Plastik aus Algen
Algen als Rohstofflieferanten – um diese Zukunftsvision geht es in einem neuen, von der Europäischen Kommission geförderten Forschungsprojekt. "SPLASH", so der Titel, soll das Wissen, die Werkzeuge und die Technologien liefern, um Kunststoffe aus Grünalgen zu gewinnen. Die EU-Kommission stellt insgesamt rund 9 Millionen Euro für vier Jahre zur Verfügung. Davon gehen 450.000 Euro an die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Michael Hippler am Institut für Biologie und Biotechnologie der Pflanzen der Universität Münster.
"Das Projekt stellt uns vor eine Herausforderung. Der Charme der Idee ist, dass wir mit den Algen eine erneuerbare Rohstoffquelle hätten und nicht mehr auf Ölprodukte für die Kunststoffherstellung angewiesen wären", betont Michael Hippler. Die Forscher wollen eine einzellige Grünalgen-Art einsetzen. "Solche Algen haben den Vorteil, dass man keine landwirtschaftlich nutzbaren Flächen beansprucht und somit nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion tritt."
Die Abkürzung "SPLASH" steht für "Sustainable Polymers from Algae Sugars and Hydrocarbons. Das Projekt umfasst die gesamte Prozesskette. Die Forscher wollen die Grünalgen mit biotechnologischen Methoden zunächst so optimieren, dass sie die benötigten Kohlenwasserstoffe und Polysaccharide ("Vielfachzucker") produzieren, also die Ausgangsstoffe für die Kunststoff-Produktion. Aus den Zuckern könnten sie Polyester herstellen, wie sie beispielsweise für die Herstellung von Textilfasern oder Folien eingesetzt werden. Aus den Kohlenwasserstoffen entstehen Polyolefine. Solche Kunststoffe können für die Herstellung von Verpackungen, aber beispielsweise auch für Plastikspielzeug genutzt werden. Die Forscher wollen prüfen, inwieweit Produkte aus den Algen-Rohstoffen hergestellt werden können, beispielsweise Fasern für Garne, Seile und Netze. Marktanalysen und Tests zur Umweltverträglichkeit sind Teil des Forschungsprojekts.
Die Arbeitsgruppe von Michael Hippler wird unter anderem molekulargenetische Analysen und vergleichende Protein-Untersuchungen durchführen. Insgesamt sind 20 Partner an dem Projekt beteiligt – Unternehmen, Universitäten und andere Forschungseinrichtungen. Die Projektleitung liegt bei dem niederländischen Forschungsinstitut "Food & Biobased Research" am "Wageningen University & Research Centre". Das Projekt wird im Rahmen des siebten EU-Forschungsrahmenprogramms finanziert.