Welche genauen Aktivitäten werden in den Klassen umgesetzt?
Zur Förderung der Schreibkompetenz und der Schreibmotivation werden mit Bezug auf die prozessorientierte Schreibförderung unterschiedliche Maßnahmen eingesetzt, die Kindern dabei helfen, Texte zu planen, zu schreiben und zu überarbeiten. Eine besondere Rolle spielt dabei auch Feedback.
Die Umsetzung fokussiert dabei insbesondere drei Methoden:
Das Modellieren, dass sowohl in der Planungs-als auch in der Überarbeitungsphase zum Einsatz kommt. Diese Methode beruht darauf, dass Lernende ihre Schreibfähigkeit auch verbessern, wenn sie beobachten, wie andere Personen schreiben bzw. über das Schreiben nachdenken. Im Kontext des Schreibens nutzt die Lehrkraft die Methode des Modellierens, d.h. des didaktisierten, lauten Denkens, um den Lernenden zu zeigen, wie sie selbst beim Schreiben eines Textes vorgeht. Hierbei wird insbesondere auf coping models gesetzt (engl. to cope with sth.– etw. bewältigen), d.h. es werden auch Probleme, Änderungen oder Re-Evaluationen der Ideen beim Modellieren verbalisiert. Zudem ist auch eine positive Bestärkung der eigenen Leistung Teil des erfolgreichen Lernprozesses und sollte entsprechend beim Modellieren verbalisiert werden.
Die Arbeit mit Modelltexten, d.h. die vertiefte Auseinandersetzung mit optimalen und ausbaufähigen Texten. Durch den direkten Vergleich ist es für Kinder einfacher, Stärken und Schwächen der einzelnen Texte zu benennen und diese dann auch in ihren eigenen Texten zu erkennen. Sind einzelne Kriterien im eigenen Text im Gegensatz zum ausbaufähigen Modelltext erfüllt, verdeutlicht dies den Lernenden ihre bereits vorhandenen Kompetenzen, was zusätzlich motivierend wirken kann. Wenn die Lernenden hingegen noch Schwächen in ihrem eigenen Text erkennen, dient der Vergleich als Anregung und zeigt im Sinne guten Feedbacks, wie sich die Lücke zwischen Ist- und Soll-Zustand schließen lässt.
Der Einsatz von kriteriengeleiteten Feedbackbögen. Kriteriengeleitete Feedbackbögen fassen zusammen, was im konkreten Text enthalten sein soll, und können sich sowohl auf Texttiefen- als auch Textoberflächenmerkmale beziehen. Die Kriterien werden vor dem Hintergrund des Schreibziels also überschaubar und transparent und die Diagnose und Einschätzung von Lernendenleistungen damit einfach und objektiv. Ein kriteriengeleiteter Feedbackbogen kann so Lehrkräfte darin unterstützen, die Texte von Lernenden angemessen zu beurteilen. Kriteriengeleitete Feedbackbögen erleichtern allerdings nicht nur die Diagnostik, sondern können auch tatsächlich die Schreibleistungen von Lernenden verbessern. Zudem scheint sich die Arbeit mit kriteriengeleiteten Feedbackbögen auch positiv auf motivationale Aspekte des Schreibens auszuwirken. Positiv hervorzuheben ist, dass nicht nur Lehrkräfte, sondern auch Schülerinnen und Schüler Feedbackbögen nach Einübungsphasen – beim Peer- Feedback oder sogar eigenständig bei der Selbstkorrektur nutzen können.
Ein übergeordneter Baustein zur Förderung von Schreibkompetenz, Schreibmotivation und sozialer Partizipation ist der Einsatz kooperativen Lernens. Das Einbeziehen von Peers in den Schreibprozess ist nachweislich lernförderlich und kann zur Verbesserung der schriftlichen Leistung sowie der Schreibmotivation beitragen. Die Lernenden helfen sich hierbei gegenseitig beim Planen, Schreiben oder Überarbeiten von Texten. Dafür arbeiten sie beispielsweise gemeinsam mit Planungstabellen, bilden Schreibtandems oder geben sich gegenseitig Feedback mit Hilfe kriteriengeleiteter Feedbackbögen. Letzteres hat sich insbesondere auch für Zweitsprachlernende als wirksam erwiesen. Gibt es eine vorgegebene, begrenzte Anzahl an Kriterien für das Peer-Feedback, bleibt der Arbeitsaufwand für die Lernenden überschaubar und ihre Aufwandsbereitschaft steigt. Die Kriterien bzw. Leitfragen des Peer-Feedbacks sind dabei auf die Schreibaufgaben abgestimmt.
Zur Förderung der sozialen Partizipation wird zudem das „Montagsspiel“ gespielt. Zu Beginn jeder Woche zieht jedes Kind eine Bilderkarte. Jedes Bild kommt zweimal vor. Kinder mit dem gleichen Bild sind für diese Woche ein Paar und machen möglichst viel gemeinsam – z. B. bei Partnerarbeit oder Klassendiensten. Wenn möglich sind die beiden für diese Woche auch Sitznachbarn. Um sich (noch) besser kennenzulernen, füllen die Kinder miteinander einen Steckbrief aus.
Eine weitere Aktivität zur Unterstützung der sozialen Partizipation ist das Lob-Memory. In jeder Stunde werden zwei Kinder von der Lehrkraft durch ein Lob besonders hervorgehoben. Am Ende des Tages sollen sich die Kinder daran erinnern, wer gelobt wurde. Für jedes korrekt genannte Kind gibt es Punkte. Die Punkte werden über drei Wochen gesammelt. Am Ende der drei Wochen bekommen die ganze Klasse für die gesammelten Punkte einen Preis – z. B. Zeit für freies Spielen. Je mehr Punkte sie haben, desto länger ist die Spielzeit. Die Lehrkraft achtet natürlich darauf, dass alle Kinder in der Woche einmal gelobt werden.