François Bœspflug: Trinität. Dreifaltigkeitsbilder im späten Mittelalter (IKON. Bild + Theologie). Aus dem Französischen übersetzt von Wiebke Marie Stock. Paderborn 2001 (220 Seiten).

Ikonband04

Gott darzustellen und vor allem sein besonderes Mysterium ist eine problematische künstlerische Aufgabe. Wie soll man konkret vorgehen, wenn man Künstler ist? Gott als ein geistiges und unsichtbares Wesen, das weder Körper noch Form hat, entzieht sich jeder Mimesis so sehr, dass die Kunst vor der unmöglichen Aufgabe steht, ihr Objekt mit Linien und Farben nachzuahmen - jedes Bild Gottes wird daher der Illusion, der Lüge, der groben Karikatur verdächtig. Ein zweites Problem stellt sich: Ist es überhaupt erlaubt? Das Christentum erbte vom Dekalog das Verbot, Gott darzustellen, und sei es in einem Andachts- oder Lehrbild außerhalb des kultischen Gebrauchs - und von daher erscheint jedes Bild Gottes als eine Blasphemie. Wie Künstler des 15. Jh. diese Aufgabe bewältigt haben und in welcher Tradition der Trinitätsikonographie sie dabei stehen, zeigt Bœspflug auf einer kunsthistorisch-theologischen Entdeckungsfahrt, die ihn zu sieben großen "Gottesbildern" der abendländischen Kunst führt.