“Wissen für morgen” - Münsteraner Chemiker an Summerschool für Wissenschaftler aus Subsahara-Afrika beteiligt
In den ersten beiden Oktoberwochen fand auf Mauritius ein Workshop für Doktoranden, Postdocs und junge Dozenten aus den Staaten des mittleren und südlichen Afrikas statt, an dem sich Hochschullehrer und Dozenten mehrerer Universitäten Deutschlands honorarlos beteiligten. Die Volkswagenstiftung finanzierte das Projekt im Rahmen der Initiative “Wissen für morgen” zur Förderung der Hochschullehre in den Staaten Subsahara-Afrikas. Die Teilnehmer kamen aus 11 afrikanischen Staaten, Mauritius wurde aufgrund der stabilen Infrastruktur als Veranstaltungsort ausgewählt. Die an der dortigen Universität bestehende Forschungsgruppe von Prof. Ramasami übernahm die lokale Organisation. Unter den Dozenten war Dr. Christian Mück-Lichtenfeld (Organisch-Chemisches Institut des Fachbereichs Chemie und Pharmazie). Er war verantwortlich für die während der gesamten zwei Wochen nachmittags stattfindenden praktischen Übungen am Laptop. Die Geräte wurden von weiteren Sponsoren finanziert und den Teilnehmern für die weitere Arbeit übereignet. Als Software wurden ausschließlich freie und für Akademiker kostenlose Programmpakete eingesetzt.
"Der Enthusiasmus und der Wille, Neues zu lernen, war bei allen Teilnehmern greifbar”, berichtet Dr. Mück-Lichtenfeld. “Es gibt unter diesen viele Wissenschaftler, die im Rahmen ihrer Arbeiten Computermethoden für chemische Fragestellungen einsetzen. Leider wird aber das Wissen über diese Methoden in den Curricula oft nur sehr oberflächlich vermittelt und die Anwendung geschieht oft ohne ausreichend fundiertes Verständnis der physikalischen und mathematischen Grundlagen. Genau hier setzte der von uns konzipierte Workshop an. Die diskutierten methodischen Konzepte wurden in passenden Übungen angewandt und veranschaulicht. Innerhalb von zwei Wochen wurden so die wichtigsten Grundlagen der molekularen Computerchemie theoretisch und praktisch behandelt.”
Die Inhalte bewegten sich dabei auf dem in Münster gängigen Niveau der Vorlesungen und Praktika des Bachelor- und teilweise des Masterstudiums Chemie. Das verlangte den Teilnehmern einiges ab - vielleicht gerade aus diesem Grund waren die zahlreichen Rückmeldungen ausnahmslos positiv. Mehrfach war vom "eye opener" die Rede und die Teilnehmer reisten hochmotiviert nach Ende des Workshops ab, um an ihren Heimatuniversitäten als Multiplikatoren zu versuchen, ähnliche Kurse zu etablieren und so in Lehre und Forschung an internationale Standards anzuknüpfen.
In den offenen Diskussionen über den Workshop und die Situation in Afrika wurde aber auch klar, dass dieser Weg nicht ohne Schwierigkeiten verlaufen wird. Computermethoden in der Chemie können besonders in spezifisch afrikanischen Forschungsgebieten wie der Malariaforschung oder der Umweltchemie wichtige Beiträge leisten, sind aber auf Resourcen wie Workstations und Hochleistungsrechenzentren angewiesen. Daran mangelt es vielerorts, ebenso an einer stabilen technischen Infrastruktur.