Projektbeschreibung
Im Rahmen dieses Projekts wird ein Interventionsprogramm zur Förderung der kindlichen Rollenspielfähigkeit und der reflexiven Emotionsregulation konzipiert. Die Intervention soll zeigen, dass durch eine Förderung der Rollenspielfähigkeit auch viele Verhaltensmuster herausgebildet werden, die wir als sozial-emotionale Kompetenzen bezeichnen. Im Vorschulalter erlernen Kinder, sich von ihrem dominanten Handlungsimpuls zu distanzieren und diesem nicht weiterhin ungehemmt zu folgen, sie fangen an ihre Emotionen bewusst wahrzunehmen und zu regulieren.
Theoretischer Hintergrund:
Das soziodramatische Rollenspiel bietet eine Möglichkeit, das Erlangen einer solchen emotionalen Bewusstheit zu unterstützen. Es ermöglicht das Nachspielen emotionsgeladener Episoden und durch die Inszenierung des Emotionsausdrucks können die Kinder die gespielten Emotionen auch nachempfinden. Ein genuines Rollenspiel kann dem Kind eine vollständige Emotion erlebbar machen. Bis auf das Gefühl wird im Spiel alles konstruiert/inszeniert, durch den gespielten Ausdruck kommt es jedoch zu einer echten Sensation (Feedback-Theorie). Durch das Rollenspiel gewinnen die Kinder eine Vorstellung vom Ablauf einer Emotionsepisode, sie werden sich dessen gewahr was sie gerade spielen. Dies ist ein Prozess der Zeit braucht, die Kinder müssen mit den einzelnen Facetten einer Emotion spielen, sich ausprobieren und mit anderen (schon kompetenteren Kindern) spielen.
Fragestellung:
In diesem Projekt geht es um die Fragestellung, ob eine spielbasierte Förderung helfen kann, dass Kinder durch das Erlernen von Rollenspielfähigkeiten und dem Ausagieren emotionsgeladener Märcheninhalte sich ihrer Emotionen gewahr werden und dadurch ihre Emotionen besser regulieren können. Um diesen Fragen nachzugehen, führen wir eine Interventionsstudie durch, bei der Kinder in festen Gruppenkonstellationen zweimal wöchentlich an einer Spielintervention teilnehmen und mit einer unbehandelten Kontrollgruppe verglichen werden. Die Interventionseinheiten werden für spätere Analysen auf Video aufgezeichnet.
Methode:
Die Intervention nutzt Märchen und andere Kurzgeschichten, die erst vorgelesen und dann, zunächst angeleitete, später immer selbstständiger, nachinszeniert werden. In den Geschichten sind die Emotionen in einen nachvollziehbaren Handlungsplott eingebettet und bieten daher die erforderlichen Rahmenbedingungen, die Kinder benötigen um einen adäquaten Emotionsausdruck zu erlernen. Im Märchen werden vollständige Emotionsepisoden erlebbar gemacht, ohne zu bedrohlich zu wirken, das Kind vollzieht über die Zeit und im Spiel mit den anderen eine bewusste Zuordnung von Ausdruck und Gefühl und wird sich so seiner Emotionen gewahr. Die Spielleiter dienen als Modelle für Emotionsausdrücke, zeigen die Komplementarität des Emotionsausdrucks auf, indem sie die Gegenreaktion auf die vom Kind gespielte Emotion zeigen und bieten bei Bedarf interpersonale Regulation an. Als Interventionsmittel kommen „tools“ zum Einsatz, die den Kindern als Stütze in der „Zone der nächsten Entwicklung“ dienen und sie befähigen Emotionen zu erleben, die sie in ihrem Alltag auf Grund mangelnder Anlässe oder dem Alter (noch) nicht erleben können. Zu diesen „tools“ gehören der gezielte Einsatz von Sprache (Metakommunikative- und Erzählsprache), Gegenständen (zur Gegenstands- und Rollensubstitution), verkürzten Gesten (als Handlungssubstitution) und der emotionale Ausdruck (mimisch und körperlich als Mittel zur Substitution einer Emotion). Diese „tools“ sollen den Kindern das Erreichen der nächsten Entwicklungsstufe erleichtern, besonders den Kindern, die nicht von selbst in ein qualitatives Spiel finden können. Ein weiteres implizites Mittel ist, dass die Kinder durch den Austausch und das Spielen in der Gruppe viel voneinander lernen, besonders kompetentere Kinder können den Kindern als Vorbild dienen, die Schwierigkeiten haben eine Spielszene zu gestalten.
Das Ziel der Intervention ist, dass die Kinder in ihrer Rollenspielfähigkeit gefördert werden, sie engagiert Rollen spielen können, sie eine Spielszene selbstständig herstellen können, sie sich ihrer Emotionen gewahr werden und diese adäquat regulieren können. Des Weiteren zielt die Intervention darauf ab, gewissen Vorläuferkompetenzen zu fördern, die die Kinder für eine adäquate Emotionsregulation benötigen. Zu diesen Kompetenzdimensionen zählt die inter- und intrapersonale Aufmerksamkeitslenkung, die Erzeugung mentaler Vorstellungen durch Sprache, welche dann mit dem emotionalen System verknüpft werden, der Ausbau des Emotionswissens und die Imagination.
Ausgewählte Publikationen
Hermann, S. & Holodynski, M. (2014). Emotionale Kompetenz. In A. Lohaus & M. Glüer (Hrsg.), Entwicklungsförderung im Kindesalter. Göttingen: Hogrefe.
Holodynski, M., Hermann, S. & Kromm, H. (2013). Entwicklungspsychologische Grundlagen der Emotionsregulation. Psychologische Rundschau, 64 (4), 196-207.
Abschlussarbeiten