Alfried-Krupp-Förderpreis für Prof. Dr. Benedikt Wirth
Großer Erfolg für einen münsterschen Mathematiker: Prof. Dr. Benedikt Wirth von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) ist Träger des Alfried-Krupp-Förderpreises für junge Hochschullehrer 2014. Unter den 55 Kandidaten, die Universitäten und Forschungseinrichtungen aus ganz Deutschland für den Preis vorgeschlagen hatten, war Benedikt Wirth mit 31 Jahren der jüngste. Das Kuratorium der "Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung" beschloss einstimmig, ihm den mit einer Million Euro dotierten Preis für Nachwuchswissenschaftler zuzuerkennen, wie die Stiftung heute (24. Juni) bekannt gab.
"Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung - und ich bin auch ein bisschen stolz. Der Preis gibt mir die Möglichkeit, eine eigene Forschungsgruppe aufzubauen und mich neuen Forschungsfragen zu widmen", betont Benedikt Wirth. "Wichtig ist aber auch die damit verbundene Verantwortung, meinerseits den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern."
Benedikt Wirth lehrt und forscht seit Oktober 2013 an der Universität Münster im Institut für Numerische und Angewandte Mathematik. Er beschäftigt sich mit der mathematischen Untersuchung von Formen in den Lebens- und Ingenieurwissenschaften – ein Bereich, an dem das wissenschaftliche Interesse stetig wächst. Beispielsweise kann die Form eines Organs oder einer Pflanze Aufschluss geben über Abnormitäten oder den Gesundheitszustand. Die Form eines mechanischen Bauteils bestimmt seine Stabilität, und Roboter können anhand der Form Objekte erkennen. Als Grundlage für solche Anwendungen müssen mathematische Modelle und Methoden entwickelt werden. Eine typische Fragestellung ist etwa, ob und wie ein Durchschnitt aus mehreren Formen gebildet werden kann, zum Beispiel eine Durchschnittsform der menschlichen Anatomie. Andere Aufgaben bestehen in der Quantifizierung von Formveränderung oder der Ermittlung der optimalen Form einer Ingenieurstruktur.
Benedikt Wirth benutzt bei seiner Arbeit Werkzeuge aus verschiedenen mathematischen Gebieten, von der Theorie mathematischer Strukturen bis hin zur praktischen Implementierung und Berechnung von Lösungen am Computer. Ein wichtiges Instrument ist die sogenannte Variationsrechnung, die sich mit der Theorie von Optimierungsproblemen beschäftigt.
Die praktische Relevanz der Untersuchung von Formen stehe außer Frage, so die Stiftung. Bis zur routinemäßigen Anwendung der in diesem Bereich entwickelten Methoden bestehe jedoch noch hoher Forschungsbedarf, zu dem Wirth und seine Arbeitsgruppe wichtige Beiträge lieferten.
Zur Person: Benedikt Wirth
Benedikt Wirth, geboren 1982 in Kiel und dort sowie am Niederrhein aufgewachsen, begann während seines Wehrdienstes 2001 mit dem Studium der Mathematik und Informatik an der Fern-Universität Hagen. Parallel dazu schrieb er sich 2002 im Fach Maschinenbau an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen ein, wo er 2007 als Diplomingenieur abschloss. Die Studienzeit in Deutschland unterbrach Wirth für einen Auslandsaufenthalt in England. An der Universität Oxford studierte er von 2004 bis 2005 Angewandte Mathematik und erwarb dort den Master of Science. Letzte Station seiner akademischen Ausbildung war die Universität Bonn, wo er 2010 nach einem dreijährigen Promotionsstudium am Institut für Numerische Simulation zum Doktor der Naturwissenschaften promoviert wurde. Nach Forschungs- und Lehraufenthalten in Bonn, Graz und am namhaften Courant Institute der New York University wurde Wirth 2013 an die Universität Münster berufen.
Bereits während seines Studiums wurde Benedikt Wirth mit verschiedenen Preisen und Stipendien ausgezeichnet, unter anderem durch die Studienstiftung des deutschen Volkes und Stipendien an den Universitäten Oxford und Bonn. Für seine Promotion erhielt er den Promotionspreis der Universitätsgesellschaft Bonn sowie den Hausdorff-Gedächtnispreis der Bonner Mathematik.
Benedikt Wirth ist verheiratet und hat einen zweijährigen Sohn.
Alfried Krupp-Förderpreis für junge Hochschullehrer
Der Alfried Krupp-Förderpreis wird seit 1986 jährlich für Nachwuchswissenschaftler ausgeschrieben, die in den Bereichen Natur- und Ingenieurwissenschaften eine Erstprofessur an einer deutschen Hochschule innehaben. Er gehört zu den am höchsten dotierten Preisen für den wissenschaftlichen Nachwuchs und wurde bisher an 33 herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler vergeben, darunter von der WWU Prof. Dr. Frank Glorius und Prof. Dr. Gerhard Erker (beide Chemie). Die mit einer Million Euro dotierte Auszeichnung soll die Preisträger während eines Zeitraums von fünf Jahren in die Lage versetzen, sich unabhängig von öffentlichen Geldern ein verbessertes Arbeitsumfeld zu schaffen und damit ihre Arbeit in Forschung und Lehre voranzutreiben.