Pierre de Fermat (1607-1665), bedeutendster Mathematiker der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts sowie Zeitgenosse und Rivale René Descartes und Blaise Pascals ist Mathematikern als der Schöpfer der mordernen Zahlentheorie bekannt. Auch das er die allerersten Anfänge der Differentialrechnung, noch vor Descartes die der Analytischen Geometrie und ,zusammen mit Pascal, die der Wahrscheinlichkeitsrechnung angeregt hat, ist vielen noch vertraut. Weniger schon, daß ein Humanist im Sinne der Renaissance gewesen ist. Aber über sein Berufsleben als Jurist und Richter am obersten Gerichtshof (parlement) von Toulouse wissen sogar Mathematikhistoriker nichts oder nur Bruchstückhaftes. Selbst André Weil bemerkt lakonisch: "Fermats nicht sonderlich ereignisreiches Leben ist schnell erzählt." Da irrt der große Landsmann Fermats aber gewaltig. Fermat war Richter in politisch und religionspolitisch stürmischen Zeiten, der sein Amt mit großer Hingabe und erstaunlichem Vermittlungsgeschick ausübte. Die Archives départementales de la Haute Garonne in Toulouse bewahren eine große Anzahl noch nicht ausgewerteter Zeugnisse seiner Berufstätigkeit auf. Über einige Funde werde ich berichten. Sie liefern ein erstes Bild eines ungewöhnlichen Gelehrten, der seine Liebe zur Mathematik nur allzu oft seinen professionellen Pflichten opfern musste.