Fachbeschreibung Altorientalistik
Das Fach „Altorientalistik“ bzw. „Altorientalische Philologie“ hat die Geschichte, Kultur und Sprachen des alten Vorderasien in der Zeit von ca. 3000 v. Chr. bis zum ausgehenden 1. Jahrtausend v. Chr. zum Gegenstand.
Geographisch umfassen die Forschungen zum Alten Orient vor allem die Regionen des antiken Mesopotamien (Irak), Syriens, Kleinasiens (mit den angrenzenden Gebieten des Kaukasus) sowie des heutigen Iran. Quellen der Altorientalistik sind die in verschiedenen Keilschriftsprachen abgefassten Texte unterschiedlichen Inhalts, zumeist auf Tontafeln oder als Steininschriften überliefert. Bei den entsprechenden Sprachen handelt es sich vor allem um Sumerisch, Akkadisch (Babylonisch-Assyrisch) und Hethitisch. Hinzu kommen weitere Keilschriftsprachen, wie Hurritisch, Urartäisch, Elamisch, Ugaritisch und Altpersisch.
Die überlieferten Texte geben u.a. Auskunft über Wirtschaft, Recht, Verwaltung, Sozial- und Herrschaftsstrukturen, Literatur, Religion und wissenschaftliches Denken der Gesellschaften des alten Vorderen Orients. Die „Altorientalische Philologie / Altorientalistik“ erschließt diese Quellen sowohl unter philologisch-linguistischem als auch unter kultur- und gesellschaftshistorischem Gesichtspunkt. Auch die Geschichte des Fachs selbst, die – hier vor allem mit der Fachrichtungsbezeichnung „Assyriologie“ verbunden – bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückreicht, ist im Kontext moderner Wissenschafts- und Gesellschaftsgeschichte zunehmend ein Untersuchungsgegenstand der Altorientalistik.
Zu erforschen und zu erkennen, wo die Wurzeln späterer Gesellschaften, nicht zuletzt auch der europäischen, liegen, ist für die interkulturelle Kommunikationsfähigkeit angesichts der gegenwärtigen weltpolitischen Vorgänge von großer Bedeutung.
Neben seiner Relevanz für die Geschichts-, Sprach- und Kulturwissenschaften ist es vor allem auch die bildungs- und kulturpolitische Komponente des Fachs Altorientalistik, die es im Rahmen der zunehmenden Ökonomisierung und Globalisierung im Kanon der modernen Wissenschaften unverzichtbar macht.