Abgeschlossene Projekte
Dialogue Earth - Bildtheologische Perspektiven auf Wüste, Erde und Schöpfung mit der Künstlerin Ulrike Arnold
Ausstellungsprojekt mit Blockseminar im Wintersemester 2021/2022
transformation: desert space | November 2021 | Ulrike Arnold, Bunker 2, Bioenergiepark Saerbeck
Vor dem Hintergrund der vielfältigen und grundlegenden Beziehungen zwischen der christlichen Religion und dem Bildlichen geht die Bildtheologie den Valenzen des Bildes im Christentum nach, systematisiert sie, entwickelt sie als durchgängige theologische Perspektive und bringt sie in den Diskurs mit Kunst- und Kulturwissenschaften ein. Das Handbuch der Bildtheologie entwirft in vier Bänden das Tableau der thematischen Eckpunkte und einschlägigen Fragestellungen einer solchen Disziplin. Fachwissenschaftler aus Theologie, Kunstgeschichte, Philosophischer Ästhetik, Kultur- und Medienwissenschaften entfalten die zentralen Fragestellungen, die das Bild in theologischer Perspektive aufwirft, und umreißen die Schnittstellen zwischen theologischen, kunstwissenschaftlichen und philosophisch-ästhetischen Bild-Diskursen. Das Projekt wird durch die Fritz-Thyssen-Stiftung gefördert.
Das Projekt untersucht vom früheren Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert und zu den Forschungskontroversen des 20. Jahrhunderts ausgewählte Beispiele von religiösen wie politischen Räumen, sakralen Objekten (Reliquiare, Leuchter etc.), aber auch heraldische Raummarkierungen, die mit dem Topos des Himmlischen Jerusalem verbunden waren. Leitfrage ist dabei, welche medialen Eigenlogiken durch die bildhaften und architektonischen Repräsentationen des Himmlischen Jerusalems in den Diskurs um das Verhältnis von Politik und Religion, regnum und sacerdotium eingebracht werden. Dabei gilt es zunächst zu zeigen, wie eine im Heiligen Text entworfene Raumvorstellung konkrete Gestalt erfuhr und in Bild und Architektur zu unterschiedlichen Zeiten ganz unterschiedliche komplexe Zusammenhänge des Verhältnisses von Religion und Politik medial zu beschreiben in der Lage war. Während sich die Forschung bislang vor allem ikonographisch und auf der Bedeutungsebene mit dem Himmlischen Jerusalem auseinandersetzte, wird das Projekt stärker bei Fragen der Bildsprache, Möglichkeiten der Rezeption und den Funktionskontexten ansetzen. Gerade bei Werken, die im herrschaftlichen Umfeld entstanden, wird sich zeigen, dass das Medium selbst eine Vielfalt an Deutungsebenen und Verhältnisbestimmungen zur Verfügung stellte, die sich einem einfachen Entweder-Oder von herrschaftlicher Besetzung religiöser Bildsprache oder religiöser Unterordnung von Herrschaft, wie sie im modernen Deutungsstreit einer vereindeutigenden Forschung zugrunde liegen, entziehen.
Die "theologische Ästhetik" Sugers von Saint-Denis in Theorien zur Inhaltsdeutung gotischer Kathedralarchitektur im 19./20. Jd.
Keine andere Konzeption von Kirchenarchitektur ist so sehr als Manifestation von religiösen Ideen in Anspruch genommen worden wie die gotische Kathedrale. Dafür werden insbesondere die Schriften des Abtes Suger von Saint-Denis (1081-1151) verantwortlich gemacht. Sie wurden lange als erste und deshalb authentische Deutung der Kathedrale betrachtet, wobei gleichwohl moderne Erkenntnisinteressen wiederum die Deutung dieser Schriften geleitet haben. Nachdem diese Verwischung der Epochengrenzen oft kritisiert wurde, sucht das Projekt in der Perspektive theologischer Bedeutungsforschung den wirkungsgeschichtlichen Zusammenhang zwischen Sugers Schriften und ihrer architekturhistorischen Lektüre im 20. Jahrhundert zu entfalten, die sich als Rückgriff auf die romantische Wiederentdeckung der Kathedralgotik zu erkennen gibt. An einem exemplarischen ideengeschichtlichen Bogen zwischen der Entstehung der Gotik im Umkreis Sugers und der Fertigstellung des Kölner Doms im 19. Jahrhundert lassen sich theologisch relevante Übergänge, Verschiebungen und Brüche beobachten und bestimmen. Zudem werden daraus Kategorien für ein angemessenes religionsgeschichtliches Verstehen der gotischen Kathedrale entwickelt.
Didaktische Erschließung von Kirchengebäuden
Für die Didaktik des Religionsunterrichts, aber auch für die Erwachsenenbildung, gewinnt die systematische Erschließung von Kirchengebäuden, ihrer Architektur wie ihrer Ausstattung, seit einiger Zeit große Bedeutung. Sie erlaubt eine Einführung in liturgische Grundvollzüge, in die Geschichte des Christentums sowie in die Kulturgeschichte und bietet zudem eine "Schule der Wahrnehmung".Eine Forschergruppe aus Hochschuldozenten und Lehrern verschiedener Schulstufen entwickelt ein didaktisches Konzept für die Erschließung von Kirchengebäuden, das praktische Anforderungen des Unterrichts und grundsätzliche Fragen aus verschiednenen Wissenschaftsfeldern (Praktische, Systematische und Historische Theologie; Architekturgeschichte; Phänomenologie; Philosophische Ästhetik) miteinander verknüpft.
Für das Erscheinen der Herrlichkeit Gottes hat die jüdisch-christliche Geschichte verschiedene Bildkonzepte entfaltet. Ihre gemeinsame Basis ist der alttestamentliche Herrlichkeitsbegriff, der ursprünglich auch die Grundbedeutung der physischen Schwere beinhaltet. Doch wie können wir uns Gottes Herrlichkeit als körperhafte Schwere konkret vorstellen?
Bildhaftes Experimentieren mit Gewicht und Schwere ist ein zentrales Anliegen des US-amerikanischen Bildhauers Richard Serra (*1939). Seine Kunstwerke erproben Formen der Realisation von Schwere in räumlichen Strukturen und ihrer Wahrnehmung. Die 2019 erschienene Dissertation ist konsequent an den Arbeiten Serras orientiert und erschließt so neue Ansätze für das theologische Nachdenken über die Herrlichkeit Gottes als Schwere. Dabei geht es auch um die Frage nach der Entwicklung angemessener Interpretationsverfahren bildlich strukturierter Bedeutungen in theologischen Diskursen.
Paul Theks Werkgruppe der „Technological Reliquaries“ rekurriert auf die Bildsprache von Reliquie und Reliquiar, bricht aber mit deren traditioneller Gestaltungsform. Die künstlerische Bedeutungsverschiebung ist aufschlussreich für ein zeitgemäßes theologisches Verständnis der Reliquienverehrung.
Der US-amerikanische Künstler Paul Thek (1933–1988) stellt seine Werke in die Rezeptionsgeschichte der christlichen Reliquientradition. Die Werke gestalten die Verflechtung von Bild und Körper neu und bringen dadurch die aktuellen Körper- und Bilddiskurse von Theologie und Kunst miteinander ins Gespräch. Die Kunstwerke zeigen sich in der 2018 erschienenen Dissertation als fruchtbar für das theologische Nachdenken über Reliquie und Reliquiar, ebenso wie die theologische Perspektive zu einem vielschichtigen Verständnis der Werke Paul Theks beiträgt.
Ausstellung: Deine Wunden. Passionsimaginationen in christlicher Bildtradition und Bildkonzepte in der Kunst der Moderne
25. April bis 31. August 2014 | Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum | Situation Kunst (für Max Imdahl)
Mit der Darstellung der Leidensgeschichte Jesu sind Wunde, körperlicher Schmerz und Verletzung in der abendländischen Kulturgeschichte bildwürdig geworden. Die interessantesten Bilder um die Passion Jesu sind darauf ausgerichtet, das Dargestellte in höchster Intensität zu vergegenwärtigen. Aus dieser Absicht ist eine eigene, komplexe Bildsprache hervorgegangen, um dem bildlichen Ausdruck Eindringlichkeit zu verleihen und den Betrachter in das Bildgeschehen hineinzuziehen. Die Wunde selbst wird so zum Bildprinzip.
In Moderne und Gegenwart ist die Darstellung von Verletzung und Schmerz mehr denn je zum Anliegen der Kunst geworden. Angesichts der Unvorstellbarkeit des Leidens im 20. und 21. Jahrhundert stoßen die künstlerischen Verfahren eines naturalistisch orientierten Realismus an ihre Grenzen, weil sie der Realität der Gräuel nicht gerecht zu werden vermögen. Auch hier wird die Wunde zum Prinzip eigenständiger Bildkonzepte, und dies schließlich sogar über den Darstellungsbereich ausgeübter und erlittener Gewalt hinaus.
Die Ausstellung präsentiert die Wunde als Bildkonzept christlicher Passionsvorstellungen wie auch in der Kunst von Moderne und Gegenwart (seit dem 18./19. Jahrhundert). Die Ausstellung zielt auf Begegnungen zwischen Werken der verschiedenen Epochen. Prägnante Konstellationen und Kontraste geben Gelegenheit, unterschiedlichen Facetten der Wunde als Motiv und Bildprinzip sowie Etappen, Brüchen und Übergängen in ihrer Entwicklungsgeschichte nachzugehen. Neben hochrangigen Werken mittelalterlicher Meister aus renommierten Sammlungen zeigt die Ausstellung Werke von Josef Albers, Georg Baselitz, Joseph Beuys, Lovis Corinth, Lucio Fontana, Francisco de Goya, George Grosz, Anish Kapoor, Heinrich Koch, Hermann Nitsch, Arnulf Rainer, Floris van Schooten, Paul Thek, Wilhelm Trübner, Mark Wallinger und anderen.
Die Ausstellung umfasst etwa vierzig Werke der Malerei und Skulptur sowie etwa ebenso viele druckgraphische Arbeiten vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalogbuch [de](280 Seiten), an dem u. a. Studierende der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster und des Kunstgeschichtlichen Instituts der Universität Bochum mitgearbeitet haben.
Konzeption und Realisierung: Prof. Dr. Richard Hoppe-Sailer, Kunstgeschichtliches Institut, RUB;
Prof. Dr. Reinhard Hoeps, Arbeitsstelle für christliche Bildtheorie, Katholisch-Theologische Fakultät, Universität Münster
Leihgeber: Lindenau-Museum, Altenburg; Kunsthalle, Bielefeld; Privatsammlung, Bochum; Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig; Kunstsammlungen, Chemnitz; Museum Kunstpalast, Düsseldorf; Lehmbruck-Museum, Duisburg; Sammlung Morat, Freiburg; Museum Schnütgen, Köln; Kolumba, Kunstmuseum des Erzbistums Köln; Anish Kapoor Studio, London; Anthony Reynolds Gallery, London; Museum Schloss Moyland, Bedburg- Hau; Ikonen-Museum, Recklinghausen; Staatsgalerie, Stuttgart; Museum am Dom, Trier; Museum – Kunstsammlungen, Wiesbaden
Presse zur Ausstellung:
Christ & Welt (Wochenzeitung für Glaube, Geist, Gesellschaft)
Der Westen (WAZ)
Kirchenbote (Wochenzeitung für das Bistum Osnabrück)
Zwischen den Bildformen mittelalterlicher Passionsfrömmigkeit wie etwa der Pietà oder dem Schmerzensmann (Bilder der Wunde) und Bildkonzepten in der Kunst der Moderne gibt es unterschwellige, aber deutliche Verwandtschaften. Die Wunde wird in der Moderne zu einem Bestimmungsgrund künstlerischer Arbeit wie des Bildes selbst (Die Wunde als Bild). Wie die mittelalterlichen Werke zielen auch die modernen darauf ab, das Bildereignis zur körperlichen Präsenzerfahrung zu intensivieren, das Mitleiden zu evozieren und die Grenzen des Darstellbaren im Medium des Bildes zu reflektieren. Eine Ausstellung geht den Transformationen vormoderner Passionsfrömmigkeit durch künstlerische Bildkonzepte der Moderne nach. Wie wandeln sich die Expression des Existentiellen, das Wechselspiel von Repräsentation und Präsenz, von Bild und Betrachter, der Zusammenhang von Körper und Bild? Die Ausstellung ist ein Projekt des Exzellenzclusters Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne und wird in Kooperation mit dem Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte durchgeführt.
Anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde der Katholisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster an Prof. Arnulf Rainer am 25. Juni 2004 veranstaltete die Arbeitsstelle für christliche Bildtheorie der Katholisch-Theologischen Fakultät in Zusammenarbeit mit dem Westfälischen Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte in Münster eine Ausstellung zur Malerei Arnulf Rainers. Die Ausstellung war dem religiösen Erbe im Werk Rainers gewidmet und ging dabei erstmals grundsätzlich den wesentlichen Impulsen von Rainers Schaffen für eine theologische Reflexion christlicher Religiosität und ihrer gegenwärtigen Lage im Zusammenhang europäischer Kulturgeschichte nach.
Rainers Interesse an der christlichen Religion geht weit über die ikonographischen Fixierungen ihrer Bildtradition hinaus; es orientiert sich vielmehr an maßgeblichen Bildformen im Christentum (Gesicht, Kreuz, Ikone etc.). Dieses Interesse wird geleitet von der künstlerischen Auseinandersetzung um ein genuines Selbstverständnis von Malerei zwischen Expression und Konzentration von Farbe und Gestus.
Die Ausstellung ging den künstlerischen Reflexionsverfahren Rainers zwischen christlichen Bildentwürfen und eigenständiger Malerei nach. Gleichzeitig fragte sie nach den Impulsen, die sich aus der Malerei Rainers für die theologische Reflexion christlicher Religiosität und ihrer Ortsbestimmung in der Gegenwart ergeben. Der Katalog zur Ausstellung legt den Schwerpunkt auf die wissenschaftliche Erschließung des Werkes von Arnulf Rainer. Der dezidiert theologischen Perspektive wird dabei die kunstwissenschaftliche zur Seite gestellt.
Das Projekt wurde gefördert durch den Verein Ausstellungshaus für christliche Kunst e. V. und das europäisches Programm „Kultur 2000“.
Christliche Bildtheorie. Visual Arts and Religion
Die Arbeitsstelle für christliche Bildtheorie, theologische Ästhetik und Bilddidaktik der Katholisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und The Netherlands School for Advanced Studies in Theology and Religion (NOSTER) veranstalteten vom 24. bis 26. März 2004 im Konferenzzentrum Kapellerput, Heeze (bei Eindhoven) eine interdisziplinäre und internationale Fachtagung, die in mehreren Treffen seit Herbst 2002 konzipiert und vorbereitet worden war. Die Beiträge zur Tagung thematisierten Schwerpunkte in den spezifischen Diskursen, die sich aus dem Aufeinandertreffen von Kunst und Religion in der Geschichte, vornehmlich aber in Moderne und Gegenwart ergeben. Sie waren dem Verhältnis von Intention und Bildgebrauch, den semantischen Modellen von Repräsentation und Präsenz, den identitätsstiftenden Funktionen von Kunst und Religion in multikulturellen und postmodernen Gesellschaften, der Beziehung zwischen Ethik und Ästhetik sowie dem Topos der Transzendenz als ästhetischer Kategorie zwischen Religion und Kunst gewidmet. Besonders aufschlussreich war der Austausch über die unterschiedliche Ausrichtung der Forschung und ihre forschungsgeschichtliche Genese. Während in Deutschland die Gespräche der letzten Jahre zwischen Kunst und Religion in der Hauptsache bild- und kunsttheoretisch verortet waren, spielen in den Niederlanden kultur- und zivilisationstheoretische Überlegungen eine zentrale Rolle.
Die Forschungsgruppe versucht unterschiedliche Forschungsansätze aus der Kunstgeschichte, den Geschichtswissenschaften und der Theologie zu integrieren. Ausgehend von historischen Forschungen, insbesondere zu Mittelalter und Früher Neuzeit, sollen dadurch grundlegende Ergebnisse für eine kulturwissenschaftlich orientierte Bildwissenschaft erarbeitet werden.
Die Forschungsgruppe besteht aus Mitgliedern der Kunstgeschichte, Geschichte und Theologie. Die Förderung erfolgt aus Mitteln der VolkswagenStiftung und der Universität Münster. Neben ihren Einzelprojekten erarbeiten die Mitglieder ein gemeinsames Jahresprogramm und Gruppenprojekte.
Sakramente zeichnen sich durch ihre sinnlich-sichtbaren Eigenschaften aus. Dennoch wurde bisher der ästhetischen Dimension der Sakramente wenig Beachtung geschenkt. Die Autorin sucht daher den Dialog von Sakramententheologie, Ästhetik und Bildtheorie. Die Werke des Künstlers, Theologen und Kunstwissenschaftlers Thomas Lehnerer (1955-1995) bilden dabei den künstlerischen Bezugspunkt der Untersuchungen. Seine Arbeiten kreisen um die Frage nach dem gelungenen Bild, in dem das Dargestellte anschaulich gegenwärtig ist. An diese Problemstellung kann die Sakramententheologie anknüpfen, da auch sie nach der realen Gegenwart im Sakrament fragt. Im interdisziplinären Gespräch entwickelt die Autorin Perspektiven einer sakramententheologischen Bildtheorie, die die reale Gegenwart Gottes als liturgisch-ästhetisches Geschehen darstellt.
Ausstellung: Himmelschwer. Transformationen der Schwerkraft
11.04. - 15.06.2003 | Landesmuseum Johanneum und Altstadt Graz
Die Erdenschwere des Menschen und seine Abhängigkeit von den Gesetzen der Schwerkraft stehen im Mittelpunkt des Ausstellungsprojekts HIMMELSCHWER, das vom Kulturzentrum bei den Minoriten im historischen Stadtraum von Graz und im Landesmuseum Joanneum realisiert wurde. Der Titel der Schau beschreibt das uralte menschliche Begehren, irdischer Verhaftung zu entkommen. Das umfangreiche und vielseitige Projekt thematisiert Bilder des Leichtwerdens, der Transfiguration in einen anderen Seinszustand, der Bündelung und Ausstrahlung von Energie, des Falls in den Abgrund und der Erhebung aus der Not.
Die unmittelbare Zusammenführung aus unterschiedlichen zeitlichen Epochen lässt die vertrauten historischen wie auch die modernen Bildschöpfungen in völlig neuem Licht erscheinen. Bilder aus der religiösen Tradition zur Schwerkraft - wie Grablegung, Himmelfahrt oder Verklärung - werden als Leitmotive aufgegriffen und in vier thematischen Spannungsfeldern - Schwere und Levitation, Aufstieg und Anziehung, Schweben und Balance, Rotation und Sturz - weitergetragen.
Das Projekt wird gefördert durch das Europäische Programm „Kultur 2000“ Projekt „gravity, arts and religion“. Ein Katalog [de] zur Ausstellung ist 2003 erschienen im Wilhelm Fink Verlag.
Kommentarband zu den Illustrationen für "Meine erste Schulbibel"
Eine neue Schulbibel für die Primarstufe ist mit anspruchsvollen Illustrationen (Silke Rehberg) ausgestattet, die jenseits einer Verdoppelung des Textes diesen deuten, ergänzen, zuspitzen und mit den spezifischen Ausdrucksmöglichkeiten der Bildsprache versehen. Zu den einzelnen Bildern werden einführende und erläuternde Texte verfasst, die der Spannung zwischen den textreferentiell-illustrativen und den spezifisch bildlichen Aspekten der Darstellung gerecht werden. Die Texte sollen vielmehr das Interesse der Lehrerinnen und Lehrer selbst an den Bildern wecken und sie von da aus zu didaktischen und methodischen Überlegungen anregen. Die Texte sollen in ihren Einzelanalysen jeweils unterschiedliche Deutungsmodelle eigens thematisieren. Auf diese Weise können den Lehrerinnen und Lehrern eine Vielfalt von Zugängen zu den Bildern eröffnet werden, womit zugleich der Grund für eine methodische Vielfalt der Bilderschließung im Religionsunterricht gelegt sein soll.
Im einzelnen werden folgende Deutungsperspektiven behandelt: Textbezug, kunstgeschichtliche Traditionen, spezifische Bildsprache, bildsprachliche Motive jenseits des Tafelbildes (bes. Film), systematisch-theologische Problematisierung, ästhetische Erziehung, Methodik des Religionsunterrichts.
Rezension von Claudia Gärtner (2004) [de]
Dass die Kunst der Moderne sich von kirchlichen Verpflichtungen und christlichen Lehren befreit hat, ist ein Gemeinplatz. Der Verzicht auf die Darstellung biblischer Themen ist nur ein äußeres Anzeichen für die tiefe Entfremdung zwischen Kunst und Christentum. Andererseits werden dieser Kunst gleichwohl vielfältige religiöse Ambitionen nachgesagt. Sie sind freilich nicht an theologische Vorgaben gebunden. Ihre Motive reichen von der Kritik an kirchlichen Lehren und Institutionen über die Ablehnung aller Transzendenz bis hin zur Ausbildung von Mischformen aus Elementen verschiedener Religionen und zu Formulierungen einer grundsätzlich freien, sehr individuellen, auch ganz privaten Religiosität. Ist das unter den Bedingungen einer autonom sich verstehenden Kunst überhaupt möglich? Wie äußern sich religiöse Vorstellungen auf dem Niveau der Kunst - etwa in der Sprache der Malerei? Welche religiösen Vorstellungen sind es, die sich in dieser Sprache äußern? Lassen sie sich auf bekannte Formen und Inhalte von Religion oder auch ihrer Kritik zurückführen oder ist die Sprache der Malerei noch zu ganz anderen Ideen und Reflexionen fähig? Gibt es so etwas wie Religion aus Malerei? Wäre daraus für das Nachdenken über etablierte Religionen wie das Christentum etwas zu lernen? Anlässlich der Ehrenpromotion von Arnulf Rainer durch die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Münster und der Ausstellung Arnulf Rainer. Auslöschung und Inkarnation im Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte ging eine interdisziplinäre Vortragsreihe von Kunstwissenschaftlern und Theologen diesen Fragen nach.
Das Projekt wurde gefördert durch den Verein Ausstellungshaus für christliche Kunst e. V. und das Europäisches Programm „Kultur 2000“.
Das Goldene Kalb der Exodus-Überlieferung gilt als der Inbegriff dessen, was durch das Bilderverbot untersagt ist. Es waren in erster Linie Werke der Bildhauerei, gegen die sich die Kritik der Gottesbilder im Alten Testament wandte. Folgerichtig ging aus den spätantiken Bilderstreitigkeiten mit der Ikone ein Typus von Malerei als christlich legitimiertes Bildwerk hervor, so stark war das Ressentiment gegen die körperlichen Figuren. Wie sind vor diesem Hintergrund die Skulpturen christlichen Inhalts zu verstehen, die im Westen bereits während des 9. und 10. Jahrhunderts entstanden sind? Die Untersuchungen gelten den Formen der theologischen Rechtfertigung solcher Werke und beleuchten sie aus theologischem wie kunsttheoretischem Zusammenhang.
Nach spätantikem Vorbild orientieren sich die theologischen Auseinandersetzungen um die Bildwerke bis heute in der Regel an der Malerei. Die Studien rekonstruieren dem gegenüber aus Texten und Bildwerken ein entsprechendes Argumentationstableau für Skulptur und Plastik. Ein erster Teil befasst sich mit Texten des Alten Testaments und der byzantinischen Bilderstreitigkeiten sowie der karolingischen Reaktion (Libri Carolini). Der zweite Teil entwickelt aus der anschaulichen Analyse der Statue des heiligen Fides in Conques, des Gerokreuzes im Kölner Dom und der Goldenen Madonna im Essener Münster exemplarisch theologische Argumentationsfiguren zur Begründung körperlicher Bildnisse. Im dritten Teil werden diese drei Skulpturen mit ausgewählten Werken der Moderne (Constantin Brancusi, Joseph Beuys, Richard Serra) ins Gespräch gebracht, um die Möglichkeiten der Verknüpfung zwischen theologischer und für die Gegenwart relevanter kunsttheoretischer Begründung von Skulptur und Plastik zu erörtern.
Jean-Luc Marion entwirft eine Phänomenologie des Gemäldes, die sich auf die Kompetenz der Theologie im Verständnis des Bildes beruft. Das theologische Erbe sieht er in der für die Phänomenologie grundlegenden Rede von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit angelegt, für die die Ikone eine der größten Herausforderungen darstellt. Die Frage nach der Malerei stellt sich weder zuerst noch einzig den Malern oder weniger noch allein den Ästhetikern, sondern der Sichtbarkeit selbst, also all denjenigen, denen das Sehen nichts Selbstverständliches ist. Und aus diesem Grund kann sich die Philosophie - gerade in der Form der Phänomenologie - in der Malerei zweifellos nur heimisch fühlen. Denn die Phänomenologie behauptet nur deshalb, "zu den Sachen selbst zurückzukehren", weil sie es zunächst unternimmt, das zu sehen, was sich dem Sehen darbietet. Die außergewöhnliche Sichtbarkeit des Gemäldes wird so zu einem Weg, der Phänomenologie im Allgemeinen zu begegnen. Genügt jedoch die Phänomenologie, um die Sichtbarkeit und folglich alle überhaupt möglichen Gemälde zu erfassen? Erlaubt ihr das Gemälde nur einen Status oder verfügt es nicht über andere Quellen? Indem wir vom Idol zur Ikone übergehen, verfolgen wir zwar frühere Unter-suchungen, jedoch vor allem die Notwendigkeit der Sache selbst: das Gemälde, also das Sichtbare par excellence, bietet sich dem Dilemma in zwei Formen der Erscheinung dar, die gegenteilig, gegnerisch und indes unverzichtbar, untrennbar sind. Die Theologie wird in dieser Situation zu einer unwiderruflichen Instanz für jegliche Theorie des Gemäldes. Indem das ästhetische Denken diese manchmal zurückgewiesen und dann einfach vergessen hat, hat sie sich in langen Aporien verfangen. Es ist jetzt an der Zeit, sich davon zu lösen und dem Sichtbaren im Sinne einer Gabe des Erscheinens vor das Angesicht zu treten.
Die Übersetzung, die vom Europäischen Programm "Kultur 2000" gefördert wurde, hat Dominik Bertrand-Pfaff erstellt.