Der demographische Übergang
1. HISTORISCHE DEMOGRAPHIE
1.1.
Begriff
1.2.
Gegenstände
1.3.
Methoden
1.4.
Wichtige historisch-demographische Forschungsprojekte
Historische Demographie ist gleichbedeutend mit historischer
Bevölkerungswissenschaft. Die Demographie ist eine Brückendisziplin zwischen
Soziologie und Ökonomie.
Gehrmann/Sokoll, Historische Demographie
- elementare Ereignisse im Lebenslauf (Geburt, Migration, Heirat,
Tod);
-
aggregative Kennzahlen für ganze Bevölkerungen, z.B. Lebenserwartungen, eheliche
Fruchtbarkeitsraten (= wie viele Geburten pro verheirateter Frau?),
Bruttoreproduktionsraten (= wie viele Töchter pro Frau?), Heiratsalter,
Ledigenquoten (= wie viele Prozent einer Altersgruppe sind noch unverheiratet?);
- rechnerische
und kausale Beziehungen zwischen den Elementen des Bevölkerungsprozesses und
der Wirtschaft (Beispiel: "Gesetz vom fallenden
Grenzertrag", bei steigender Bevölkerung nimmt in einer Modell-Welt
ceteris paribus die Lohnhöhe ab).
- Auswertung veröffentlichter historischer Statistiken (Einführung:
Köllmann, Bevölkerungsgeschichte);
- aggregative
Methoden, z.B. Kirchenbücher auszählen
und Ereignisse durch Bevölkerung dividieren => Ermittlung von Geburts-
und Sterbeziffern. Erforderlich: Prozentrechnen, Dreisatz;
- Familienrekonstitution
(z.B.
Schlumbohm, Lebensläufe): Zusammenstellung von Geburts-, Heirats- und
Todesfällen zu Familien, entwickelt von der französischen demographischen
Forschung zur Untersuchung vor allem der ehelichen Fruchtbarkeit in
"vorstatistischer" Zeit, praktiziert auch von Ahnenforschern. Erforderlich:
Datenbanktechniken;
- Regressionsverfahren:
statistisches Verfahren (Einsteigerniveau der Sozial- und Naturwissenschaften),
bei dem der systematische Zusammenhang mehrerer Größen betrachtet wird
(mindestens zweidimensional denken);
- Projektionen: Schätzungen demographischer Kennzahlen unter Ausnutzung formaler mathematischer Gesetzmäßigkeiten (z.B. Wrigley/Schofield,
Population History, ausführliche deutsche Rezension: Sokoll, Historische Demographie).
Beispiel population reconstruction: Berechnung von Lebenserwartungen setzt Kenntnis der Alterspyramide zum jeweiligen Zeitpunkt voraus. Aus einer Abfolge
von Geburten- und Sterberaten ("vital rates"), zusammen mit einer bestimmten Verteilung der Todesfälle ( "Sterbetafel")
und einer bestimmten anfänglichen Alterspyramide der Bevölkerung zum Zeitpunkt
t ergibt sich rechnerisch zwingend eine bestimmte Alterspyramide zum Zeitpunkt t+1. Das mathematische Gesetz der "weak
ergodicity" besagt nun, dass Bevölkerungen ihre Anfangszustände "vergessen"; man kann Lebenserwartungen daher ohne genaue Kenntnisse der Alterspyramiden schätzen, wenn man die "vital rates" kennt ( McCaa, Populate).
1.4. Wichtige historisch-demographische Forschungsprojekte |
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