Welchen Profit hat die Fischfauna der Stever durch die Renaturierungsmaßnahmen in Olfen?

Antragsteller: Jonas Thomas Pohlon
Fachbereich, Studienrichtung: FB 14, Bsc. Landschaftsökologie, Institut für Landschaftsökologie (ILÖK)
Projekttitel: Welchen Profit hat die Fischfauna der Stever durch die Renaturierungsmaßnahmen in Olfen?
Fördersumme: 1.260,00 Euro
Kontakt: jpohlon@uni-muenster.de

Projektbeschreibung:

Meine Eingangsfrage zu meinem Projekt, die gleichzeitig mein Projekttitel ist, war Gegenstand meiner elektrofischereilichen Untersuchungen an der Stever Umflut. Gegenstand meines Forschungsprojektes war die Ergründung der Frage, welchen Profit die Fischfauna der Stever durch die Renaturierungsmaßnahmen in Olfen erfährt. Dabei kamen maßgeblich elektrofischereiliche Untersuchungsmethoden an der Stever Umflut zum Einsatz.

Vor Ort an der Stever Umflut wurden mittels dieser Methode 650 m Gewässerstrecke durch meine Person, im Beisein einer Assistenzperson am Ufer, befischt. Dabei ließen sich 6331 Individuen, bestehend aus 19 Arten, nachweisen. Die Ergebnisse ließen eine Aussage darüber zu, wie viele Fischarten die Stever Umflut als Rückzugsraum nutzen.

Die Altarmstruktur stellte sich als essentiell für die Flussbarsche als Brutstätte heraus. Auf 120 Metern Strecke wurden 133 Flussbarsche in der Größenordnung von 5 bis 21cm Körperlänge nachgewiesen. Der Durchschnitt lag allerdings bei etwa 8,1 cm. Dies ist ein Hinweis darauf, wie wichtig dieser Bereich für den Flussbarsch als Laich- und Jungfischhabitat sein muss.

Der Vergleich der Untersuchungsergebnisse in Bezug auf die Fischfauna oberhalb und unterhalb der Füchtelner Mühle ließ ebenfalls eine Aussage über die Funktionsfähigkeit dieser Umflut als Aufstiegsanlage zu. Es zeigte sich, dass schwimmstarke Fischarten, wie die Hasel, die Aland und die Schmerle in den Becken der Riegelbeckenstrukturen (RBS) nachweisbar waren.

Schwimmschwache Arten hingegen, wie etwa der Bitterling, konnten lediglich am Startpunkt der Umflut unterhalb der Füchtelner Mühle nachgewiesen werden. Es liegt nahe, dass schwimmschwache Arten die Umflut nicht als Aufstiegshilfe nutzen bzw. nicht von dieser Anlage profitieren.

Die Fische finden zwar in der Umflut ideale Lebensbedingungen und vermehren sich nachweislich gut, jedoch zeigen sich keine stromaufwärts gerichtete Wanderbewegungen dieser Arten. Es ist zu vermuten, dass auch andere schwimmschwache Arten, wie etwa der Steinbeißer, oder die Quappe ebensolches Verhalten in Bezug auf die stromaufwärts gerichtete Wanderbewegung zeigen.

In meiner Forschungsarbeit war es von besonderem Interesse, einen Vergleich der gewonnenen aktuellen elektrofischereilichen Daten mit denen aus den Jahren 2019/2020 im Ober-/Unterwasser zu ziehen. Besonders auffallend ist, dass die Umflut eine höhere Fischdichte als die Stever besitzt. Sowohl Artenzahl als auch Individuenzahl pro befischter Flussstrecke sind in der Umflut deutlich höher als im Ober-/Unterwasser. Zum Beispiel wurden im Unterwasser auf 200 m befischter Strecke insgesamt 129 Individuen nachgewiesen, während in der Umflut auf 100 m befischter Strecke insgesamt 1889 Individuen nachgewiesen wurden. Vermutlich bieten die naturnahen Strukturen der Umflut den Fischen deutlich bessere Lebensbedingungen als das Ober-/Unterwasser der Stever.

Während meiner Forschungsarbeit ergab sich im Juni 2022, dass aufgrund von Reparaturarbeiten am Wehr der Füchtelner Mühle ein nahezu gänzliches Trockenfallen der Stever notwendig war. Durch dieses sehr einschneidende Ereignis wurde deutlich, wie wichtig die Umflut als Refugium für die Fische der Stever war, da die Umflut noch ausreichend Wasser führte, um Fischen Retentionsraum zu bieten. Bis dann die Stever wieder aufgestaut wurde, verstrich ein knapper Monat mit nur minimaler Wasserführung.

Solche Extremereignisse sind für die Flora und Fauna eines Gewässers eine besonders hohe Belastung. Dabei können Laichplätze trockenfallen, und die Fische müssen abwandern und sich neue Habitate suchen, um ihr Überleben zu sichern. Dabei geraten manche Fischarten unter besonderen Stress, da die erforderlichen Habitate oftmals schon durch andere Fischarten zuvor besetzt wurden. Derartige Niedrigwasserereignisse können sich auch durch witterungsbedingte Trockenperioden entwickeln, die wir insbesondere im Hinblick auf den fortschreitenden Klimawandel in Zukunft stärker in die Planung von Renaturierungsmaßnahmen berücksichtigen müssen. In Zeiten von Niedrigwasser sind naturnahe Strukturen, wie die Umflut, zukunftsweisende Gewässerveränderungen, die den Schaden für die Flora und Fauna der Gewässer deutlich begrenzen könnten.

Die Elektrofischerei selbstständig zu planen und durchzuführen, stellte für mich eine besondere Herausforderung bei der Umsetzung der Projektarbeit dar. Typischerweise wird bei der Elektrofischerei das Gewässer bewatet, jedoch musste hier phasenweise ein Schlauchboot zum Einsatz kommen, da die Gewässertiefe zu hoch war. Es ergab sich auch, dass für manche Gewässerbereiche aufgrund der hohen Gewässerbreite zwei, statt wie geplant nur ein, Elektrofischer notwendig waren, um die gesamte Gewässerbreite mit elektrischem Strom abzudecken. Besonders dankbar bin ich Herrn Christian Edler, Fischereidezernent der Bezirksregierung Münster, der mich in solchen Situationen und bei weiteren Umsetzung meiner Forschungsideen unterstützt hat.

Der von mir initial geplante, zeitliche Forschungsrahmen wurde deutlich überschritten, um zusätzliche Erkenntnisse, die sich im Prozess ergaben, zu sammeln.

Dabei lässt sich zusammenfassend sagen, dass sich die Umflut als naturnahes Fischhabitat von herausragender Qualität erwiesen hat. Eine Funktion der Umflut als Aufstiegshilfe für schwimmschwache Arten konnte dabei nicht nachgewiesen werden. Ich hoffe, dass meine Ergebnisse einen Beitrag dazu leisten können, den Bau solcher Strukturen wie die Umflut zu fördern und zu verbessern.

Der Geförderte Jonas Thomas Pohlon, Copyright Kim Nowak.
Der Geförderte Jonas Thomas Pohlon, Copyright Kim Nowak.