Einführungen in die Wirtschafts- und Sozialgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts | ||
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JEAN MONNET
(tl) Jean Monnet (* 1888; † 1979) arbeitete nach seinem Schulabschluss zunächst in der elterlichen Weinhandlung in Cognac, sammelte bei Aufenthalten in England und den USA aber auch schon erste Erfahrungen im Ausland. Während des Ersten Weltkrieges wurde er zu Frankreichs Vertreter im interalliierten Verteilungsausschuss für Nahrungsmittel, Bewaffnung und Seeschifffahrt ernannt, 1919-23 war er stellvertretender Generalsekretär des Völkerbundes. Danach widmete er sich wieder dem Familienunternehmen und trat gelegentlich als Wirtschaftberater des Völkerbundes in Aktion. Im Zweiten Weltkrieg engagierte er sich erneut in der interalliierten Zusammenarbeit, insbesondere in der Koordination der Rüstungsproduktion.
1946 wurde Monnet zum Leiter des neu errichteten Planungsrates ernannt. In dieser Funktion war er maßgeblich an der Entwicklung des Konzeptes zum Zusammenschluss der westeuropäischen Schwerindustrie beteiligt, mit dem der französische Außenminister Robert Schumann 1950 an die Öffentlichkeit trat ( Schuman-Plan). Danach leitete er die Verhandlungen, welche schließlich zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) führten. 1952-55 war er der erste Präsident der Hohen Behörde der EGKS.
Im Anschluss an diese Tätigkeit gründete er das "Aktionskomitee für die Vereinigten Staaten von Europa". Dessen Ziel war die Zusammenführung einflussreicher Politiker, Unternehmer und Gewerkschafter. Bis zu seiner Auflösung 1975 gingen von dem Komitee und auch von Monnet persönlich wichtige europapolitische Impulse aus (zum Beispiel für die Römischen Verträge).
Monnet handelte häufig pragmatisch, trotzdem sind Grundzüge seiner europapolitischen Konzeption deutlich erkennbar: Vergemeinschaftung und Zusammenlegung der Ressourcen (insbesondere in der Schwerindustrie -> EGKS) und Aufbau von gesellschaftlichem Rückhalt für die europäische Integration (von ihm selbst durch die Gründung des Aktionskomitees befördert). Daneben war die Gleichberechtigung zwischen allen Mitgliedern für Monnet von entscheidender Bedeutung. Seine Methode war vor allem die Organisation des Dialogs, welcher gemeinsame Interessen entdecken lassen sollte.
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