Hoffe!
Musik von Buxtehude, J.S. Bach und Nystedt
05.Mai, Petrikirche, Münster, 15 Uhr, Eintritt frei.
Kooperationskonzert mit Ensemble Ex Praeterito.
Programm
Ensemble Ex Præterito
Dietrich Buxtehude – Gott, hilf mir (BuxWV 34)
Johann Michael Bach – Ich weiss dass mein Erlöser lebt
Johann Sebastian Bach – Christus der ist mein Leben (BWV 281 und 282)
Johann Sebastian Bach – Lobet den Herrn (BWV 230)
Ensemble 22
Johann Sebastian Bach – Jesu, meine Freude (BWV 227)
Ensemble Ex Præterito und Ensemble 22
Knut Nystedt – Immortal Bach
Johann Sebastian Bach – Jesu, meine Freude (BWV 227)
1.
Jesu, meine Freude,
Meines Herzens Weide,
Jesu, meine Zier,
Ach wie lang, ach lange
Ist dem Herzen bange
Und verlangt nach dir!
Gottes Lamm, mein Bräutigam,
Außer dir soll mir auf Erden
Nichts sonst Liebers werden.2.
Es ist nun nichts Verdammliches an denen, die in Christo Jesu sind, die nicht nach dem Fleische wandeln, sondern nach dem Geist.3.
Unter deinem Schirmen
Bin ich vor den Stürmen
Aller Feinde frei.
Lass den Satan wittern,
Lass den Feind erbittern,
Mir steht Jesus bei.
Ob es itzt gleich kracht und blitzt,
Ob gleich Sünd und Hölle schrecken:
Jesus will mich decken.4.
Denn das Gesetz des Geistes, der da lebendig macht in Christo Jesu, hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.5.
Trotz dem alten Drachen,
Trotz des Todes Rachen,
Trotz der Furcht darzu!
Tobe, Welt, und springe,
Ich steh hier und singe
In gar sichrer Ruh.
Gottes Macht hält mich in acht;
Erd und Abgrund muss verstummen,
Ob sie noch so brummen.6.
Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich, so anders Gottes Geist in euch wohnet. Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein.7.
Weg mit allen Schätzen!
Du bist mein Ergötzen,
Jesu, meine Lust !
Weg ihr eitlen Ehren,
Ich mag euch nicht hören,
Bleibt mir unbewußt!
Elend, Not, Kreuz, Schmach und Tod
Soll mich, ob ich viel muss leiden,
Nicht von Jesu scheiden.8.
So aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot um der Sünde willen; der Geist aber ist das Leben um der Gerechtigkeit willen.9.
Gute Nacht, o Wesen,
Das die Welt erlesen,
Mir gefällst du nicht.
Gute Nacht, ihr Sünden,
Bleibet weit dahinten,
Kommt nicht mehr ans Licht!
Gute Nacht, du Stolz und Pracht!
Dir sei ganz, du Lasterleben,
Gute Nacht gegeben.10.
So nun der Geist des, der Jesum von den Toten auferwecket hat, in euch wohnet, so wird auch derselbige, der Christum von den Toten auferwecket hat, eure sterbliche Leiber lebendig machen um des willen, dass sein Geist in euch wohnet.11.
Weicht, ihr Trauergeister,
Denn mein Freudenmeister,
Jesus, tritt herein.
Denen, die Gott lieben,
Muss auch ihr Betrüben
Lauter Zucker sein.
Duld ich schon hier Spott und Hohn,
Dennoch bleibst du auch im Leide,
Jesu, meine Freude.
Knut Nystedt: Immortal Bach
Komm süßer Tod, komm sel’ge Ruh,
komm, führe mich in Frieden.
Zum Programm
Die Entstehungsgeschichte von Johann Sebastian Bachs (1685–1750) fünfstimmigen Motette “Jesu, meine Freude” ist heute leider nur unzureichend dokumentiert, die älteste erhaltene Abschrift der Noten stammt aus dem Jahr 1735. Diese umfangreichste Motette Bachs zeichnet sich durch eine symmetrische Struktur aus: Sie spannt sich über die ersten und letzten Worte des einleitenden und abschließenden Chorals wie ein reich verziertes Gewölbe, wobei die elf Teile des Werks sich an der zentralen Fuge mit dem Text “Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich” spiegeln. Trotz dieser Symmetrie wirkt die Struktur keineswegs starr oder mathematisch. In den Worten des Dirigenten Mauricio Kagel ausgedrückt: “Wie immer, wo Symmetrien stark betont werden, entsteht Raum für das Diktat der Asymmetrie. Bach liebte die Ausnahme, doch sie war subtil und kabbalistisch in seine Werke eingewoben.”
Der Tonsatz der Motette zeigt deutliche Parallelen zu Bachs Orgelmusik. Dies fällt etwa besonders auf beim “Pedal-Lauf” der Bassstimmen (“Tobe, Welt, und springe!”) oder bei der kleinen “Solo-Kadenz” des Soprans vor dem Schlusschoral. Bach setzt diese instrumentale Idiomatik geschickt ein, um die Botschaft des Textes zu unterstreichen: So lenkt er beispielsweise bereits nach der ersten Strophe des Chorals die Aufmerksamkeit des Publikums durch die wiederholte auffällige Betonung des Wortes “nichts” auf die Rechtfertigungslehre des Apostels Paulus aus dem Römerbrief. Dieses monumentale Werk verknüpft verschiedene Texte und Stile geschickt miteinander und ergibt so, wie Albert Schweitzer es formulierte, “Bachs Predigt über Leben und Sterben”.
"Immortal Bach" ist ein beeindruckendes A-cappella-Werk für gemischten Chor vom norwegischen Komponisten Knut Nystedt. Das Stück basiert auf der ersten Zeile des Chorals "Komm, süßer Tod" von Johann Sebastian Bach und dauert etwa fünf Minuten. Nystedt hat die Melodie von Bachs Satz unverändert übernommen und durch seine Anweisungen zur Aufführung eine neue klangliche Erscheinung geschaffen. Die Noten zu "Immortal Bach" bestehen aus einem einzigen Blatt mit acht Takten auf zwei Systemen. Keine einzige Note der Bearbeitung hat Nystedt komponiert. Nachdem der Choral einmal gesungen wurde, singt jede Sänger*in die Stimme im eigenen Tempo. Gemeinsam wird so ein sich ständig verändernder Cluster mit den Tönen des Chorals geschaffen. Es ist ein faszinierendes Beispiel für die kreative Auseinandersetzung mit dem musikalischen Erbe von Johann Sebastian Bach.