Empfehlungen zum Umgang mit virtueller Finanzkriminalität
Zum Abschluss des an der Universität Münster koordinierten Projektes "BITCRIME" zur virtuellen Finanzkriminalität geben Wissenschaftler der Politik erste Handlungsempfehlungen. So sei zum Beispiel der Vorschlag der Europäischen Kommission (EU), die konventionelle Geldwäscheprävention auf virtuelle Kryptowährungen zu übertragen, nicht geeignet, der Finanzkriminalität im weltweiten Netz Herr zu werden, betonte die Projektkoordinatorin, Juristin Dr. Paulina Pesch, vom Institut für Wirtschaftsinformatik. "Die Vorschläge schränken die Nutzer zu stark in ihren Grundrechten ein. Zudem sind sie nicht effektiv."
Das Forscherteam um Paulina Pesch und BITCRIME-Leiter Prof. Dr. Rainer Böhme empfiehlt stattdessen, den Annahmestellen wie Handelsbörsen für sogenannte virtuelle Kryptowährungen zu verbieten, aus illegalen Aktivitäten herrührende Zahlungen anzunehmen. Begründen lässt sich das damit, dass sich die Herkunft von Bitcoins gar nicht verschleiern lasse, da alle Transaktionsflüsse in der fortlaufend aktualisierten öffentlichen Blockchain nachvollziehbar seien. "Unser Ansatz zielt darauf, Kriminellen die Vorteile ihrer Taten zu entziehen", so der Leiter des Projekts Prof. Dr. Rainer Böhme.
Bitcoins sind die bekannteste virtuelle Kryptowährung. Derzeit sind Einheiten im Wert von rund zwölf Milliarden Euro im Umlauf, und ihre Verwendung nimmt stetig zu. Nutzer können eine beliebige Zahl pseudonymer Konten anlegen, ohne sich gegenüber einer zentralen Stelle identifizieren zu müssen. Das macht virtuelle Kryptowährungen auch für Kriminelle attraktiv. Ransomware, eine aktuelle und bedrohliche Spielart der Internet-Kriminalität, nutzt häufig Bitcoin zur Abwicklung von Lösegeldzahlungen. Die Zahlungen erpresst diese Art von Schadsoftware unter Androhung von Datenverlust.
Da es bislang an effektiven Strategien zu Ermittlung und Regulierung fehlte, hat das deutsch-österreichische Forschungsprojekt BITCRIME – finanziert von der deutschen und österreichischen Regierung – neue Verfolgungs- und Präventionskonzepte erarbeitet. Am Dienstag, 17. Januar, präsentieren die Forscher in Wien ihre Ergebnisse. Das Gesamtprojektvolumen lag bei 2,4 Millionen Euro und wurde mit Mitteln des deutschen Bundesministeriums für Bildung und Forschung (rund 1,5 Millionen Euro) und des österreichischen Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (rund 500.000 Euro) gefördert.