"Künftigen Krankheitsausbrüchen besser begegnen"
Grünes Licht für Runde zwei: Der Koordinationsstandort Münster der "Nationalen Forschungsplattform für Zoonosen" erhält vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in den nächsten drei Jahren rund 600.000 Euro. Damit starten die Münsteraner jetzt in die zweite Förderperiode der Vernetzung von Forschungen zu zoonotischen Infektionskrankheiten, also Erkrankungen, die von Tieren auf Menschen übertragen werden – oder umgekehrt. Zoonosen rufen bei Menschen immer wieder Krankheitsausbrüche mit zum Teil globalem Ausmaß hervor. Die sogenannte Schweinegrippe oder die EHEC-Epidemie sind bekannte Beispiele.
Gegenüber der ersten Phase, die 2009 angelaufen war, entspricht die aktuelle Förderung einer Erhöhung der finanziellen Ausstattung um 40 Prozent. "Wir sehen dies auch als Anerkennung des bisherigen Erfolgs unserer Arbeit", betont der Leiter der Geschäftsstelle, Virologe Prof. Dr. Stephan Ludwig von der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU). Die Forschungsplattform ist ein Informations- und Servicenetzwerk für alle in Deutschland aktiven Arbeitsgruppen im Bereich der Zoonosenforschung. Sie hat über 400 Mitglieder und vereint elf Forschungsverbünde unter ihrem Dach. Wissenschaftler aus verschiedenen Fachdisziplinen, darunter Tier- und Humanmedizin sowie Biologie, solche Krankheiten gemeinsam, um der komplexen Problematik gerecht zu werden. Münster ist der Hauptstandort der Geschäftsstelle; neben Leiter Stephan Ludwig gehören die Biologin Dr. Friederike Jansen und Isabell Schmidt zum Team. Ableger der Geschäftsstelle gibt es in Berlin und auf der Insel Riems nahe der Hansestadt Greifswald.
"Münster ist ein Zentrum der vernetzten Infektionsforschung. Wir haben viele Wissenschaftler, die im Bereich der Zoonosen arbeiten", erklärt Stephan Ludwig. Unter dem Dach der Zoonosenplattform werden mit dem "FluResearchNet" und dem Verbund "MedVetStaph" zwei Zoonosen-Forschungsnetzwerke von Münster aus koordiniert. Zudem ist das Institut für Hygiene der Medizinischen Fakultät der WWU maßgeblich an dem Forschungsverbund "FBI-Zoo" beteiligt, der ebenfalls unter dem Dach der Zoonosenplattform arbeitet. Das Institut für Hygiene als Mitglied der Plattform erlangte im vergangenen Jahr große mediale Aufmerksamkeit, da dort unter der Leitung von Prof. Dr. Helge Karch der EHEC-Erreger identifiziert wurde.
"Wir haben die Vernetzung von Veterinär- und Humanmedizin durch die Forschungsplattform maßgeblich vorangetrieben", zieht Stephan Ludwig Zwischenbilanz. "Nicht nur der jährliche von der Geschäftsstelle organisierte bundesweite Kongress zum Thema Zoonosenforschung hat zum Erfolg der ersten Förderphase beigetragen. Auch zahlreiche Expertentreffen und die verstärkte Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Fachgesellschaften haben dabei eine Rolle gespielt."
In der neuen Förderperiode werden die Forscher die Internationalisierung ihrer Aktivitäten vorantreiben. Zudem soll die Netzwerkstruktur auf den Bereich der klinischen Infektiologie ausgedehnt werden. Die Einbeziehung von Doktoranden soll die Nachwuchsförderung stärken. Stephan Ludwig betont: "So besteht die Chance, den Herausforderungen zukünftiger Krankheitsausbrüche besser zu begegnen.".