Martyriumsvorstellungen in Auseinandersetzung mit dem Gebot der Lebensbewahrung in Antike und Mittelalter
09. bis 11. Juni 2010
Diese Tagung wird von Dr. Sebastian Fuhrmann (Neutestamentliches Seminar) und Prof. Dr. Regina Grundmann (Professur für Judaistik, Centrum für Religiöse Studien) im Rahmen des Exzellenzclusters der Universität Münster veranstaltet.
Der Gedanke des Sterbens für eine Sache oder für andere (noble death, exemplum virtutis) war in der Vorstellungswelt des antiken Mittelmeerraums weit verbreitet. In Bezug auf Judentum, Christentum und Islam stellt sich das Problem, dass eine Selbsttötung oder ein Inkaufnehmen des Getötetwerdens im absoluten Gegensatz zu dem Gebot der Lebensbewahrung und zu dem Gebot "Du sollst nicht töten" steht.
Die interdisziplinäre Tagung wird der Frage nachgehen, welche sozio-kulturellen Bedingungen und geistesgeschichtlichen Einflüsse für die Entstehung und Entwicklung von Martyriumsvorstellungen in Judentum, Christentum und Islam in der Antike und im Mittelalter ausschlaggebend waren.
Darüber hinaus wird diskutiert, in welchen antiken Kulturen der Konflikt zwischen Selbsttötung oder Inkaufnehmen des Getötetwerdens und dem Gebot zur Lebensbewahrung eine Rolle spielt und wie dieser Konflikt reflektiert und literarisch gelöst wird. In übergreifender Perspektive wird untersucht, wie das Phänomen der freiwilligen Lebenshingabe in den jeweiligen historischen, religiösen und kulturellen Kontexten symbolisiert, verbalisiert und kommuniziert wird und wie die Grenzen zwischen Selbsttötung, Opfer, Glaubenszeugnis und Blutzeugenschaft gezogen werden.
Prof. Dr. Martin Leuenberger, Münster:
"Leben und sterben für Gott? Religions- und theologiegeschichtliche Perspektiven des alten Israel"
Prof. Dr. Heinz-Josef Fabry, Bonn:
"Der „Lehrer der Gerechtigkeit“ - eine Gestalt zwischen Ablehnung und Vollmacht.
Überlegungen zur frühjüdischen Rezeption der Leidensknechts-Thematik"
Prof. Dr. Jan Willem Van Henten, Amsterdam:
"Noble Death and Martyrdom in Antiquity"
Prof. Dr. Anna-Maria Schwemer, Tübingen:
"Die Zersägung des Propheten Jesaja"
Prof. Dr. Joseph Sievers, Rom:
"Widerstand und Ergebung in den Makkabäerbüchern"
Prof. Dr Folker Siegert, Münster:
"A very good thing to avoid. Die Einstellung des Josephus über das Martyrium"
Prof. Dr. Wolfgang Spickermann, Erfurt:
"Der brennende Herakles - Lukian von Samosata und Proteus-Peregrinus"
Prof. Dr. Alexander Arweiler, Münster:
"Der Tod als Argument - Erzählungen vom repräsentativen Sterben in Rom"
Prof. Dr. Rainer Thiel, Jena:
"Die Duplizität des Todes in der neuplatonischen Philosophie"
Dr. Jan-Peter Hartung, London:
"„Und tötet Euch nicht selbst!“ - Martyrium im Islam zwischen Heilsversprechen und Heilserwartung"
Prof. Dr. Karl E. Grözinger, Potsdam:
"Gründe und Grenzen für das Martyrium - Kiddusch Ha-Schem - im Judentum"
Prof. Dr. Hermut Löhr, Münster:
"Paulus als Vorbild des Sterbens im frühen Christentum"
Dr. Sebastian Fuhrmann, Münster:
"Leben verlieren und Leben finden Nachfolge und Martyrium in den Evangelien"
Prof. Dr. Boudewijn Dehandschutter, Leuven:
"Leben und/oder Sterben für Gott bei Ignatius und Polykarp"
Prof. Dr. Dagmar Börner-Klein, Münster:
"Mit Herz und Seele für Gott. Deuteronomium 6,5 in der Auslegung der Rabbinen"
Prof. Dr. Regina Grundmann, Münster:
"„Das ist die Tora, und das ist ihr Lohn!?“ Selbsttötung und Martyrium aus Sicht des rabbinischen Judentums"
Dr. Gottfried Reeg, Berlin:
"Das Bild des Märtyrers in der Geschichte von den Zehn Märtyrern und Midrash Ele Ezkera"
Prof. Dr. Giuseppe Veltri, Halle:
"Religionsgeschichtliche Betrachtungen zu Martyrium und Pikuach nefesh"