Grünes Licht für drei Sonderforschungsbereiche
Die Westfälische Wilhelms-Universität Münster (WWU) verbucht einen dreifachen Erfolg: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) stellt insgesamt rund 32 Millionen Euro für drei Großprojekte zur Verfügung, die an der WWU angesiedelt sind beziehungsweise an denen sich WWU-Wissenschaftler beteiligen: In der Biologie wird ein neuer Sonderforschungsbereich (SFB) zur Zellforschung eingerichtet – Sprecher des Projekts „Dynamische zelluläre Grenzflächen“ (SFB 1348) ist Prof. Dr. Christian Klämbt vom Institut für Neuro- und Verhaltensbiologie. An einem zweiten bewilligten Vorhaben aus dem Bereich Biologie – einem Transregio-Sonderforschungsbereich zum Thema „das Individuum und seine ökologische Nische“ (SFB-TRR 212) – sind unter anderem der Evolutionsbiologe Prof. Dr. Joachim Kurtz als stellvertretender Sprecher sowie der Verhaltensbiologe Prof. Dr. Norbert Sachser beteiligt. Sprecher ist Prof. Dr. Oliver Krüger von der Universität Bielefeld. Den dritten Erfolg verbuchen die Chemiker der WWU: Der SFB 858 "Synergetische Effekte in der Chemie" mit Sprecher Prof. Dr. Armido Studer wurde um weitere vier Jahre verlängert, wie die DFG am Montag (27. November) bekannt gab.
Insgesamt richtet die DFG 15 neue SFB ein und stellt dafür 133 Millionen Euro für vier Jahre zur Verfügung. Hinzu kommt eine 22-prozentige Programmpauschale für indirekte Kosten aus den Forschungsprojekten. 21 laufende SFB wurden um eine weitere Förderperiode verlängert.
„Dass die WWU mit gleich drei Projekten erfolgreich war, ist eine große Auszeichnung – ein erneuter Beleg dafür, dass unsere Wissenschaftler international auf höchstem Niveau forschen“, unterstreicht Rektor Prof. Dr. Johannes Wessels.
Im Fokus des SFB 1348 „Dynamische zelluläre Grenzflächen: Bildung und Funktion“ stehen die Schnittstellen zwischen einzelnen Zellen. Spezielle molekulare Strukturen dort ermöglichen den Zusammenhalt und die Kommunikation der Zellen untereinander und regulieren so die Form und die Funktion der Zellen. Diese „molekularen Plattformen“ haben im Organismus eine zentrale Bedeutung bei der zeitlichen und räumlichen Steuerung der Zelldifferenzierung und der Gewebeentwicklung – nicht nur beim Wachstum eines Organismus, sondern beispielsweise auch bei der Wundheilung und bei Entzündungsprozessen. Die Wissenschaftler wollen die molekularen Mechanismen dieser Schnittstellen verstehen und deren Bedeutung für die unterschiedlichen Gewebe und den Organismus untersuchen. Für die Forschungen werden in einzigartiger Weise verschiedene hochmoderne mikroskopische Verfahren mit biochemischen, zellbiologischen und genetischen Methoden kombiniert.
Der SFB 1348 vereint Wissenschaftler aus den Fachbereichen Biologie, Chemie und Medizin und aus dem Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin. Die DFG fördert das Vorhaben in den nächsten vier Jahren mit etwa 12 Millionen Euro.
Der SFB-TRR 212 mit dem Kurznamen „NC³“ verknüpft die Teildisziplinen Verhaltensbiologie, Ökologie und Evolutionsbiologie. Sein Ziel: Zeigen, wie es Lebewesen individuell gelingt, sich an ihre Umwelt anzupassen und so ihre eigene ökologische Nische zu finden und zu nutzen. Die DFG fördert die neue Forschungseinrichtung ab Januar 2018 für vier Jahre mit insgesamt rund 8,5 Millionen Euro. Dem Forschungsverbund gehören neben Wissenschaftlern aus Verhaltensforschung, Ökologie und Evolutionsbiologie auch Wissenschaftler aus Disziplinen wie Philosophie, Statistik und Theoretischer Biologie an. Der vollständige Projekttitel lautet „Eine neue Synthese zur Individualisation für die Verhaltensforschung, Ökologie und Evolution: Nischenwahl, Nischenkonformität, Nischenkonstruktion“.
Die Wissenschaftler im SFB 858 „Synergetische Effekte in der Chemie – Von der Additivität zur Kooperativität“ untersuchen, wie Molekülbausteine in chemischen Reaktionen gemeinsam und gleichzeitig chemische Umwandlungen beeinflussen. Sie vergleichen diese sogenannte kooperative Wirkungsweise mit dem herkömmlichen Reaktionsprinzip, bei dem die einzelnen Aktivierungsschritte aufeinanderfolgen ("Additivität"). Ihr Ziel ist es, chemische Prozesse zur Herstellung von Materialien und Wirkstoffen durch kooperative Effekte effizienter, ökonomischer und umweltfreundlicher zu gestalten. Der SFB 858 wurde 2010 eingerichtet. Für die nun bevorstehende Förderperiode stellt die DFG etwa 11,3 Millionen Euro zur Verfügung.
Sonderforschungsbereiche sind auf die Dauer von bis zu zwölf Jahren angelegte fächerübergreifende Forschungseinrichtungen der Hochschulen, die durch die DFG gefördert werden. Sie ermöglichen die Bearbeitung innovativer und anspruchsvoller Forschungsvorhaben. Insgesamt gibt es nun neun Sonderforschungsbereiche (SFB/TRR), die an der WWU angesiedelt sind oder die hochschulübergreifend unter der Federführung von WWU-Forschern arbeiten. An weiteren vier hochschulübergreifenden SFB sind Wissenschaftler der WWU beteiligt.