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Münster (upm/bea)
Lisanne Marschall fräst in der Feinmechanischen Werkstatt unter Anleitung von Herbert Heemann ihren ersten Würfel.<address>© WWU - Vieler</address>
Lisanne Marschall fräst in der Feinmechanischen Werkstatt unter Anleitung von Herbert Heemann ihren ersten Würfel.
© WWU - Vieler

Fräsen ist nicht nur Männersache

Mehr als 100 Mädchen und Jungen beteiligen sich am Girls’ Day der WWU

Ganz langsam zieht Lisanne Marschall den Hebel zu sich. Der Bohrer der Fräsmaschine nähert sich dem gebürsteten Edelstahlwürfel. Noch ein kleines Stückchen, und feine Metallspäne spritzen durch die Gegend. "Weiter, weiter, bis es nicht mehr geht", sagt Herbert Heemann und schaut Lisanne ermutigend an. Die Schülerin drückt den Hebel bis nach unten durch. Der Feinmechaniker-Meister zückt eine kleine Luftpistole - das erste Loch im Würfel wird sichtbar. "Das ist ja gar nicht so schwer", sagt Lisanne und betrachtet stolz ihr Werk. Zusammen mit ihrer Freundin Kimberly Clephas ist die 13-jährige Schülerin am Girls' Day zum ersten Mal in der Feinmechanischen Werkstatt des Physikalischen Instituts an der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU). Wie Lisanne und Kimberly schnupperten am Donnerstag, 22. April, mehr als 100 Mädchen und Jungen an der WWU in die verschiedensten Berufsbilder. In acht unterschiedlichen Einrichtungen ließen sie sich von Mitarbeitern der Universität ihren Arbeitsalltag erklären.

Clara Determann und Ulla Pebesma versuchen derweil ihr Glück beim Geocaching. Den Blick starr auf ein kleines schwarzes GPS-Gerät gerichtet, irren sie durch den Park an der Weseler Straße. "Das Ding spinnt", sagt Ulla, während sie sich energisch eine Haarsträhne hinter das Ohr klemmt. Egal, welche Richtung die beiden Gymnasiastinnen der Annette-Schule einschlagen, der rote Pfeil auf dem Display kommt nicht zur Ruhe. Die Mädchen haben sich am Girls' Day der WWU bewusst für den Bereich Geoinformatik entschieden. "Mein Vater arbeitet hier, und ich wollte mal einen Einblick in seinen Beruf bekommen", erklärt Ulla Pebesma. Denise Paradowski freut sich über das Interesse. Die Mitarbeiterin des Instituts weiß aus eigener Erfahrung, dass Frauen in diesem Bereich Mangelware sind: "Es fangen 20, 30 Studenten pro Semester an, aber es sind maximal zwei, drei Mädchen dabei".

Während sich die Geocacherinnen weiter durch den Park von Station zu Station hangeln und zwischen Bäumen und Sträuchern ihre Koordinaten suchen, geht es im Sonderforschungsbereich 656 "Molekulare kardiovaskuläre Bildgebung" (SFB MoBil) rein wissenschaftlich zu. In weißen Kitteln stehen die Mädchen um einen Holztisch und untersuchen die Radioaktivität von Schmuck, Vasen, Schalen und Pottasche mit einem Geiger-Müller-Zähler. Dass dabei Pottasche einen höheren Wert erlangt als ein Silberkettchen, überrascht alle. Doch nicht nur Mädchen kamen beim Sonderforschungsbereich 656 auf ihre Kosten. Zehn Jungen untersuchten beim "Münsteraner Jungentag" im histologischen Labor Herzgewebe anhand verschiedener Färbungen. "Nervig sind nur die Handschuhe, die wir die ganze Zeit tragen", sagt Cedric Steeg. Der Zwölfjährige pellt jeden einzelnen Finger aus der dünnen Latexschicht. "Es ist warm, schwitzig und stinkig", sagt der Gymnasiast, bevor er noch einen letzten Blick durch das Mikroskop wirft.

Insgesamt 30 Plätze vergab auch das Institut für Sportwissenschaften an Jungen. Zusammen mit den Mädchen konnten sie ihre Kraftverteilung in einem Parcours unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan Panzer austesten. Wie funktioniert ein Bibliothekscomputer? Dieser Frage stellten sich die jungen Teilnehmerinnen am Girls' Day im Bereich "Digitale Dienste" in der Universitäts- und Landesbibilothek (ULB). Sie nahmen einen Computer auseinander und schauten hinter die Kulissen der größten Bibliothek in Münster. Einblicke in Labore und Versuche gab es auch in der Physik. Der Fachbereich, der sich vor sieben Jahren erstmals mit 15 Plätzen am Girls' Day beteiligte, stellte sich zudem bereits am Montag mit seinem Experimetierlabor (MExLab) beim Mädchen-Zukunftstag des Landtags in Düsseldorf vor. Ausgezeichnet als eines der besten Schülerlabore, präsentierten die Mitarbeiter unter anderem den Laser-DJ.