Überlebensraten der Weidenammer (Emberiza aureola), einer global gefährdeten Singvogelart

Antragstellerin: Ilka Beermann
Projektbeteiligte: Wieland Heim, Amur Bird Project
Fachbereich, Studienrichtung: Fachbereich 14 (Geowissenschaften), Institut für Landschaftsökologie
Projekttitel: Überlebensraten der Weidenammer (Emberiza aureola), einer global gefährdeten Singvogelart
Fördersumme: 3.721,00 Euro
Kontakt: Ilka Beermann

Projektbeschreibung:

Kaum eine Vogelart hat in ihrem Bestand so massiv abgenommen wie die Weidenammer (Emberiza aureola). Zwischen 1980 und 2013 hat der früher häufige Singvogel einen Bestandsrückgang von rund 90 % erfahren. Das Brutgebiet ersteckte sich einst von Finnland im Westen bis nach Kamtschatka im Osten. Durch den starken Rückgang der Art hat sich das Verbreitungsgebiet jedoch um 5000 km gen Osten verringert (KAMP et al. 2015). Seit 2004 wird die Art von der International Union for Conservation of Nature (IUCN) auf der internationalen Roten Liste gefährdeter Arten geführt. Im Oktober 2017 wurde die Weidenammer schließlich als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft (IUCN 2018). Vermutlich ist der drastische Rückgang der Art in Teilen auf illegale Singvogelfänge in Ostasien zurückzuführen.
Derzeit wird vermutet, dass sowohl östliche als auch westliche Populationen über Ostasien in ihr Winterquartier ziehen. Demnach hätten die westlichen Populationen einen dreimal längeren Zugweg als östliche Populationen. Dies könnte sich negativ auf die Überlebenswahrscheinlichkeit auswirken und würde somit die besonders drastischen Bestandseinbrüche in der europäischen Population der Weidenammer erklären. Mit diesem Forschungsprojekt sollte herausgefunden werden, ob es einen Unterschied in der Rückkehrrate zwischen östlichen und westlichen Populationen der Weidenammer gibt. Dazu sollten an zwei Standorten die Präsenz von bereits im Vorjahr mit Farbringen markierten Weidenammern geprüft werden. Das erste Untersuchungsgebiet befindet sich am Baikalsee im Selenga-Delta, etwa 100 km nordwestlich von Ulan-Ude. Das zweite Untersuchungsgebiet liegt im nordwestlichen Teil Russlands in der Nähe von Syktyvkar. Hier befindet sich auf Stromtalwiesen des Flusses Wytschegda eines der letzten bekannten Vorkommen der Art in Europa.

Ergebnisse:
Am Amur in Fern Ost Russland zeigten männliche Weidenammern zwischen 2016 und 2018 eine scheinbare Überlebensrate von 35,7 %. Weibchen hatten eine Rückkehrrate von lediglich 9,1 % (Amur Bird Project 2019).
Im westlich gelegenen Selenga-Delta am Baikalsee konnten mehrere im Vorjahr markierte Vögel wiederentdeckt werden. Für männliche Weidenammern ergibt sich eine Rückkehrrate von 37,5 %. Hingegen zeigen Weibchen am Baikalsee unüblicherweise eine deutlich höhere Rückkehrrate von 66,7 %. Diese Ergebnisse könnte auf einen geringen Stichprobenumfang zurückzuführen sein.
In Syktyvkar konnten weder männliche noch weibliche Individuen aus dem Vorjahr beobachtet werden. Die Rückkehrrate liegt somit für beide Geschlechter bei 0 %. Dies könnte die Theorie stützen, dass lokale Individuen einen deutlich längeren Zugweg haben und somit auch eine deutlich geringere Rückkehrrate im Vergleich zu anderen Untersuchungsgebieten zeigen. Jedoch konnten 2018 nur wenige Individuen mit Farbringen markiert werden. Der Stichprobenumfang war recht gering. Daher wurden in dieser Feldsaison, sowohl am Baikalsee als auch in Syktyvkar, erneut Individuen mit Farbringen markiert. Hierdurch soll der Stichprobenumfang erhöht werden, um präzisere Aussagen über die Rückkehrrate der Weidenammer zwischen östlichen und westlichen Brutgebieten treffen zu können. Die Kontrolle erfolgt durch Freiwillige des Amur Bird Projects.
Die zuvor definierten Ziele wurden somit erreicht.
Darüber hinaus konnte das Vorkommen der Weidenammer bei Kundur (Fern Ost Russland) nachgewiesen werden. Da die Art hier jedoch nicht brütet, ist der Standort für eine Einbeziehung in das Forschungsprojekt ungeeignet. Zusätzlich konnte, durch Beziehungen zu lokalen Ornithologen, ein weiteres Untersuchungsgebiet bei Nischni Nowgorod, im europäischen Teil Russlands, hinzugewonnen werden. Hier wurden 2019 erstmals fünf Individuen mit Farbringen markiert.

Bereits während der Forschungsreise konnte eine breite Öffentlichkeit durch Berichterstattung auf dem Blog des Amur Bird Projects, und über die Facebook und Twitter-Accounts des Projektes, erreicht werden. Zusätzlich berichtete der russische Nachrichtensender „ГТРК Амур“ am 24. Mai 2019 über unsere Arbeit.
Die Forschungsergebnisse werden, im Rahmen der Tagung der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft am 28. September 2019 in Marburg und auf der Tagung des Amur Bird Projects Anfang Dezember in Münster, in Form von Vorträgen präsentiert. Zudem sollen die Ergebnisse mittels einer vergleichenden Analyse in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift publiziert werden.

Projektdurchführung:
Das Verfassen eines Fördermittelantrages war eine sehr gute Übung, die mir durch mein bisheriges Studium so bisher nicht geboten wurde. Hilfreich war vor allem, dass man die Möglichkeit zur Korrektur des Antrages geboten bekommen hat.
Durch die Vorbereitungen der Feldsaison konnte ich meine Kenntnisse in der Anwendung Geographischer Informationssysteme weiter ausbauen. Zusätzlich konnte ich während des Aufenthalts in Russland meine Vorkenntnisse im Bereich der Vogelberingung anwenden und weitere Erfahrungen in diesem Gebiet sammeln.
Ohne die finanzielle Unterstützung durch die Westfälische Wilhelms-Universität Münster im Rahmen des safir-Programmes wäre die sechswöchige Forschungsreise nicht zu realisieren gewesen.