"Einzigartig in seiner Exzellenz"
"Für mich persönlich ist die Bibel das wichtigste Buch, das ich kenne." Und so war es für Bundespräsident Prof. Dr. Horst Köhler eine besondere Freude, am heutigen Mittwoch (9. Dezember) am Festakt zur Feier des 50-jährigen Bestehens des Instituts für Neutestamentliche Textforschung (INTF) der Universität Münster teilzunehmen. Obwohl Horst Köhler eigentlich keine Nebenämter hat, ist er Vorsitzender des Kuratoriums der Hermann-Kunst-Stiftung, die das INTF und das angeschlossene Bibelmuseum unterstützt.
Die Arbeit des Instituts sei einzigartig auf der Welt, so wie das INTF einzigartig in seiner Exzellenz sei, rühmte Köhler in seinem Grußwort. "Ich war fasziniert von dem Schatz, den Sie hier in Münster bewahren. Wir alle müssen dazu beitragen, dass er gehegt und gepflegt wird", betonte der Bundespräsident, der damit seinen Besuch des Bibelmuseums vor zwei Jahren in Erinnerung rief. Dort ist eine Sammlung ausgestellt, die die Geschichte der Bibel von den Anfängen des Neuen Testaments bis in die Gegenwart illustriert. "Ihre Saat ist aufgegangen", ergänzte das Staatsoberhaupt, "von Ihrer Ernte leben Menschen auf der ganzen Welt."
WWU-Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles verwies in ihrer Begrüßung auf die beiden großen Projekte des Instituts für Neutestamentliche Textforschung: Da ist zum einen das "Novum Testamentum Graece", auch bekannt als "Nestle-Aland", dessen 28. Auflage derzeit vorbereitet wird und Christen auf der ganzen Welt gleich welcher Konfession als Grundlage wissenschaftlicher und theologischer Arbeit dient. Und da ist zum anderen die "Editio critica maior", die seit 2007 von der nordrhein-westfälischen Akademie der Wissenschaften als Langzeitprojekt gefördert wird.
Prof. Dr. Holger Strutwolf, Direktor des Instituts für Neutestamentliche Textforschung, erinnerte daran, dass Prof. D. Kurt Aland, Gründungsdirektor des INTF, seinerzeit davon überzeugt war, die Urfassung des griechischen Neuen Testaments innerhalb einer Generation rekonstruieren zu können. Immerhin 5500 Handschriften überliefern den Text, verstreut in alle Welt. Aland reiste von russischen bis zu den griechischen Klöstern, vom Balkan bis zum Sinai, um sie zu sichten und zu fotografieren. "Früher mussten Wissenschaftler durch die halbe Welt reisen, heute kommen sie nach Münster und können alles an einem Ort vergleichen und auswerten", lobte Köhler die Arbeit Alands.
Doch was einmal als Arbeit einer Forschergeneration begonnen hatte, wurde von Alands Frau und Nachfolgerin Prof. Lic. Dr. Barbara Aland und nun in dritter Generation von Holger Strutwolf fortgeführt. Der Direktor hofft, bis 2030 eine endgültige Fassung vorlegen zu können. "Philologische Arbeit auf höchstem Niveau" lobte der Präsident der Humboldt-Universität, Prof. Christoph Markschies, in seinem anschließenden Festvortrag "Warum sollte man sich für den Text des Neuen Testaments interessieren?". Christoph Markschies: "Das münstersche Institut hat sich große Verdienste für Theologie und Kirche, aber auch für die ganzen Geistes- und Kulturwissenschaften erworben."
Rektorin Ursula Nelles überraschte den Bundespräsidenten mit einem kleinen Geschenk: Sie gab Horst Köhler eine WWU-Krawatte mit auf den Weg nach Berlin. "Ich muss zwar aufpassen, wann und wo ich sie trage", unterstrich Köhler. "Aber ich werde sie bestimmt tragen."