch, Peter, Die Gewalt von Militärdiktaturen in Südamerika, in: Fischer, Thomas; Krennerich, Michael (Hg.), Politische Gewalt in Lateinamerika. Frankfurt am Main 2000; Waldmann, Peter, Staatliche und parastaatliche Gewalt. Ein vernachlässigtes Forschungsthema, in: Tobler, Hans Werner; Waldmann, Peter (Hg.): Staatliche und parastaatliche Gewalt in Lateinamerika. Frankfurt am Main 1991, S. 21–41.
Dr. Stephan Ruderer
081811 Kurs (Einführungsmodul BA: 19. und 20. Jhd.)
Zwischen Revolution und Sozialdemokratie: Die Linke in Lateinamerika im 20. Jahrhundert
Di 14–16, Raum: H 4
Seit dem Fall der Mauer schien nicht nur die Zeit des real existierenden Sozialismus sondern auch die Zeit der linken Politik insgesamt vorbei. Besonders in Lateinamerika, wo die Linke in ihren verschiedensten Ausprägungen eine der wichtigsten politischen Kräfte im 20. Jahrhundert darstellte, schien mit den neoliberalen Regierungen der 1990er Jahre das Ende der linken Politik gekommen. Aktuell ist die Linke lebendiger denn je und linke Politik zeigt sich auf dem Kontinent in einer großen ideologischen Vielfalt, die vom Castro-Regime über Hugo Chávez in Venezuela, Evo Morales in Bolivien bis zu Lula bzw. Dilma Rousseff in Brasilien und Cristina Kirchner in Argentinien reicht.
Der Kurs will der historischen Entwicklung der Linken in Lateinamerika nachgehen und ihre vielfältigen Erscheinungsformen und deren politische Bedeutung analysieren. Dabei werden sowohl revolutionäre Bewegungen (von der Mexikanischen über die Kubanische bis zur Sandinistischen Revolution) als auch der Guerillakampf und linke Regierungen (u. a. die Allende-Regierung in Chile und die aktuellen linken Regierungen) in den Blick genommen. Ebenso soll das Bewusstsein geschärft werden dafür, was "links" in Lateinamerika bedeutete und welcher ideologische Gehalt diesem politischen Etikett zukam und heute noch zukommt.
Literatur: Norberto Bobbio: Rechts und Links. Gründe und Bedeutung einer politischen Unterscheidung, Berlin 1994; Stephan Scheuzger: »What is left?« Zur historischen Entwicklung und gegenwärtigen Situation der Linken in Lateinamerika, in: Lateinamerika Jahrbuch 2004, S. 9–39; Alan Angell: The Left in Latin America since 1920, in: Leslie Bethell (Hg.): The Cambridge History of Latin America, Vol. VI, Cambridge 1994, S. 163–232.
Lehrveranstaltungen im Winter-Semester 2010/11
Prof. Dr. Silke Hensel
081646 Vorlesung
Politische Kultur in Lateinamerika im 19. und 20. Jahrhundert (A3, A4, B8)
Di 14-16, Raum: Sch 6, Beginn: 12.10.10
Der politischen Kultur Lateinamerikas werden häufig einige Besonderheiten zugeschrieben, die in der Regel auf die koloniale Vergangenheit zugeführt werden. Demnach überwiegen personale und traditionale Herrschaftsformen, in denen Gewalt eine wichtige Rolle spielt. Kaziken und Caudillos (lokale und regionale Machthaber, die ihre Herrschaft auch auf militärische Macht stützten) werden gerade für das 19. Jahrhundert als Prototyp von politischen Machthabern gesehen, die sich kaum um die politischen Vorstellungen ihrer Anhängerschaft kümmern mussten. Parteien und politischen Verfahren wird hingegen keine Bedeutung beigemessen. Für das 20. Jahrhundert werden Populismus einerseits sowie autoritäre Regime als kennzeichnend für die Verhältnisse in Lateinamerika gesehen. Diesen Bildern will die Vorlesung nachgehen und sie im Licht neuerer Forschungen einer Bewertung unterziehen.
Literatur: Antonio Annino et al. (Hg.): De los Imperios a las Naciones: Iberoamérica, Zaragoza 1994; Michael Conniff (Hg.): Populism in Latin America, Tuscaloosa/London 1999; Leslie Bethell (Hg.): Latin America. Politics and Society Since 1930, Cambridge 1998; Nils Jacobson, Cristóbal Aljovín de Losada (Hg.): Political Cultures in the Andes, 1750-1950, Durham 2005; Ulrich Mücke: Die Demokratie in Lateinamerika. Wahlen, Zivilgesellschaft und Republikanismus im 19. Jahrhundert, in: Jahrbuch für die Geschichte Lateinamerikas 42 (2005), S. 389-404; Eduardo Posada Carbó: Electoral Juggling: A Comparative History of the Corruption of Suffrage in Latin America, 1830-1930, in: Journal of Latin American Studies 32 (2000), S. 611-644; Hilda Sabato (Hg.): Ciudadanía Política y formación de las naciones, Mexiko 1999; Peer Schmidt: Wahlen und Parlamente in Lateinamerika im 19. Jahrhundert - ein revisionistischer Ansatz in der Lateinamerikahistoriographie, in: Periplus 9 (1999), S. 39-59.
Prof. Dr. Silke Hensel
082035 Hauptseminar II
Patronage, Klientelismus und Korruption in Lateinamerika (A3,A4,B8)
Mi 16-18, Raum: S 029, Beginn: 13.10.10
Lateinamerika gilt als ein Kontinent mit hoher Korruptionsrate. Die Korruption, Patronage und Nepotismus werden als wichtige Ursachen sowohl für politische Instabilität sowie die wirtschaftliche Unterentwicklung gesehen. Sie werden als Phänomene beschrieben, die seit der Conquista die Geschichte der lateinamerikanischen Gesellschaften bestimmten. Die Vorstellung, dass sich die Eliten der jeweiligen Länder über informelle Mechanismen bereits seit der Kolonialzeit an der Macht halten, ist weit verbreitet.
Das Seminar will die Konzepte „Korruption“, „Klientelismus“ und „Patronage“ beleuchten und ihre unterschiedlichen Funktionsweisen anhand ausgewählter lateinamerikanischer Beispiele diskutieren. Die Bedeutung von Korruption in der Kolonialzeit, die Herrschaft von Caudillos im 19. Jahrhundert sowie Korruption und Klientelismus im 20. Jahrhundert werden in den Blick genommen.
Literatur: Bernecker, Walther L. (1989): Schmuggel. Illegalität und Korruption im Mexiko des 19. Jahrhunderts, Frankfurt 1989. Brading, David (Hg.): Caudillo and Peasant in den Mexican Revolution, Cambrigde 1980. Little, Walter; Eduardo Posada-Carbó (Hg.): Political Corruption in Europe and Latin America, London 1996. Lynch, John: Caudillos in Spanish America, 1800-1850, Oxford 1992. Mücke, Ulrich: Elections and Political Participation in Nineteenth-Century Peru, in: Journal of Latin American Studies 33 (2001), S. 311-346.
Pietschmann, Horst: Burocracia y corrupción en Hispanoamérica colonial, in ders.: Mexiko zwischen Reform und Revolution, Stuttgart 2000, S. 143-169. Posada-Carbó, Eduardo: Electoral Juggling: A Comparative Study of the Corruption of Suffrage in Latin America, 1830-1930, in: Journal of Latin American Studies 32 (2000), S. 611-644. Quiroz, Alfonso W.: Corrupt Circles. A History of Unbound Graft in Peru, Washington/Baltimore 2008. Riekenberg, Michael: Caudillismus. Zu einem Grundbegriff der spanischen und hispanoamerikanischen Geschichte, in Neue Politische Literatur 40,2 (1995), S. 237-253. Scott, James: Comparative Political Corruption, Englewood Cliffs 1972.
Prof. Dr. Silke Hensel
082107 Oberseminar
Política, sociedad y religión en México, siglos XIX y XX (A3, A4, B8)
Di 16-18, Raum/cuarto: Sch 3, Scharnhorststraße 100, Beginn/apertura del seminario: 12.10.10
A partir de la conquista por los españoles la Iglesia y la religión católica desempeñaron papeles importantes en la historia latinoamericana en general y la mexicana en especial. No obstante, en el siglo XX el México posrevolucionario se entendió como país laico con una separación estricta entre estado y Iglesia. Pero esto no quiere decir que la Iglesia no hubiera tenido influencia en el siglo XX. El curso intenta analizar el impacto que tenían la Iglesia como institución, el clero como grupo social, y asociaciones laicas en la política y en la sociedad mexicana. Ejes centrales para entender la relación entre estado y Iglesia y su cambio son la época de la independencia, en la cual la Iglesia y el clero tomaron parte en las disputas y luchas políticas; la fase liberal en el siglo XIX con un fuerte impetus anticlerical; la revolución mexicana con la guerra de los Cristeros y la segunda mitad del siglo XX cuando la Iglesia en parte se cambió a causa del Concilio Vaticano II. Además vamos a reflejar sobre la influencia de la religión en la cultura política y concepciones del orden social, como la percepción de la población indígena o imagenes de los géneros.
Lectura: Blancarte, Roberto: Historia de la Iglesia católica en México, México 1992. Brading, David A.: Mexican Phoenix: Our Lady of Guadalupe: Image and Tradition Across Five Centuries, Cambridge 2001. Martínez López-Cano, María del Pilar (Hg.): Iglesia, estado y economía: Siglos XVI al XIX, México 1995. Matute, Alvaro; Evelia Trejo; Brian F. Connaughton (Hg.): Estado, iglesia y sociedad en México. Siglo XIX, México 1995. Jean Meyer: La Cristiada, México 2007. Ramos Medina, Manuel (Hg.): Historia de la iglesia en el siglo XIX, México 1998.
Prof. Dr. Silke Hensel
082790 Übung
Der Aufstieg des Populismus in Argentinien. Der Peronismus von 1930-1955 (A4, B8)
Mi 10-12, Raum: S 040, Beginn: 13.10.10
Populismus ist in Argentinien untrennbar verbunden mit der Herrschaft von Juan Domingo Perón und seiner ersten Frau Evita Perón. Die sozialen und politischen Gründe für ihren Aufstieg sollen in der Übung ebenso beleuchtet werden, wie die besonderen Mechanismen und Strategien ihrer Herrschaftserhaltung. Der Peronismus zeichnete sich unter anderem durch eine stark personalisierte Politik aus. Darüber hinaus spielte die Nutzung der Medien eine wichtige Rolle für die Popularität Peróns. Die Inszenierung von Massenveranstaltungen und des persönlichen Kontakts von Juan Domingo und Evita Perón zum „Volk“ sollen auch anhand Quellenmaterial untersucht werden. Das Beispiel des Peronismus soll dabei einer eingehenderen Auseinandersetzung mit dem Konzept des Populismus dienen.
Literatur: Jonathan C. Brown: A Brief History of Argentina, New York 2004; Luis Alberto Romero: A History of Argentina in the Twentieth Century, University Park, PA 2002, Hugo Gambini: Historia del peronismo, Buenos Aires 1999; Loris Zanatta: Perón y el mito de la nación católica, Buenos Aires 1999; Alan Parker: The Making of Evita, Los Angeles 1996.
Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger, Jun.prof. Dr. André Krischer, Jun.prof. Dr. Matthias Pohlig, PD Dr. Michael Sikora und Prof. Dr. Silke Hensel
082604 Forschungskolloquium
Frühe Neuzeit
Mi 18-20 Uhr , Raum: F 6
Das Forschungskolloquium gibt vor allem auswärtigen Historiker/innen der Frühen Neuzeit Gelegenheit, Vorträge über ihre laufenden Forschungsarbeiten zur Diskussion zu stellen. Das Programm wird zu Beginn des Semesters auf der Homepage des Historischen Seminars bekanntgegeben. - Die Teilnahme steht allen Interessierten offen.
Prof. Dr. Silke Hensel
082824 Examens- und Doktorandenkolloquium
Blockveranstaltung am 14.1.-15.1.2011 (jeweils 9-18 Uhr)
In dem Kolloquium sollen Examens- und Promotionsarbeiten zur lateinamerikanischen Geschichte vorgestellt und diskutiert werden.
Um persönliche Voranmeldung bis zum 31.11.2010 wird gebeten.
Prof. Dr. R. Ahmann, (Prof. Dr. H. Bungert) Dr. T. Clark, Prof. Ddr. T. Großbölting, Prof. Dr. I. Heinemann, Prof. Dr. S. Hensel, Prof. Dr. H.U. Thamer, Prof. Dr. B. Walter
081619 Forschungskolloquium: Münsteraner Gespräche zur Geschichte
Prof. Dr. R. Ahmann, (Prof. Dr. H. Bungert) Dr. T. Clark, Prof. Ddr. T. Großbölting, Prof. Dr. I. Heinemann, Prof. Dr. S. Hensel, Prof. Dr. H.U. Thamer, Prof. Dr. B. Walter
Mi 18-20 , Raum: S 3
Debora Gerstenberger
Proseminar
081760 Einführung in das Studium der neueren Geschichte: Staat und Staatlichkeit in Lateinamerika
Do 10:12, Scharnhorststraße 100, Raum S 301 (301)
Do 14:16, Fürstenberghaus, Raum S 042 (F 9)
Der Staat war immer – und ist auch heute noch – sowohl zentrales Forschungsobjekt als auch zentrale Kategorie der Geschichtswissenschaft. In der modernen Forschung wird der Staat allerdings nicht mehr als „einfach so gegebenes“ oder „natürliches“ Phänomen begriffen, sondern als ein Ergebnis von Aushandlungsprozessen, die i.d.R. von Machtasymmetrien gekennzeichnet sind. Im Proseminar sollen anhand von Quellen und Literatur zu der – meist konfliktreichen und schwierigen – Etablierung von Staaten und Staatlichkeit im Lateinamerika des 19. Jahrhunderts die grundlegenden Methoden der Geschichtswissenschaft erlernt und eingeübt werden. Das Proseminar gliedert sich in 2 SWS thematische Inhalte und 2 SWS Propädeutikum. Im inhaltlichen Teil sollen, unter anderen, folgende zentralen Probleme der lateinamerikanischen Geschichte im Zusammenhang mit Staatsbildungsprozessen behandelt werden: „Export“ des europäischen Staatsmodells, Zentralismus und Föderalismus, Klientelismus/caudillismo, Nation und ethnische Diversität, Sklaverei, Rassismus. Im propädeutischen Teil werden Techniken des wissenschaftlichen Lernens und Arbeitens vermittelt und in praktischen Übungen angewandt. Gute Kenntnisse des Englischen (Lesefähigkeit) werden vorausgesetzt, Spanisch- oder Portugiesischkenntnisse sind keine Bedingung für die Teilnahme.
Literatur: Blockmans, Wim/André Holenstein/Jon Mathieu (Hrsg.), Empowering Interactions. Political Cultures and the Emergence of the State in Europe 1300-1900, Farnham u. a. 2009. Hierin insbesondere die Beiträge: Blickle, Peter, Concepts and Approaches in Recent Scholarship on Statebuilding – A Critical Review (S. 293-297) und Reinhard, Wolfgang, No statebuilding from below! A critical Commentary (S. 299-304). Buisson, Inge, Probleme der Staatenbildung im spanischen Südamerika (1810-1830), in: Jürgen Elvert/Michael Salewski (Hrsg.), Staatenbildung in Übersee. Die Staatenwelt Lateinamerikas und Asiens, Stuttgart 1992, S. 11-19. Freytag, Nils/Wolfgang Piereth, Kursbuch Geschichte. Tipps und Regeln für wissenschaftliches Arbeiten, Paderborn 2009. König, Hans-Joachim, Kleine Geschichte Lateinamerikas, Stuttgart 2009. Hierin insbesondere das Kapitel „Von Kolonien zu souveränen Staaten: Der Prozess der Staatenbildung“ (S. 205-388). Pietschmann, Horst, Überlegungen zur Staats- und Nationsbildung in der spanischen Welt : ca. 1766-1830, in: Michael Riekenberg/Stefan Rinke/Peer Schmidt (Hrsg.), Kultur-Diskurs. Kontinuität und Wandel der Diskussion um Identitäten in Lateinamerika im 19. und 20. Jahrhundert, Stuttgart 2001, S. 319-332. Waldmann, Peter, Nachahmung mit begrenztem Erfolg. Zur Transformation des europäischen Staatsmodells in Lateinamerika, in: Wolfgang Reinhard (Hrsg.), Verstaatlichung der Welt? Europäische Staatsmodelle und außereuropäische Machtprozesse, München 1999, S. 53-68.
Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2010
Prof. Dr. Silke Hensel/Prof. Dr. Heike Bungert
081657 Vorlesung
Ein Kontinent in Bewegung: Migration in den Amerikas
Mi 10-12 Beginn: 14.04.2010, S 2 (Schlossplatz 2); außer am 05.05.2010: S 9
Amerika ist ein Kontinent, dessen Bevölkerung bereits seit dem 15. Jahrhundert als „globalisiert“ bezeichnet werden kann. Angehörige der europäischen Kolonialmächte wanderten in die Neue Welt, zudem wurden afrikanische Sklaven in die Amerikas verschleppt, ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts weitete sich die Migrationsbewegung auf Asien aus. Diese Migrationen hatten wichtige demographische, politische und sozioökonomische Folgen. Bis heute bleiben unterschiedliche Wanderungsbewegungen ein wichtiger Faktor sowohl in den lateinamerikanischen als auch den nordamerikanischen Gesellschaften. Die Vorlesung wird diese Prozesse beleuchten und dabei gleichzeitig einen Einblick in Migrationstheorien geben.
Literatur: Dirk Hoerder: Cultures in Contact: World Migrations in the Second Millenium, Durham/London 2002. Walter Nugent: Crossings: The Great Transatlantic Migrations, Bloomington 1992; Roger Daniels, Coming to America: A History of Immigration and Ethnicity in American Life. New York 2002; Ronald H. Bayor (Hg.), Race and Ethnicity in America: A Concise History. New York 2003.
Prof. Dr. Silke Hensel
082046 Hauptseminar II: Sklaverei in Lateinamerika
Mi 14-16 Uhr, Beginn: 14.04.2010, S 043 (F 10)
Einen frühen Prozess der Globalisierung stellte die Verschleppung von ca. 10-12 Mio. Afrikanern in die Amerikas dar, der mit der spanischen Conquista begann und erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts beendet wurde. Das Seminar will die Bedeutung von
http://www.uni-muenster.de/Geschichte/Studieren/Lehrveranstaltungen/
transatlantischem Sklavenhandel, Sklaverei und ihrer Abschaffung in den spanischen und portugiesischen Kolonien bzw. den unabhängigen lateinamerikanischen Staaten beleuchten. Die politischen Fragen in diesem Zusammenhang sollen ebenso untersucht werden wie die sozialen und ökonomischen Einflüsse. Neuere Studien nehmen vor allem um die afrikanischstämmige Bevölkerung in den Blick. Die daraus resultierenden Forschungsdebatten werden einen Schwerpunkt im Seminar bilden.
Gute Englischkenntnisse sind Voraussetzung für die Teilnahme, Spanisch-Lesekompetenz ist erwünscht.
Literatur: Herbert Klein: African Slavery in Latin America and the Caribbean, New York 1986. J. Meissner, U. Mücke, K. Weber: Schwarzes Amerika. Eine Geschichte der Sklaverei, München 2008, G. R. Andrews: Afro-Latin America, 1800-2000.
Prof. Dr. Silke Hensel
082672 Hauptseminar/Masterseminar:
Massenmigration nach Lateinamerika, 19. und 20. Jahrhundert
Do 10-12, S 153 (F 3), Beginn: 15.04.2010
In der als Globalisierung bezeichneten aktuellen Epoche werden immer mehr Weltregionen durch internationale, Kontinente übergreifende Migrationsbewegungen miteinander verbunden. Zwar ist diese Entwicklung für Lateinamerika bereits in der Kolonialzeit von Bedeutung gewesen, zu einer Masseneinwanderung aus Europa und Asien kam es aber erst im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Die Bedeutungen der verschiedenen Migrationsbewegungen für die Wandernden ebenso wie die Auswirkungen der Migration auf das soziale und sozialräumliche Gefüge der lateinamerikanischen Gesellschaften sollen im Mittelpunkt des Seminars stehen. Dabei soll ein forschungsorientierter Blick auf die eingenommen werden und Diskussionen im Vordergrund stehen. Gute Englischkenntnisse sind notwendig und Spanischkenntnisse erwünscht.
Lit.: P. Emmer, M. Mörner (Hg.): European Expansion and Migration: Essays on the International Migration from Africa, Asia, and Europe, New York/Oxford 1992. D. Hoerder: Cultures in Contact: World Migration in the Second Millenium, Durham/London 2002, J. Lucassen, L. Lucassen (Hg.): Migration, Migration History, History: Old Paradigms and New Perspectives, Bern 1997. W. Nugent: Crossings: The Great Transatlantic Migrations, 1870-1914, Bloomington/Indianapolis 1992.
Prof. Dr. Rolf Ahmann/Prof. Dr. Heike Bungert/Prof. Dr. Thomas Großbölting/Prof. Dr. Isabel Heinemann/Prof. Dr. Silke Hensel/Prof. Dr. Franz Werner Kersting/Prof. Dr. Hans-Ulrich Thamer/Prof. Dr. Bernd Walter
082653 Forschungskolloquium zur neueren Geschichte: Münsteraner Gespräche zur Geschichte
Mi 18-20, S 33 (Ü 4)
Debora Gerstenberger, M. A.
Vertiefungsmodul zur Geschichte der Frühen Neuzeit / Vertiefungsmodul zur Geschichte des 19./ 20. Jh. / Vertiefungsmodul zur Sektoralen Geschichte: Regionalität/Transnationalität
082797 Übung: Rezensionen schreiben zu historischen Werken über Migration in Lateinamerika
Do 18-20, H 18 (Johannisstr. 12-20)
Beginn: 15.04.10
Rezensionen sind eine wichtige Textgattung innerhalb der akademischen historischen Forschung. Sie verschaffen Überblick über ein Themenfeld und bieten Orientierung in einer Fülle von Neuerscheinungen. Nicht nur das Lesen von Rezensionen ist nützlich und bereichernd – auch das Schreiben von Rezensionen, das in dieser Übung trainiert werden soll, hat mindestens einen großen Vorteil: Kaum ein Werk liest und durchdringt man so gründlich wie jenes, das man selbst rezensiert hat! Bevor es an das Verfassen einer Rezension geht, gilt es jedoch, sich einen Überblick über die aktuelle Forschung verschaffen, denn schließlich ist ein wichtiges Ziel der Rezension, das zu besprechende Werk in die wissenschaftliche(n) Diskussion(en) einzuordnen. Die Übung, gliedert sich daher in drei Blöcke: In den ersten Sitzungen sollen der internationale Stand der Forschung und die unterschiedlichen methodischen Herangehensweisen innerhalb des Themenkomplexes „Geschichte der Migration in Lateinamerika“ erarbeitet werden, wobei die Schwerpunkte auf den Bereichen Ethnizität, Rassismus und Geschlechterverhältnisse liegen sollen. Zwei bis drei Sitzungen dienen der Lektüre und Kritik von bereits publizierten Rezensionen und der Diskussion von Techniken des Rezensionsschreibens. Die verbleibenden Sitzungen sind schließlich der Besprechung von Rezensionen zu ausgewählten Publikationen gewidmet, die von Teilnehmer/innen der Übung im Laufe des Semesters selbst angefertigt werden.
Spanischkenntnisse (Lesefähigkeit) werden vorausgesetzt.
Literatur:
Ballara, Marcela, Lange fremde Grenzen. Globalisierung der Wirtschaft und Feminisierung der Migration, in: Claudia Thallmayer/Karin Eckert (Hrsg.), Sexismen und Rassismen. Lateinamerikanerinnen zwischen Alter und Neuer Welt, Wien 2004, S. 31-40.
Brettell, Caroline B./James F. Hollifield, Migration theory. Talking across disciplines, in: Brettel, Caroline B./James F. Hollifield (Hrsg.), Migragion Theory. Talking about Disciplines, Migration theory: talking across disciplines, New York u. a. 2008, S. 1-30.
Diner, Hasia R., History and the Study of Immigration. Narratives of the Particular, in: Brettel, Caroline B./James F. Hollifield (Hrsg.), Migragion Theory. Talking about Disciplines, Migration theory: talking across disciplines, New York u. a. 2008, S. 31-49.
Hensel, Silke, Leben auf der Grenze. Diskursive Aus- und Abgrenzungen von Mexican Americans und Puertoricanern in den USA, Frankfurt a. M. 2004. Hierin insbesondere die Einleitung und das zweite Kapitel, S. 11-90. Moch, Leslie Page, Gender and Migration Research, in: Michael Bommes/Ewa Morawska (Hrsg.), International migration research: Constructions, Omissions, and the promises of interdisciplinarity, Aldershot u.a. 2005, S. 95-110. Pessar, Patricia R., Women, Gender, and International Migration across and Beyond the Americas: Inequalities and limited Empowerment (Veröffentlichung der United Nation Expert Group on International Migration and Development in Latin America and the Caribbean: UN/POP/EGM-MIG/2005/08, 28 November 2005. Abrufbar im Internet unter: http://www.un.org/esa/population/meetings/IttMigLAC/P08_PPessar.pdf. Sökefeld, Martin, Problematische Begriffe: „Ethnizität“, „Rasse“, „Kultur“, „Minderheit“, in: Schmidt-Lauber, Brigitta (Hrsg.), Ethnizität und Migration. Einführung in Wissenschaft und Arbeitsfelder, Berlin 2007, S. 31-50. [Mögliche zu besprechende neuere Werke
Arredondo, Gabriela, Mexican Chicago. Race, Identity, and Nation 1916-39, Urbana/Chicago 2008. Paredes, Rigoberto Menéndez, Los Árabes en Cuba, Havanna 2007.
Debora Gerstenberger, M. A.
082782 Quellenlektüre und Methodenübung am Beispiel der europäischen Einwanderung in Lateinamerika
Di 16-18 Uhr, S 6 (Schloss)
Historiker/innen wird häufig vorgeworfen, „nur“ Geschichten zu erzählen und „ohne“ Theorie und Methode zu arbeiten. Das ist aber, wenn überhaupt, nur ein kleiner Teil der Wahrheit. Zutreffend ist, dass jede/r Historiker/in mit bestimmten – mehr oder minder explizit formulierten – Vorstellungen und Fragestellungen an ein Thema herangeht und entsprechend das Material für ihre/seine Analyse wählt. In dieser Übung sollen anhand von Quellen zur europäischen (insbesondere deutschen) Einwanderung in Lateinamerika unterschiedliche Perspektiven und Methoden der Geschichtswissenschaft diskutiert und ausprobiert werden. Es geht konkret darum, ein festes Set von rund ein Dutzend Quellen unterschiedlicher Art (Briefe, Tabellen, staatliche Dokumente etc.) aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und zu analysieren, wobei die Möglichkeiten und Grenzen der jeweiligen Theorie und Methode (z.B. „klassische“ Sozialgeschichte, Mikrogeschichte, Alltagsgeschichte, transnationale Geschichte/Globalgeschichte, Diskursanalyse, Genderforschung etc.) sichtbar werden sollen. Nach der eingehenden Lektüre und historischen Kontextualisierung der ausgewählten Quellen in den ersten Sitzungen sollen die Theorien und Methoden durch Lektüre und Diskussion eines oder mehrerer einschlägiger Texte angeeignet und anschließend durch praktische Arbeit mit den Quellen ausprobiert werden. Folgende Fragen stehen dabei im Mittelpunkt: Welche Methoden eignen sich für die historische Migrationsforschung im Allgemeinen? Welche Methoden eignen sich für welche Quellenart? Welche Forschungsfragen lassen sich mit welcher Methode beantworten – und welche nicht? Welche Ansätze lassen sich sinnvoll miteinander kombinieren?
Spanisch- oder Portugiesischkenntnisse sind erwünscht, aber keine Voraussetzung, da die Quellen deutschsprachig sind.
Literatur:
Bernecker, Walther L., Europäische Auswanderung nach Lateinamerika: Das 19. und frühe 20. Jahrhundert, in: Atención: Jahrbuch des Österreichen Lateinamerika-Instituts Bd. 3: Arbeit als Machtinstrument, Frankfurt am Main 2000, S. 55-73. Hensel, Silke, Ein Kontinent in Bewegung. Bevölkerungsentwicklung und Migration in Lateinamerika, 19. und 20. Jahrhundert, in: Martina Kaller-Dietrich/Barbara Potthast/Hans Werner Tobler (Hrsg.), Lateinamerika. Geschichte und Gesellschaft im 19. und 20. Jahrhundert, Wien 2004, S. 77-98. Parnreiter, Christof, Theorien und Forschungsansätze zu Migration, in: Karl Husa/Christof Parnreiter/Irene Stacher (Hrsg.), Internationale Migration. Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts?, Frankfurt a. M. 2000, S. 25-52. Potthast-Jutkeit, Barbara, Die deutsche Auswanderung nach Lateinamerika, in: Symposium „Die Beziehungen zwischen Deutschland, Japan und Lateinamerika“, Berlin 1998, S. 91-98. Schmidt-Lauber, Brigitta (Hrsg.), Ethnizität und Migration: Einführung in Wissenschaft und Arbeitsfelder, Berlin 2007.
Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2009/10
Dr. Olaf Stieglitz
Vorlesung
Hauptseminar
Übung
Kolloquium
Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2009
Dr. Stephan Scheuzger
Vorlesung
Hauptseminar
Übung
Kolloquium