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Münster (upm/ch; Uni Bern/Senckenberg)
Wiesen-Salbei in einem Halbtrockenrasen im Untersuchungsgebiet Schorfheide-Chorin in Brandenburg. Halbtrockenrasen sind nährstoffarme Lebensräume, die sich durch eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten auszeichnen.© WWU/Valentin Klaus
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Mehr als 300 Forscher zeigen: Artenvielfalt nutzt dem Menschen

Je mehr Leben in der Wiese, desto besser

Der Mensch profitiert von den Dienstleistungen, die die Natur kostenlos erbringt. Dabei gilt: Je mehr es wimmelt, kreucht und fleucht, desto besser. Das ist das Ergebnis einer Studie zur Artenvielfalt in Graslandschaften, an der mehr als 300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beteiligt waren. Ein artenreiches und von vielen Individuen aus allen Ebenen der Nahrungskette bevölkertes Ökosystem erbringt die umfangreichsten Ökosystemdienstleistungen, berichten die Forscher in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Nature". Zu den 14 untersuchten Ökosystemdienstleistungen gehören Nährstoff- und Kohlenstoffspeicherung, Bestäubung, Schädlingskontrolle, Biomasseproduktion sowie der Nutzen als Erholungsraum.

Welchen Einfluss die schwindende Artenvielfalt auf die natürlichen Dienstleistungen hat, wurde bislang nur anhand einzelner leicht zu untersuchender "trophischer Gruppen" studiert. Als trophische Gruppen oder trophische Ebenen bezeichnen Fachleute Organismen, die ihre Energie in ähnlicher Weise gewinnen. Die Nahrungsnetze in komplexen Ökosystemen wie einer Wiese setzen sich aus verschiedenen trophischen Gruppen zusammen, beispielsweise grüne Pflanzen, Pflanzenfresser und Zersetzer. Das internationale Forscherteam um Dr. Santiago Soliveres von der Universität Bern in der Schweiz untersuchte erstmals alle Ebenen entlang einer Nahrungskette in natürlichen Graslandökosystemen mit unterschiedlicher Biodiversität und Landnutzungsintensität. An der Studie beteiligt sind Prof. Dr. Norbert Hölzel, Dr. Till Kleinebecker und Dr. Valentin Klaus vom Institut für Landschaftsökologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU).

Jede Ökosystemdienstleistung ist von mindestens drei Gruppen der Nahrungskette abhängig, so ein Fazit. Je vielfältiger die Arten innerhalb der Gruppe sind, desto zuverlässiger wird die Ökosystemdienstleistung erbracht. Außerdem beeinflusst jede einzelne Gruppe mindestens eine Ökosystemdienstleistung. Die Studie belegt zudem, wie wichtig auch vermeintliche Schädlinge und unscheinbare Dienstleister sind. So wirken Insekten als Bestäuber, und Bodenorganismen erhöhen die Bodenfruchtbarkeit durch Zersetzung und den Rückhalt von Nährstoffen wie Stickstoff und Phosphor. "Die Ergebnisse zeigen, dass es für den Menschen wichtig ist, artenreiche Ökosysteme zu erhalten. Wir müssen beim Naturschutz an alle Organismen denken, auch an sogenannte Unkräuter und vermeintlich nutzlose Insekten, wenn wir von den Ökosystemen in möglichst vielfältiger und nachhaltiger Weise profitieren wollen", betont Norbert Hölzel.

Die Wissenschaftler sammelten Daten zu insgesamt 4600 Tier- und Pflanzenarten aus neun Gruppen der Nahrungskette, darunter auch bislang eher vernachlässigte Artengruppen wie Pilze und Mikroorganismen, die den Boden beleben. Sie erhoben die Daten auf 150 Grünlandflächen in Deutschland, die in unterschiedlichem Ausmaß landwirtschaftlich genutzt werden. Alle Untersuchungsflächen sind Teil der sogenannten Biodiversitäts-Exploratorien. Die Erforschung dieser Regionen wird als Verbundprojekt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert. Die Flächen liegen nördlich von Berlin, im Westen Thüringens sowie in Baden-Württemberg. Die münsterschen Landschaftsökologen sind seit 2009 an der Erforschung der Biodiversitäts-Exploratorien beteiligt. Vor allem untersuchten sie Pflanzen, beispielsweise im Hinblick auf Diversität, Nährstoffgehalt und Futterwert.

 

Originalveröffentlichung:

Soliveres S. et al. (2016): Biodiversity at multiple trophic levels is needed for ecosystem multifunctionality. Nature Published online 17 August 2016; doi:10.1038/nature19092

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