Studentische Tagung "Knots, Primes and Other Analogies"
Antragsteller: Jonas Stelzig
Projektbeteiligte: Matthias Kemper, Robin Sroka, Jonas Stelzig
Fachbereich, Studienrichtung: Mathematisches Institut
Projekttitel: Studentische Tagung "Knots, Primes and Other Analogies"
Fördersumme: 5.000,00 Euro
Kontakt: Jonas Stelzig
Projektbeschreibung:
Vom 29. Mai bis 4. Juni 2017 fand die einwöchige studentische Tagung "Knots, Primes and Other Analogies" unter dem Leitmotiv "Analogien in der Mathematischen Forschung" in Paris (Frankreich) an der Universität Paris 7 (Didérot) statt.
Eine Analogie ist eine strukturelle Ähnlichkeit zwischen Theorien, welche (noch) nicht mathematisch-präzise gefasst werden kann. Analogien sind ein wichtiges Hilfsmittel in der theoretischen Mathematik. Sie ermöglichen Anfängern/-innen einen intuitiven Einblick in neue Bereiche, dienen Experten/-innen als Organisationsprinzipien und sind nicht zuletzt eine Inspirationsquelle, um neue Sätze oder Beweise zu "erraten". Ziel der Tagung war es, die Teilnehmer/-innen anhand von historischen und modernen fruchtbaren Beispielen für das Denken in Analogien zu sensibilisieren.
Etwa die Hälfte der Vorträge baute aufeinander auf und beschäftigte sich mit der Analogie "Knots & Primes". Diese stammt von David Mumford und Barry Mazur und besagt grob, dass man sich für bestimmte Fragestellungen eine Primzahl so vorstellen kann wie einen verschlungenen Faden im dreidimensionalen Raum (einen "Knoten"). Die andere Hälfte "Other Analogies" behandelte voneinander unabhängige Beispiele für Analogien und bot Raum für Ideen der Teilnehmer/-innen, den diese kreativ zu füllen wussten. Ungewöhnlich und herausfordernd war der mit dem Leitmotiv verbundene interdisziplinäre Charakter der Tagung – es wurde über Analogien zwischen unterschiedlichsten Bereichen referiert, unter anderem waren vertreten: algebraische Geometrie, Zahlentheorie, Riemannsche Geometrie, algebraische Topologie, Operatoralgebren, Kombinatorik, theoretische Informatik und statistische Physik.
Wir hatten bereits Erfahrung mit der Organisation von studentischen Seminaren in Münster. Durch Plakate auf die Fördermöglichkeiten von SAFIR aufmerksam geworden, kam uns die Idee eine Tagung mit internationalem Charakter zu veranstalten. In Diskussionen verfestigten sich die Vorstellungen über das Thema und den Austragungsort Paris. Letzterer erschien uns sowohl aufgrund der hohen Konzentration an mathematischen Forschungseinrichtungen und Universitäten als auch aus pragmatisch-organisatorischen Gründen – einer von uns machte dort ein Erasmus-Semester – als besonders geeignet. Parallel zum Abfassen des Antrags im Kontakt mit SAFIR planten wir Unterkunft, Anreise und den Ablauf in Paris und konnten erreichen, dass die Tagung in den Räumen von Paris 7 im Stadtzentrum stattfand. Um Werbung für die Tagung zu machen, erstellten wir eine Webseite mit allen für die Organisation in Münster und Paris notwendigen Informationen sowie einer Liste von Themenvorschlägen und Literat urhinweisen. Schließlich fertigten wir eine Zusammenfassung in Form eines Aushangs an, den wir in der mathematischen Fakultät in Münster anbrachten und per E-Mail, mit der Bitte um Weiterverbreitung, an die Pariser Universitäten schickten.
Insgesamt gab es zwölf Teilnehmende, die etwa zu gleichen Teilen aus Paris und Münster kamen. Die Fördergelder wurden für die Reise- und Unterkunftskosten der Teilnehmenden aus Münster verwendet. Mit der zugesprochenen Fördersumme wäre eine etwas größere Teilnehmerzahl möglich gewesen, allerdings war auch so das Programm gut ausgefüllt und wir hätten dann vermutlich die Vortrags- oder Diskussionszeit kürzen müssen. Nach der Anreise am Sonntag gab es von Montag bis Samstag Vortragsprogramm mit einer Unterbrechung für kulturelle Aktivitäten und Stadtbesichtigung am Donnerstag. Dabei fanden an jedem Tag Vorträge aus den beiden Blöcken "Knots & Primes" und "Other Analogies" statt. Die ebenfalls täglich eingeplanten Diskussionsrunden wurden von den Teilnehmenden aktiv genutzt, um inhaltliche Fragen und weiterführende Details zu besprechen. Weiterhin profitierten wir von der Fülle mathematischer Kultur in Paris: Wir besuchten einige Vorträge der am Collège de France stattfindenden Konferenz "In Memory of Jean-Christophe Yoccoz", u.a. vom Fieldsmedaillenträger Curtis McMullen, konnten uns in der Bibliothek des Institut Henri Poincaré die Ausstellung "Esthétopies" über nichteuklidsche Geometrien anschauen (und -hören, da ein Exponat die Schallausbreitung in solchen Räumen simulierte), und wurden von einem der französischen Seminarteilnehmer auf eine Messe zu mathematisch en Spiel en aufmerksam gemacht.
Im Rahmen einer Feedbackrunde am Ende der Tagung wurde diese von den Teilnehmenden insgesamt sehr positiv bewertet. Kritisiert wurde das Fehlen von Kaffee und Keksen in den Vortragspausen, die wir leider nicht finanzieren konnten, und das Programm wurde als etwas straff bezeichnet. Positiv hervorgehoben wurden die gute Organisation von Fahrten und Räumen sowie die Heterogenität der Gruppe sowohl kulturell als auch im Hinblick auf persönliche mathematische Vorlieben und Interessen, was einen reichhaltigen Austausch ermöglichte. Besonders hat es uns gefreut, dass bereits am Ende der Tagung Ideen für eine Fortsetzung dieses Formates entstanden und zwei Teilnehmende ihr Interesse an der Organisation einer solchen im kommenden Jahr bekundeten.
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