Rituale des Lebens

Bildmotiv: Ikone, Bibelmuseum der Universität Münster, EKD lfd. Nr. 525/3
Bildmotiv: Ikone, Bibelmuseum der Universität Münster, EKD lfd. Nr. 525/3
© exc/nur design/Stefan Matlik

Der Mensch durchläuft im Leben verschiedene soziale Stufen. Die Übergänge zwischen diesen Stufen sind oft durch religiöse Vorstellungen und damit verbundene Handlungen geprägt, die am individuellen Körper durchgeführt werden. In vielen Gesellschaften geht der Übergang
zwischen bestimmten Stufen mit Ritualen der formalen Aufnahme – der so genannten "Initiation" – in die neue Lebensstufe einher. Initiationsprozesse oder -rituale existieren weltweit in verschiedenen Gesellschaften und Zeitaltern.

Es gibt viele religiös geprägte Initiationsrituale. So erlebt man es als Christ*in mit der Taufe, da man durch sie in den Kreis der Christenheit aufgenommen wird. In vielen Gesellschaften sind Beschneidung, Tätowierung, Brandmale oder das Rasieren der Haare Elemente von Initiationsritualen. In manchen Gesellschaften gibt es auch geheime Initiationsrituale. Als Beispiel dienen die Freimaurer, deren Aufnahmeritual selbst für Anwärter zunächst geheim ist. Aber es gibt auch weitere Initiationen, die man erst im Laufe des Lebens durchläuft. Dazu zählen beispielsweise die Erstkommunion im Katholizismus oder die Pilgerfahrt nach Mekka im Islam.

Das Ergebnis einer jeden Initiation – egal ob gesellschaftlich und/oder religiös geprägt – ist eine Veränderung des sozialen Standes des Individuums. Oft wird es zumindest vorübergehend vom vorherigen sozialen Umfeld und der Umgebung getrennt (zum Beispiel beim Schulabschluss). Initiationsprozesse fördern den Zusammenhalt einer (religiösen) Gesellschaft und verschaffen dem Individuum ein Zugehörigkeitsgefühl. Auch moderne Formen der Initiation behalten einige Funktionen bei, die diesen Ritualen in allen Gesellschaften zugrunde liegen: die Schaffung von Identität, die Integration in soziale Gruppen und die Betonung gemeinsamer Werte.