
Psychologie der Persönlichkeit
Prof. Dr. Stefan Schmukle hat im Wintersemester als neuer Leiter der Abteilung Psychologische Diagnostik am Psychologischen Institut I der Universität Münster die Nachfolge von Prof. Dr. Hanko Bommert angetreten. Schmukles Forschungsgebiete sind die Persönlichkeitspsychologie und die Psychologische Diagnostik.
Im Mittelpunkt seiner Forschungsarbeit
steht dabei vor allem die Entwicklung indirekter Testverfahren zur Messung von
Persönlichkeitseigenschaften. Im Unterschied zu den üblicherweise verwendeten
Fragebögen erfassen indirekte Verfahren die Persönlichkeit, ohne dass die
Testperson sich selbst einschätzen oder beschreiben muss. Auf diese Weise
können auch Aspekte der Persönlichkeit erfasst werden, die der bewussten
Wahrnehmung nur schwer zugänglich sind.
So erkundet Schmukle mit dem "Impliziten
Assoziationstest", welche Eigenschaften eine Person unwillkürlich mit sich
selbst verbindet - zum Beispiel, ob der Betreffende mit seinem Ich eher Angst
oder Gelassenheit assoziiert. Das Ergebnis: Auf assoziativem Wege lässt sich
tatsächlich ein einigermaßen zuverlässiger Kennwert für die Ängstlichkeit eines
Menschen ermitteln. Weitere Erkenntnis: Oft erweist sich jemand, der sich im
Persönlichkeitsfragebogen noch als „unerschrockene Person" schilderte, insgeheim
in seinen Assoziationen als ziemlich ängstlich - und umgekehrt.
Prof. Schmukle erforschte auch, dass
Freundschaften nicht notwendigerweise bewusst geschlossen werden, sondern auch
ganz zufällig entstehen können. Das brachte ein Versuch mit Erstsemestern ans
Tageslicht: Erstaunlicherweise beeinflusste die einmalige und zufällige
Sitzposition im Hörsaal zum Zeitpunkt des ersten Kennenlernens die Entwicklung
der Freundschaften in den kommenden Monaten. Auch konnte Prof. Schmukle zeigen,
dass die Wahl der E-Mail-Adresse den ersten Eindruck durch andere Personen
maßgeblich beeinflussen kann. Interessanterweise stimmten diese Eindrücke zu
einem gewissen Ausmaß auch mit den tatsächlich gemessenen
Persönlichkeitseigenschaften überein.
Der 38-jährige Psychologe, der vor seinem Wechsel an die WWU an den Universitäten Freiburg, Aberdeen/Schottland, Mainz und Leipzig tätig war, will sich in Münster bei der Evaluation der Lehre im Fachbereich engagieren. Am Psychologischen Institut der WWU schätzt er das gute Verhältnis zwischen Studierenden und Dozenten.
Bei seinem ersten Besuch der Stadt Münster verwechselte der gebürtige Freiburger die Lambertikirche mit dem Dom. Außerdem stellte er überrascht fest, dass hier in den Bussen jeder Fahrgast bereits vom Busfahrer kontrolliert wird und die Busse verhältnismäßig langsam durch die Domstadt fahren. In seiner Freizeit geht Prof. Schmukle gerne in die Oper und liebt alles von Verdi, vor allem La Traviata und Aida.