Verherrlichung des Origenes
Vom 07. Bis 08. November 2024 fand an der Forschungsstelle Origenes eine internationale Tagung zum Thema „Verherrlichung des Origenes. Origenesviten in der Spätantike und Byzanz“ statt.
Über das Leben des Origenes (185–253/54) sind wir vor allem durch die Lebensbeschreibung unterrichtet, die Eusebius von Caesarea in das sechste Buch seiner Kirchengeschichte eingefügt hat. Eusebius verherrlicht darin Origenes als heroischen Asketen und herausragenden christlichen Gelehrten und Exegeten. Spätantike und byzantinische Autoren folgten weitgehend der Darstellung des Eusebius, modifizierten diese aber auf verschiedene Weisen. Das gilt schon für die lateinische Übersetzung der Kirchengeschichte durch Rufinus von Aquileja, der für die Vita des Origenes zusätzliche Quellen heranzog und eigene Akzente setzte. Die Kirchenhistoriker des 5. Jh.s standen Origenes oft kritisch gegenüber; lediglich Sokrates zollte ihm überschwängliche Bewunderung. Byzantinische Autoren wie Photius von Konstantinopel und die Suda bezogen ihre Informationen ebenfalls meist aus Eusebius, zogen aber für ihr Origenesbild auch die Apologie des Origenes von Pamphilus von Caesarea heran. Die Tagung verfolgt diese Darstellungen des Lebens des Origenes in ihrem Zusammenhang und in ihrer Entwicklung.
Der Workshop wurde am Donnerstag mit einem Abendvortrag von Prof. Dr. Martin Wallraff (München) eröffnet, der einen kritischen Einblick in die Darstellungen der Biographie des Origenes bei antiken Kirchenhistorikern wie Eusebius von Caesarea und Sokrates Scholasticus gab. Der Freitag startete mit einem Vortrag von Dr. Johannes Pfeiff (Würzburg) über den Konflikt zwischen Origenes und seinem Heimatbischof Demetrius von Alexandria, mit einem besonderen Fokus auf die Darstellung des Demetrius als Antipode des Origenes in der syrisch-koptischen Tradition. Anschließend ordnete Prof. Dr. Peter von Möllendorf (Gießen) in seinem Vortrag die Geschichte über die Selbstkastration des Origenes in der Kirchengeschichte des Eusebius in den antiken Kontext der Selbstdarstellung und Verherrlichung von Philosophen ein. Nach dem gemeinsamen Mittagessen in den Räumen der Katholisch-Theologischen Fakultät sprach Dr. Michael Hanaghan (Melbourne) über die besondere Rolle von biblischen Anspielungen in der Vita Origenis des Rufinus von Aquileia. Den Schlussvortrag hielt Assoz. Prof. Dr. Christophe Erismann (Wien) über Rezeption und Darstellung des Origenes bei vier byzantinischen Autoren des 9. und 10. Jahrhunderts.
Die Tagung war Teil der "Kolloquien zum Nachleben des Origenes", die von der Forschungsstelle Origenes an der Universität Münster veranstaltet werden und der bewegten Rezeptionsgeschichte des Origenes und seiner Werke gewidmet sind.
Das vollständige Programm finden Sie auf unserem Flyer und auf der Projektwebseite.