Roma locuta, causa initiata!

Romexkursion vom 16.-21. Februar 2020
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Das Institut für Kanonisches Recht hat unter der Leitung von Dr. Thomas Neumann mit Studierenden des Lizentiats und des Magister Theologiae eine Exkursion nach Rom zum Besuch ausgewählter Dikasterien unternommen. Wie bereits in den Jahren zuvor wurde die Studiengruppe immer freundlich empfangen und die Studierenden hatten die Gelegenheit, Fragen an die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Dikasterien zu stellen. Die Besuchstermine an der Römischen Kurie waren nicht von dem Sprichwort „Roma locuta, causa finita“ geprägt, sondern die Studierenden konnten persönlich erfahren, dass der Dienstcharakter der Römischen Kurie gelebt wird und die Offenheit und Hilfsbereitschaft eher zur Abwandlung des Aphorismus führt: „Roma locuta, causa initiata!“


Begonnen hat die Exkursion am Montag mit einem Besuch der Kongregation für die Ostkirchen. Dort hat uns Fr. Kuriakose Cherupuzhathottathil in Vertretung für den ehemaligen Sekretär Erzbischof Cyril Vasil SJ empfangen, der am 20. Januar dieses Jahres zum Apostolischen Administrator in Košice ernannt wurde. Ein besonderer Schwerpunkt in der sich anschließenden Diskussion lag bei der prekären Situation der unierten Ostkirchen in Syrien und dem Libanon und rechtlichen Möglichkeiten, den geflüchteten Gläubigen in den Westeuropäischen Ländern die Wahrung ihres eigenen Erbes zu ermöglichen.


Am Dienstag empfing uns in der Kleruskongregation Mons. Josef Gehr, der nach einer kurzen Einführung über die unterschiedlichen Aufgabenfelder seines Dikasteriums für eine anregende Diskussion zur Verfügung stand. Von Seiten der Studierenden wurden unter anderem Fragen nach der zukünftigen Struktur von Pfarreien und der Ratio fundamentalis gestellt. Im Anschluss besuchte die Gruppe die Kongregation für die Glaubenslehre; dort empfingen uns Manfred Bauer aus der Disziplinarabteilung und der Leiter der Ehesektion Johannes Fürnkranz. Aus dem Aufgabengebiet der Disziplinarabteilung berichtete Herr Bauer von der engen Zusammenarbeit des Dikasteriums mit Psychologen, um einen adäquaten Umgang mit den Opfern sexualisierter Gewalt zu gewährleisten. Sehr informativ waren die Hinweise Herrn Fürnkranz‘ für den praktischen Umgang mit den Privilegverfahren, die den Studierenden für ihre zukünftigen Berufsfelder sicher nützlich sein werden. Am Nachmittag durfte die Gruppe den Untersekretär Prälat Markus Graulich SDB im Päpstlichen Rat für die Gesetztexte treffen, der im „Dikasterium der Kanonistinnen und Kanonisten“ Abläufe innerhalb des Dikasteriums für hierarchische Rekurse, Normkontrollverfahren und die Einbeziehung des Rates in Gesetzgebungsverfahren anschaulich erläuterte.


Am Mittwoch besuchte die Gruppe die über Rom verteilten Dikasterien: das Dikasterium für Laien, Familie und Leben im Palazzo San Callisto (Trastevere) und die Kongregation für die Evangelisierung der Völker im Palazzo della Propaganda Fide an der Spanischen Treppe. Beim Dikasterium für die Laien hatten wir die erfreuliche Gelegenheit, den Termin gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen aus München wahrnehmen zu dürfen. Es empfing uns Philip Milligan, der besonders über die kanonistischen Aufgabenfelder im Bereich der internationalen kanonischen Vereine und die Struktur des neuen Dikasteriums Auskunft geben konnte. Im Anschluss empfing Erzbischof Protase Rugambwa, der Sekretär der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, die Gruppe. Bei den Studierenden löste der Vortrag über die umfänglichen Kompetenzen der Kongregation Erstaunen aus, so zum Beispiel bei der Information, dass die vereinfachten Normen zum Eheprozessrecht bereits vor dem MP Mitis Iudex und Dominus Iesus in der Kongregation Anwendung fanden. Besonders hervorzuheben sind die luziden Äußerungen des Erzbischofs, der das notwendige und bereits aktuelle erhebliche Engagement der Laien in den der Kongregation unterstellten Diözesen hervorhob.


Der Donnerstag startete mit dem Besuch von zwei der drei Gerichte der Römischen Kurie, der Rota Romana und der Apostolischen Signatur. An der Rota Romana empfing uns der kürzlich neu zum Rotarichter ernannte Michael Golobiowski, der sowohl über den hohen Arbeitsaufwand und das beständige Engagement der Rota Auditoren um schnelle und gerechte Urteile als auch über die Anforderungen an das Studium Rotale Auskunft geben konnte. Eine besondere Ehre wurde der Studiengruppe zuteil, da sie vom Dekan der Rota, Exzellenz Vito Pinto, empfangen wurde, der es sich nicht nehmen ließ, ein paar Worte über die Grundprinzipien hinter der Anwendung des Rechts an die Studierenden zu richten. Direkt im Anschluss traf die Gruppe den Sekretär der Apostolischen Signatur Bischof Giuseppe Sciacca und P. Nikolaus Schöch OFM. Besonderes Interesse zeigten die Studierenden an der Funktion der Apostolischen Signatur als Verwaltungsgericht, die Pater Schöch mit anschaulichen Beispielen erläuterte. Um die Mittagszeit setzten sich die Besuche der Dikasterien im Vatikan selbst fort. Dort konnten Termine beim Wirtschaftssekretariat und der päpstlichen Kinderschutzkommission wahrgenommen werden. Luigi Mistò, der Sekretär des Wirtschaftssekretariates, gab der Gruppe Auskunft über die derzeitigen Tätigkeiten des Dikasteriums im Bereich der Finanzverwaltung der Römischen Kurie und dessen Verhältnis zu den anderen mit finanziellen Kompetenzen ausgestatteten Organen. Emre McCarthy und Stefano Mattei empfingen die Studierenden in der päpstlichen Kinderschutzkommission, die kein Dikasterium ist, jedoch eine immens wichtige Rolle in der Kurie spielt. Die päpstliche Kinderschutzkommission hat ihren Schwerpunkt in der Aufklärung und Forschung im Bereich der sexualisierten Gewalt gegenüber Minderjährigen. Dabei stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum einen als Berater/Beraterinnen für die Dikasterien der Römischen Kurie bereit und zum anderen als Expertinnen und Experten für die Entwicklung von institutionellen Schutz- und Präventionskonzepten für die Teilkirchen. Der Einblick in diese Tätigkeitsfelder und die Teilhabe an dem reichen Erfahrungsschatz der Kommission hat bei den Studierenden einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Zum Abschluss des Tages stand ein Termin bei der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentendisziplin an. Hier konnte Mons. Michael Kahle der Gruppe lebhaft die Änderungen für die Aufgabenbereiche des Dikasteriums durch das MP Magnum principium erläutern. Kenntnisreich berichtete Mons. Kahle über die Übersetzungsarbeiten liturgischer Bücher und die Disziplinarabteilung der Kongregation. Hervorzuheben ist dabei das mehrfach erwähnte Selbstverständnis des Dikasteriums als helfende Instanz und nicht als „Liturgiepolizei“.


Den kulturell krönenden Abschluss der Exkursion bildete die kunsthistorische Führung in der deutschen Gemeinde Santa Maria Dell ‘Anima durch den Rektor Franz-Xaver Brandmayr, der für die Gruppe in anschaulicher, lebhafter und kurzweiliger Weise die Geschichte, die Tätigkeitsfelder und die Bedeutung der „Anima“ vorstellte.

 

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