"Ist soziale Kompensation tatsächlich sozial motiviert?" (2009)


Antragsteller:
Lena Bilke, Christina Heckersbruch, Melanie Lindenberger

Projektbeteiligte:
Lena Bilke, Christina Heckersbruch, Melanie Lindenberger

Fachbereich, Studienrichtung:
Psychologie, Arbeitseinheit Organisations- und Wirtschaftspsychologie

Projekttitel:
„Ist soziale Kompensation tatsächlich sozial motiviert?“

Fördersumme:
1300€

Kontakt:
c.heckersbruch@gmx.de

Projektbeschreibung:
In den letzten ca. 20 Jahren der organisations- und sozialpsychologischen Forschung hat sich gezeigt, dass Menschen in Gruppen motivierter sind und deswegen mehr leisten, als wenn sie allein arbeiten. Ein Befund hierzu wird als soziale Kompensation bezeichnet (z. B. Williams & Karau, 1991) und beschreibt das Bemühen von leistungsstarken Mitgliedern in Arbeitsgruppen, eine besonders gute Leistung zu zeigen, weil sie erwarten, dass leistungsschwächere Gruppenmitglieder nur eine schlechte Leistung erbringen werden.

Um zu erforschen, welche Prozesse für dieses soziale Kompensationsverhalten verantwortlich sind, wurde ein Antrag auf Förderung mit folgender Zielsetzung gestellt:

  • Das Ergebnis, dass leistungsstarke Gruppenmitglieder zuverlässig eine erhöhte Motivation im Vergleich zu Personen zeigen, die allein arbeiten und nur für sich selbst verantwortlich sind, sollte repliziert werden.
  • Darüber hinaus sollten die dem sozialen Kompensationseffekt zu Grunde liegenden Prozesse aufgedeckt werden. Dabei gingen wir konkret der Fragestellung nach, ob soziale Kompensation von Gruppenmitgliedern durch prosoziales Engagement für die Gruppe oder durch egoistisches "Impression Management" motiviert ist.
  • Als weiteres Ziel dieser empirischen Arbeit verfolgten wir die Publikation unserer Ergebnisse in einer Fachzeitschrift, um sie so der wissenschaftlichen Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.

Zur Zielerreichung führten wir mit Hilfe der Fördergelder ein klassisches Experiment durch, an dem insgesamt 186 Versuchspersonen teilnahmen. Die Probanden wurden in fünf verschiedene Experimentalbedingungen eingeteilt, die uns zum einen den Vergleich von Einzel- und Gruppenarbeit ermöglichten und zum anderen, mittels einer systematischen Variation einer in Aussicht gestellten Belohnung, Aufschluss darüber gaben, inwiefern mögliche Motivationsgewinne egoistisch oder altruistisch begründet sind.

Die Ergebnisse unserer Studie lassen, entgegen unserer ersten Hypothese, zunächst keinen Schluss auf eine erhöhte Motivation bei der Arbeit in Gruppen verglichen mit Individuen zu. Zwar zeigten die allein arbeitenden Probanden deskriptiv eine deutlich geringere Leistung als die in Gruppen arbeitenden Probanden, diese Tendenz wurde jedoch statistisch nicht bedeutsam. In Hinblick auf die zweite Fragestellung konnte nachgewiesen werden, dass Gruppenmitglieder, deren Partner zwar eine Belohnung in Aussicht gestellt wurde, sie selbst aber keine Belohnung für ihre Leistung erwarten konnten, statistisch signifikant weniger Bemühungen zeigten, als vergleichbare Probanden, die eine persönliche Belohnung für die Gruppenleistung zu erwarten hatten. Aus diesem Ergebnis kann man schlussfolgern, dass eine soziale Kompensationsleistung egoistisch motiviert ist.

Da die berichteten Ergebnisse Hinweise auf ein egoistisch motiviertes Kompensationsverhalten in Gruppen liefern, grundlegende Motivationsgewinne jedoch mit der relativ kleinen Stichprobe nicht nachgewiesen werden konnten, ist eine Fortführung der Studie geplant. Die Verfolgung des Ziels der Publikation unserer Ergebnisse, wenn sie ausfallen wie vorhergesagt, muss daher auf die Zeit nach dem endgültigen Abschluss der Datenerhebung (ab Herbst 2011) verschoben werden.