
Bernhard Nitsche
Erfahrung und Offenbarung
Religionsphilosophischer Möglichkeitsaufweis
In den folgenden Überlegungen wird der Zusammenhang von Erfahrung und Offenbarung reflektiert. Ausgehend von der menschlichen Erfahrung werden dabei religionsphilosophisch der Rahmen und die Möglichkeit einer theologischen Rede von Offenbarung abgesteckt. Damit werden die zentralen anthropologischen Gründe offengelegt, die es erlauben, spezifische Erschließungsereignisse des menschlichen Daseins als ein Geschehen von Offenbarung göttlicher Nähe und Zuwendung zum Menschen zu begreifen. Die Überlegungen konzentrieren sich auf den leitenden Interpretationsrahmen des alltäglichen Lebens und seine weltanschauliche Bestimmung angesichts des existenziellen Sinnbedürfnisses des Menschen, sich im Ganzen der Wirklichkeit zu beheimaten. Der osmologisch-ontologischen Unverfügbarkeit des Daseins sowie der anthropologischexistentialen Verwiesenheit auf Sinngewährung entspricht die Auslegung des Freiheit und Subjektivität eröffnenden Grundes im Bewusstsein. Das Gründungsverhältnis von Grund und Bewusstsein wird als potentielles Resonanzverhältnis begriffen, das im subjektiven Selbsterleben des Menschen unthematisch erspürt und thematisch ausgelegt werden kann. Ein solcher Ereigniszusammenhang darf als Offenbarung aufgefasst werden, wenn im Spüren des Grundes die Unverfügbarkeit des Resonanzerlebens und sein passives Gewährtsein miterfahren wird.