





Unter Agrarökologie wurde bis zur Mitte der 1990er Jahre des letzten Jahrhunderts die Wissenschaft verstanden welche die Anwendung aus ökologischer Forschung entsprungener Konzepte auf das Design und Management von Agrarökosystemen zum Inhalt hatte. Anfang des neuen Jahrtausends wurde diese Definition erweitert durch Betrachtungen des gesamten Ernährungssystems (food system). Es entstand also eine wissenschaftliche Definition, die über die reine Naturwissenschaft hinaus reichte und interdisziplinär wurde. Auch wurden stärker Fragen der Wissensintegration, der Bildung, der kleinbäuerlichen Landwirtschaft und Ernährungssouveränität und Kreislaufwirtschaft hervor gehoben. Wir betrachten in der Agroökologie das gesamte Ernährungssystem mitsamt den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, der Mensch-Natur-Verhältnisse und der laufenden Diskurse.
Wir können die multiplen, konvergierenden und sich beschleunigenden Krisen von heute nicht mit eindimensionalen, linearen, reduktionistischen oder mechanistischen Reaktionen lösen. Wir müssen vielmehr einen Ansatz für Ernährungssysteme mit Lösungen verfolgen, die vielfältige, konvergierende und positiv verstärkende Ergebnisse haben, die positive Synergieeffekte über mehrere Bereiche hinweg bringen. Die transformative Agrarökologie zum Beispiel ist nicht nur produktiv.
Zum Forschungsbereich der Agroökologie haben Dr'in Cornelia Steinhäuser und Prof. Dr. Tillmann Buttschardt in einem Sammelband mit verschiedenen Perspektiven zur Praxis der Lanschaftsökologie einen grundlegenden Beitrag verfasst mit dem Titel "Agroökologie – ein transformativer Ansatz zum Erreichen der UN-Nachhaltigkeitsziele". In der Landschaftsökologie wird oft der ökologische Aspekt von Landnutzung und Agrarsystemen untersucht, während gesellschaftliche und landwirtschaftliche Faktoren weniger Beachtung finden. Historisch hat der Landbau zur Steigerung der Biodiversität beigetragen, aber moderne Entwicklungen der Standardisierung und Globalisierung haben auch Probleme wie Artenverlust und Umweltverschmutzung verursacht. Heute gibt es verschiedene Ansätze in der Landwirtschaft, und die Herausforderung besteht darin, ökologische Grenzen einzuhalten, soziale Ungleichheiten zu bekämpfen und eine klimaneutrale Wirtschaft zu fördern. Die transformative Agroökologie verbindet Wissenschaften, Praktiken des Agrar-Ernährungssystems und soziale Bewegungen und strebt vielfältige, lokale und regenerative Kulturlandschaften an. Unser Beitrag untersucht, wie Landschaftsökologie diese Prozesse unterstützen kann.
Vom 16.-21. September 2024 hat das 31. Colloquium der IGU Commission on the Sustainability of Rural Systems unter dem Titel “Contested Rural Spaces” in Mendoza (Argentina) stattgefunden. Dr'in Cornelia Steinhäuser ist Mtiglied des Steering Committe der IGU Kommission und sowohl im Organisations- als auch wissenschaftlichen Kommtitee der Konferenz maßgeblich aktiv.
Es wird vier Schwerpunkte geben, die alle mit der Forschungslinien der AG Ökologische Planung in Beziehung stehen:
1) Regional productions/ecologies
2) Rural-urban disputes
3) Socio-environmental inequalities and environmental conflicts
4) Land ownership, tenure and planning
Herausragend an der Konferenz ist die Tatsache, dass neben den beiden Tagungstagen auch eine sogenannte Field study stattfindet, in der die Themen der Tagung vor Ort und praxisnah vertieft werden.
Weitere Informationen zur Konferenz finden Sie hier.
Agroökologie als Beziehung zur Erde
Zentrale Begriffe der Agroökologie sind die Ernährungssouveränität und das Territorium (territorio, territory). Territorio beschreibt aus Sicht lateinamerikanischer Forschung die Beziehung von Menschen und Gemeinschaften zur Erde auf der und mit der man lebt. So kann sie als Ort und Gemeinschaft von menschlichen und mehr-als-menschlichen Wesen begriffen werden. Bruno Latour spricht von der Rückkehr zum Terrestrischen. Tim Ingold von der Sentient Ecology.
Doch wie kann eine solche Gemeinschaft gestaltet werden?
Cornelia Steinhäuser ist inspiriert und im Austausch mit Künstler*innen in den letzten Monaten dieser Frage nachgegangen und hat folgende Vorträge und Workshops gehalten:
Cornelia Steinhäuser, Mayra Citlalli Rojo Gómez: “Shifting boundaries: exploring approaches in a more-than-human world”, Lecture Series Interdependencies 2024, Geographisches Kolloquium, University of Münster, 7 - 8 May 2024
Cornelia Steinhäuser: “Harvesting Diversity: the cultivation of varied knowledges through farming and gardening in diverse communities”, ZIN Brotzeitkolloquium 2024 - Universität Münster, 18 April 2024
Cornelia Steinhäuser, Grashina Gabelmann and Henriette Aichinger: ExperiSpace ‘Collective creation of a digital Emotional Map’, IfL workshop #9, 20 – 21 March 2024, Leipzig
Cornelia Steinhäuser: „Agroecología, paisajes y el Antropoceno”, Conferencia internacional Crisis, Política y Resistencia en el Antropoceno, Weingartener Lateinamerikagespräche, 3-5 de noviembre de 2023
Cornellia Steinhäuser: „Von artistic research zu kreativen Methoden der Geographie“, Session „Künstlerisch-performative Zugänge zu Raum“, Deutscher Kongress für Geographie 2023, Goethe Universität Frankfurt am Main, 19.-23. September 2023
Im September 2024 co-organisiert sie ein internationales Kolloquium zu diesem Thema in Mendoza, Argentinien, mit dem Titel: “Contested rural spaces / Territorios rurales en disputa”. Weitere Informationen sind auf der Kolloquiums-Homepage zu finden.
Vorstellung des Abschlusberichtes des JunGAP Projektes
Auf dem Rehwinkel Symposium am 18. Juni 2024 in Berlin wurden die Forschungsergebnisse der letztjährigen Ausschreibung der Edmund Rehwinkel-Stiftung vorgestellt. Unter der Fragestellung „Mehr Resilienz und Wandel – Wie sehen die Strategien für Agrarwirtschaft und Politik aus?“ untersuchten die fünf geförderten Studien, wie die Branche in einer sich schnell verändernden Welt zukunftsfähig bleiben kann. Rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Wissenschaft, Politik, Verbänden und Hausbanken nahmen an der wissenschaftlichen Konferenz teil.
Die Studien wurden von Dr. Heiko Hansen, Thünen-Institut für Betriebswirtschaft, Prof. Dr. Alfons Balmann, Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO), Prof. Dr. Ulrike Grote, Leibniz Universität Hannover, Dr. Cornelia Steinhäuser, Universität Münster und Dr. Kirsten Boysen-Urban, Universität Hohenheim, sowie ihren jeweiligen Teams vorgestellt.
Cornelia Steinhäuser präsentierte die Ergebnisse aus dem Bericht: Steinäuser, C., T.K. Buttschardt, J. Binder, T. Middelanis, O. Leggat (2024) Wie sehen junge Landwirt*innen auf die neue Förderperiode der Gemeinsamen Agrarpolitik – und darüber hinaus auf ihre Zukunft? Eine Fallstudie entlang der Umsetzung der Agroforstwirtschaft
Weitere Informationen können auf der Projekthomepage nachgelesen werden.
Am 30. November 2023 stellte Prof. Dr. Damián Vega auf dem III Congreso Argentino de Agroecología in El Bolsón, Argentina, die Ergebnisse aus unseren Untersuchungen während seines Aufenthaltes als Gastwissenschaftler in unserer Arbeitsgruppe von Mai - Juli 2023 vor:
Vega, D., Byrne Hofmann, K., Ibarra, S., & Steinhäuser, C. (2023). Manejo de enfermedades de trigo en agroecosistemas en transición agroecológica en Westfalia (Alemania). Universidad Nacional de Río Negro. III Congreso Argentino de Agroecología, El Bolsón, Argentina (29.11.- 1.12.2023).
Die Untersuchung beschäftigte sich bei fünf Höfen in Westfalen, die sich in einer Transition zur Agroökologie befinden mit den Fragen, inwiefern ein ganzheitliches Gesundheitsverständnis Landwirt*innen in ihren Entscheidungen leitet auf Pestizide zu verzichten, und wie sich diese Entscheidungen messbar auf die Gesundheit ihrer Kulturen auswirken. Die Ergebnisse werden in einem nächsten Schritt mit einer parellelen Erhebung in der argentinischen Pampa diskutiert.
Agroökologie, Landschaften und das Anthropozän
Vom 3.-5. November haben die Weingartener Lateinamerikagespräche stattgefunden. Diese interdisziplinäre Tagung befasst sich mit den aktuellen Entwicklungen und Fragestellungen in Lateinamerika, von sozialer (Un-)gleichheit, Dekolonialisierung, Friedensschaffung über Gender- und Klimagerechtigkeit bis hin zu makroökonomischen Fragen. Vorgeschaltet wurde am 2. November die Vorstellung und Besprechung von aktuellen Abschluss- und Promotionsarbeiten von Forscher*innen aus Lateinamerika und Deutschland. Dr’in Cornelia Steinhäuser wurde als Kommentatorin für laufende Doktorarbeiten und als Expertin für Agroökologie dazu eingeladen. Ihr Vortag mit dem Titel „Agroecología, paisajes y el Antropoceno“ befasste sich mit Fragen von Gemeinschaftsbildung in agroökologischen, biodiversen Landschaften vor dem Hintergrund des konzeptionellen Rahmens des Anthropozäns.
Die Tagung fand im Rahmen des Wissenslaboratoriums „Das Anthropozän als multiple Krise“ des Center for InterAmerican Studies (CALAS) statt.
GfÖ Tagung 2023: Session Agroecology
Die AG Ökoplan richtete zusammen mit dem Thünen Institut auf der GfÖ-Jahrestagung 2023 eine gemeinsame Session zur Agroökologie aus.
Der Titel war: Agroecology - towards a transformation of farming and food systems in Europe und Fand am Mittwoch, den 13.09.2023 im Audimax der Universität Leipzig statt. Es schloss sich ein Interactive Lunchtime event - des AK Agroecology an, dessen Sprecher Prof. Dr. Tillman Buttschardt gemeinsam mit Prof. Dr. Jens Dauber ist.
Neue Publikation erschienen
Der Bericht über die wissenschaftliche Perspektive auf das Projekt "Lebensraum Künstlerdorf - Von der Natur lernen" ist erschienen. Er beschreibt die Herausforderungen, Chancen und Potenziale eines sozio-ökologischen Transformationsprozesses einer Kunstinstitution. Und er untersucht für diese Fallstudie, wie Permakultur, Gartenarbeit und "Lernen von der Natur" als Inspiration genutzt wurden mit dem Ziel, eine gerechte und nachhaltige Gemeinschaft zu schaffen.
Steinhäuser, Cornelia (2022). Begegnungen mit Mensch und Natur im Künstlerdorf Schöppingen: Socializing with people and nature at the Künstlerdorf. In Julia Haarman (Ed.), Ecosystem Künstlerdorf (pp. 21–41). Stiftung Künstlerdorf Schöppingen.
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