





Zu den Effekten der großen globalen Umweltveränderungen zählt neben Klimawandel, Bodendegradation und Abfall-/Abwasserproblematiken auch das Einbringen exotischer Pflanzenarten und damit verbunden der Verlust von Biodiversität. Fremdländische Arten werden und wurden zu verschiedensten ZWecken genutzt: zur Holzproduktion etwa, bei der Wiederbegrünung von Bergbauflächen, zur Kohlenstoffspeicherung oder Bodenverbesserung. Einige Arten haben ein starkes Ausbreitungspotenzial und können sich an der Stelle, an der Sie eingeführt wurden etablieren, ja sogar stark ausbreiten. In dies Fall spricht man von "Invasionen exotischer Arten". Auch wenn der Begriff militärisch anmutet - in der Praxis sind teilweise tief greifende Veränderungen der gesamten Ökosysteme zu beobachten. Ist dies der Fall und stellt sich die entsprechende Art "ihr eigenes Ökosystem her", so spricht man von Ökosystemingenieuren. Dies hat zur Folge, dass einheimische Arten aus ihren angestammten Nischen und Gebieten verdrängt werden. Der Ablauf dieser Invasionen ist bislang nur vereinzelt dokumentiert und im Ganzen nicht sehr gut verstanden. Insbesondere räumlich-zeitliche Phänomene und die Bedeutung verschiedenster Vektoren müssen besser untersucht werden.
Das Ziel des Projektes: INvasive SPecies Evaluation, ConTrol & EDucation.NETwork (INSPECTED.NET) ist es, eine international besetzte, breit aufgestellte und im Sinne der Fragestellung exzellent ausgewiesene ExpertInnengruppe zu formen, die zusammen mit anderen Netzwerken zur Lösung der gestellten Fragen beitragen kann. Als Modellpflanzen dienen hierzu Arten der Gattung Acacia (Acacia longifolia, Acacia mangium), deren Invasionen in sandgeprägten Ökosystemen der alten und neuen Welt vergleichend gegenübergestellt werden. Hierzu werden verschiedenste Methoden eingesetzt, wie zum Beispiel die Radiospektrometrie, Stabile-Isotopen-Analyse, Hyperspektrale Fernerkundung und GLM/GLMM-Modellierung.
Die Untersuchungen finden statt in verschiedenen Gebieten in Portugal und Brasilien:
- Dünenbereiche im Alentejo bei Melides, Portugal
- Mussununga-Ökosysteme im Bereich von Eukalyptusplantagen bei Caravelas, Bahia, Brasilien
- Mussununga-Ökosysteme im Bereich von Naturwaldflächen im Reserve Natural Vale bei Sooretama, Espirito Santo, Brasilien
Die Flächen zeichnen sich durch unterschiedliche Invasionsstadien aus haben eine verschiedenartige räumliche Einbindung
Das Projekt zielt darauf ab, Methoden und Verfahren zu entwickeln, wie derartige Invasionen besser evaluiert und beobachtet werden können und wird Maßnahmenpakete zusammenstellen, wie die Landnutzungsakteure das Phänomen besser kontrollieren und mit Maßnahmen begleiten können.
Wesentlich ist auch, dass das Netzwerk laufend erweitert wird und neue Experten ausgebildet bzw. integriert werden.
Das Projekt wird im Rahmen der Marie Curie Actions des FP7 gefördert.
PIRSES-GA-2009-269206
Die Höhe der Förderung beträgt insgesamt 171 TEUR.
Finanziert werden Forschungsaufenthalte und Reisen. Die Laufzeit ist 2012-2016.
Partner sind:
Publikationen
Vorträge und Präsentationen
Poster
Workshops
Am 25. und 26. Juli 2016 fand an der Bundesuniversität Viçosa (Universidade Federal de Viçosa, Minas Gerais, Brasilien) das „International Symposium on Biological Invasion & II Jornada Botânica” statt. Die Veranstaltung wurde gemeinsam von der Universität Münster, der Universität Viçosa und dem Deutschen Wissenschafts- und Innovationshaus São Paulo ausgerichtet. Insgesamt waren mehr als 50 Wissenschaftler/-innen aus Deutschland, Portugal und Brasilien zusammengekommen, um sich über die jüngsten Ergebnisse der Forschung zu invasiven Pflanzen und dem damit verbunden Verlust an Biodiversität auszutauschen. Die Veranstaltung wurde stellvertretend durch Prof. Dr. Tillmann Buttschardt (Universität Münster), Dr. Silvia Ziller (Instituto Hórus de Desenvolvimento e Conservação Ambiental, Florianópolis), Prof. Dr. Vladimir Oliveira Di Iorio (Universität Viçosa), Prof. Dr. Renata Meira (Botanische Gesellschaft Brasilien) und Márcio Weichert (Deutsches Wissenschafts- und Innovationshaus São Paulo) feierlich eröffnet. Durch die zahlreichen Fachvorträge und Diskussionen konnte die aus einem EU-Projekt hervorgegangene Zusammenarbeit zu einer langfristigen Kooperation zwischen Brasilien und Deutschland mit besonderen Blick auf die Förderung junger Nachwuchsforscher/-Innen ausgebaut und weiter gestärkt werden.
Das EU-Projekt fokussierte vor allem auf invasive Akazienarten, die – ursprünglich aus Australien stammend – auch in Portugal und vor allem in verschiedenen Teilen Brasiliens stark invasiv sind und dort die Lebensräume langfristig verändern. Während die Forscher aus Viçosa den Blick vor allem auf strukturellen Aspekten des Vegetationsaufbaus, des Samendrucks und der Beschattung richteten, hatten die Arbeiten der Universitäten in Freiburg (D) und Lissabon (P) vor allem physiologische Aspekte im Fokus. Da Akazien in nährstoffarmen Ökosystemen in der Lage sind, mittel sogenannter Knöllchenbakterien Luftstickstoff zu binden und so einen ausgesprochenen Mangel zu überbrücken, haben sie einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Pflanzen. Auch gehen sie viel verschwenderischer mit Wasser um und schwächen so zusätzlich ihre Konkurrenz. Es konnte mittels Einsatzes stabiler Isotope nachgewiesen werden, dass der Stickstoff, den die Akazien fixieren auch in anderen Pflanzen in der Nachbarschaft angetroffen wird. Die Akazien geben also ihren Sticksoff an die Umgebung weiter. Der fachliche Schwerpunkt der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster lag darin, mittels des Einsatzes von hyperspektraler Fernerkundung und Drohnen (UAVs) einerseits die Verteilungen der Akazien im Raum zu ermitteln und andererseits die räumlichen Auswirkungen der Ökosystemveränderungen mittels Modellrechnungen zu bestimmen.
Neben der Vorstellung dieser Ergebnisse wurden in der Konferenz auch Arbeiten brasilianischer Studierender und Doktoranden präsentiert, die im Vorfeld eingereicht und durch eine Jury ausgewählt worden waren. Márcio Weichert vom Deutschen Wissenschafts- und Innovationshaus São Paulo stellte in einem eigenen Beitrag das deutsche Wissenschaftssystem vor und informierte über Möglichkeiten welche der DAAD, die DFG sowie die AvH-Stiftung für die Unterstützung brasilianischer Forscher und Studierender in Deutschland bieten.