Symposium "Infrage gestellte Gewissheit"

Interreligiöses Symposium im Rahmen des Exzellenzclusters "Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und Moderne" der WWU Münster

28. und 29. November 2008

Projekte Gewissheit

Dieses Symposium wird von Prof. Dr. Jürgen Werbick (Seminar für Fundamentaltheologie), Prof. Dr. Sven Kalisch (Lehrstuhl für Religion des Islam, Centrum für Religiöse Studien), und PD Dr. Klaus von Stosch (Seminar für Fundamentaltheologie) im Rahmen des Exzellenzclusters der Universität Münster veranstaltet.

Das Projekt "Vergleichende Studie zu Strategien der Pazifizierung religiöser Geltungsansprüche" im Rahmen des Exzellenzclusters "Religion und Politik" greift die gegenwärtige Diskussion darüber auf, inwieweit religionsinterne Dispositionen für das Gewaltförmigwerden religiöser Traditionen verantwortlich sind. Im Vordergrund der Untersuchung steht die These, konkurrierende religiöse Wahrheitsansprüche müssten sich als gegeneinander gerichtet verstehen und auf Grund der daraus resultierenden politischen Dynamik den jeweils Anderen das Existenzrecht gewaltsam streitig machen.

In monotheistischen Religionen sind aber auch Strategien entwickelt worden, eigene Glaubensüberzeugungen nicht als gegen andere religiöse Überzeugungen gerichtet auszuformulieren, sondern sich aus religionsinternen Gründen positiv auf deren religiöse Geltungsansprüche zu beziehen. Voraussetzung dafür scheint es zu sein, dass religiöse Überzeugungen die Infragestellung durch andere Geltungsansprüche produktiv aufnehmen und nicht (nur) als Angriff auf die eigene Glaubensüberzeugung wahrnehmen. Wie verträgt Glaubensgewissheit die Verunsicherung oder das Infragegestelltwerden durch andere Glaubensüberzeugungen ohne sich – die infrage gestellte Gewissheit kompensierend – aggressiv gegen den Infragesteller zu wenden?

Der Titel des Symposium "Infrage gestellte Gewissheit" markiert die philosophischen und theologischen Grundsatzfragen, die das Projekt aufwirft: Wie verhalten sich existentielle und diskursive Vergewisserungen zueinander und wie kann man sich der Lehr- und Grundsätze seines Glaubens überhaupt sicher sein? Was bedeutet die "Hypothetisierung" in diskursiven Vergewisserungen für existentielle Vergewisserungen? Wie können existentiell-religiöse Vergewisserungen sich präzise auf die "Außenperspektive" beziehen, die ihr in anderen religiösen Überzeugungen, aber auch in diskursiven Problematisierungen der eigenen Identität begegnen?

Diese Fragen werden dialogisch von Vertretern aus dem christlichen und muslimischen Kontext auf dem Podium diskutiert. Das Symposium bietet den Rahmen für einen lebendigen interreligiösen Gedankenaustausch aller Teilnehmer.


Die Referenten und Themen im Überblick:


Prof. Dr. Reinhold Bernhardt, Basel:
"Gewissheitsdefizite als Fundamentalismusverstärker?"

Prof. Dr. Nasr Hamid Abu Zaid, Utrecht:
"Gewissheit? Was bedeutet dieser Begriff?"

Prof. Dr. Peter Strasser, Graz:
"Glauben, um zu wissen. Die Rechtfertigung religiöser Wahrheiten"

Shaykh Dr. Nedžad Grabus, Großmufti von Slowenien (leider ausgefallen):
"Gewissheit und Dialog"

Prof. Dr. Eilert Herms, Tübingen:
"Wahrheitsgewissheit und Gewaltverzicht"

Prof. Dr. Muhammad Machasin, Jakarta:
"Die Wahrheit des anderen anerkennen. Grundzüge einer islamischen Friedenstheologie"