Tagung „Christliches Kulturerbe in einer säkularen Gesellschaft“
Ist der Umgang mit christlichem Kulturerbe von gesamtgesellschaftlicher Relevanz? Wie kann Teilhabe an kulturellem Erbe funktionieren? Diese und weitere Fragen diskutierten Wissenschaftler:innen verschiedener Disziplinen vom 12.09.-13.09.2023 auf der Tagung „Christliches Kulturerbe in der säkularen Gesellschaft“ der Arbeitsstelle für Christliche Bildtheorie, Theologische Ästhetik und Bilddidaktik (ACHRIBI) unter der Leitung von Prof. Dr. Norbert Köster in Sonsbeck bei Xanten am Niederrhein.
Anlass der Tagung ist die Entwicklung eines Leitbildes für die Dom-Immunität, das von der Kirchengemeinde und dem Bistum Münster in Auftrag gegeben wurde und vom Gedanken der Teilhabe am christlichen Kulturerbe ausgeht. Ziel der Tagung war das Zusammenbringen unterschiedlicher Perspektiven aus Wissenschaft und Praxis sowie die Entwicklung von Perspektiven für den Umgang mit christlichem Kulturerbe. Ein besonderer Fokus lag auf der Frage, welche zivilgesellschaftliche Bedeutung dem christlichen Kulturerbe zukommen kann.
Bestandsaufnahme von Zugängen zum christlichen Kulturerbe
Nach den einzelnen Vorträgen über die Kommunikation von Religion in der kulturellen Öffentlichkeit (Prof. Dr. Harald Schwillus), der Vorstellung des Projektes 1200 Jahre Corvey (Prof. Dr. Christoph Stiegemann), über kulturelles Erbe und Teilhabe (Prof.in Dr. Barbara Welzel) entstanden lebendige Diskussionen zwischen den anwesenden Wissenschaftler:innen. Die Anwesenheit von Akteuren der Propsteigemeinde bereicherten die Diskussionen aus der Sicht einer betroffenen Gemeinde, die ihr Kulturerbe zur Verfügung stellen möchte. Es wurden die unterschiedlichen Zugänge zu kulturellem Erbe, darunter digitale Vermittlungsmedien, diskutiert. Der Grad zwischen der Ablenkung der Besucher:innen durch digitale Medien vom Objekt und einer bereichernden Erweiterung der visuellen Wahrnehmung von unter anderem nicht mehr bestehendem Kulturerbe ist schmal. Darüber hinaus wurde der Umgang mit kulturellem Erbe als gesamtgesellschaftliche Verantwortung diskutiert. Wie kann es gelingen, Menschen die Bedeutung von Orten kulturellen Erbes, die für Bürger:innen meist eng mit Identifikationsprozessen verbunden sind, zu vermitteln?
Der erste Tagungstag endete mit einem Abendvortrag zur Vollendung des Kölner Doms (Prof. em. Dr. Reinhard Hoeps) und einer dazugehörigen Diskussion über die Bedeutung des Kölner Doms sowie der Frage nach der Bedeutung des Xantener Doms.
Besichtigung der Dom-Immunität und die Frage der praktischen Umsetzung
Neben der Besichtigung des Doms und der Betrachtung einzelner Objekte gab der Leiter allen Teilnehmer:innen eine kurze Einführung in die Arbeit der Dombauhütte. Es herrschte Einigkeit über die große Bedeutung und Potenziale der Dom-Immunität. An die Besichtigung schloss ein Vortrag zur Erschließung religiöser Bildungspotenzialen (Prof.in Dr. Claudia Gärtner) an. Der Vortrag fand in der ehemaligen Bibliothek des Archäologen Walter Baders (1901-1986) statt, der unter anderem die Ausgrabungen unter dem Xantener Dom leitete. Am Nachmittag folgten Überlegungen zur Neupräsentation der Sammlung des StiftsMuseums Xanten (Thomas Hensolt M.A.) sowie zu Eckpunkten eines Konzepts zum Xantener Dom als Kulturerbe (Prof. Dr. Norbert Köster und Johanna Döller M.A.). Die entstandenen Diskussionen führten zu der Frage, inwiefern Objekte und ihre „Idee“ tatsächlich mit Vermittlungsangeboten, die auf die Bedeutung des Kulturerbes in der Gegenwart abzielen, erschlossen werden können. Nicht zuletzt stellt sich dabei die Frage der Ästhetik eines Objektes und wie diese auch in Vermittlungsangeboten weiterhin bestehen bleibt.
Im Hinblick auf christliches Kulturerbe als ein bisher wenig geforschtes Themenfeld war die Tagung ein erster bedeutsamer Schritt, interdisziplinär darüber ins Gespräch zu kommen.