
Kreuzigung und Eucharistie
In den vergangenen Wochen hielt ich insgesamt drei Vorträge zu den Themen Inkulturation (Teil I), Kreuzigung (Teil II) und Fastenzeit (Teil III).
Am 13. März 2025, hielt ich im Rahmen des EmmanuelTeaching in Münster einen Vortrag mit dem Titel: „Warum starb Jesus am Kreuz? Ein Tod vor 2000 Jahren mit großer Bedeutung für uns.“
Der Vortrag begann mit der Frage, inwiefern die Historizität der Kreuzigung Jesu als plausibel gilt. Jesus wurde aus römischer Sicht vermutlich als Rebell und vermeintlicher Staatsgegner gekreuzigt. Anschließend stellte ich die Kreuzestheologie des Apostels Paulus der des Johannesevangeliums gegenüber: Während Paulus das Kreuz als Zeichen der Schmach deutet, durch das Christus in seiner Erniedrigung die Vergebung der Sünden erwirkt (vgl. Phil 2,5–8; Kol 2,14f.), versteht das Johannesevangelium die Kreuzigung als Erhöhung Christi, durch die Gottes Heilsplan in vollkommener Weise vollendet wird. Besonders die Hingabe am Kreuz wird von Johannes hervorgehoben. Sie gilt als Vorbild für die Gläubigen, sich in Liebe dem Nächsten hinzugeben, so wie Gott seinen Sohn für die Welt hingegeben hat (vgl. Joh 3,16).
Welchen Beitrag leistet die Liturgiewissenschaft? Nach alter christlicher Lehre (z. B. durch Johannes Chrysostomus) wird der Tod Christi als Opfer in der Eucharistie vergegenwärtigt – als Ausdruck der unbedingten Liebe Gottes zu den Menschen. Mithilfe des Hebräerbriefes (vgl. Hebr 9) und des Katechismus der katholischen Kirche (vgl. KKK 595–623), der die Gedanken des Hebräerbriefs im Sinn der altkirchlichen Bibelauslegung weiterführt, wurde den Gläubigen die Sicht auf ein eucharistisches Opferverständnis zugänglich gemacht.
Die theologisch-geistliche Vortragsreihe „EmmanuelTeaching“ wird von der Gemeinschaft Emmanuel in Münster angeboten. Dabei handelt es sich nicht um Predigten – die Vorträge sollen wissenschaftlich fundiert sein und theologische Erkenntnisse für die Gläubigen verständlich machen. Als Podcast ist der Vortrag auf Spotify zugänglich.
Marco Xu, 26.03.205 (Vortragsreihe, Teil II)
Hinweise zu den Bildern: Die Bilder zeigen die Darstellung der Gregorsmesse, in der Papst Gregor I. (Gregor der Große) einer Legende zufolge während der Messfeier eine Vision des Gekreuzigten hatte. Diese Offenbarung sollte den Zweifel an der Realpräsenz Christi und seiner leiblichen Gegenwart in den eucharistischen Gaben widerlegen. Im Spätmittelalter war diese christliche Ikonographie weit verbreitet, vermutlich auch in Zusammenhang mit dem Ablasswesen. Mit der Reformation verlor das Motiv an Bedeutung. Die hier gezeigten Bilder stammen aus der St.-Aegidii-Kirche in Münster (Westfalen). Besonders bemerkenswert ist, dass der Innenraum der Kirche im 19. Jahrhundert im Nazarenerstil umgestaltet wurde, wodurch die Darstellung der Gregorsmesse Einzug in die Kirche hielt.
Info: Zur Gregorsmesse gibt es eine Datenbank an unserer Fakultät.
Quellen (Auswahl):
Meier, Esther: Die Gregorsmesse. Funktionen eines spätmittelalterlichen Bildypus, Köln 2006.
Johannes Paul II.: Enzyklika „Ecclesia de Eucharistia“ vom 17. April 2003, in: AAS 95 (2003), 433–475. Übersetzung: Enzyklika ‚Ecclesia de Eucharistia‘ von Papst Johannes Paul II. an die Bischöfe, an die Priester und Diakone, an die gottgeweihten Personen und an alle Christgläubigen über die Eucharistie in ihrer Beziehung zur Kirche, herausgegeben vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (VApS 159), Bonn 32003.