Eine Fakultät mit einer langen Geschichte

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Die Petrikirche an der Johannisstraße

1588

Gründung des Jesuitenkollegs

Der Ursprung der Fakultät steht gleich neben dem Dekanat: die Petrikirche (Foto) des 1588 in Münster errichteten Jesuitenkollegs, das die alte Domschule „Gymnasium Paulinum“ fortführte.

1624

Philosophischer und theologischer Cursus

Bereits 1624 war an diesem Kolleg ein vollständiger philosophischer und theologischer Cursus eingerichtet, um die besten Schüler des Paulinum als künftige Lehrer und Priester zu bilden und auszubilden.

1780

Die Universität Münster wird gegründet

Als 1773 der Jesuitenorden aufgehoben wurde, ist der am Jesuiten-Kolleg erteilte Unterricht in Philosophie und Theologie in die von Generalvikar Fürstenberg aufgebaute Universität übernommen worden, die 1780 nach dem Aufbau der Fakultäten konstituiert werden konnte – und das war gleichsam der Stiftungsakt der Fakultät.

Von Anfang an lehrten bekannte und manchmal auch umstrittene Denker an der Fakultät. So versuchte Georg Hermes (Foto) im frühen 19. Jahrhundert einen kritisch-produktiven Brückenschlag zur philosophischen Moderne, namentlich zu Kant und Fichte, wurde aber seitens erzkonservativer Vertreter der Neuscholastik so heftig bekämpft, dass es sogar zu einer posthumen Indizierung seiner Werke kam. 1818 verließ Hermes auf kirchlichen Druck hin die Fakultät und wechselte 1820 an die Universität Bonn.

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Georg Hermes

1818

Gründung der Philosophisch-theologischen Akademie

1818 verlor die Universität Münster durch Schließung der juristischen und medizinischen Fakultät zugunsten der Universität Bonn den Status einer Universität. Als Restanstalt blieb eine philosophisch-theologische Akademie für die Ausbildung der münsterischen Geistlichen, die im Jahre 1820 aufgrund eines Streites zwischen Bistum und Landesregierung um den kirchlichen Charakter von den preußischen Behörden vorübergehend aufgelöst wurde.

 

1832

Erweiterung zur Akademischen Lehranstalt für katholische Geistliche

1832 erfolgte eine Erweiterung zur „Akademische(n) Lehranstalt“ für katholische Geistliche „in der Provinz Westfalen“ und für Gymnasiallehrer. Die Fakultät erhielt das Promotions- und Habilitationsrecht.

1871-1887

Die Fakultät zur Zeit des Kulturkampfes

Im deutschen Kulturkampf drohte der unter staatlicher Aufsicht stehenden Fakultät 1876 die Auflösung, als die Regierung Priesterseminar und Theologenkonvikt schloss und Bischof Brinkmann im Exil weilte. Da keine neuen Professoren ernannt werden konnten, wurde der Lehrbetrieb notdürftig von Privatdozenten und Extraordinarien aufrecht erhalten. 1880 konnten freie Lehrstühle wieder besetzt werden.

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Franz Hitze

1893

Errichtung des Lehrstuhls für christliche Gesellschaftslehre

1893 kam es zu einer wichtigen Neuerung: der Lehrstuhl für christliche Gesellschaftslehre wurde eingerichtet und mit dem Priester Franz Hitze (Foto) besetzt. Er gilt als Vater der katholischen Arbeiter-Vereine und als Wegbereiter des Caritasverbandes. Außerdem war Franz Hitze politisch tätig und war von 1884 bis 1912 Abgeordneter im Reichstag.

 

1902

Die "Theologische Revue" erscheint erstmals

1902 erfolgte die Neugründung der Universität als Westfälische Wilhelms-Universität. Zeitgleich erschien an der Katholisch-Theologischen Fakultät erstmals die „Theologische Revue“, eine Rezensionszeitschrift, die bis heute fest mit der Fakultät verbunden ist.

1920-1962

Neue Lehrstühle entstehen

In den Folgejahren kam es zur Einrichtung verschiedener neuer Lehrstühle, so dem für Missionswissenschaft, der mit Joseph Schmidlin besetzt wurde, für Vergleichende Religionswissenschaft (Franz Josef Dölger) und für die Kunde des christlichen Orients (Paul Karge). Auch inhaltlich änderte sich einiges, als es ab den 1920er Jahren zur Neuorientierung durch die Bibelbewegung und die liturgische Bewegung kam. Herausragendes leisteten der Altkirchengeschichtler Otto Bardenhewer, August Bisping mit einem ersten Kommentar zum Neuen Testament und Joseph Mausbach, der sich über seine wissenschaftliche Begründung von Moraltheologie und Pädagogik hinaus mit der Gründung des „Marianum“ sehr für das Frauenstudium einsetzte. Zu nennen sind außerdem Michael Schmaus (ab 1933), Joseph Lortz (ab 1935) und Joseph Pascher (ab1940). In dieser Zeit musste sich die Fakultät aber auch mit dem Nationalsozialismus auseinander setzen. Michael Schmaus und Joseph Lortz versuchten einen katholischen Zugang zum Nationalsozialismus: „Recht besehn verdient der Nationalsozialismus unsere absolute, restlose, fanatische Reichstreue.“ (Lortz 1933) Wenige Jahre später distanzierten sich beide. Die Professoren Joseph Schmidlin und der Kirchenhistoriker Georg Schreiber wurden als offene Regimegegner von ihren Lehrstühlen entfernt, Joseph Schmidlin im KZ Schirmeck ermordet. Georg Schreiber wurde nach dem Krieg erster Rektor der Universität.

1962-1965

Die Fakultät auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil

Bedeutsamen Einfluss gewann die Fakultät auch bei der Vorbereitung und Durchführung des Zweiten Vatikanischen Konzils. Professoren wie Karl Rahner und Emil Lengeling, prägten als Berater das Konzil. Andere wie etwa Hermann Volk, Joseph Höffner, Karl Lehmann und Walter Kasper wurden später Bischöfe und Kardinäle.

In den 60er Jahren begründete der Fundamentaltheologe Johann Baptist Metz die „Neue politische Theologie“. Auch zur Zeit der Würzburger Synode gingen wichtige Impulse von der Fakultät aus. Durch Thomas Pröpper (Dogmatik und theologische Hermeneutik), Klemens Richter (Liturgie) und Jürgen Werbick (Fundamentaltheologie) wurde die produktive Auseinandersetzung mit der Moderne zu einem Markenzeichen der Münsteraner Fakultät. Andere Professoren wie Erich Zenger und Herbert Vorgrimmler haben sich in besonderer Weise um ein erneuertes Verhältnis zwischen Judentum und Christentum bemüht.

1964

Zwei Lehrstühle für Ökumene

Münsters Vorreiter-Rolle kommt auch darin zur Geltung, dass es an der Fakultät bereits seit 1964 zwei Lehrstühle für Ökumene gibt und seit 1998 eine Arbeitsstelle für Theologische Frauenforschung, heute Theologische Genderforschung. Bis heute kommen aus der Fakultät in einigen Fächern neben Langzeitforschungsprojekten bahnbrechende Publikationen und Standard-Lehrbücher. Desgleichen gingen und gehen von der Münsteraner Fakultät wichtige Anstöße für die seit dem Jahr 2000 laufenden Studienreformen aus.

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Das alte Gebäude der Katholisch-Theologischen Fakultät an der Johannisstraße.

1998

Ausweitung in die Hüfferstiftung

Nachdem bereits 1961 ein neues Fakultätsgebäude an der Johannisstraße gebaut worden war, weitete sich die Fakultät 1998 in das Hüfferstift aus. Wegen Abrissarbeiten an der Johannisstraße war die Fakultät von 2013-2017 auf verschiedene Standorte in Münster verteilt. 2017 konnte das direkt an der Johannisstraße gelegene Gebäude am Domplatz 23 bezogen werden, so dass die Fakultät nun an fünf Standorten zu finden ist.
Sie hat 21 Professuren und etwa 2400 Studierende. Damit ist sie die größte Katholisch-Theologische Fakultät an einer staatlichen Hochschule weltweit.

Ausblick 2025

Entstehung des Hüffer-Campus

Voraussichtlich ab 2025 wird die Katholisch-Theologische Fakultät gemeinsam mit der Evangelisch-Theologischen Fakultät und dem Zentrum für Islamische Theologie auf einen gemeinsamen Campus neben die Hüfferstiftung ziehen. Dann wird die gesamte Fakultät erstmals seit 1998 wieder in einem Gebäude vereint Forschung und Lehre betreiben können.