Ulrike Grossarth: Die Schule von Lublin
Die Tänzerin, Künstlerin, documenta-Teilnehmerin und bis 2018 Professorin (HfBK Dresden) Ulrike Grossarth (*1952) arbeitet seit 2006 an ihrem künstlerischen Projekt „Schule von Lublin“. In Performances, Ausstellungen und Einzelwerken setzt sie sich mit Lublins jüdischem Erbe auseinander und hinterfragt kulturhistorische Denk-, Sprach- und Darstellungstraditionen.
Bildlicher Ausgangspunkt dieser Recherchen ist das Fotoarchiv von Stefan Kiełsznia, das Straßenszenen aus den 1930er Jahren in Lublin, damals eines der bedeutendsten Zentren jüdischen Lebens in Europa, zeigt. Zunehmend bezieht sich Grossarth bei ihrer Arbeit aber auch auf chassidisch geprägte Schriften und Lehren, wie die des „Seher von Lublin“ genannten Jakob Jitzchak Horowitz (1745–1815). Ihre „Schule von Lublin“ versteht Grossarth metaphorisch als Denkschule und den Versuch, den üblichen Kanon aus Kunst- und Kulturbegriffen um Grundlagen aus jüdischen Denk- und Lehransätzen zu erweitern.
Lublin ist heute Partnerstadt Münsters. Im Zeichen dieser Partnerschaft gibt es eine lange Tradition des kulturellen Austauschs. Daher hat die WWU die Anregung der Stiftung Kunstfonds zu diesem Kooperationsprojekt gerne aufgenommen. Im Sommer wird in einem gemeinsamen Praxisseminar des Instituts für Kunstgeschichte und des Instituts für Jüdische Studien der WWU das Anliegen Grossarths, neue Ansätze zum Umgang mit Begrifflichkeiten und Bildtraditionen bei der Darstellbarkeit jüdischen Lebens zu formulieren, diskutiert werden. Die Studierenden begleiten den Aufbau der Ausstellung „Die Schule von Lublin“ und erstellen begleitende Materialien. Eine die Ausstellung ergänzende Ringvorlesung behandelt Migration und kulturelle Dynamiken in der jüdischen Geschichte mit besonderem Fokus auf Migrationsbewegungen zwischen Polen und Deutschland.