Verena Klein (im Bild ganz rechts) vom Gymnasium St. Mauritz in Münster hat den ersten Facharbeiten-Wettbewerb gewonnen, den die Katholisch-Theologische Fakultät der Uni Münster, die Schulabteilung des Bistums Münster, die Bezirksregierung Münster und die Katholische Akademie „Franz-Hitze-Haus“ ausgelobt hatten. Der Preis wurde am Freitag (8. Juli) im Franz-Hitze-Haus verliehen. Die Schülerin der 12. Klasse darf sich über einen Geldpreis von 500 Euro freuen.
Sie konnte die Jury, in der auch vier Professoren der Katholisch-Theologischen Fakultät saßen, mit einer Arbeit überzeugen, die den Titel trug: „Gottesbilder: Eine empirische Untersuchung, wie sich Grundschulkinder der 1. und 4. Klasse im Vergleich Gott vorstellen“. „Ich möchte später einmal Grundschullehrerein werden“, sagt Verena Klein. „So ist eigentlich die Idee entstanden.“ Mit ihrer Facharbeit hat sie eine eigenständige Studie vorgelegt und sie gleichzeitig mit aktueller religionspsychologischer Forschung verbunden. Die Arbeit beeindruckte die Jury durch die methodisch einwandfreie Untersuchung der Kinderbilder sowie durch die selbst geführten Schülerinterviews. „Die Darstellung der kindlichen Entwicklung und die Auslegung der Schülerprodukte gelingt in beeindruckender und überzeugender Weise, sprachlich ist die Arbeit mehr oder weniger fehlerfrei und auf hohem Niveau gehalten“, heißt es in der Würdigung durch den Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät, Prof. Dr. Dr. Klaus Müller. „Ich fand es spannend, wie unterschiedlich die Gottesvorstellungen von Kindern sind“, sagt Verena Klein. „Manche stellen sich den Mann mit weißem Bart vor, andere malen einen Regenbogen oder ein leeres Bild mit einem bunten Rahmen, weil sie keine genaue Vorstellung, aber ein positives Gefühl haben.“
Marina Schwegmann (Bildmitte) vom Gymnasium Johanneum Schloss Loburg in Ostbevern belegte den zweiten Platz mit einer Arbeit zum Thema „Praktizierte Nächstenliebe – Der Fair-Teiler in Ostbevern“. Darin untersucht sie ein lokales Caritas-Projekt zur kostengünstigen Abgabe von Lebensmitteln an Bedürftige in Ostbevern. Die Jury hob heraus, dass sich die junge Autorin sehr umfassend mit dem Thema beschäftigt. Unter anderem stellt sie Fallbeispiele vor, die sich auf selbst geführte Interviews stützen. Außerdem setzt sie sich mit einer kritischen Studie auseinander, diesen Sinn solcher Angebote bezweifelt und kommt zu einem eigenständigen Urteil. „Für mich besonders spannend waren die Interviews mit den Betroffenen“, so Marina Schwegmann. „Die Leute haben ganz offen mit mir gesprochen und von ihrer Situation erzählt.“ Der 2. Platz war mit 300 Euro dotiert.
Alena Delsmann (im Bild links) ebenfalls vom Gymnasium Johanneum Schloss Loburg belegte den dritten Platz mit einer Untersuchung zum Thema „Die Päpste und die Juden – Entwicklung einer Beziehung seit dem 2. Vatikanischen Konzil“. „Ich habe einen Film darüber gesehen“, erzählt sie. „Da hat mich das Thema gepackt.“ Alena Delsmann zeichnet den spannungsreichen Weg der Beziehungen der letzten Päpste zu den Juden nach, wobei die Problemgeschichte seit der Judenverfolgung im Dritten Reich stets mitschwingt. Sie geht auf wichtige Eckpunkte ein wie die Besuche von Papst Johannes Paul II. in der Synagoge in Rom 1986 und von Papst Benedikt XVI. in Auschwitz. Dabei bleibt die Verfasserin den jeweiligen Chancen und Grenzen päpstlicher Gesten und Äußerungen auf der Spur – so, wenn mit großem Einfühlungsvermögen die Problematik eines deutschen Papstes – noch dazu der Kriegsgeneration – in Auschwitz dargestellt wird. Was sie mit dem Preisgeld von 200 Euro anfangen wird, was sie noch genauso wenig, wie die anderen beiden Siegerinnen.
Der Facharbeiten-Wettbewerb wurde zum ersten Mal ausgetragen. Insgesamt waren 42 Arbeiten aus dem nordrhein-westfälischen Teil des Bistums Münster eingereicht worden, die Schülerinnen und Schüler der 12. Klassen zur Qualifikation für das Abitur verfasst hatten. Die Arbeiten, die in beliebigen Fächern zu frei wählbaren Themen geschrieben werden können, waren jeweils mit der Note 1 oder 2 bewertet und von den betreuenden Lehrkräften eingereicht worden. „Insgesamt war das Niveau der Arbeiten sehr erfreulich“, sagt Dr. Guido Hunze von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Uni Münster im Namen der Jury. „Dieses Niveau würden wir uns manchmal bei unseren Studierenden wünschen.“
Der Preis wurde am Freitag im Rahmen einer Schüler-Akademie im Franz-Hitze-Haus verliehen, zu der die 30 besten Autorinnen und Autoren eingeladen waren. Drei Tage lang diskutierten sie mit ausgewiesenen Referenten über Hirnforschung und ihre Bezüge zu Theologie und Philosophie. Für die Veranstalter ist der Wettbewerb und die Schüler-Akademie auch so etwas wie frühe Nachwuchsförderung. „Wir möchten an geisteswissenschaftlich interessierten Schülerinnen und Schülern zeigen, wie spannend Theologie sein kann“, so Guido Hunze. Vielleicht hat das ja Auswirkungen auf eine spätere Berufswahl.