Merkur in einem neuen Licht

Am 1.12.2024 flog die BepiColombo Mission zum fünften Mal am Merkur vorbei und hat dabei als erstes Raumschiff überhaupt, den Planeten im mittleren Infrarot beobachtet. Die neuen Daten zeigen Unterschiede in der Oberflächentemperatur und der Zusammensetzung der kraterreichen Oberfläche.

© MERTIS/DLR/University of Münster

Der innerste Planet unseres Sonnensystems, Merkur, ist der von Raumfahrtmissionen bisher am wenigsten untersuchte erdähnliche Körper. Lediglich zwei Missionen haben ihn bislang besucht und nur eine davon, die amerikanische MESSENGER Mission, hat ihn zwischen 2011 und 2015 von einer Umlaufbahn aus erkundet. So ist es nicht verwunderlich, dass wir derzeit noch viele wissenschaftliche Fragen haben, die mit den verfügbaren Daten noch nicht beantwortet werden können. Zum Beispiel tritt auf dem Merkur an den Polen trotz der Sonnennähe vermutlich Wassereis auf. Andere leichtflüchtige Komponenten finden sich ebenfalls in überraschend hohen Konzentrationen. Die Oberfläche des Merkurs ist vergleichsweise arm an Eisen, während sein Eisen/Nickelkern ungewöhnlich groß ist. Auch die detaillierte Zusammensetzung der Oberfläche und ihre Mineralogie sind bisher nur ansatzweise bekannt. Wie sind diese Dinge erklärbar? Welche Entwicklung hat der Merkur hinter sich und wie trägt er dazu bei, unser Sonnensystem besser verstehen zu können? Der Merkur ist also ein hochspannender Körper, über den es noch viel zu lernen gibt.

Licht in dieses Dunkel wird die europäisch/japanische Mission BepiColombo bringen, die seit 2018 auf dem Weg zum Merkur ist und dort im November 2026 in eine Merkurumlaufbahn einschwenken wird. „Der Flug zum Merkur folgt einer sehr komplizierten Bahn mit insgesamt neun Vorbeiflügen an anderen Planeten, sogenannten „Flyby Manövern“ erklärt Dr. Johannes Benkhoff, BepiColombo Projektwissenschaftler der ESA. Im Einzelnen waren dies ein Vorbeiflug am Erde-Mond-System, zwei Vorbeiflüge an der Venus und insgesamt sechs Vorbeiflüge am Merkur. „Diese Manöver zur Flugbahnkorrektur sind notwendig, um genau mit den „richtigen“ Bahnparametern am Merkur anzukommen, so dass der kleinste terrestrische Planet das Raumschiff gravitativ „einfangen“ und in seine Umlaufbahn bringen kann“ sagt der Dr. Geraint Jones (ESA).

Am 1.12.2024 um 15:23 Uhr MEZ hat BepiColombo zum fünften Mal einen solchen Vorbeiflug am Merkur durchgeführt. Besonders spannend ist der Merkurvorbeiflug, weil BepiColombos thermales Infrarotspektrometer (MERTIS) zum ersten Mal Daten vom Merkur aufgenommen hat, dem Ziel dieser langen Reise. Nie zuvor wurde der Merkur im von MERTIS abgedeckten Wellenlängenbereich untersucht. Die europäische BepiColombo Mission leistet hier gewissermaßen Pionierarbeit. Die Daten des MERTIS Instruments sind völlig neu und die beteiligten Wissenschaftler dementsprechend neugierig. „Nach vielen Jahren der Vorbereitung sehen wir mit MERTIS den Merkur zum ersten Mal in einem völlig neuen Licht. Wir betreten also Neuland und werden die Zusammensetzung, Mineralogie und die Temperaturen auf dem Merkur viel besser verstehen können. Wir bekommen zum ersten Mal Merkurdaten im Wellenlängenbereich von 7-14 Mikrometern. Dieser Wellenlängenbereich ist besonders zur Unterscheidung von gesteinsbildenden Mineralen geeignet. Wir mussten sehr lange Geduld haben und sind sehr froh, die Daten nun endlich zu sehen!“ sagt Prof. Dr. Harald Hiesinger von der Universität Münster, der wissenschaftliche Leiter (PI) des Instruments. Dr. Solmaz Adeli vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Berlin (DLR), die als Projektleiterin ganz wesentlich an der Planung des jetzigen Vorbeiflugs beteiligt war fügt hinzu: „MERTIS ist wirklich ein einzigartiges Instrument, das selbst aus einer Vorbeiflugentfernung von 37.626 km Daten mit ca. 26-30 km Bodenauflösung liefern kann. Im Jahr 2026 wird sich BepiColombo mit dem MERTIS Instrument bis auf 460 km der Merkuroberfläche annähern und dann Daten mit einer Auflösung von bis zu 500 m generieren.“ Dr. Jörn Helbert (DLR), der das Instrument über viele Jahre als Co-PI mitentwickelt und betreut hat und ab Januar für die ESA tätig sein wird, freut sich: „Es ist schon etwas ganz Besonderes nach so vielen Jahren die ersten Merkurdaten zu bekommen und es ist sicher ein Höhepunkt in meiner Karriere.“
Für den Merkur zeigen die MERTIS-Daten Temperaturen von bis zu 420 Grad Celsius auf der von der Sonne beschienenen Seite und unterschiedliche spektrale Signaturen von Einschlagkratern. Das MERTIS-Bild hebt den Einschlagskrater Bashō hervor, der bereits von den US-amerikanischen Raumsonden Mariner 10 gesehen und von MESSENGER im Detail beobachtet wurde. Bilder im sichtbaren Wellenlängenbereich zeigen, dass der Bashō-Einschlagskrater sowohl sehr dunkles als auch sehr helles Material aufweist. Die Vorbeiflugbeobachtungen von MERTIS zeigen eine Anomalie in der Strahlungsintensität im mittleren Infrarot, die die besonderen Eigenschaften des Kraters bestätigt.

© DLR

Das deutsche Mercury Thermal Infrared Spectrometer (MERTIS) ist eines der wenigen Instrumente, das bereits zu diesem frühen Zeitpunkt Beobachtungen durchführen kann. Dazu war eine Umprogrammierung der Instrumentensoftware notwendig. Normalerweise würde MERTIS durch die sogenannte ‚Planet View‘ Optik beobachten und die Daten mit Hilfe einer zweiten Optik (‚Space View‘), die den kalten Weltraum anvisiert, kalibrieren. Durch die Umprogrammierung konnte nun der ‚Space View‘ verwendet werden, um bereits auf dem Weg zum Merkur bei den Vorbeiflügen Daten zu generieren, obwohl der Blick zum Planeten eigentlich blockiert ist. Auf diese Weise haben die MERTIS Wissenschaftler bereits sehr gute Daten vom Mond und der Venus erhalten und das Instrument sowie Prozessabläufe testen können.

© ESA/ATG medialab; Merkur: NASA/JPL

"MERTIS ist ein Paradebeispiel deutscher Ingenieurskunst da bei der Planung und dem Bau des Instruments eine fantastische Miniaturisierung bei gleichzeitig hoher Zuverlässigkeit erreicht werden konnte“ sagt Gisbert Peter (DLR), der Instrumentenmanager. Das MERTIS-Team besteht aus zahlreichen Wissenschaftlern aus mehreren Ländern Europas und den USA, die die Daten des Vorbeifluges gemeinsam auswerten. BepiColombo sieht während des Vorbeifluges Teile des ca. 1550 km großen Caloris-Beckens und auch Teile einer großen vulkanischen Ebene in der nördlichen Hemisphäre. Zusätzlich sind einige spektral interessante Krater abgedeckt. „Es ist wirklich eine Freude, mit einem fantastischen Team gemeinsam an der Auswertung der Daten zu arbeiten. Und das Beste kommt ja noch, nämlich wenn wir 2026 tatsächlich in die Umlaufbahn um den Merkur einschwenken werden. Dann kann MERTIS sein volles Potential ausschöpfen.“ sagt Harald Hiesinger.

BepiColombo besteht aus mehreren Komponenten, die auf ihrem Weg zum Merkur alle miteinander verbunden sind. Da ist zunächst das ‚Mercury Transfer Module‘ (MTM), das mit seinen großen Sonnenpanelen ein Ionentriebwerk antreibt, welches die Mission bis zum Merkur bringt. Der ‚Mercury Planetary Orbiter‘ (MPO), die europäische wissenschaftliche Komponente der Mission, hat elf Instrumente an Bord, die den Planeten und sein Umfeld auf vielfältige Weise untersuchen werden. Aufsitzend auf dem MPO befindet sich in einem Sonnenschutz (MOSIF) der japanische ‚Mercury Magnetospheric Orbiter‘ (MIO), welcher unter anderem das Magnetfeld des Merkurs untersuchen soll. Am Merkur angekommen, werden die Komponenten voneinander getrennt, um auf jeweils unterschiedlichen Bahnen ihre geplanten wissenschaftlichen Untersuchungen durchzuführen. Bis dahin müssen sich die Wissenschaftler allerdings noch gedulden: bis zur Trennung der Komponenten ist es zahlreichen Instrumenten auf dem MPO unmöglich Beobachtungen zu machen, weil ihr Blickfeld durch das MTM blockiert ist. So ist MERTIS bei diesem Vorbeiflug tatsächlich eines der wenigen wissenschaftliche Instrument, das bereits in dieser Missionsphase wertvolle Daten liefert. Sehr zur Freude des Wissenschaftlerteams.

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© Hannes Löhning

Dissertationspreis für Wajiha Iqbal

Das Rektorat der Universität Münster hat in einer Feierstunde in der Schloss-Aula 14 Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler mit dem Dissertationspreis des Jahres 2024 ausgezeichnet. Neben der wissenschaftlichen Exzellenz müssen die Dissertationen ein hohes Maß an Originalität aufweisen und einen bedeutsamen Beitrag zur aktuellen Forschung leisten. Rektor Prof. Dr. Johannes Wessels sowie die Prorektorinnen Prof. Dr. Maike Tietjens und Prof. Dr. Monika Stoll verliehen die Preise, die mit jeweils 3.500 Euro dotiert sind. Das Preisgeld dient der Förderung von weiteren Forschungsarbeiten der Preisträgerinnen und Preisträger an der Universität Münster oder an einer anderen nationalen oder internationalen Hochschule.

Wir gratulieren Dr. Wajiha Iqbal herzlich zum Dissertationspreis für ihre Arbeit mit dem Titel „Geological Mapping and Ages of Apollo Landing Sites for the Calibration of the Lunar Chronology Curve“, die am Institut für Planetologie unter der Leitung von Prof. Harald Hiesinger entstanden ist.
 

Apollo17
© NASA

Proben vom Mond - Erkenntnisse für die Erde?

Astronauten und Raumsonden haben etwa 400 kg Mondgestein zur Erde gebracht. Diese wertvollen Proben bieten tiefgehende Einblicke in die geologische Zusammensetzung sowie in die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des Mondes.
Prof. Dr. Harald Hiesinger spricht in diesem Beitrag der Deutschen Welle über die Bedeutung von Gesteinsproben für die Erforschung des Mondes und anderer Himmelskörper.

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Ufergespräche
© Thomas Hölscher

„Ufergespräche“: Unendliche Weiten

Der Leiter des Instituts für Planetologie, Prof. Dr. Harald Hiesinger, über die Faszination der fernen Welten

Eines Tages selber den Geologenhammer in einen Felsen auf dem Mond zu schlagen, ist ein Traum von Prof. Dr. Harald Hiesinger. Der Leiter des Instituts für Planetologie der Universität Münster gilt als führender Experte für die Planeten, Monde, Asteroiden und anderen Himmelskörper unseres Sonnensystems. Er kennt mehrere Apollo-Astronauten persönlich. Einige der Steine, die von ihnen zur Erde zurückgebracht wurden, sind heute Teil der Meteoritensammlung seines Instituts – einer der umfangreichsten Sammlungen dieser Art weltweit. Ein geradezu überirdisches Interview am Ufer des irdischen Aasees!

Astronauts and planetary geologists gather around intriguing rocks at the Ries crater in southern Germany.
© ESA, V. Crobu

A geological puzzle

Astronauts aspiring to go to the Moon not only need a lot of technical training, but also require training in geological processes and observations. Prof. Dr. Harald Hiesinger and Dr. Carolyn van der Bogert instructed three astronauts from the European and Japanese Space Agencies on lunar geology and impact cratering processes in this year’s PANGAEA (Planetary Analogue Geological and Astrobiological Exercise for Astronauts) training unit in the Ries Crater.

„Ribbeck“
© Dennis Harries

Ribbeck’scher Meteorit aus dem Havelland ist 4,5 Milliarden Jahre alt

Zu Beginn dieses Jahres ging ein Meteorit in der Nähe von Ribbeck im Havelland zu Boden. Ein internationales Team unter der Leitung der Wissenschaftler Prof. Dr. Addi Bischoff und Dr. Markus Patzek vom Institut für Planetologie der Universität Münster untersuchte den Fund und veröffentlichte nun seine Ergebnisse.

© B. Gundlach

Kometen Kochen

Beim diesjährigen Geo.Science.Day führte die experimentelle Planetologie einen Kochkurs der besonderen Art durch: das Kometen Kochen.
Ziel war es, die komplexe Zusammensetzung von Kometenmaterie mit alltäglichen Materialien zu veranschaulichen und durch praktische Experimente greifbar zu machen. Unter der Leitung von Prof. Bastian Gundlach wurde den Teilnehmenden gezeigt, wie sie mithilfe von Sand, Aktivkohle, Ethanol, Sojasoße, Wasser und Trockeneis die Bestandteile eines Kometen nachbilden können. Die Wahl dieser „Zutaten“ wurde im Detail erklärt, um die wissenschaftlichen Hintergründe verständlich zu machen.
Mit Kryohandschuhen ausgestattet, durften interessierte Schüler*innen und Studierende selbst Hand anlegen und ihren eigenen Kometen kreieren. Dieser interaktive Ansatz ermöglichte spannende Einblicke in die Welt der Kometen und weckte das Interesse der Teilnehmenden für die experimentelle Planetologie.

Mehr über die Auswahl der „Zutaten“ erfahrt ihr hier.

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© KOP 132 SPLAM

Expedition nach Spitzbergen

In wenigen Tagen werden Prof. Dr. Harald Hiesinger und Dr. Nico Schmedemann mit einem internationalen Team zu ihrer alljährlichen Forschungsreise nach Spitzbergen aufbrechen. Ziel der Expedition ist es, durch vergleichende geologische Untersuchungen neue Erkenntnisse über die Marsoberfläche zu gewinnen.
Auch dieses Jahr wird Harald Hiesinger von Anfang bis Mitte Juli spannende Einblicke in seinem Reisetagebuch geben. Freuen Sie sich auf Berichte über Bootsfahrten zwischen Eisbergen, geologische Messungen auf Gletschern, Übernachtungen in abgelegenen Hütten, Begegnungen mit Eisbären und zahlreiche Mahlzeiten aus Tütensuppen.

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Dissertation Wajiha Iqbal
© Uni Münster

Dissertation von Wajiha Iqbal

Heute hat Wajiha Iqbal erfolgreich ihre Doktorarbeit verteidigt!

Das Thema ihrer Arbeit war "Geological Mapping and Ages of Apollo Landing Sites for the Calibration of the Lunar Chronology Curve”.
Im Prüfungskommitee waren die Professoren Harald Hiesinger, Jim Head, Erik Scherer, Bastian Gundlach und Dekan Norbert Hölzel.

Herzliche Glückwünsche!

Citizen Science Preisverleihung
© Uni MS - Peter Leßmann

Universitätsstiftung prämiert zwei bürgerwissenschaftliche Projekte

Citizen-Science-Preis für Forschungskooperationen aus der Planetologie und Medizin

In einer Feierstunde hat die Universitätsstiftung Münster zwei herausragende bürgerwissenschaftliche Forschungsvorhaben mit dem Citizen-Science-Preis 2023 ausgezeichnet. Die mit der Arbeitsstelle Forschungstransfer (AFO) geplante Veranstaltung unter dem Titel „mitdenken – mitmachen – mitforschen“ lockte zahlreiche Besucherinnen und Besucher in die Studiobühne. „Wir möchten sowohl den wissenschaftlichen Nachwuchs als auch den Wissenstransfer fördern“, unterstrich der Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung, Hans-Bernd Wolberg. „Beides trifft auf die ausgezeichneten Projekten in besonderer Weise zu.“

Prof. Bischoff und Jakob Storz
© Uni MS

Dissertation von Jakob Storz

Heute hat Jakob Storz erfolgreich seine Doktorarbeit verteidigt.

Thema seiner Doktorarbeit war "The relevance of graphite-bearing and volatile-rich clasts in the early solar system".
Im Prüfungskommite waren Prof. Dr. Mario Trieloff (Universität Heidelberg), Prof. Dr. Addi Bischoff (Universität Münster), Dr. Ottaviano Rüsch (Universität Münster), Prof. Dr. Timm John (Freie Universität Berlin), und Prof. Dr. Dr. Norbert Hölzel (Dekan).

Wir Gratulieren!

Reiner Gamma
© NASA LRO/NAC

Mondgestein mit einzigartigem Staub gefunden

Forschungsteam untersucht Wechselwirkung von Staub mit Gesteinsbrocken und entdeckt potenziell anomalen Felsen

Der Mond unserer Erde ist fast vollständig mit Staub bedeckt. Anders als auf der Erde ist dieser Staub nicht durch Wind und Wetter glatt geschliffen, sondern scharfkantig und zusätzlich elektrostatisch aufgeladen. Bereits seit der Apollo-Ära Ende der 1960er-Jahre wird dieser Staub untersucht. Nun hat ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Dr. Ottaviano Rüsch von der Universität Münster erstmals besondere metergroße Felsen auf der Mondoberfläche entdeckt, die mit Staub bedeckt sind und vermutlich einzigartige Eigenschaften aufweisen – etwa magnetische Anomalien. Die wichtigste Erkenntnis der Wissenschaftler ist, dass nur sehr wenige Felsblöcke auf dem Mond eine Staubschicht mit speziellen Reflexionseigenschaften haben. Zum Beispiel reflektiert der Staub auf diesen neu entdeckten Felsblöcken das Sonnenlicht anders als auf bisher bekannten Gesteinen. Diese neuen Erkenntnisse helfen den Wissenschaftlern, Prozesse zu verstehen, die die Mondkruste bilden und verändern. Die Studienergebnisse sind im Fachjournal „Journal of Geophysical Research – Planets“ erschienen.

Planet Erde
© ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA

Beteiligung an Missionsstudie zur planetaren Verteidigung

Satis CubeSat zum Asteroiden 99942 Apophis

Das Institut für Planetologie ist beteiligt an einer Phase A Studie im Auftrag der europäischen Raumfahrtagentur ESA zu einer Mission namens Satis. Inhalt dieser Studie ist eine Mission zum Asteroiden 99942 Apophis. Dieser Asteroid mit ca. 350 m Größe hat im Dezember 2004 Aufsehen erregt, weil kurz nach seiner Entdeckung ein Risiko bestand, dass er mit der Erde kollidiert. Mittlerweile wissen wir, dass er am 13. April 2029 die Erde mit Sicherheit nicht treffen wird, jedoch in einer Höhe von nur 31.600 km an der Erde vorbeifliegt. Das ist etwa ein Zehntel des Mondabstandes und sogar näher als die GPS-Satelliten. Der Vorbeiflug ist eine gute Gelegenheit, einen Asteroiden dieser Art zu erforschen, um eventuelle Abwehrstrategien zu entwickeln, falls ein ähnlicher Asteroid in Zukunft auf Kollisionskurs mit der Erde sein sollte. Die Satis Studie untersucht das Konzept einer Escort-Mission mit einem selbstständigen 12-Unit CubeSat zur Charakterisierung und Erforschung von Apophis. Fragestellungen dabei sind unter anderem die genaue Bahnablenkung beim Erdvorbeiflug, die Materialeigenschaften des Asteroiden (ggf. leichte Verformung beim Vorbeiflug), sowie Eigenschaften, welche die Vorhersage zukünftiger Bahnveränderungen verbessert. Das IfP ist Teil eines Konsortiums und darin verantwortlich für die Auswahl der wissenschaftlichen Instrumente auf Satis.

Meteoritenfund in Elmshorn: 233,4 Gramm schweres Steinmeteoriten-Fundstück
© Carsten Jonas, AKM

Experten bestätigen Meteoritenfund in Elmshorn

Himmelsgestein zeugt von intensiven Kollisionen im frühen Sonnensystem

Ein mutmaßlicher Meteoritenfund Ende April in Elmshorn in Schleswig-Holstein ist nun bestätigt: Wissenschaftler aus Münster und Dresden haben den Fund analysiert und dabei festgestellt, dass es sich bei dem Gestein um einen sogenannten gewöhnlichen Chondriten des Typen H handelt. Das ist eine Gruppe von Meteoriten, die einen besonders hohen Anteil an Metall besitzen. Das Himmelsgestein stammt aus der Urzeit des Sonnensystems vor 4,5 Milliarden Jahren und weist eine intensive Brekziierung auf. Das bedeutet, dass das Gestein aus verschiedenen Bestandteilen wie etwa sehr ursprünglichem und unverändertem so wie stark erhitztem Material besteht. „Die Brekziierung des Meteoriten ist durch vorherige Kollisionen im frühen Sonnensystem und im Asteroidengürtel entstanden, einer Region mit einer besonders hohen Ansammlung von Asteroiden, die zwischen Mars und Jupiter liegt. In anderen Worten, der Mutterkörper des Meteoriten Elmshorn ist dort mit anderen Asteroiden kollidiert und ermöglicht uns so Einblicke in die Geschichte dieses Himmelskörpers.“, erklärt Dr. Markus Patzek vom Institut für Planetologie der Universität Münster.

Malapert Massif
© NASA/GSFC/Arizona State University

A double dose of success in NASA's SSERVI team selections

NASA has selected five new research teams to collaborate on lunar science and lunar sample analysis research to support future exploration of the Moon as part of the agency’s Solar System Exploration Research Virtual Institute (SSERVI). Prof. Dr. Hiesinger and Dr. Carolyn van der Bogert are co-investigators on the Research Activities Supporting Science and Lunar Exploration (RASSLE) team, led by Dana Hurley at the Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory in Laurel, Maryland. This team will work on the evolution of volatiles in lunar polar regions, solar system chronology, and cryogenic sample handling. Hiesinger and van der Bogert are also collaborators on a second successful SSERVI team: Lunar Structure, Composition, and Processes for Exploration (LunaSCOPE), led by Alexander Evans at Brown University in Providence, Rhode Island. This team will investigate the evolution, fate, and consequences of the lunar magma ocean, as well as the origin, abundance, distribution, and isotopic composition of volatiles.

Stoeffler Nachruf
© NASA

Die Westfälische Wilhelms-Universität Münster trauert um ihren ehemaligen Angehörigen

Die Westfälische Wilhelms-Universität Münster trauert um ihren ehemaligen Angehörigen

Prof. Dr. Dieter Stöffler

der am 5. April 2023 im Alter von 83 Jahren verstorben ist.

Dieter Stöffler wurde am 23. Mai 1939 in Schramberg geboren und hat zwischen 1958 und 1963 an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen Mineralogie, Geologie und Chemie studiert. 1963 wurde er an der Universität Tübingen im Fachbereich Geowissenschaften zum Dr. rer. nat. promoviert. Dieter Stöffler war von 1969-1975 sehr tief in die Analyse der ersten Mondgesteine der Apollo-Missionen involviert und war auch am Astronautentraining der Apollo-Astronauten im Nördlinger Ries maßgeblich beteiligt. In diesem Zusammenhang sind auch zahlreiche längere Forschungsaufenthalte in den USA zu nennen, bei denen er eng mit amerikanischen Kollegen zusammenarbeitete. Von 1974 bis 1993 lehrte er als Professor an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Es war sein Verdienst, dass das Institut für Planetologie in Münster gegründet wurde, dessen langjähriger Direktor er bis zu seiner Berufung an das Naturkunde-Museum in Berlin war. In dieser Zeit hat Dieter Stöffler wesentlich zur Gestaltung und Entwicklung des Instituts für Planetologie beigetragen und sich immer wieder auf Fachbereichsebene engagiert. Von 1993-1999 diente er als Direktor des Naturkundemuseums und lehrte gleichzeitig bis 2004 als Hochschullehrer und Direktor des Instituts für Mineralogie an der Humboldt-Universität Berlin.

Seine große wissenschaftliche Leidenschaft galt der Mineralogie und Petrographie von Impaktgesteinen und der Erforschung von Impaktprozessen. So geht z.B. die heute international verwendete Klassifikation von Impaktgesteinen auf ihn zurück. Auf dem Gebiet der Planetologie erbrachte Dieter Stöffler wesentliche Beiträge, die durch die Verleihung mehrerer wissenschaftlicher Auszeichnungen in Anerkennung seiner wissenschaftlichen Verdienste international gewürdigt wurden. Zu nennen sind hier die Benennung des Asteroiden 4283 Stöffler, die Verleihung des Gottfried-Wilhelm-Leibnitz-Preis der DFG, der Barringer Medallie der Meteoritical Society sowie die Benennung des Minerals „Stöfflerit“, das im Mars-Meteoriten NWA 856 entdeckt wurde. 1995 wurde Dieter Stöffler in die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften aufgenommen und 1998 wurde er Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Jahrelang hat sich Dieter Stöffler für die Gründung des Rieskratermuseums stark gemacht und sich der aktiven Erforschung dieses einmaligen Kraters gewidmet. Für sein außergewöhnliches Engagement erhielt er dafür 1991 den Ehrenbrief der Stadt Nördlingen.

Dieter Stöffler war getrieben von einer großen Neugier, den Dingen auf den Grund zu gehen. So erklärt sich auch sein enormes, allseits geschätztes Fachwissen, die große Anzahl an Veröffentlichungen und die große Zahl an erstklassigen Wissenschaftlern, die bei ihm promovierten und die anschließend selbst sehr erfolgreiche Karrieren machten. Dieter Stöffler war ein Gentleman, der in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung in der Sache hart aber dabei immer offen für die Argumente der Gegenseite war. Für viele von uns bleibt Dieter Stöffler ein Vorbild.

Mit Dieter Stöffler verliert die Westfälischen Wilhelms-Universität und das Institut für Planetologie einen anerkannten Wissenschaftler, hochgeschätzten Menschen und Kollegen und einen guten Freund und Mentor, der sich um die Wissenschaft sehr verdient gemacht hat.

Der Dekan des Fachbereichs Geowissenschaften
Prof. Dr. Norbert Hölzel

Der Geschäftsführende Direktor des Instituts für Planetologie
Prof. Dr. Harald Hiesinger

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© B. Gundlach

Berufung Prof. Dr. Bastian Gundlach

Professur für Experimentelle Planetologie neu besetzt

Seit dem 1. März 2023 ist Prof. Dr. Bastian Gundlach Inhaber des Lehrstuhls für Experimentelle Planetologie am IfP. Professor Gundlach forscht an Kometen, Asteroiden, Monden und allgemein an kleinen Körpern im Sonnensystem. Dazu werden im Institut Labore aufgebaut, in denen Laborexperimente zum Verständnis dieser Körper durchgeführt werden. Komplementär dazu wird er Arbeitsgruppen zur numerischen Modellierung dieser Körper und deren Erforschung mittels Raumsonden aufbauen.
 

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© ESA / V. Crobu

Astronauten werden wieder Feldforscher

In wenigen Jahren will die Menschheit zum Mond zurückkehren. Astronautinnen und Astronauten sollen auf Artemis-Missionen an der Planung und Durchführung von geologischen Expeditionen auf der Mondoberfläche teilnehmen. Um sie auf diese Aufgaben bestmöglich vorzubereiten, hat die Europäische Weltraumorganisation (ESA) das sogenannte PANGAEA-Programm (Planetary ANalogue Geological and Astrobiological Exercise for Astronauts) ins Leben gerufen. Seit 2016 werden Astronauten von bisher drei Raumfahrtagenturen mit grundlegenden Kenntnissen und Fähigkeiten in der Feldgeologie ausgestattet, die für die Erforschung des Mondes erforderlich sind. Kathrin Kottke sprach mit Dr. Harald Hiesinger, PANGAEA-Ausbilder und Professor für geologische Planetologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster, über das Ausbildungsprogramm und die Rolle der geologischen Feldforschung auf dem Mond.

 

Carolyn Van Der Bogert Coradini-award
© Gruppe 5 Filmproduktion/ARTE/ZDF

Angioletta Coradini Mid-Career Award for Carolyn van der Bogert

Dr. Carolyn van der Bogert, a planetary geologist at the Institut für Planetologie WWU Münster, received this year's Angioletta Coradini Mid-Career Award from NASA’s Solar System Exploration Research Virtual Institute (SSERVI). The award recognizes significant, lasting accomplishments related to exploration science. Dr. van der Bogert has been involved on NASA's Lunar Reconnaissance Orbiter Camera Team for more than 10 years, and has recently worked with industry and the European Space Agency (ESA) on selection of favorable landing sites for in-situ resource utilization missions on the Moon. She has contributed to ESA Roadmaps for the exploration of the Moon, and is a member of two ESA Topical Teams examining science mission concepts for the Moon. Dr. van der Bogert is gratified to have been recognized by her colleagues for this award.

Congratulations!

Imene Kerraouch Prom
© Kerraouch

Dissertation von Imene Kerraouch

Imene Kerraouch hat gestern erfolgreich ihre Doktorarbeit verteidigt!

Ihr Thema war „Surface properties of asteroids revealed by detailed studies of constituents of meteorite breccias” . Im Prüfungskommitee waren die Professoren Addi Bischoff, Mike Zolensky, Thorsten Kleine und Mario Trieloff.

Wir gratulieren!

Prof. Hiesinger und Maximilian P. Reitze
© Reitze

Dissertation von Maximilian P. Reitze

Heute hat Maximilian P. Reitze erfolgreich seine Doktorarbeit verteidigt.

Thema der Doktorarbeit war "Mid-infrared spectroscopy of the feldspar mineral family and feldspar-bearing rocks for remote sensing of Mercury and other planetary objects".
Im Prüfungskommite waren die Professoren Norbert Hölzel (Dekan), Thorsten Kleine, Addi Bischoff, Stefan
Klemme (zweiter Gutachter) und Harald Hiesinger (erster Gutachter).

Wir gratulieren!