„Vertrauen in Vertrauen“
[29.10.2012] Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Dr. h.c. Siegfried J. Schmidt über Reflexivität. Kontingenz und das Vertrauen in Medien und Wirtschaft
Über Vertrauen in Vertrauen hat der renommierte, emeritierte Professor für Kommunikationskultur und Medienkultur in der Ringvorlesung des Graduiertenkollegs gesprochen. In seinem Vortrag erläuterte der Wissenschaftler die Grundlagen des Vertrauensmechanismus aus kulturtheoretischer Sicht. Hierbei ging es vor allem um das Problem, wie die von Luhmann postulierte Unwahrscheinlichkeit von Kommunikation mit Hilfe von Vertrauen überbrückt werden kann und in ausgewählten Systemen Medien und Wirtschaft Systemvertrauen erzeugt werden kann. Aus seiner Sicht wird Vertrauen als kultureller Mechanismus genutzt, um Komplexität zu reduzieren und somit Kommunikation zu ermöglichen bzw. zu vereinfachen.
Schmidt zusammen mit AntragstellerInnen und DoktorandInnen des Graduiertenkollgs (Foto: Christian Wiencierz)
Schmidt wurde 1940 in Jülich geboren. Er studierte Philosophie, Germanistik, Linguistik, Geschichte und Kunstgeschichte in Freiburg, Göttingen und Münster. Sein wissenschaftlicher Werdegang führte ihn über die Universitäten Karlsruhe, Bielefeld und Siegen nach Münster. 1997 übernahm Schmidt den Lehrstuhl für Kommunikationstheorie und Medienkultur am Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Münster, den er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2006 innehatte. In den einzelnen Abschnitten seiner wissenschaftlichen Tätigkeit hat er einige Disziplinen maßgeblich beeinflusst. Er galt in den 1970er Jahren als einer der ersten Vertreter der Texttheorie, hat in den 1980er Jahren die Entwicklung der empirischen Literaturwissenschaft in Deutschland vorangetrieben und wird seit den 1990er Jahren vor allem als einer der Hauptvertreter des Radikalen Konstruktivismus wahrgenommen. Als dieser wurde er einem breiten internationalen und interdisziplinären Fachpublikum u.a. vor allem mit seinen Publikationen "Der Diskurs des Radikalen Konstruktivismus", "Kognitive Autonomie und soziale Orientierung" sowie "Die Zähmung des Blicks. Konstruktivismus - Empirie - Wissenschaft" bekannt.
In der Ringvorlesung des Graduiertenkollegs werden Kontext und Struktur auf die Fragestellung des Kollegs behandelt sowie externe Perspektiven auf das Forschungsthema für die Kollegiaten und Interessenten verdeutlicht.
In- und ausländische Wissenschaftler behandeln das Thema Vertrauen aus (inter-) disziplinärer Perspektive und stellen jeweils ihre Perspektiven im Forschungsprogramm dar.