Ein dokumentarisches Theaterstück über die Einflüsse der Militärdiktatur in Buenos Aires in den heutigen Generationen

Antragstellerin: Jasmin Prüßmeier
Fachbereich, Studienrichtung: Fachbereich 9, Romanische Philologie (Spanisch); Fachbereich 1, Evangelische Religionslehre
Projekttitel: Ein dokumentarisches Theaterstück über die Einflüsse der Militärdiktatur in Buenos Aires in den heutigen Generationen
Fördersumme: 5.000 Euro
Kontakt: Jasmin Prüßmeier

Projektbeschreibung:

Das Ziel meines Projektes ist es gewesen, ein dokumentarisches Theaterstück über die Einflüsse der Militärdiktatur in Buenos Aires in den heutigen Generationen zu schaffen. Während der im Jahr 1976 beginnenden Diktatur wurden Oppositionelle ermordet, ihre Leichen aber nie gefunden. Es „verschwanden“ insgesamt 30.000 Menschen. Das entstandene Stück geht insbesondere auf die Situation der in Gefangenschaft geborenen und anschließend zur Adoption frei gegebenen Kinder der gefolterten und getöteten Häftlinge ein. Aus Fragmenten echter Biografien wurde eine Handlung entworfen, in welche Videoaufnahmen von originalen Schauplätzen der Diktatur in der Gegenwart integriert und Interviews von Personen gezeigt wurden, die ihre eigene Geschichte der Diktatur erzählen. Der Bezug zur Gegenwart besteht in dem Stück in der Suche nach Identität, welche die Rollen fortgehend neu definiert. Um die damaligen Erlebnisse mit ihren Auswirkungen auf die Menschen bis heute zu zeigen, bewegt sich das Stück zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Auf diese Art und Weise werden die Zuschauer an Orte des Widerstands, auf den Plaza de Mayo in Argentinien, in die Häuser der Militärs und der Rebellen mitgenommen, um die Geschichte so möglichst lebendig, wirklichkeitsgetreu und ungeschönt zu erleben. Zur weiteren Annäherung ist in die Inszenierung die spanische Sprache in Form von Musik und den authentischen Videoaufnahmen vertreten.

Als Stimme des sozialen Gewissens und als friedlicher Protest gegen Gewalt, Terror und Verdrängung wurden Fragen der argentinischen Gegenwart aufgegriffen, zum Beispiel, welche Spuren das Verschwinden von Menschen in der Gesellschaft hinterlässt. Der wissenschaftliche Kontext besteht also zum einem in der geschichtlichen Darstellung und Auseinandersetzung mit der Militärdiktatur in Argentinien. Dieses geschieht anhand konkreter Biografien und einer fokussierten Bestandsaufnahme der heutigen Stimmung zu der Thematik. Zum anderen ist das Thema der eigenen Identitätsfindung ein wichtiger Punkt, hierbei wird übergreifend auf pädagogische, psychologische und philosophische Aspekte eingegangen. Das Stück soll einerseits dazu dienen, den Rezipienten zu informieren und anderseits ihn in eine reflektierte Position versetzen, mit den Themen Schuld und Identität umzugehen. Dazu werden Fragestellungen aufgegriffen wie: Wer bin ich und vor welchem Hintergrund bin ich so geworden? Was passiert, wenn Grundannahmen meines eigenen Identitätsbildes sich als gänzlich falsch erweisen?

Das Projekt wurde glücklicherweise sehr gut aufgenommen, wir als Ensemble durften uns über positive Kritiken über die Inszenierung freuen. Als kleinen Einblick hier die Rezension von Axel Engels: Zum Artikel in den Westfälischen Nachrichten.

Auf unterschiedlichste Weise war dieses Projekt sehr bereichernd für mich, besonders möchte ich betonen, dass ich mit wundervollen Menschen zusammenarbeiten konnte. Angefangen bei den Interviewpartnern vor Ort, die mir viel Vertrauen entgegegen gebracht und mir Einblick in ihre Lebensgeschichten und deren dunkle Kapitel gewährt haben. Die Menschen in den Organisationen der HIJOS und ABUELAS, die viele Fragen geduldig beantwortet haben und deren Arbeit und Einsatz für die Menschenrechte vor Ort sehr bewundernswert ist.

Vor allem dient mein Dank dem großartigen Ensemble, das sich sensibel in die Rollen eingefühlt und die einzelnen Charaktere besonders stark verkörpert hat. Eine tolle Kooperation hat sich ergeben, insofern dass wir einige Teilnehmer des Kongresses der Romanistik Crisis y Creatividad im Publikum begrüßen durften. Durch die gute Ensemblearbeit ist die Idee sowohl zu möglichen Anschlussprojekten gewachsen, als auch der Ausbau dieses Werkes. Außerdem werden wir eine Überarbeitung des Stückes auf dem Neue Wände Festival zeigen.

Dank der Forschungsgelder konnte ich dieses Projekt in einer Intensität durchführen, die mir sonst in diesem Ausmaß nicht möglich gewesen wäre. Über diese Möglichkeit und Chance bin ich sehr dankbar.