Entkörperlichung

Bildmotiv: Ba-Vogel, Gustav-Lübcke-Museum, Hamm, Inv. Nr. 1783
Bildmotiv: Ba-Vogel, Gustav-Lübcke-Museum, Hamm, Inv. Nr. 1783
© exc/nur design/Stefan Matlik

Körper und Seele beziehungsweise Geist werden als Einheit verstanden, können jedoch auch getrennt werden. Die Seele beziehungsweise der Geist kann den Körper verlassen, spätestens beim Tod. Doch auch zu Lebzeiten kann sich der Mensch durch religiöse Praktiken entkörperlichen und zu einem anderen Bewusstsein kommen. Eine Form der Entkörperlichung erlebt jeder Mensch: das Träumen. Er erlebt also eine Differenz zwischen seiner körperlichen Existenz und seinem phänomenalen Bewusstsein.

Praktiken wie Askese (Nahrungsverzicht), Meditation, Ekstase oder auch die Nutzung von Rauschmitteln können nicht nur dazu beitragen, die Bedürfnisse des Körpers auf ein Minimum zu reduzieren, um sich voll und ganz auf den Geist zu konzentrieren, sondern führen häufig auch zu einem tranceähnlichen Zustand. Dieser Zustand wird häufig genutzt, um mit Gottheiten oder übermenschlichen Wesen in Kontakt zu treten. Der menschliche Körper wird in vielen Fällen als Hindernis und Einschränkung für die Seele angesehen. Daher können die Rituale auch in Extremformen bis zum Tod führen (beispielsweis bei komplettem Nahrungsverzicht im indischen Jainismus).

Der Tod wird häufig als Befreiung der Seele angesehen. In vielen Kulturen und Religionen ist der Glaube an ein Weiterleben der Seele außerhalb des menschlichen Körpers stark, weshalb Grabbeigaben häufig dazu dienen, der Seele nach dem Tod ein möglichst komfortables (Übergangs-)Leben zu ermöglichen. Nach dem Tode führte man im traditionellen China die so genannte Zeremonie des Zurückrufens der Seele durch, erst danach begannen die eigentlichen Bestattungszeremonien. Während ein Teil der Seele beim Körper und damit im Grab verblieb, stellte man sich vor, dass ein anderer Teil die Reise in eine jenseitige Welt antrete.